Nach seiner Ausbildung im väterlichen Steinmetzbetrieb als Steindrucker von 1901 bis 1903 machte Philipp Harth eine Bildhauerlehre in Mainz und Karlsruhe. 1908 heiratete er die spätere Opernsängerin Ida zur Nieden.
In den Jahren 1908/09 lebte er zeitweise in München, Worpswede und Mainz, wo er auch Lehrer an der Kunstgewerbeschule war. In den ersten Jahren schuf Harth Holzreliefs mit Tierdarstellungen und Holzplastiken. Nach 1925 hat er sich ganz den Tierplastiken gewidmet. 1910 zog er nach Berlin und blieb dort bis 1941. In Berlin absolvierte er eine Architektenlehre bei Peter Behrens und Hermann Muthesius. Nach dem Ersten Weltkrieg, aus dem er 1917 schwer verletzt zurückkehrte, nahm er sein Studium an der Kunstgewerbeschule Charlottenburg bei Hans Perathoner wieder auf. Philipp Harth wurde Mitarbeiter an der Odenwaldschule und war dort als Lehrer für Kunsterziehung mit Unterbrechungen bis 1930 tätig. Es folgten Studienaufenthalte in Paris, Rom, Hamburg, Köln und im Hauptgestüt Trakehnen. Von 1926 bis 1933 war Harth als freischaffender Künstler in Schwaz (Tirol) tätig. Bis 1934 war er Mitglied der Berliner Secession.
Harth war anfangs ein Befürworter des NS-Regimes und erhoffte sich von ihm eine Unterstützung seines künstlerischen Schaffens. Ein Abguss einer Tiger-Skulptur, die vom Reichsluftfahrtministerium erworben worden war, wurde im Rahmen von Propaganda-Ausstellungen in von Deutschen besetzten Gebieten mehrfach gezeigt. Im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges nahm er zunehmend eine kritische Haltung gegenüber dem NS-Regime ein.
Nachdem 1941 seine Berliner Wohnung und sein Atelier durch Bomben zerstört wurden, wurde die Familie nach Offenhausen evakuiert. Dort wurde Harth nach einer Denunziation von der Gestapo verhaftet und unter Polizeiaufsicht gestellt, weil er sich abfällig über die Kunstpolitik im „Dritten Reich“ geäußert hatte. Harth stand 1944 auf der Gottbegnadeten-Liste.[1]
Seit 1946 lebte er in Bayrischzell, wo er 1968 starb.
Schwerpunkt von Harths Arbeiten waren große Tierplastiken in Holz, Stein und Bronze. Werke von ihm stehen unter anderem in Mainz, Mannheim, Berlin, Hamburg, Düsseldorf und im Grugapark Essen.
In seinem Wohn- und Atelierhaus in Bayrischzell befand sich nach seinem Tod ein Museum, in dem rund 150 Exponate zu sehen waren. Am 6. Juli 1991 wurde in Bayrischzell die Philipp Harth Gesellschaft e.g.V. gegründet.
Zwei Störche im Rheinpark-KölnReiher (Bronze) im Grugapark EssenPferdegruppe (Bronze, 1938) im Grugapark Essen
Werke (Auswahl)
Jaguar (Nussbaumholz) für die Nationalgalerie Berlin (1927)
Adler (Bronze) für das Pergamonmuseum Berlin (1928)
Sitzender Jaguar (Bronze), Kleinplastik aus der Schwazer Serie (1931)[4]
Tiger (Bronze) steht am Rheinufer in Mainz, vor dem Tierpark Berlin, im Grugapark Essen, in Mannheim, auf dem Waldfriedhof in Bad Homburg, sowie im Innenhof des Pommerschen Landesmuseums in Greifswald (1936–37)
Harth schrieb auch einige Bücher und Abhandlungen zur Bildhauerei und hielt in dem Buch Mainzer Viertelbuben seine Jugenderinnerungen fest.
