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Georg Gerhard Schrimpf (* 13. Februar 1889 in München; † 19. April 1938 in Berlin) war ein deutscher Maler und Grafiker. Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Kunstrichtung Neue Sachlichkeit.

Martha, 1925
Martha, 1925
Georg Schrimpf, Selbstporträt
Georg Schrimpf, Selbstporträt
Stehender Mann im langen Mantel (Selbstportrait). Bleistiftzeichnung auf Papier, Blattmaß ca. 38 × 32 cm, Privatsammlung
Stehender Mann im langen Mantel (Selbstportrait). Bleistiftzeichnung auf Papier, Blattmaß ca. 38 × 32 cm, Privatsammlung

Biografie


Stillleben mit Katze (Ofenecke), 1923, Pinakothek der Moderne
Stillleben mit Katze (Ofenecke), 1923, Pinakothek der Moderne
Porto Ronco, 1917, Öl auf Leinwand, Größe 66 × 59 cm, Privatsammlung
Porto Ronco, 1917, Öl auf Leinwand, Größe 66 × 59 cm, Privatsammlung

Georg Schrimpf begann schon als Kind begeistert zu zeichnen, seine Lieblingsmotive waren Indianer. Die künstlerische Neigung fand im Elternhaus kein Verständnis, schon gar nicht eine Förderung. Der Stiefvater drängte das Kind 1902 (in diesem Jahr verlor er seinen leiblichen Vater[1]) zu einer Zuckerbäckerlehre in Passau. Georg schloss sie 1905 ab und ging sofort auf Wanderschaft. Sie führte ihn durch viele deutsche Städte, auch durch Belgien und Frankreich. Sein Geld verdiente er als Kellner, Kohlenschaufler und Bäcker.

1913 freundete er sich mit dem Schriftsteller Oskar Maria Graf an, ebenfalls ein gelernter Bäcker. Mit ihm zog er durch die Schweiz und Oberitalien. Einige Monate verbrachten die beiden in einer Anarchistenkolonie in Ascona/Tessin, zeitweise bei Karl und „Gusto“ Gräser auf dem Monte Verità. Es entstand eine lebenslange tiefe Freundschaft. Von O. M. Graf stammen die ersten Würdigungen der künstlerischen Tätigkeit Schrimpfs.

1915 übersiedelte Schrimpf nach Berlin. Sein Leben fristete er zunächst als Arbeiter in einer Schokoladenfabrik. Aber er fing jetzt intensiv zu malen an. Bald fand er die Beachtung des Kunstexperten, Galeristen und Publizisten Herwarth Walden, der Schrimpfs erste Ölbilder ausstellte (Galerie Der Sturm, 1916). Sie fanden große Beachtung. Mit Holzschnitten wurde Schrimpf Mitarbeiter der Zeitschriften „Die Aktion“ und „Der Sturm“.

Spielendes Mädchen. 1918, Holzschnitt aquarelliert, 21 × 15,9 cm
Spielendes Mädchen. 1918, Holzschnitt aquarelliert, 21 × 15,9 cm

1917 heiratete er die Malerin und Grafikerin Maria Uhden, mit der ihn auch künstlerisch viel verband. Noch im selben Jahr zog das Paar nach München. Maria Uhden starb im August 1918 an den Folgen der Geburt ihres Sohnes Markus. Seit dem Jahr 1918 stellte Schrimpf regelmäßig in der Münchner Galerie Neue Kunst aus. Er beteiligte sich als Mitglied des Aktionsausschuß revolutionärer Künstler aktiv an der Münchner Räterepublik. Er schloss sich ebenso der Novembergruppe an, auf deren Ausstellungen er sich 1919, 1920, 1924 und 1929 beteiligte. Schrimpf veröffentlichte Arbeiten u. a. in den Münchner expressionistischen Zeitschriften Der Weg, Die Bücherkiste und Die Sichel. 1920 stellte Schrimpf zum ersten Mal bei der Neuen Sezession im Glaspalast München aus. Ein Jahr später wurde er Mitglied dieser Gruppe. Sie sagte ihm besonders zu, denn hier fühlte er sich nicht in eine bestimmte Richtung gedrängt. 1922 kam er, wieder in Italien, mit der Künstlergruppe um die italienische Zeitschrift Valori Plastici in Kontakt; Carlo Carrà schrieb darauf eine Monographie über Schrimpf[2]. Von 1926 bis 1933 übte er eine Lehrtätigkeit an der Kunstgewerbeschule München aus.

