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Leopold Birstinger (* 30. Oktober 1903 in Wien; † 15. August 1983 ebenda) war ein österreichischer Maler und Graphiker.

Leopold Birstinger um 1975
Leopold Birstinger um 1975

Leben und Werdegang



Frühe Jahre


Leopold Birstinger wurde als ältester Sohn von Ludwig Birstinger und seiner Frau Franziska, geb. Bruckbauer, in Wien geboren. Sein Vater, von Beruf Fassbinder, der in Ottakring ein Wirtshaus betrieb, starb 1917, die Familie lebt in ärmlichen Verhältnissen. Leopold Birstinger arbeitet als Knecht bei Bauern in Niederösterreich, macht eine Müllerlehre in Pulkau und arbeitet in verschiedenen Berufen, während er Zeichenkurse an der Volkshochschule, ab 1924 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien besucht. An der Akademie der bildenden Künste Wien studiert er 1926–1930 bei Karl Sterrer, 1930–1933 in der Meisterklasse Rudolf Bachers.[1] In dieser Zeit befreundet er sich mit den Malern Rudolf Szyszkowitz und Albin Stranig und nimmt Kontakt mit dem katholischen Bund Neuland auf. Er erhält mehrere Preise und Stipendien, darunter den österreichischen Rompreis (1934).[1]

Frau mit aufgestütztem Arm (Annemarie Brendlin), um 1937
Frau mit aufgestütztem Arm (Annemarie Brendlin), um 1937

1934–1945


1934 heiratet er die aus Basel stammende Studienkollegin Annemarie Flora Brendlin. Aus der Ehe gehen zwei Söhne hervor: Martin (geb. am 30. September 1936) und Leopold (geb. am 4. August 1940). Für eine Kapelle in Bad Fischau entstehen drei Wandbilder: Werke der Liebe. Mit seiner Frau unternimmt er Reisen, u. a. nach Italien, wo er die Malerkollegen Toni Stadler, Gerhard Marcks und Hans Purrmann kennenlernt, und 1936 nach Güstrow zu Ernst Barlach, von dem er eine Plastik und Holzschnitte erwirbt. Im selben Jahr restauriert Birstinger sechs Bilder des Fürsten Schwarzenberg und malt in seinem Auftrag ein Porträt der Gräfin Revertera. 1937 besucht er die Ausstellung Entartete Kunst in München und vermerkt, es sei „eine der schönsten Ausstellungen gewesen, die ich in meinem Leben gesehen habe.“[1]

Von 1941 bis zum Kriegsende 1945 war Birstinger Angehöriger der Deutschen Wasserschutzpolizei. 1942 fällt sein Bruder Josef an der Front bei Nowola Wodologa. Am 9. August 1943 stirbt seine Frau, erst 31 Jahre alt. Beide Schicksalschläge treffen ihn schwer.


1945–1983


Nach Kriegsende bemüht sich Birstinger vergeblich um eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste. Er erhält vom Unterrichtsministerium eine Ausreisegenehmigung in die Schweiz, aber von Schweizer Seite keine Einreisegenehmigung, und hält sich 1947 mehrmals illegal in Arlesheim auf, wo die Familie seiner verstorbenen Frau lebt. Im selben Jahr stirbt 81-jährig seine Mutter. Ihr Tod, der Verlust seiner Frau und des Bruders verursachen eine schwere seelische Krise.

Mosaik Mutter und Kind (1955–57) am Gemeindebau Dreyhausenstraße 46, Wien-Penzing
Mosaik Mutter und Kind (1955–57) am Gemeindebau Dreyhausenstraße 46, Wien-Penzing

1948 verurteilt ihn das Bezirksgericht Werdenberg zu vierzehn Tagen Haft und verhängt ein Einreiseverbot in die Schweiz bis 1955. Er tritt der Berufsvereinigung bildender Künstler Österreichs bei, bleibt aber nur drei Jahre Mitglied. Im Juli zeigt die Galerie Welz in Wien[2] seine erste Personalausstellung.[1]

