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Meret Elisabeth Oppenheim (* 6. Oktober 1913 in Charlottenburg, heute Berlin; † 15. November 1985 in Basel) war eine in Deutschland geborene schweizerische Künstlerin und Lyrikerin.


Leben


Meret Oppenheim, Tisch mit Vogelfüssen, 1972
Meret Oppenheim, Tisch mit Vogelfüssen, 1972

Meret Oppenheim wurde 1913 als Kind des deutsch-jüdischen Arztes Erich Alfons Oppenheim und seiner Schweizer Frau Eva Wenger, einer Tochter von Lisa Wenger geboren. Ihre jüngere Schwester war die Ethnologin Kristin Oppenheim. Ihren Namen erhielt sie nach Gottfried Kellers Meretlein aus dem Grünen Heinrich. Trotz der jüdischen Herkunft ihres Vaters wurde Meret Oppenheim evangelisch erzogen. Während des Ersten Weltkrieges zog sie mit ihrer Mutter nach Delémont ins Haus der Großeltern. Von 1918 bis 1932 lebte die inzwischen auf drei Kinder angewachsene Familie in Steinen bei Lörrach, nahe der Schweizer Grenze.

Nach Absolvierung der Volksschule besuchte Meret Oppenheim die Oberrealschule in Schopfheim, eine Privatschule in Zell, die Rudolf-Steiner-Schule in Basel, das Herrnhuter Mädcheninternat in Königsfeld im Schwarzwald und die Oberschule in Lörrach. Ihre Lieblingsfächer waren Deutsch, Geschichte, Zeichnen und Naturkunde.

Meret Oppenheim: Der grüne Zuschauer (Einer der zusieht, wie ein anderer stirbt) (1933/1977). Duisburg, Kant-Park
Meret Oppenheim: Der grüne Zuschauer (Einer der zusieht, wie ein anderer stirbt) (1933/1977). Duisburg, Kant-Park

Schon ihre Großmutter Lisa Wenger hatte in Düsseldorf die Kunstakademie besucht und war Malerin und Kinderbuchautorin geworden. So kam Meret Oppenheim frühzeitig in Kontakt zu Kunstschaffenden, aber auch mit dem Schriftsteller Hermann Hesse, der mit ihrer Tante Ruth Wenger bei zumeist grosser geographischer Distanz knapp drei Jahre lang verheiratet war.

Durch den Sohn des mit der Familie befreundeten Bildhauers Carl Burckhardt, Titus Burckhardt, kam Oppenheim in Kontakt mit den Basler Künstlern Walter Kurt Wiemken, Walter Bodmer, Otto Abt und Irène Zurkinden. Um das Jahr 1931 verließ sie die Schule und entschloss sich, Malerin zu werden.

Im Mai 1932 fuhr sie mit ihrer Freundin Irène Zurkinden nach Paris. Dort lernte sie Alberto Giacometti und Hans Arp kennen, die von ihren Arbeiten fasziniert waren und sie einluden, im Salon des Surindépendants auszustellen. Im Herbst 1933 machte sie die Bekanntschaft von Max Ernst, mit dem sie eine bis in das folgende Jahr andauernde Liebesbeziehung hatte.[1] Man Ray fotografierte sie 1933 in dem Bildzyklus Érotique voilée, was ihr den Ruf der „Muse der Surrealisten“ einbrachte.[2] In dieser Zeit, in der sie in den Kreisen von André Breton und Marcel Duchamp verkehrte, entstanden einige Kunstobjekte. Darunter waren das Déjeuner en fourrure („Frühstück im Pelz“) aus dem Jahr 1936 – eine pelzbezogene Kaffeetasse (mit Untertasse und Löffel), die im selben Jahr auf der Londoner International Surrealist Exhibition gezeigt wurde – und Ma Gouvernante („Mein Kindermädchen“), die von Alfred Barr jr. für das Museum of Modern Art in New York erworben wurden. Danach folgte eine Schaffenskrise. Sie kehrte in die Schweiz zurück, wurde Mitglied der Gruppe 33 und besuchte während zweier Jahre die Kunstgewerbeschule in Basel (heute: Schule für Gestaltung Basel), um ihre technischen Fertigkeiten zu verbessern. Im Jahr 1949 heiratete sie Wolfgang La Roche. Mit ihm lebte sie bis zu seinem Tod 1967 in Bern. 1954 war ihre Krise überwunden, und sie bezog ihr eigenes Atelier.

