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Rüdiger Berlit (* 27. Mai 1883 in Leipzig; † 27. August 1939 ebenda) war ein deutscher expressionistischer Maler, Aquarellist und Graphiker. Er gilt als Hauptvertreter der Expressionismus in Leipzig.

Selbstbildnis (1935)
Selbstbildnis (1935)

Leben


Rüdiger Berlit war der zweite Sohn des Germanistikprofessors und späteren Direktors des Nikolaigymnasiums Georg Berlit. Mit etwa 15 Jahren erkrankte er an Gelenkrheumatismus, in dessen Folge eine Herzschwäche ihn zu einer gewissen Zurückhaltung zwang.

Nach dem Abitur studierte er an der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. 1909 ging er für etwa ein Semester an die Münchner Akademie zu Heinrich Knirr (1862–1944) und Johann Brockhoff (1871–1942) und weilte auch für kurze Zeit in der Künstlerkolonie Dachau.

1911 heiratete er in der evangelisch reformierten Kirche am Tröndlinring die gleichaltrige Helene Mehlhorn, die Tochter des Pfarrers an dieser Kirche Paul Mehlhorn (1851–1919). Das Paar bezog eine Wohnung mit Atelier im Dachgeschoss des Märchenhauses am späteren Nikischplatz. Nachbar war hier über 25 Jahre der Maler Eduard Einschlag (1878–1945), mit dem Berlit befreundet war.

1910 nahm Berlit mit vier Arbeiten an der ersten Jahresausstellung der Leipziger Secession teil, die sich gegen den insbesondere von Max Klinger (1857–1920) und seinen Anhängern vertretenen Jugendstil richtete. Nach der Ausstellung 1911 war das Wirken der Leipziger Secession beendet, denn 1912 bildete sich unter dem Vorsitz Klingers der Verein Leipziger Jahresausstellung (LIA), der bis 1927 die Leipziger Jahresausstellungen organisierte. Auch hier stellte Berlit aus. Sein Sujet waren neben Porträts, Stillleben und religiösen Themen Landschaften, in denen seine tiefe Liebe zur Natur zum Ausdruck kam. Bereits 1911 erhielt er zusammen mit dem Impressionisten Theodor Hagen (1842–1919) aus Weimar im Museum der bildenden Künste Leipzig eine Einzelausstellung.

Der aus Es lebe der Krieg entfernte Holzschnitt
Der aus Es lebe der Krieg entfernte Holzschnitt

Um 1915 vollzog sich Berlits Übergang zum Expressionismus und zu sozialem Engagement. Während des Ersten Weltkrieges war er mit sozialistischen Ideen in Berührung gekommen. Von 1919 bis 1928 steuerte er Abbildungen zur linksorientierten, von Franz Pfemfert (1879–1954) gegründeten Zeitschrift Die Aktion bei. 1919 war ihm ein Sonderheft mit neun Holzschnitten gewidmet.[1]

Als Beispiel der Druckgrafik Berlits in der Buchstadt Leipzig sei Bruno Vogels (1898–1987) im Jahr 1924 erschienenes Antikriegsbuch Es lebe der Krieg angeführt, zu dem Berlit fünf Holzschnitte beisteuerte. Autor, Verleger und Illustrator wurden wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften und Gotteslästerung angeklagt und zu Freiheits- bzw. Geldstrafen verurteilt, in zweiter Instanz jedoch freigesprochen. Allerdings mussten zwei Episoden und ein Holzschnitt aus dem Buch entfernt werden. Berlit zog sich darauf, schwer getroffen, für Jahre aus dem Ausstellungswesen zurück.

Rüdiger Berlit war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[2] Sein Name findet sich in der Liste der ausstellenden Künstler der letzten DKB-Jahresausstellung 1936 im Hamburger Kunstverein, die von der Reichskunstkammer nach zehn Tagen zwangsgeschlossen wurde.[3]

1937 wurden in der Aktion „Entartete Kunst“ elf Werke Berlits aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt und vernichtet.[4]

Nach Berlits Tod im Jahr 1939 behielt seine Witwe die Wohnung, bis das Haus bei der Bombardierung Leipzigs am 4. Dezember 1943 ausbrannte, wobei ein Teil seines Werkes Opfer der Flammen wurde.

Eine erste Gedächtnisausstellung fand 1946 im Leipziger Museum der bildenden Künste statt. Mit der Ausstellung „Rüdiger Berlit und der Expressionismus in Leipzig“ wurde 2010 erneut seiner gedacht.


Zeitgenössische Rezeption


Max Schwimmer 1920: „Rüdiger Berlit, einsamer Asket, unbeirrbar geht sein steiniger Weg durch Farbwildnisse, Chaos und Abstraktion. Sein ganzes Werk ist von unerbittlichem Ernst, tiefer Wahrheitsliebe durchglüht. Berlit ist niemals oberflächlich, nie banal.“[5]


Werke (Auswahl)



1937 als "entartet" aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmte und vernichtete Werke



Weitere Werke (Auswahl)



Bildbeispiele



Literatur




Commons: Rüdiger Berlit – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. Die Aktion, IX. Jahr Nr. 21/22. Abgerufen am 17. Juni 2020.
  2. Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes. Abgerufen am 17. Juni 2020.
  3. Malerei und Plastik in Deutschland 1936. Die Geschichte einer verbotenen Ausstellung. Abgerufen am 17. Juni 2020.
  4. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
  5. Rüdiger Berlit und der Expressionismus in Leipzig - kunstaspekte
  6. Stale Session. Abgerufen am 28. Juni 2022.
  7. Stale Session. Abgerufen am 28. Juni 2022.
  8. Stale Session. Abgerufen am 28. Juni 2022.
Personendaten
NAME Berlit, Rüdiger
KURZBESCHREIBUNG deutscher expressionistischer Maler, Aquarellist und Graphiker
GEBURTSDATUM 27. Mai 1883
GEBURTSORT Leipzig
STERBEDATUM 27. August 1939
STERBEORT Leipzig



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