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Genia Chef (* 28. Januar 1954 in Aktjubinsk / UdSSR als Jewgenij Scheffer) ist ein deutsch-russischer Künstler (Malerei, Graphik, Installationen), der in Berlin lebt. Er gilt als Begründer des Post-Historismus, einer Kunstrichtung, die Elemente der traditionellen Malerei mit ästhetischen Experimenten verbindet und aktuelles Zeitgeschehen in Form einer neuen Mythologie interpretiert.

Genia Chef
Genia Chef

Werdegang


Genia Chef wurde 1954 in Aktjubinsk, Kasachstan als Jewgenij Scheffer geboren. Sein Vater Wladimir Scheffer, ein Moskauer Fotojournalist, war als Opfer der stalinistischen Säuberungen aus politischen Gründen nach Kasachstan in den Gulag verbannt worden. Infolge seiner Rehabilitierung im Jahr 1961 durfte die Familie nach Moskau zurückkehren. Dort wuchs Genia Chef auf und studierte von 1972 bis 1977 am Moskauer Polygraphischen Institut bei Andrei Dmitrijewitsch Gontscharow (Graphik) und Dmitri Dmitrijewitsch Schilinski (Malerei). Er schloss das Studium mit dem ersten Preis für das Diplom ab (Illustrationen zu E.A. Poe). Nach seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland 1985 studierte er auf Einladung von Rudolf Hausner von 1988 bis 1993 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Er war Meisterschüler von Arik Brauer, beendete das Studium 1993 mit dem Magister Artium und wurde mit dem Goldenen Fuegerpreis der Wiener Kunstakademie ausgezeichnet.


Werk


Schon während des Studiums begann Genia Chef als Illustrator bei der Avantgarde-Zeitschrift „Znanie -Sila“ mitzuarbeiten, die nonkonformistischen Künstlern wie Yulo Sooster, der als ein Vorläufer des Moskauer Konzeptualismus gilt, eine Plattform bot. Chefredakteur der experimentellen Zeitschrift war Yuri Sobolev, eine Figur der Moskauer Underground-Kunstszene und Autor der Zeichentrickfilme „Es war einmal ein Kosjawin“, „Schmetterling“ und „Die Glasharmonika“. Den Künstlernamen Genia Chef nahm Jewgeni Scheffer an, als er in den 1970er-80er Jahren begann, an Ausstellungen der Moskauer Nonkonformisten in der Malaya Gruzinskaya Straße teilzunehmen. Hier stellte er mit Künstlern wie Viktor Pivovarov, Francisco Infante, Anatoli Swerew, Andrei Roiter, Semyon Faibisovich und Konstantin Khudiakov aus. Nach dem Studium am Moskauer Polygraphischen Institut lebte Genia Chef vor allem von Buchillustrationen, so wie andere nonkonformistische Künstler in der UdSSR jener Zeit (z. Bsp. Ilja Kabakow, Oleg Vasiliev oder Erik Bulatow). Er illustrierte u. a. E.A. Poe oder American Romantic Tales. Seine nonkonformistische Malerei war in dieser Periode von modernen westlichen Kunstströmungen beeinflusst. Nach der Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland 1985 widmete sich der Künstler ganz der Malerei. Er verbrachte viel Zeit in dem spanischen Künstlerort Cadaques, wo er seinen posthistorischen Stil entwickelte (Manifest des Posthistorismus, 1986). Damals entstanden Arbeiten, in denen der Künstler ihm vertraute Figuren aus der russischen Geschichte wie Leo Tolstoi, Maxim Gorki oder W.I. Lenin in Landschaften der spanischen Mittelmeerküste inszeniert. Oft werden historische Personen wie Lenin, Stalin, Hitler, Mussolini entpolitisiert und als Statisten in der Weltgeschichte dargestellt. Anlässlich einer Ausstellung im ehemaligen Studio von Antonio Canova in Rom verfasste Genia Chef sein Manifest der Neo-Mythologie mit dem Titel „Viva Canova!“ (1995). Die Vermischung von post-historischen und neo-mythologischen Konzepten kennzeichnet seine Arbeiten dieser Periode (s. „Die Geburt der Mythen“, 1993, Diplomarbeit an der Wiener Kunstakademie). Eine umfassende Einzelausstellung im Staatlichen Russischen Museum in St. Petersburg mit dem Titel „Gloria Novi Saeculi“ („Glory of a New Century“)[1] im Jahr 2011 präsentiert zahlreiche Schlüsselwerke beider Schaffensperioden.

