Als Meister der Einhornjagd (franz. Maître de la Chasse à la Licorne[1]) oder Meister der New Yorker Einhornjagd[2][3] wird ein Künstler des ausgehenden 15. Jahrhunderts benannt. Der namentlich nicht bekannte Künstler hat um 1480 oder um 1500 die sieben Wandteppiche mit der Darstellung einer Jagd auf das Einhorn entworfen, die sich heute in New York im Metropolitan Museum of Art The Cloisters befinden.
Die prachtvoll ausgestatteten Wandteppiche der Einhornjagd sind wahrscheinlich brabantischer Herkunft und wohl im damaligen Zentrum der Produktion von Tapisserien um 1500 im niederländischen Brüssel hergestellt, wegen ihrer Besitzesgeschichte und der in den Bildern dargestellten Mode können aber die Entwürfe der Teppiche trotzdem als ein Werk eines französischen Meisters betrachtet werden. Zuerst sind sie 1680 im Besitz des Duc François VI de La Rochefoucauld verzeichnet, es wird vermutet, dass sie auf einen Ankauf vor 1516 durch Comte François I de La Rochefoucauld zurückgehen.[4] Danach erscheinen die Teppiche in einer Liste von Schloss La Rochefoucauld (Château de Verteuil) in Verteuil aus dem Jahr 1728. Seit 1937 sind die nach der Französischen Revolution um 1850 wiederentdeckten Teppiche als Schenkung von John D. Rockefeller im New Yorker Museum The Cloisters.[5]
Die Teppichfolge der Einhornjagd stellt eine an die mittelalterliche Hirschjagd erinnernde, sowohl religiös (etwa mit christologischen Symbolen wie dem Einhorn als Christus) als auch weltlich deutbare Szenenfolge mit über hundert Pflanzenarten und verschiedenen Tieren (etwa das durch Weinrautengenuss vor Gift geschützte Hermelin) dar:[6]
In der Kunstgeschichte wird vorgeschlagen, dem Meister der Einhornjagd durch Stilvergleich noch weitere Entwürfe und auch Buchillustrationen zuzuordnen; auch wird vorgeschlagen, ihn mit dem Meister der Apokalypsenrose gleichzusetzen, einem Buch- und Glasmaler, der Glasfenster in Paris entworfen und geschaffen hat.[7] Solche Vermutungen bleiben wegen des Mangels an genauen erhaltenen Dokumenten zu Werken allerdings spekulativ. Jedoch beleuchten sie den regen Austausch von neuen Ideen und Techniken in den Künstlerwerkstätten im Frankreich der frühen Neuzeit.
Eventuell war der Meister der Einhornjagd ein Schüler des Meisters von Coëtivy.[8]