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Marc Brandenburg (* 18. Juli 1965 in Berlin) ist ein deutscher Künstler.

Marc Brandenburg (2018)
Marc Brandenburg (2018)

Leben


Marc Brandenburg wurde 1965 als Sohn einer Deutschen und eines afro-amerikanischen GIs geboren. 1968 ging er mit seiner Familie in die USA und kehrte 1977 nach West-Berlin zurück, wo er bereits früh mit der Punkszene in Berührung kam. Von 1983 bis 1988 arbeitete er als Türsteher in der Berliner Diskothek Dschungel,[1] in der er bereits seit den späten 1970ern verkehrte. Brandenburg, der von seiner Mutter nach dem ehemaligen Chefdesigner von Dior, Marc Bohan, benannt wurde, begann selbst 1984 autodidaktisch als Modedesigner zu arbeiten und kollaborierte immer wieder mit anderen Designern, so mit Claudia Skoda, PLEZ und Tabea Blumenschein.[2] Seine Entwürfe zeigte er 1984 gemeinsam mit Claudia Skoda im Londoner Club Heaven und 1987 im New Yorker Tunnel. 1988 trat er als Performer mit Die Tödliche Doris in Ost-Berlin auf.

Mode sollte auch später Bestandteil seiner künstlerischen Arbeit bleiben. So zeigte er 1993 als Reaktion auf die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen in seiner ersten institutionellen Einzelausstellung Oceans of Violence (mit Sabina Maria von der Linden) im Berliner Künstlerhaus Bethanien u. a. „Tarnpullover für Ausländer“[2] und eine Burberry-Tarnkappe. 2009 kollaborierte er für eine Kollektion mit dem Designer Bernhard Wilhelm[3], 2010 entwarf er Unterhemden für Schiesser[4], 2016 arbeitete er mit Bless an der Kollektion Daycation[5].

Marc Brandenburg lebt in Berlin und Barcelona.


Werk


1992 begann Brandenburg damit, Menschen, Situationen und Interieurs in seiner Umgebung zu fotografieren und diese Fotos in jedem Format ohne Hilfsmittel mit dem Bleistift detailgetreu abzuzeichnen. Bereits in seinen frühen Ausstellungen kombinierte er diese Momentaufnahmen mit abgezeichneten Motiven aus Pornoheften, Modemagazinen, Werbeanzeigen oder von Verpackungen und Plastikspielzeug.[2] 1994 erschien sein Bilderbuch-Picturebook[6], in dem er mit Zeichnungen einen fiktiven Tag in seinem Berliner Freundeskreis schildert. 1996 fing der Künstler, der sich wiederholt als „menschliche Kopiermaschine“ bezeichnete, damit an, seine Zeichnungen am Kopierer oder am Computer ins Negative zu verkehren und optisch zu verzerren, um den Ausdruck dann wieder abzuzeichnen. Seit Mitte der 1990er produzierte Brandenburg Serien von Zeichnungen, die er zu filmartigen Sequenzen aneinander reihte und in den Einzelzeichnungen filmische Effekte wie Zooms, Kameraschwenks, Unschärfe aufgriff.[7]

Während zahlreiche inszenierte und performative Selbstporträts mit Maskierungen entstanden, die Brandenburg fotografierte und dann wieder abzeichnete,[8] konzentrierte er sich in seinem Werk auf Rollen- und Körperbilder, Kostümierungen und Rituale, die aus der gesellschaftlichen Norm fallen. Brandenburgs Motive konnten dabei Rechtsextreme, Hooligans, kostümierte Globalisierungsgegner, Teilnehmer von Raves und Paraden, Obdachlose oder Exzentriker sein.[9] Zentrale Themen für ihn sind „Überdruss, Exzess, Sucht, Überfluss“.[9]

Seit Beginn seiner Laufbahn wurde Brandenburgs Werk immer wieder in Bezug zur Popkultur der 1960er- und 1980er-Jahre und der künstlerischen Praxis Andy Warhols[10] gestellt oder aufgrund von Brandenburgs Homosexualität[11] und seiner Hautfarbe in einem queeren, antirassistischen[12] Kontext gelesen. Brandenburg selbst jedoch betonte, dass für ihn die formalen und konzeptionellen Aspekte der Zeichnung, die grundsätzliche Auseinandersetzung mit Repräsentation bedeutsamer sind, als die Motive selbst: „Diese Leere hinter den Abbildern, das durchscheinende Weiß ist wichtig.“[9]

