Das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main widmet sich der angewandten Kunst, der Gestaltung in Kunsthandwerk, Design, Mode, Buchkunst, Grafik und Architektur, von Lebensstilen und Performativem. Mit seinen wechselnden Ausstellungen richtet es den Fokus auf die Wahrnehmung gesellschaftlicher Strömungen und Entwicklungen, versteht es sich als ein Ort für sinnliche Denk- und Erfahrungsräume, für Gespräche und kritische Diskussionen. Es befindet sich am Museumsufer der Mainmetropole.
Museum mit Metzler Villa
Geschichte
1877 legte der Mitteldeutsche Kunstgewerbe-Verein den Grundstock der Museumssammlung. Der Tochterverein der Polytechnischen Gesellschaft gründete 1879 als Teil eines Kunstgewerbefördrungsinstituts ein Kunstgewerbemuseum mit Kunstgewerbeschule und der zuvor etablierten Bibliothek. Ab 1879 war der Verein in ehemaligen Räumen des Städelschen Kunstinstituts in der Neuen Mainzer Straße 49 untergebracht. 1921 sah sich der Mitteldeutsche Kunstgewerbe-Verein aufgrund der nach dem 1. Weltkrieg anschließenden Inflation gezwungen, in Verhandlungen mit dem Magistrat der Stadt Frankfurt über die Verstadtlichung der Kunstgewerbeschule, der Bibliothek und des Kunstgewerbemuseum zu treten. Rückwirkend zum 1. April 1920 übernahm die Stadt Frankfurt die Institute und damit auch die Sammlung des Vereins. 1937 wurde das Kunstgewerbemuseum in Museum für Kunsthandwerk umbenannt.
1938 bekam es das Erdgeschoss des Rothschild-Palais in der Bockenheimer Landstraße 10 zugesprochen, das die Stadt als Museum für Kunsthandwerk II im Jahr 1941 für die Öffentlichkeit als Ausstellungsort zugänglich machte. Dessen rechtmäßiger Eigentümer Maximilian von Goldschmidt-Rothschild war am 11. November 1938 gezwungen, Palais, Grundstück und seine bedeutende Sammlung der Stadt unter Wert zu verkaufen. Die Kaufsumme wurde auf ein Sperrkonto eingezahlt, auf das er und seine Erben keinerlei Zugriff hatten. Gegen eine jährliche Miete von 25.000 Reichsmark hatte man ihm ein lebenslanges Wohnrecht in einer kleinen Wohnung des Palais eingeräumt. Dort verstarb er am 15. März 1940.[1] Das Rothschild-Palais wurde bei einem Luftangriff auf Frankfurt 1943 zerstört. Die zuvor eingelagerte Sammlung des Museums fand erst 1966 wieder zu ihrer Sichtbarkeit in der Villa Metzler, sowie in Sonderausstellungen im Karmeliterkloster, bevor 1979 der Museumsumbau als Initiale des Museumsufers international ausgeschrieben wurde. 1985 wurde der heutige Museumsbau von Richard Meier eröffnet.[2]
Im Januar 2000 wurde das Museum in Museum für Angewandte Kunst Frankfurt umbenannt und die Abkürzung MAK als Teil eines neuen Konzepts eingeführt, das von dem aus Kanada stammenden Direktor James Bradburne entwickelt worden war. Die Wiedereröffnung des Hauses nach einem Umbau war am 10. Mai 2000.[3] Bradburne leitete das Museum bis 2002. Nach einer Übergangszeit, während derer Margrit Bauer als kommissarische Leiterin tätig war, wurde der Kunsthistoriker Ulrich Schneider 2003 Direktor des Museums.[4] Er leitete das Haus bis 2012, als die Position an Matthias Wagner K überging.[5] Unter seiner Leitung und nach der Innensanierung von Dezember 2012 bis April 2013 wurde der Name des Hauses auf Museum Angewandte Kunst verkürzt.[6][7]
Die Sammlungen des Museums umfassen etwa 65.000 Werke aus fünf Jahrtausenden. Ihre Schwerpunkte liegen im europäischen Kunsthandwerk und Design vom 12. bis zum 21. Jahrhundert. Weitere Schwerpunkte sind Buchkunst und Grafik (Sammlung Gebrüder Linel), islamische und ostasiatische Kunst.