1932 kam es zur Gründung und Beginn einer Wanderausstellung der Gruppe Die Sieben. der neben Georg Schrimpf auch die Künstler Theo Champion, Adolf Dietrich, Hasso von Hugo, Alexander Kanoldt, Franz Lenk und Franz Radziwill angehörten.

1933 wurde er als außerordentlicher Professor an die Staatliche Hochschule für Kunsterziehung in Berlin-Schöneberg berufen. Seine Lehrtätigkeit endete im September 1937 auf Anordnung von Bernhard Rust, dem Preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. Als Gründe wurden genannt, dass Schrimpf von Januar bis April 1919 der Kommunistischen Partei und 1925/26 ein Jahr lang der KPD-nahen Roten Hilfe angehört hatte.

Als ordentliches Mitglied des Deutschen Künstlerbundes nahm Georg Schrimpf noch an der letzten DKB-Jahresausstellung im Hamburger Kunstverein teil.[3] Die Haltung des NS-Regime gegenüber Person und Werk von Georg Schrimpf wirft ein bezeichnendes Licht auf die Widersprüchlichkeit der so genannten „Kunstpolitik“. Er galt als Roter und somit automatisch als „entartet“. Als auf Grund eines Erlasses des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, rund 16.000 Bilder als wertlos und entartet aus deutschen Museen entfernt wurden, waren auch 33 Werke Schrimpfs darunter. Gleichzeitig zählten einige Nazi-Größen zu den Sammlern von Schrimpf-Gemälden, wie die Reichsminister Heß und Darré. Im Jahr vor seinem Tod wurde er im Juli 1937 in der NS-Ausstellung Entartete Kunst erneut diffamiert.[4] Gegen Ende 1937 wurde Georg Schrimpf seines Lehramts in Berlin enthoben, er starb wenige Monate später im Alter von 49 Jahren an Herzversagen.[5]


Grabstätte


Die Grabstätte von Georg Schrimpf befindet sich auf dem Münchner Waldfriedhof (Grabnr. 103-2-31)[6].


Werk


Schrimpf war Autodidakt. Er zeichnete von Kindheit an wie besessen, aus dem Kopf und nach Vorlagen, und kopierte Bilder, die ihm besonders gefielen. 1913, nach seiner Rückkehr aus Ascona, besuchte er für acht Tage in München eine Malschule. Seine Selbstzweifel waren so stark, dass er seine Arbeiten vor fremden Augen versteckte. Außer vor seinem Freund, dem Schriftsteller Oskar Maria Graf (wie Schrimpf ehemaliger Bäckergeselle). Der sandte einige Blätter nach Berlin zur „Aktion“. Sie wurden sofort angenommen. Schrimpf war überrascht, dass andere an seiner Arbeit überhaupt Interesse finden konnten. Jetzt begann seine künstlerische Laufbahn. Zu seinen frühen Förderern zählen neben dem Publizisten und Kunstmäzen Herwarth Walden (Der Sturm/Aktion) auch die Kunsthistoriker und -kritiker Franz Roh und Werner Haftmann.

Schrimpf arbeitet vor allem mit Kohle, Kreide, Öl und Holzschnitt. Sein Werk zeichnet sich durch klare Umrisslinien und zarte Farbgebung aus. Von jedem Bild geht eine ungeheure Ruhe aus – gerade im Gegensatz zu Schrimpfs rastlosem Wanderleben. Seine Motive sind vor allem Frauen und Landschaften. Er malt Frauen vor dem Spiegel, Frauen am Fenster, Frauen, die voll Erwartung in die Weite schauen. Seine Landschaften sind menschenleer, pure Natur (z. B. die Osterseen).

Mutter mit Kind und Lamm, 1921. Aquarell auf Papier, Blattmaß ca. 24 × 32 cm, Privatsammlung
Mutter mit Kind und Lamm, 1921. Aquarell auf Papier, Blattmaß ca. 24 × 32 cm, Privatsammlung

Die künstlerischen Strömungen seiner Zeit scheinen Schrimpf nicht berührt zu haben. Es gibt bei ihm keine Gesellschaftskritik, keine Tagespolitik, kein aufregendes Großstadtleben, keine Sozialprobleme. Auch darin offenbart sich eine merkwürdige Ambivalenz seiner Persönlichkeit. Denn Schrimpf hatte sich früh mit linkem Gedankengut nicht nur beschäftigt, sondern angefreundet. Er war ein Jahr lang Mitglied der SPD. Als er Reden von Erich Mühsam hörte, war er so beeindruckt, dass er sich dessen Gruppe „Tat“ anschloss. Er sympathisierte immer mit „Revoluzzern“. Aber in seinem Werk schuf er eine Gegenwelt, eine Welt, wie er sie sich wohl als Ziel einer gelungenen Revolution erträumte.