Der Meret-Oppenheim-Brunnen in Bern
Der Meret-Oppenheim-Brunnen in Bern

Ab 1958 begann ihr intensives Schaffen. Dabei griff Oppenheim oft auf Skizzen, Entwürfe und Ideen ihrer Pariser Zeit zurück. Ab 1972 lebte und arbeitete sie abwechselnd in Paris, Bern und in Carona TI. Kurz vor ihrem Tod wurde sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Am 15. November 1985, am Tag der Vernissage zu ihrem Buch Caroline, starb Meret Oppenheim. Ihre letzte Ruhestätte fand sie im Tessiner Künstlerdorf Carona, in dem sie lange Jahre gelebt hatte.

Grab auf dem Friedhof von Carona
Grab auf dem Friedhof von Carona

Oppenheim gilt mit André Breton, Luis Buñuel, Max Ernst und weiteren Künstlern als eine wichtige Vertreterin des Surrealismus.


Künstlerisches Werk


Meret Oppenheim arbeitete mit verschiedenen Medien. Neben der Malerei, der Anfertigung von Schmuck, Möbeln, Figuren, Plastiken und Skulpturen, verfasste sie auch surreale Gedichte.[3] Bereits als Schülerin schuf sie das Werk „X = Hase“ oder „Das Schulheft“, in dem sie fragte: „Wenn Mathe-Gleichungen Wurzeln hätten, wo würden denn dann die Hasen bleiben?“[4] 1981 erschien eine Publikation ihrer Gedichte mit Serigraphien unter dem Titel Sansibar, und daran schloss sich eine ähnliche Arbeit mit dem Titel Caroline an. Einige ihrer poetischen Werke sind in der Phonothek in Lugano abrufbar.[5]

Oppenheim griff für ihre Werke Alltagssituationen auf, wie z. B. im Werk „Frühstück im Pelz“, bei dem sie den kalt gewordenen Kaffee zum Sujet gemacht hat. Das Werk wurde zu einem der Leitwerke des Surrealismus.[6] Sie arbeitete mit der im Surrealismus verwendeten Technik des Cadavre Exquis, die das Bewusste mit dem Unbewussten verbindet. 1956 entstanden Kostüme und Masken für Daniel Spoerris Inszenierung von Picassos Theaterstück Wie man Wünsche am Schwanz packt. 1983 wurde der von ihr geschaffene Meret-Oppenheim-Brunnen auf dem Waisenhausplatz in Bern eingeweiht und 1985 schuf sie eine Brunnenskulptur für die Jardins de l’ancienne école Polytechnique in Paris. 1984 erschien in der Kunstrevue TROU Nr. 4 eine Arbeit von Meret Oppenheim, für die Vorzugsausgabe kreierte sie die Originalgraphik mit dem Abdruck ihrer eigenen Hand. 2012 wurden weitere, bisher unbekannte Zeichnungen gefunden. Diese wurden 2019 kunstwissenschaftlich ausgewertet.[7]

Oppenheim hat die Rolle der Frau als Muse ebenso reflektiert wie das Weibliche im Werk von männlichen Kunstschaffenden.[8]

In einem Gespräch von 1972 äußerte Oppenheim die Devise „Don’t cry, work“ („Nicht weinen, arbeiten“).[9] Der deutsche Schriftsteller Rainald Goetz verwendete das Zitat 1983 als Untertitel seines Romandebüts Irre, was es zum geflügelten Wort werden ließ.[10]


Auszeichnungen



Was alles ihren Namen trägt


Berliner Gedenktafel am Haus, Joachim-Friedrich-Straße 48, in Berlin-Halensee
Berliner Gedenktafel am Haus, Joachim-Friedrich-Straße 48, in Berlin-Halensee
Meret-Oppenheim-Strasse, Basel
Meret-Oppenheim-Strasse, Basel
Meret-Oppenheim-Hochhaus, Basel
Meret-Oppenheim-Hochhaus, Basel

Werke (Auswahl)



Ausstellungen (Auswahl)



Zitat


„Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie nehmen.[20]


Literatur



Dokumentationen




Commons: Meret Oppenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Meret Oppenheim – Zitate