Architektur
Hauptgebäude
Das Museumsgebäude entwarf der amerikanische Architekt Richard Meier, dabei handelt es sich um einen der ersten Museumsbauten[10] des Architekten und sein erstes Projekt in Deutschland. Am 25. April 1985 wurde der Neubau des damaligen Museums für Kunsthandwerk von Bundespräsident Richard von Weizsäcker eröffnet.[11] Ein wichtiges Kriterium für die Wahl des Entwurfs von Meier war der schonende Umgang mit dem Baumbestand des Parks und die Integration der Proportionen der Villa Metzler in das Gesamtkonzept. Die drei miteinander verbundenen weißen Kuben des Neubaus sind den Proportionen der klassizistischen Villa des Museums nachempfunden. Ein verglaster Übergang in der ersten Etage verbindet den Neubau rückseitig mit der Villa Metzler.[12] Diese Brücke war erst im Juli 1984 vom hessischen Kultusminister Krollmann entgegen der Empfehlung seines eigenen Denkmalamts und politischen Widerstand genehmigt worden.[13] Der Neubau beinhaltet auch das Museumsrestaurant an der zum Park gelegenen Rückseite. Unangetastet von dem Neubauprojekt blieb ein Werkstattgebäude, welches erst 1986 aufgestockt wurde.
Renovierung des Gebäudes 2013
Die Räumlichkeiten des Richard Meier-Baus waren durch statische Vitrineneinbauten verstellt. Ganze Fenster- und Terrassenfronten waren zum Schutz der Sammlungsobjekte geschlossen, der Orientierung dienende Sichtachsen verblendet.
2013 wurde der Richard-Meier-Bau des Museums in seinen Originalzustand versetzt, 27 Jahre nach seiner Errichtung. In Absprache mit dem Architekten Richard Meier wurden sämtliche Verbauungen entfernt, Sichtachsen und Ausblicke wieder geöffnet, die Transparenz des Gebäudes wiederhergestellt. Im veränderten Foyer wurde ein Museumsshop eingerichtet und auf der zweiten Etage ein Bistro.
Historische Villa Metzler
→ Hauptartikel: Villa Metzler
Das Museum für Kunsthandwerk bezog die Villa Metzler 1966. Da in ihr nur etwa ein Zehntel der Sammlungen ausgestellt werden konnten, wurden regelmäßig Ausstellungen im Karmeliterkloster veranstaltet. Der damaligen Direktorin Annaliese Ohm gelang es in den 1970er Jahren, einen Neubau genehmigt zu bekommen.
Villa Metzler
Die 2008 sanierte und wieder eingerichtete Historische Villa Metzler ist Bestandteil des Museum Angewandte Kunst und diente Richard Meier als Ausgangspunkt für Proportionen und Maßstab des 1985 entstandenen Neubaus. Mit den Stilräumen. Aus den Sammlungen werden in ihr Beispiele historischer Wohnkultur, vom Barock bis zum Jugendstil gezeigt.
Museumspark
Der Museumspark wurde ebenfalls von Meier entworfen. Er befindet sich zwischen Schaumainkai und Metzlerstraße (Nord-Süd). Der Park reicht, mit seiner Grünfläche, vom Museum der Weltkulturen bis zum Museum Angewandte Kunst (West-Ost). Sein besonderes Merkmal ist ein rechtwinkliger, kreuzförmiger Fußweg zur Verbindung der beiden Straßen und beider Museen, sowie ein weißer Brunnen in seiner Kreuzungsachse. 2013 wurde der Park in „Metzlerpark“ umbenannt.[14]
Des Weiteren wird der Park jeweils am letzten Augustwochenende für das dreitägige Kulturfestival EL BARRIO genutzt.[15]
Als Zweigstelle des Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main wurde das Ikonenmuseum im ehemaligen Refektorium des Deutschordenshauses 1990 gegründet. 2020 begann eine über einjährige Umbau- und Renovierungsphase, die im März 2021 abgeschlossen wurde.
Ausstellungen (Auswahl)
1962: Meisterwerke koreanischer Kunst.