Arbeiten in Museen



Galerie



Namensgeber für Straße


Nach Georg Schrimpf wurde 1947 in München im Stadtteil Lochhausen (Stadtbezirk 22 - Aubing-Lochhausen-Langwied) die Schrimpfstraße benannt.[7]

Auch in der Gemeinde Gauting (südlich von München) wurde eine Schrimpfstraße nach Georg Schrimpf benannt.


Ehrung auf Briefmarke


Deutsche Post AG 1995
Deutsche Post AG 1995

1995 gab die Deutsche Bundespost im Rahmen der Serie "Deutsche Malerei des 20. Jahrhunderts" zu Ehren Schrimpfs eine Zwei-D-Mark-Sonderbriefmarke heraus. Motiv ist sein Gemälde „Stillleben mit Katze“ von 1923 (siehe Abbildung dazu weiter oben).


Literatur



Einzelnachweise


  1. s. Vita Georg Schrimpf in Emilio Bertonati: Neue Sachlichkeit in Deutschland. Schuler Verlag, Herrsching 1988. ISBN 3-88199-447-5 (S. 94)
  2. Carlo Carrà: Georg Schrimpf. Editione Valori Plastici, Rom 1924
  3. 1936 verbotene Bilder. Ausstellungskatalog zur 34. Jahresausstellung des DKB in Bonn, Deutscher Künstlerbund, Berlin 1986. (S. 99, Ausstellende DKB-Mitglieder 1936)
  4. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 547.
  5. Olaf Peters: Schrimpf, Georg. (Online-Version). In: Neue Deutsche Biographie 23. 2007, S. 549–551, abgerufen am 28. September 2020.
  6. Franz Schiermeier: Waldfriedhof München, Übersichtsplan der Grabmäler, 2021, ISBN  978-3-948974-07-7 Titel auf Verlagsseite
  7. Schrimpfstraße, auf stadtgeschichte-muenchen.de


Commons: Georg Schrimpf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Personendaten
NAME Schrimpf, Georg
ALTERNATIVNAMEN Schrimpf, Georg Gerhard (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und Grafiker
GEBURTSDATUM 13. Februar 1889
GEBURTSORT München
STERBEDATUM 19. April 1938
STERBEORT Berlin

На других языках


- [de] Georg Schrimpf

[en] Georg Schrimpf

Georg Schrimpf (13 February 1889 – 19 April 1938) was a German painter and graphic artist. Along with Otto Dix, George Grosz and Christian Schad, Schrimpf is broadly acknowledged as a main representative of the art movement Neue Sachlichkeit (usually translated New Objectivity), which developed, in Weimar Germany, from 1919 to 1933, as an outgrowth of Expressionism. Schrimpf was listed as a producer of Degenerate Art by the German National Socialist government in the 1930s.

[es] Georg Schrimpf

Georg Schrimpf (Múnich, 13 de febrero de 1889 - Berlín, 19 de abril de 1938) fue un pintor y autor de grabados alemán. Está considerado uno de los más importantes representantes de la Neue Sachlichkeit (Nueva objetividad).

[fr] Georg Schrimpf

Georg Schrimpf (Munich, 13 février 1889 - Berlin, 19 avril 1938) est un peintre et graveur allemand. Avec Otto Dix, George Grosz et Christian Schad, Schrimpf est l'un des principaux représentants de la Nouvelle Objectivité. Dans les années 1930, il est classé comme artiste dégénéré par les nazis.

[it] Georg Schrimpf

Georg Schrimpf (Monaco di Baviera, 13 febbraio 1889 – Berlino, 19 aprile 1938) è stato un pittore e grafico tedesco.

[ru] Шримпф, Георг

Георг Шримпф (нем. Georg Schrimpf; 13 февраля 1889, Мюнхен — 19 апреля 1938, Берлин) — немецкий художник, один из крупнейших представителей художественного направления «новая вещественность».



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