Einzelnachweise


  1. Dein Traum Liebes, ist ein Meisterwerk. (PDF; 960 kB), silvia-buol.ch, abgerufen am 1. Dezember 2015.
  2. Man Rays Aufnahmen von Meret Oppenheim, 1933, manray-photo.com, abgerufen am 6. Oktober 2013.
  3. Meret Oppenheim. Abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  4. Ingeborg Ruthe: Meret Oppenheim in Berliner Galerie. In: https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/meret-oppenheim-bekommt-seltenen-auftritt-in-berliner-galerie-levy-li.1502. Berliner Galerie Levy, 17. November 2019, abgerufen am 21. November 2019.
  5. Audio Files von Meret Oppenheim. In: https://www.fonoteca.ch/cgi-bin/oecgi4.exe/inet_fnbasesearch?SEARCH_LINE=Meret+Oppenheim&IDX_ZONE=&%24SUBMIT=Suchen&LNG_ID=GER&SEARCH_FLTR=R. Schweizerische Nationalphonothek, abgerufen am 21. November 2019.
  6. Kultwerk: Le Déjeuner en fourrure. 25. September 2013, abgerufen am 27. Oktober 2019 (Schweizer Hochdeutsch).
  7. X-TRA. Abgerufen am 14. Dezember 2019.
  8. FN - Catalog, Detail. Abgerufen am 26. Oktober 2019.
  9. Deutsche mit Ziel Paris - Auf den Spuren von Meret Oppenheim. In: Deutsche in Paris. 23. Juni 2016, abgerufen am 14. Mai 2020 (deutsch).
  10. Sven Siedenberg, DER SPIEGEL: Rainald Goetz' "Irre": "Weine nicht - arbeite" - DER SPIEGEL - Kultur. Abgerufen am 14. Mai 2020.
  11. Meret Oppenheim - Steinfrau aus Steinen. Abgerufen am 26. Oktober 2019.
  12. Wolfgang Klingenfeld: Wie das Schulzentrum zu seinem Namen kam. Schulzentrum Steinen, 31. Oktober 2016, abgerufen am 3. August 2017.
  13. 5. Meret Oppenheim. Lyrikzeitung.com, 2. Oktober 2014, abgerufen am 6. Oktober 2014.
  14. Abbildung Déjeuner en fourrure
  15. Meret Oppenheim, Object (Fur-covered cup, saucer, and spoon). Abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  16. Abbildung Tisch mit Vogelfüssen
  17. Barbara Hess: Meret Oppenheim. In: Women Artists - Künstlerinnen im 20. und 21. Jahrhundert. Uta Grosenick (Hrsg.), Taschen Verlag, Köln 2001, ISBN 978-3-8228-6027-4, S. 408–413.
  18. Meret Oppenheim. Retrospektive. Gropius Bau, Berlin, 16. August 2013 bis 6. Januar 2014
  19. Meret Oppenheim. Bank Austria Kunstforum Wien, 21. März bis 14. Juli 2013.
  20. Dankesrede 1975 anlässlich der Verleihung des Kunstpreises der Stadt Basel, hatjecantz.de
  21. Eintrag im "Lexikon Traumkultur"
  22. Deutschlandfunk.de, Wiederholung, Das Feature, 8. Januar 2015: Die Welt der Meret Oppenheim.
Personendaten
NAME Oppenheim, Meret
ALTERNATIVNAMEN Oppenheim, Meret Elisabeth
KURZBESCHREIBUNG deutsch-schweizerische surrealistische Künstlerin und Lyrikerin
GEBURTSDATUM 6. Oktober 1913
GEBURTSORT Charlottenburg, heute Berlin
STERBEDATUM 15. November 1985
STERBEORT Basel

На других языках


- [de] Meret Oppenheim

[en] Méret Oppenheim

Meret (or Méret) Elisabeth Oppenheim (6 October 1913 – 15 November 1985) was a German-born Swiss Surrealist artist and photographer.

[es] Meret Oppenheim

Meret Oppenheim (Berlín; 6 de octubre de 1913 - Basilea; 15 de noviembre de 1985) fue una artista y fotógrafa suiza que se encuadró en el movimiento surrealista.[1]

[fr] Meret Oppenheim

Meret  Elisabeth Oppenheim, née le 6 octobre 1913 à Berlin-Charlottenburg et morte le 15 novembre 1985 à Bâle, est une écrivaine, artiste peintre, photographe et plasticienne suisse.

[ru] Оппенгейм, Мерет

Мерет Оппенгейм (нем. Meret Oppenheim; 6 октября 1913, Берлин — 15 ноября 1985, Базель) — немецко-швейцарская художница -сюрреалистка, получившая мировую известность в Париже и Нью-Йорке.



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