1985: Türkische Kunst und Kultur aus osmanischer Zeit
1993: YAYLA. Form und Farbe in türkischer Textilkunst
1995: YU-ICHI. Wirtschaftswachstum
1996: Islamic Art & Patronage. Das Schatzhaus Kuwait
2000: Mönche, Monster, schöne Damen. Japanische Malerei, Buch- und Holzschnittkunst des 16. bis 18. Jahrhunderts in Frankfurt am Main
2002: Feuergeburten. Frühe chinesische Keramik im mak.frankfurt
2004: Initiale: Zweite Enzyklopädie von Tlön
2004: almir da silva mavignier. additive plakate
2004: Stundenbücher der Linel-Sammlung
2005: Das richtige Buch. Johannes Gachnang als Verleger
2005: Seelen auf Wanderschaft. Meisterwerke buddhistischer Kunst der Joseon-Zeit aus dem National Museum of Korea
2005: Eleganz und Verzicht. Weiße Keramik im Korea der Joseon-Dynastie
2006: Glück. Gemälde und Alben der Burgi Kühnemann
2006: DER Souvenir. Erinnerung in Dingen von der Reliquie zum Andenken
2007: Ornament ohne Ornament. Franz Bette – Schmuck
2007: Gunter Rambow. Plakate
2007: Kveta Pacovska. Maximum Contrast
2008: Mangamania. Comic-Kultur in Japan 1800–2008
2008: GA-NETCHÛ. Das Manga Anime Syndrom
2008: FRAGILE Die Tafel der Zaren und das Porzellan der Revolutionäre
2008: Tulpen, Kaftane und Levni. Höfische Mode aus dem Topkapı-Palast Istanbul
2009: Sit in China. Ein Streifzug durch 500 Jahre Kultur des Sitzens
2009: André Charles Boulle (1642–1732). Ein neuer Stil für Europa
2009: Helden der Bühne und Schönheiten der Nacht. Meisterwerke des japanischen Holzschnitts aus den Sammlungen Otto Riese und Johann Georg Geyger
2010: Less and More. Das Design Ethos von Dieter Rams
2010: Tobias Rehberger. flach – Plakate, Plakatkonzepte und Wandmalereien
2010: Tradición Argentina – Argentinische Silberschmiedekunst von präkolumbianischer Zeit bis heute und Visión Argentina – Argentinisches Produktdesign
2011: Der i-Kosmos. Macht, Mythos und Magie einer Marke.
2011: Double Intensity. 30 Jahre Verlag Brinkman & Bose
2011: Lack – Meisterwerke aus dem China des 12. bis 18. Jahrhunderts
2011: Randscharf – Design in Island
2012: Tokyo Art Directors Club 2011
2012: Buchkunst Total/Sammlung Total. Erstmalige Präsentation des gesamten Buchbestands aus dem Depot
2012: Chinese Stuff. In Zusammenarbeit mit der Popcorn Idea Factory, Communication University of China/Beijing
2013: Draußen im Dunkel. Weitermachen nach der Mode
2013: Korea Power. Design und Identität
2013: 1607 – Aus den frühen Tagen der Globalisierung
2013: Das pralle Leben. Ukiyoe aus den Sammlungen J. G. Geyger und O. Riese
2013–2015: Design in Frankfurt von 1925 bis 1985. Das Frankfurter Zimmer
2013: alex wollner. brasil design visual
2014: Das Prinzip Kramer. Design für den variablen Gebrauch
2014: The Weather Diaries. 3rd Nordic Fashion Biennale
2014: Elementarteile. Aus den Sammlungen
2014: Julian Barnes: Vom Ende einer Geschichte, Uraufführung, Regie Lily Sykes, Bearbeitung Lily Sykes, Henrieke Beuthner, Schauspieler P. Schröder
2014: Tokyo Art Directors Club Award 2013
2014: Give Love Back. Ata Macias und Partner
2014: Depotschau. Produkt und Gesellschaft: Weiß
2014: Kindheitsräume. Kindheitsträume
2014: Depotschau Essen und Trinken: Suppe
2014: Das pralle Leben II. Ukiyoe aus den Sammlungen J. G. Geyger und O. Riese
2015: Buddha. 108 Begegnungen
2015: Richard Meier. Ein Stilraum
2015: Hamster. Hipster. Handy. Im Bann des Mobiltelefons
2015: Vom Verbergen
2015: Imagine Reality. RAY Fotografieprojekte 2015
2015: Mode bewegt Bild. The Fashion Film Effect
2015: Sense of Doubt. Wider das Vergessen
2016: ZeitRaum. Nach „Here“ von Richard McGuire
2016: Depotschau: Glück und Verheißung
2016: Alles neu! - 100 Jahre Neue Typografie und neue Grafik in Frankfurt am Main.[16]
2016: Stefan Sagmeister. The Happy Show
2016: Unter Waffen. Fire & Forget 2
2016: Thinking Tools. Design als Prozess: Wie Schreibgeräte entstehen
2016/2017: Yokohama 1868–1912. Als die Bilder leuchten lernten. Katalog.[17]
2017: Picknick-Zeit.
