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Naum Gabo (geboren als russisch Наум Абрамович Певснер Naum Abramowitsch Pewsner; * 5. August 1890 in Brjansk, Russisches Kaiserreich; † 23. August 1977 in Waterbury, Connecticut, USA) war ein russischer Bildhauer des Konstruktivismus, der sich aber auch als Maler, Architekt und Designer betätigte.

Naum Gabo (1957)
Naum Gabo (1957)

Familie und Herkunft


Naum Gabo war das sechste der sieben Kinder des jüdischen Ehepaares Boris Pewsner, Besitzer einer Metallfabrik, und Agrippina-Fanny Pewsner (geb. Oserski). Im religiösen Sinne hatte aber seine russisch-orthodoxe Amme mehr Einfluss auf Gabo. Der ältere Bruder Antoine Pevsner war ebenfalls Künstler. Mit ihm verband ihn zuerst ein intensiver, künstlerischer Austausch, später traten beide mehr und mehr in Konkurrenz zueinander. Sein jüngerer Bruder Alexei Pevsner veröffentlichte mehrere kunstgeschichtliche Publikationen, auch über seine Brüder. Von 1936 bis 1959 hatte Gabo keinen Kontakt zu seiner Familie in der Sowjetunion. Erst 1962 besuchte er seine dort lebenden Geschwister wieder.

Seit 1937 war er mit der amerikanischen Malerin Miriam Pevsner (geb. Israels), Großnichte des Malers Jozef Israëls verheiratet. Am 20. Mai 1941 kam die gemeinsame Tochter Nina-Serafima zur Welt.


Leben



Kindheit


Naum Gabo wuchs in Brjansk auf. Dort soll er nach eigenen Angaben schon die ersten bildhauerischen Versuche unternommen haben. Ab 1904 ging Gabo in Tomsk zur Schule, nachdem er in Brjansk wegen eines Spottgedichts auf seinen Rektor der Schule verwiesen wurde. Dort erlebte er die Niederschlagung der Russischen Revolution 1905 mit. Er wurde von seinen Eltern wieder nach Brjansk geholt, dort aber im Alter von 17 Jahren wegen der Verbreitung von sozialistischen Schriften an Arbeiter verhaftet. Er kam durch seinen einflussreichen Vater wieder frei, musste aber in Kursk seine Schulausbildung weiterführen und schloss diese mit einer Belobigung seiner Leistungen in Literatur und kreativem Schreiben ab.


Studium in Deutschland (1910–1914)


Er begann ein Medizinstudium in Deutschland. Nach zwei Monaten in Berlin schrieb er sich in der Universität München ein. Hier begegnete er Kandinsky. Bald wechselte er aber von dem ungeliebten Studium zu naturwissenschaftlichen Fächern und schrieb sich letztendlich in der Technischen Universität München für Hochbau ein. Aber auch Vorlesungen der Philosophie und der Kunstgeschichte, unter anderem auch bei Heinrich Wölfflin, besuchte er. 1913 reiste er per pedes nach Norditalien, empfand die Kunst dort „tot und nicht mehr zeitgemäß“, und der Wunsch nach einem neuen Verständnis von Skulptur reifte in ihm heran. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges floh er mit seinem Bruder Alexei nach Dänemark und dann nach Oslo.


Die ersten Konstruktionen (1914–1917)


In Oslo lebte er vom Geld seiner Eltern und fand die Zeit und Ruhe, seine künstlerischen Vorstellungen zu präzisieren. Es entstanden seine ersten Konstruktionen (Konstruktiver Kopf Nr. 1 und Nr. 2, Torso, Kopf in einer Nische), bei denen nur durch aneinander gefügte Flächen das Volumen der Skulptur gebildet wurde.


Künstlerische Karriere


Fontänenskulptur von Naum Gabo in London
Fontänenskulptur von Naum Gabo in London

Er war ein Mitglied der konstruktivistischen Bewegung der Kunst in Russland. Er änderte seinen Namen, um Verwechslungen mit seinem Bruder Antoine Pevsner zu vermeiden. Nachdem er in München und Norwegen gelebt hatte, kehrte er nach Ende der Oktoberrevolution nach Russland zurück. 1920 veröffentlichten er und sein Bruder Antoine das Realistische Manifest, das die Entwicklung der Bildhauerei entscheidend beeinflussen sollte. Die Erste Russische Kunstausstellung Berlin 1922 zeigte eine ganze Reihe seiner Skulpturen Konstruktiver Kopf Nr. 2 (1915), Konstruktiver Kopf Nr. 3 (1916), Konstruktiver Torso, Raumkonstruktion A., Raumkonstruktion B., Raumkonstruktion C. (Model einer Glas-Plastik), Relief encreux, Kinetische Konstruktion (Zeit als neues Element der Plastischen Künste). Seine Werke revolutionierten die Skulptur als solche dadurch, dass sie nicht mehr „Plastik als Masse“ waren, sondern Konstruktionen. Das System der Plastik Gabos beruht auf den diagonal gekreuzten Flächen einer Grundform als räumlicher Konstruktion. Der Raum wird dabei als Tiefe betrachtet. Bezeichnend ist, dass die Konstruktionen Gabos nicht nur die Statik, sondern auch die Dynamik realisieren, um so auch „die Zeit“ als neues Element in der Kunst zu verwenden.