Seit seiner Einzelausstellung im MMK in Frankfurt am Main 2005, anlässlich der Verleihung des Karl-Ströher-Preises, installiert Brandenburg seine als Negativ gezeichneten Motive häufig in abgedunkelten Räumen unter UV-Licht, was den optischen Effekt eines Fotolabors hat. Er selbst bezeichnete dies als „Gegenstück zum White Cube“.[9] 2002 begann er damit, seine Zeichnungen auf Sticker, Siebdrucke und temporäre Tattoos zu überführen, um daraus eigenständige Arbeiten entstehen zu lassen. So realisierte er 2009 für den Berliner Club Berghain eine permanente Siebdruckinstallation auf Glas und gestaltete dort für eine Gruppenausstellung 2014 einen Kiosk, an dem ein Tattoobogen mit Motiven aus dem Klub erhältlich war – etwa Architekturdetails aus dem Haus, benutzte Kondome oder auch der Kopf des Türstehers.[13] In Ausstellungen wie Normex in der Städtischen Galerie Wolfsburg (2012) gestaltete Brandenburg ganze Räume mit Sticker-Folien, die er als Streifen die Wände entlanglaufen lässt[14] oder als transparente Cluster auf Fensterscheiben arrangiert, sodass sich die Zeichnungen im Tageslicht in den Raum projizieren.[15]


Auszeichnungen und Preise



Dauerhafte Installationen



Öffentliche Sammlungen



Ausstellungen (Auswahl)



Gruppenausstellungen (Auswahl)



Literatur





Einzelnachweise


  1. Durch die Nacht mit: Marc Brandenburg. In: De:Bug Magazin. 5. Januar 2009 (de-bug.de [abgerufen am 27. März 2018]).
  2. Sebastian Preuss: Pop-Futurismus: Der Berliner Zeichner Marc Brandenburg: Die Melancholie des Alltags. In: Berliner Zeitung. (berliner-zeitung.de [abgerufen am 27. März 2018]).
  3. Bernhard Willhelm. In: Flash Art. 8. Mai 2016 (flashartonline.com [abgerufen am 27. März 2018]).
  4. Das kleine Weiße | Monopol – Magazin für Kunst und Leben. Abgerufen am 27. März 2018.
  5. Quynh Tran: Modelabels aus Berlin: Zwischen Hier und Überall. In: FAZ.NET. 17. Januar 2017, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 27. März 2018]).
  6. Marc Brandenburg. Abgerufen am 27. März 2018.
  7. Marc Brandenburg | Hamburger Kunsthalle. Abgerufen am 27. März 2018.
  8. GFDK - HBS Media Group GmbH: GFDK - Lifestyle Magazin für Lebensart, Kunst und Kultur. Abgerufen am 27. März 2018.
  9. Oliver Koerner von Gustorf: "Schönheit im normalen Sinne interessiert mich nicht" - Ein Gespräch mit Marc Brandenburg. In: ArtMag. Abgerufen am 27. März 2018.
  10. Katja Engler: Kunsthaus Stade: So radikal wie Warhol. (abendblatt.de [abgerufen am 27. März 2018]).
  11. - Entfremdete Motive. In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 27. März 2018]).
  12. Ulf Poschardt: Künstler Marc Brandenburg: "Hoffentlich überlebt Obama seine Amtszeit". In: DIE WELT. 10. November 2008 (welt.de [abgerufen am 27. März 2018]).
  13. Gustav Seibt: Was, Sie schicken Menschen weg? In: sueddeutsche.de. 11. August 2014, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 27. März 2018]).
  14. Städtische Galerie Wolfsburg. Abgerufen am 27. März 2018.
  15. Bernd Bauschmann: Marc Brandenburg im Saal der Meisterzeichnung. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 28. März 2018; abgerufen am 27. März 2018.
  16. Marc Brandenburg. In: @GI_weltweit. (goethe.de [abgerufen am 27. März 2018]).
Personendaten
NAME Brandenburg, Marc
KURZBESCHREIBUNG deutscher Zeichner
GEBURTSDATUM 18. Juli 1965
GEBURTSORT Berlin



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