2013 ist Genia Chef mit der Multimedia-Installation „Dead House“ im Offiziellen Begleitprogramm der 55. Biennale von Venedig vertreten (Palazzo Bembo, Collateral Events). Hier thematisiert der Künstler die Ermordung der russischen Zarenfamilie, auch im Weiteren bleibt dies ein wichtiger Aspekt in seinem Schaffen (mehrere Museumsausstellungen in Russland, 2017–2019).

2015 zeigen Genia Chef und sein Freund, der Schriftsteller Wladimir Sorokin, während der 56. Biennale von Venedig das Projekt „Pavillon Telluria“ im Palazzo Rocca Contarini Corfù. Genia Chefs „Archiv von Grenzzuständen“ besteht aus mehr als 200 kleinformatigen Arbeiten, die eine Art visuelles Tagebuch bilden. In ihrer Performance anlässlich der Ausstellungseröffnung treten beide Künstler im Kampf gegeneinander an: Genia Chef als Ritter mit Lanze und Schild, Wladimir Sorokin als Neandertaler mit Notebook und Holzstock. Die Auseinandersetzung symbolisiert das Aufeinanderprallen unterschiedlicher historischer Epochen.

In neuerer Zeit interessiert Genia Chef die Idee des „New Renaissance Man“, des Schöpfers, der eine Symbiose aus Wissenschaftler und Künstler bildet. Inspiriert von den Forschungen des russischen Akademiemitglieds Wladimir Skulatschow zum „Leben ohne Altern“ entwickelt Genia Chef gemeinsam mit dessen Sohn Maxim Skulatschow das Konzept einer „Akademie der Unsterblichkeit“ („Academy of Immortality“).


Ausstellungen (Auswahl)



Buchillustrationen (Auswahl)



Referenzen





Einzelnachweise


  1. GENIA CHEF. GLORY OF A NEW CENTURY In: en.rusmuseum.ru
  2. Play and Passion in Russian Fine Art, auf en.rusmuseum.ru
  3. KENNAN INSTITUTE - 25 YEARS (1974–1999), auf kolodzeiart.org
  4. Jesus Christ in Christian Art and Culture 14th to 20th Centuries, auf en.rusmuseum.ru
  5. Between earth and heaven, auf centrepompidou.fr
  6. Composition, auf zimmerli.emuseum.com
  7. Na kurort!: russische Kunst heute
  8. Times of Change. The Art of 1960-85 in the Soviet Union, auf en.rusmuseum.ru
  9. Shattered Utopia: Russian Art of the Soviet and Post-Soviet Periods from the Wayne F. Yakes, M.D., Collection : November 19 - December 30, 2010
  10. The Sky in Art, auf en.rusmuseum.ru
  11. Genia Chef. Glory of New Century, auf en.rusmuseum.ru
  12. Colorado’s most important collections on view at CU Art Museum, auf timescall.com
  13. Personal Structures Culture. Mind. Becoming (La Biennale di Venezia 2013), auf cornerhousepublications.org
  14. https://www.abqjournal.com/346543/russian-nonconformist-art-at-unm-museum.html
  15. The APS Mdina Cathedral Contemporary Art Biennale, auf /mdinabiennale.wixsite.com
  16. «На краю земли», auf nsartmuseum.ru
  17. Следующее, что нам может прийти в голову – это настоящее бессмертие., auf nanoart.fiop.site
Personendaten
NAME Chef, Genia
ALTERNATIVNAMEN Scheffer, Jewgenij (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNG deutsch-russischer Künstler
GEBURTSDATUM 28. Januar 1954
GEBURTSORT Aktjubinsk/UdSSR

На других языках


- [de] Genia Chef

[ru] Женя Шеф

Женя Шеф ( родился 28 января 1954 г. в городе Актюбинске/СССР как Евгений Владимирович Шеффер) - немецко-русский художник (живопись, графика, инсталляция), проживающий в Берлине. Почетный академик Российской Академии Художеств.[1]. Считается основоположником Пост-Историзма, художественного направления, сочетающего основу традиционной живописи с элементами эстетических экспериментов, интерпретирующего текущие события в форме новой мифологии.



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