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Jürgen Ovens (* 1623[1] in Tönning; † 9. Dezember 1678 in Friedrichstadt) war ein Maler des Rembrandtkreises. Der größte Teil seiner Werke entstand im Auftrag der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf, in Amsterdam war er ebenfalls als Porträtist erfolgreich.

Selbstbildnis, um 1650, Hamburger Kunsthalle
Selbstbildnis, um 1650, Hamburger Kunsthalle
Porträt des Amsterdamer Zuckerfabrikanten Cornelis Nuyts, 1661
Porträt des Amsterdamer Zuckerfabrikanten Cornelis Nuyts, 1661

Leben


Ovens wurde als Sohn des wohlhabenden Ratsherrn und Kaufmanns Ove Broders und dessen Frau Agneta geboren. Das genaue Geburtsdatum ist unbekannt.[2] Auch sein Bruder Broder Ovens arbeitete als Maler und Kunsthändler.[3] Ovens’ Sohn Friedrich Adolf Ovens († 1699) war ebenfalls Ratsverwandter und Maler in Tönning.[4]

Nach einer grundlegenden Ausbildung, evtl. beim Tönninger Maler Lorens de Keister, ging Ovens um 1640 nach Amsterdam, wo er in Rembrandts Werkstatt in die Lehre ging.[5] Später war er in der Werkstatt Hendrick van Uylenburghs bzw. dessen Sohns Gerrit van Uylenburgh tätig.[6] In diesen Kreisen lernte Ovens Govert Flinck kennen, mit dem er künstlerisch und persönlich eng verbunden war. 1651 ging Ovens dauerhaft zurück nach Schleswig-Holstein und ließ sich in Friedrichstadt nieder, das eng mit den Niederlanden verbunden war. 1652 heiratete Ovens Maria Martens van Mehring († 1690), mit der er zehn Kinder hatte. Im selben Jahr erhielt er von Herzog Friedrich III. ein Privileg, dass ihn u. a. von städtischen Abgaben befreite. Ovens war jedoch zu keinem Zeitpunkt Hofmaler, dieses Amt hatte seinerzeit Johannes Müller inne.[7] Ovens selbst nannte sich "freier Maler", er gehörte nicht zum Hofstaat.[8] Ovens’ erste Friedrichstädter Zeit fällt in die wichtigsten Jahre der Gottorfer Blütezeit unter Friedrich III., in der Wissenschaften und Künste am Hof gefördert wurden. Für Friedrich III. und Herzogin Maria Elisabeth malte Ovens Porträts und großformatige Historiengemälde. Auch für weitere Hofangehörige war der Maler tätig, so für Johann Adolph Kielmann von Kielmannseck.

Mit dem Zweiten Nordischen Krieg endete diese Phase und Ovens zog mit seiner Familie 1657 nach Amsterdam. Durch die Vermittlung der Uylenburghs und seinen Ruf als „Hofmaler“ konnte er schnell prestigeträchtige Aufträge gewinnen, so porträtierte Ovens im Laufe der Zeit zahlreiche Vertreter des Amsterdamer Bürgeradels, darunter den Anatom Nicolaes Tulp, bekannt aus Rembrandts Anatomie des Dr. Tulp.[9] Für das Amsterdamer Stadhuis überarbeitete Ovens 1662 Govert Flincks Aquarell der Verschwörung der Bataver unter Iulius Civilis, das bis heute am Platz hängt, anstelle von Rembrandts Gemälde, das nicht wieder in den Burgerzaal des Paleis op de Dam zurückkehrte.[10]

1663 kehrte Ovens dauerhaft wieder nach Friedrichstadt zurück und wurde Hofmaler des jungen Herzogs Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf, der sein Privileg erneuerte.[11] Die Arbeiten für Christian Albrecht und dessen Frau Friederike Amalie sind die umfangreichsten im Œuvre. Beteiligt an der Konzeption mehrerer Bilder war der Hofgelehrte Adam Olearius.