Verschollene Werke (Auswahl)
Krippe (Holz), zuletzt bei der Krippenschau Aue 1934 nachgewiesen (1920)
Der Denker (Lindenholz), Statue des Philosophen Christoph Schrempf (1921)
Pietà (Eichenholz) (1922)
Pietà (Eichenholz), verschollen (1922)
Hyäne (Nussbaumholz), zuletzt 1935 in München ausgestellt (1926)
Dromedarherde (Nussbaumholzrelief), zuletzt in der Sammlung Bruno Adriani in Carmel, U.S.A. (1927)
Kamelherde (Holzrelief), verschollen (1927)
Tiger (Marmorrelief), zuletzt in der Sammlung Bruno Adriani in Carmel, U.S.A. (1931)
Tiger (Marmorrelief), verschollen (1931)
Pelikanschale (Holz) zuletzt bei den Pelikan-Werken Hannover (1951)
Zwei Pelikane (Relief, getriebenes Kupferblech), zuletzt in einer Ausstellung 1962 in Mainz (1954)
Auszeichnungen
1935 – Villa-Romana-Preis vom Deutschen Künstlerbund verliehen
1937 – Grand Prix mit Goldmedaille der internationalen Kunstausstellung in Paris
1956 – Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf
1958 – Kunstpreis für Bildhauerei der Landesregierung Rheinland-Pfalz
1962 – Kunstpreis der Stadt Mainz anlässlich der 2000-Jahr-Feier
1967 – Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste München
1967 – Silbernes Stadtsiegel der Stadt Mainz zum 80. Geburtstag
Schriften (Auswahl)
Aufsätze über Bildhauerische Gestaltung. Riemerschmidt Verlag, Berlin 1939
Mainzer Viertelbuben. Verlag Dr. Hanns Krach, Mainz 1962
Gedanken über Bildhauerische Gestaltung. Eigenverlag 1967
Pegasus, ein poetischer Seitensprung. Druck: Verlag Hanns Krach, Mainz 1973
Literatur
Bruno Adriani: Monographie Philipp Harth. Riemerschmidt Verlag, Berlin 1939
Friedrich Gerke: Philipp Harth. Leben – Werke – Gedanken (= Kleine Schriften der Ges. für Bildende Kunst; Heft XI). Mainz 1962
Wilhelm Boeck: Über das Plastische bei Philipp Harth. Verlag Hanns Krach, Mainz 1967
Walter Heist, Philipp Harth: Der Bildhauer Philipp Harth. Verlag Hanns Krach, Mainz 1974
Ulrich Gertz: Philipp Harth. Werner Helmes: Personen und Wirkungen – biographische Essays. Krach, Mainz 1979. Hrsg. von der Landesbank Rheinland-Pfalz Girozentrale, ISBN 3-87439-065-9
Eberhard Vogel: Von Tigern, Pelikanen und Reihern – Der Tierbildhauer Philipp Harth. In: 100 Jahre Liselotte-Gymnasium Mannheim. Festschrift zum Jubiläum 2011
Kataloge
Galerie Karl Buchholz Berlin: Emil van Hauth Ölbilder – Philipp Harth Plastik (1939)
Kunsthalle Mannheim: Philipp Harth (1957)
Kunstgeschichtliches Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Philipp Harth – Plastiken und Zeichnungen (1962)
Mannheimer Kunstverein: Philipp Harth zum 80. Geburtstag (1967)
Kunst- und Kunstgewerbeverein Pforzheim: Philipp Harth zum 80. Geburtstag (1967)
Pfalzgalerie Kaiserslautern: Philipp Harth – Plastiken und Zeichnungen (1970)
Otto Fischer, Kunstsalon, Bielefeld: Der Bildhauer Philipp Harth (1971)
Günter Franke, München: Philipp Harth, Plastiken, Reliefs, Zeichnungen (1971)
Mittelrheinisches Landesmuseum, Mainz: Philipp Harth – Tierplastiken und Zeichnungen (1975)
Gerhard Marcks-Stiftung Bremen: Philipp Harth – Gerhard Marcks und die deutsche Tierplastik im 20. Jahrhundert (1977)
Mittelrheinisches Landesmuseum, Mainz: Philipp Harth zum 100. Geburtstag – Tiere in der deutschen Plastik des 20. Jahrhunderts (1985)
Rabalderhaus Schwaz: Der Tierbildhauer Philipp Harth und seine Schwazer Zeit (2002)
Kunsthalle Mannheim: Arche Noah – Tierplastiken von Philipp Harth (2010)
Harth, Philipp, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main: S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 218
Bernd Fäthke, Alexej Jawlensky, Köpfe radiert und gemalt, Die Wiesbadener Jahre, Galerie Draheim, Wiesbaden 2012, S. 63 f. ISBN 978-3-00-037815-7
Abbildung im Ausstellungskatalog Junge Kunst im Deutschen Reich, Wien 1943, S. 74
Wolfgang Brauneis / Raphael Gross (Hrsg.): Die Liste der „Gottbegnadeten“. Künstler des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik. Prestel, München u.a. ISBN 978-3-7913-7922-7, S. 136.
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