1953 nimmt er am 2. Österreichischen Graphikwettbewerb teil. Er wird 1954 Mitglied der Wiener Secession, verlässt sie aber nach vier Jahren wieder. In dieser Zeit lernt er auch Wilma Trebitsch (1910–1993) kennen, die seine Lebensgefährtin bis zu seinem Tod wird. Mit ihr reist er 1956 nach Rom. Er erhält den Förderpreis des „Theodor-Körner-Stiftungsfonds“ und führt zahlreiche Aufträge für Mosaiken an Wiener Gemeindebauten aus. 1957 erhält er den Preis des Wiener Kunstfonds.[1]

Kafka, Der Prozess, 1960–69
Kafka, Der Prozess, 1960–69

1962 entwirft er die Glasfenster für die Pfarrkirche Laßnitzhöhe bei Graz (Architekt Robert Kramreiter). 1963 und 1964 verfertigt er 28 Glasfenster für die Kirche Sankt Anton im 21. Bezirk in Wien (Architekt Leo Splett). 1967 wird Birstinger Mitglied des Steiermärkischen Werkbunds, verlässt aber auch diesen wieder nach zwei Jahren.[1]

1972 entstehen sieben Mosaiken nach Entwürfen Birstingers in der Schluckergasse 1–13 in Wien. 1979 wird ihm die silberne Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien überreicht, am 25. Februar 1982 erfolgt die Verleihung des Professorentitels. 1983 erhält er eine Auszeichnung des Landes Niederösterreich, am 15. August desselben Jahres stirbt Leopold Birstinger im Lainzer Krankenhaus in Wien.[1]


Stil und Künstlerische Entwicklung


Leopold Birstinger war ein verschlossener Einzelgänger, der zwar immer wieder Anschluss in Künstlervereinigungen suchte, sich aber meist bald enttäuscht von ihnen abwandte.

Als Konstante seines Werks erscheint das emotive Ausdrucksbedürfnis, das an die gegenständliche Darstellung geknüpft ist.

Zu Birstingers Förderern gehörte in den Fünfzigerjahren Monsignore Otto Mauer, der ihn immer wieder in der Galerie St. Stephan ausstellte. Als Mauer sich stärker neueren Strömungen, vor allem dem Informel zuwandte, reagierte Birstinger sehr verletzt und brachte in seinem späten Hauptwerk Kafka der Prozess neben anderen Texten im Bild links oben die Anmerkung unter: „Widerliches Pfaffengesicht (OM)“.[3]

Erst die große Retrospektive zum 100. Geburtstag im Wiener Leopold-Museum (31. Oktober 2003 – 1. Februar 2004) rückte Birstinger wieder stärker ins Licht der Öffentlichkeit.[4] Der Sammler Leopold hat kontinuierlich Werke von ihm erworben, das Leopold-Museum besitzt derzeit (2015) den wahrscheinlich größten Bestand an Ölbildern Birstingers.


Werke



Eigene Werkliste


Die Liste der 1948 in der Galerie Welz in Wien[2] gezeigten Arbeiten (23 Ölbilder, 69 Graphiken) enthält die einzigen vom Künstler selbst stammenden Originaltitel seiner Werke.

Ölbilder

Aquarelle und Druckgraphik


Ausstellungen



Auszeichnungen



Einzelnachweise


  1. Berthold Ecker (Hrsg. und Autor) und Rudolf Leopold (Hrsg.): Leopold Birstinger 1903-1983. Melancholie und Paradies. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln; Leopold Museum Privatstiftung 2003. S. 82 ff.
  2. Nicht in Salzburg. Der Salzburger Galerist Friedrich Welz hatte 1938 die Wiener Galerie Würthle übernommen („arisiert“) und bis zur Restitution im Jahr 1949 an die ehemalige Eigentümerin Lea Bondi-Jaray als „Galerie Welz“ geführt.
  3. Hans Haider: Auf der Flucht vor dem Grauen, im Feuilleton der Wiener Presse, 3. November 2003
  4. …Katalog

Literatur


Personendaten
NAME Birstinger, Leopold
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Maler und Grafiker
GEBURTSDATUM 30. Oktober 1903
GEBURTSORT Wien
STERBEDATUM 15. August 1983
STERBEORT Wien



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