Da seine Kunstauffassung mit den kommunistischen Richtlinien nicht zu vereinbaren war,[1] zog er 1922 über Berlin, wo er mit dem alten deutschen Künstler Adolf Oberländer Bekanntschaft schloss, Paris (1924), New York (1926) nach Boston, wo er an der Harvard University Architektur lehrte.

Im Jahr 1931 war er zusammen mit Theo van Doesburg, Antoine Pevsner, Auguste Herbin und Georges Vantongerloo Gründungsmitglied der Künstlerbewegung Abstraction-Création in Paris. 1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus dem Provinzial-Museum Hannover drei Zeichnungen Gabos beschlagnahmt und vernichtet.[2]

Naum Gabo war Teilnehmer der documenta 1 (1955) und der documenta II (1959) in Kassel.


Ehrungen


1965 wurde Gabo in die American Academy of Arts and Letters[3] und 1969 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.[4]


Zitat



Bildliche Darstellung Gabos



Literatur




Commons: Naum Gabo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Siehe Weblink archINFORM
  2. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
  3. Members: Naum Gabo. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 29. März 2019.
  4. American Academy of Arts and Sciences. Book of Members (PDF). Abgerufen am 18. April 2016
  5. Naum Gabo. The Metropolitan Museum of Art, abgerufen am 25. März 2022 (englisch).
Personendaten
NAME Gabo, Naum
ALTERNATIVNAMEN Pevsner, Naum Abramowitsch; Габо, Наум Абрамович
KURZBESCHREIBUNG russischer Künstler
GEBURTSDATUM 5. August 1890
GEBURTSORT Brjansk
STERBEDATUM 23. August 1977
STERBEORT Waterbury (Connecticut)

На других языках


- [de] Naum Gabo

[en] Naum Gabo

Naum Gabo, KBE born Naum Neemia Pevsner (5 August [O.S. 24 July] 1890 – 23 August 1977) (Hebrew: נחום נחמיה פבזנר), was an influential sculptor, theorist, and key figure in Russia's post-Revolution avant-garde and the subsequent development of twentieth-century sculpture.[1] His work combined geometric abstraction with a dynamic organization of form in small reliefs and constructions, monumental public sculpture and pioneering kinetic works that assimilated new materials such as nylon, wire, lucite and semi-transparent materials, glass and metal. Responding to the scientific and political revolutions of his age, Gabo led an eventful and peripatetic life, moving to Berlin, Paris, Oslo, Moscow, London, and finally the United States, and within the circles of the major avant-garde movements of the day, including Cubism, Futurism, Constructivism, the Bauhaus, de Stijl and the Abstraction-Création group.[2][3] Two preoccupations, unique to Gabo, were his interest in representing negative space—"released from any closed volume" or mass—and time.[1] He famously explored the former idea in his Linear Construction works (1942-1971)—used nylon filament to create voids or interior spaces as "concrete" as the elements of solid mass—and the latter in his pioneering work, Kinetic Sculpture (Standing Waves) (1920), often considered the first kinetic work of art.[4][5]

[es] Naum Gabo

Naum Gabo KBE (Bryansk, Imperio Ruso, 5 de agosto de 1890 - Waterbury, Connecticut, 23 de agosto de 1977) fue un escultor constructivista ruso y uno de los pioneros del arte cinético.

[fr] Naum Gabo

Naum Gabo (en russe : Наум Абрамович Певзнер, Naoum Abramovitch Pevsner) est un architecte et peintre juif ashkénaze originaire de Russie. Il est né le 5 août 1890, à Briansk (Russie) et décédé le 23 août 1977, à Waterbury (Connecticut, États-Unis).

[it] Naum Gabo

Naum Gabo, in russo: Наум Габо?, pseudonimo di Naum Pevzner (Brjansk, 1890 – Waterbury, 1977), è stato uno scultore, pittore e scenografo russo.

[ru] Габо, Наум

«Габо» перенаправляет сюда. О городе в Тибете см. Габо (Китай). body.skin-modern .mw-parser-output .infobox[data-name=Художник] .infobox-above,body.skin-modern .mw-parser-output .infobox[data-name=Художник] .infobox-header,body.skin-modern .mw-parser-output .infobox[data-name=Художник] .infobox-below,body.skin-monobook .mw-parser-output .infobox[data-name=Художник] .infobox-above,body.skin-monobook .mw-parser-output .infobox[data-name=Художник] .infobox-header,body.skin-monobook .mw-parser-output .infobox[data-name=Художник] .infobox-below,body.skin-timeless .mw-parser-output .infobox[data-name=Художник] .infobox-above,body.skin-timeless .mw-parser-output .infobox[data-name=Художник] .infobox-header,body.skin-timeless .mw-parser-output .infobox[data-name=Художник] .infobox-below,body.skin-vector .mw-parser-output .infobox[data-name=Художник] .infobox-above,body.skin-vector .mw-parser-output .infobox[data-name=Художник] .infobox-header,body.skin-vector .mw-parser-output .infobox[data-name=Художник] .infobox-below{background:#eaecf0}



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