Ovens hielt stets Kontakt ins jeweils andere Land und reiste wohl häufiger für kürzere Zeit von Friedrichstadt nach Amsterdam oder umgekehrt. Das letzte Mal begab er sich 1674 nach Amsterdam. 1675 verließ Gerrit van Uylenburgh die Niederlande, womit Ovens seinen wichtigsten Vermittler verlor.[12]

Nach etwa einjähriger Krankheit starb Ovens am 9. Dezember 1678 und wurde am 21. Januar 1679 in der Christophoruskirche in Friedrichstadt beerdigt.[13] Nach dem Tod seiner Frau errichteten die Erben ein Epitaph zu beider Gedächtnis in der Laurentiuskirche in Ovens’ Heimatstadt Tönning, für das Gemälde des Verstorbenen verwendet wurden.

Porträt Herzog Christian Albrechts von Schleswig-Holstein-Gottorf, 1665, Kunsthalle zu Kiel
Porträt Herzog Christian Albrechts von Schleswig-Holstein-Gottorf, 1665, Kunsthalle zu Kiel

Werk


Ovens’ Schaffen ist geprägt vom steten Wechsel zwischen Schleswig-Holstein und den Niederlanden, er ist ein wichtiger Mittler niederländischer Malerei in den Norden. Während seine frühen Werke noch deutlich die Schulung in der Rembrandt-Werkstatt zeigen, wandte Ovens sich zunehmend dem internationalen hellen Stil, geprägt von flämischen Meistern, zu. Anthonis van Dyck ist als wichtigstes Vorbild zu nennen, das Ovens häufig aufgriff und in seinen Notizen bewundernd beschrieb.[14] Diese Entwicklung, die eine Orientierung an Mode und Markt bedeutete, ist typisch für die Malergeneration Ovens’ und so auch bei anderen Rembrandt-Schülern zu beobachten, z. B. Govert Flinck, Jacob Adriansz. Backer oder Ferdinand Bol.

Während in und um Amsterdam noch einige Ovens-Werke am Ort ihrer Bestimmung bzw. in altem Besitz sind, sind die umfangreichen Werke aus Schloss Gottorf nach 1713, als Gottorf wieder an den dänischen König fiel, nach Kopenhagen und bis nach Stockholm gelangt. Dennoch besitzen die Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen Schloss Gottorf heute wieder einen aussagekräftigen Querschnitt durch Ovens’ Werk.

Große Ovens-Sammlungen besitzen das Nationalmuseum Stockholm, v. a. die Staatliche Porträtsammlung auf Schloss Gripsholm, und das Dänische Nationalhistorische Museum auf Schloss Frederiksborg in Hillerød. Hierhin ist der größte Teil der Gottorfer Werke gelangt. Der Gottorf-Zyklus mit Szenen der Gottorfer Geschichte hängt heute größtenteils als Frederiksborger Dauerleihgabe in Christiansborg, er ist die größte erhaltene Werkgruppe Ovens’. Die aufwendige Ausmalung der Amalienburg, einem Lusthaus im Gottorfer Neuwerkgarten, ist hingegen verloren und kann nur anhand von Skizzen rekonstruiert werden.[15]

Justitia aus Schloss Gottorf, um 1665, Museumsberg Flensburg
Justitia aus Schloss Gottorf, um 1665, Museumsberg Flensburg

Wichtige und umfangreiche Grafikbestände gehören zu den Sammlungen der Hamburger Kunsthalle und der Kunsthalle Bremen.

In Amsterdam hängen Ovens-Werke z. B. im Paleis op de Dam oder dem ehemaligen Bürgerwaisenhaus. Auch das Rijksmuseum besitzt mehrere Gemälde.