2017: SUR/FACE. Spiegel.
2017: Kartografie der Träume. Die Kunst des Marc-Antoine Mathieu.
2017/18: Jil Sander: Präsens.
2018: RAY 2018. Extreme. Bodies.
2018: Lore Kramer. Ich konnte ohne Keramik nicht leben.
2018: Geraubt. Gesammelt. Getäuscht. Die Sammlung Pinkus/Ehrlich und das Museum Angewandte Kunst.
2021: IDEOLOGIEN – RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain
2022: Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag
2022: Erfolgsprogramm Künstlerbücher. Der Verlag der Buchhandlung Walther König
Stiftung Museum Angewandte Kunst
Die Stiftung Museum Angewandte Kunst fördert seit 2013 Ausstellungen, Bildungsprogramme und Veranstaltungen im Museum Angewandte Kunst. Vier individuelle Förderkreise – Frankfurter Balkon, Frankfurter Küche, Frankfurter Zimmer und Frankfurt Salon – dienen dem Austausch sowie der gemeinsamen Ideenentwicklung und -förderung.
Matthias Wagner K:Bilder des Verschwundenseins. Die Sammlung Maximilian von Goldschmidt-Rotschilds. In: Provenienzforschung in deutschen Sammlungen. Hrsg.: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste. Berlin / Boston 2019, ISBN 978-3-11-061746-7, S.233–240. / Matthias Wagner K:Das Kunstgewerbemuseum in Frankfurt am Main. In: Moderne am Main. 1919 - 1933. Hrsg.: Klaus Klemp, Annika Sellmann, Matthias Wagner K, Grit Weber. Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-89986-303-1, S.133–139.
Franz Lerner:Ein Werk des beständigen Gemeinssinnes. Der Kunstgewerbeverein zu Frankfurt am Main und sein Museum. In: Annaliese Ohm, Horst Reber (Hrsg.): Peter Wilhelm Meister. Hamburg 1975, S.283–288.
Daland Segler: Spiel- und Lernplatz. Am 10. Mai wird das neu gestaltete Museum für Angewandte Kunst wiedereröffnet. In: Frankfurter Rundschau. 9. Mai 2000.
Claudia Michels: Die alte Villa soll ein Glanzstück werden. Sylvia von Metzler steht Pate für Sammelaktion zugunsten des Kerngebäudes im Museum für angewandte Kunst. In: Frankfurter Rundschau. 24. September 2004.
Claus-Jürgen Göpfert: Mission Weckruf. Matthias Wagner K will ab morgen das Museum für Angewandte Kunst grundlegend erneuern. In: Frankfurter Rundschau. 29. Februar 2012, S. R6.
A.G.:Die Sammlungen fürs Publikum. Dr Annaliese Ohm wird neue Direktorin des Kunsthandwerksmuseum. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt am Main 24.Mai 1974, S.52.
A.G.:Die Sammlungen fürs Publikum. Dr Annaliese Ohm wird neue Direktorin des Kunsthandwerksmuseum. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt am Main 24.Mai 1974, S.52.
Frankfurter Rundschau:Eine Brücke zu schlagen versucht. Eröffnung am Main. Frankfurt am Main 26.April 1985, S.9.
Richard Meier: Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main. Einführung von Norbert Huse. Ernst, Berlin 1985, ISBN 3-433-02245-3.
U.M.R.:„Abschiedsgabe“ des Kultusministers: Museumsbrücke wird gebaut. Krollmann revidiert eigenen Erlass/ Hoffmann und Haverkampf setzten sich durch / Protest von SPD und Grünen. Hrsg.: Frankfurter Rundschau. Nr.171. Frankfurt am Main 25.Juli 1984.
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