In Norddeutschland haben sich v. a. religiöse Arbeiten an ihren Bestimmungsorten erhalten, so mehrere Stücke im Dom zu Schleswig, in der Christophoruskirche in Friedrichstadt oder im Ovens-Epitaph in der Laurentiuskirche in Tönning. Seit 2013 ist die stark beschädigte Kreuzigung aus der Schlosskirche Dargun wieder als Ovens identifiziert.[16]

Das schöpferische Gesamtwerk Ovens' umfasst Gemälde, Zeichnungen und Radierungen unterschiedlicher Motivik. Ovens' komplettes Werk inkludiert religiöse Motive, Allegorien, mythologische Motive, Bildnisse wie auch Stillleben.[17]


Literatur


Epitaph mit Selbstporträt und Porträt seiner Ehefrau in Tönning
Epitaph mit Selbstporträt und Porträt seiner Ehefrau in Tönning


Commons: Jürgen Ovens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Die Angabe 1620 bei Joachim von Sandrart: 296. Juriaen Ovens. In: Teutsche Academie der Bau-Bildhauer- und Maler-Kunst, … Des dritten Haupttheils zweyter Band. Nürnberg, 1774, S. 365 (books.google.de). ist falsch.
  2. Harry Schmidt: Jürgen Ovens. Sein Leben und seine Werke.… 1922, S. 10.
  3. Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 21.
  4. Harry Schmidt: Ovens, Friedrich Adolf. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 26: Olivier–Pieris. E. A. Seemann, Leipzig 1932, S. 103.
  5. Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 21 ff.
  6. Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 25 ff.
  7. Harry Schmidt: Jürgen Ovens. Sein Leben und seine Werke.… 1922, S. 21, Anm. 21.
  8. Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 56 f.
  9. Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 110 ff.
  10. Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 161ff. Offenbar erfolgte die von Rembrandt verlangte Überarbeitung seines Gemäldes nicht; Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 164.
  11. Harry Schmidt: Jürgen Ovens. Sein Leben und seine Werke.… 1922, S. 121, S. 120 f.
  12. Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 269 ff.
  13. Harry Schmidt: Jürgen Ovens. Sein Leben und seine Werke.… 1922, S. 50.
  14. Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 300 und passim.
  15. Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 211 ff.
  16. Ist Rembrandt-Schüler Schöpfer des Gemäldes? Abgerufen am 11. Februar 2017.
  17. Constanze Köster: Jürgen Ovens (1623–1678). Maler in Schleswig-Holstein und Amsterdam. 2017, S. 355 ff. (Katalog).
Personendaten
NAME Ovens, Jürgen
ALTERNATIVNAMEN Ofens, Jurian; Owens, Jurian; Ovens, Juriaen
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler
GEBURTSDATUM 1623
GEBURTSORT Tönning
STERBEDATUM 9. Dezember 1678
STERBEORT Friedrichstadt

На других языках


- [de] Jürgen Ovens

[en] Jürgen Ovens

Jürgen Ovens (1623 – 9 December 1678), also known as Georg, or Jurriaen Ovens whilst in the Netherlands, was a portrait painter and art-dealer from North Frisia and, according to Arnold Houbraken, a pupil of Rembrandt. He is best known for his painting in the city hall of Amsterdam and paintings for the Dukes of Holstein-Gottorp for whom he worked for more than 30 years, also as an art dealer.

[fr] Jürgen Ovens

Jürgen Ovens (en allemand ; ou Jurriaen Ovens en néerlandais), né à Tönning en 1623 et mort à Friedrichstadt le 9 décembre 1678, est un peintre et marchand d'art. Élève de Rembrandt, il est connu pour ses peintures de la mairie d'Amsterdam et pour les ducs de Hostein-Gottorp.

[ru] Овенс, Юрген

Юрген Овенс, так же известен как Георг или Юриан Овенс — голландский художник-портретист из Северной Фрисландии, ученик Рембрандта. Известен как автор произведений в ратуше Амстердама и картин, написанных для герцога Гольштейн-Готторпского, для которого он работал более 30 лет, в том числе и как арт-дилер.



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