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Pieter de Graeff, Vrijheer der Hohen Herrlichkeit von Zuid-Polsbroek, vrijheer[1] / heer van Purmerland en Ilpendam[2] (* 15. August 1638 in Amsterdam; † 3. Juni 1707) war ein holländischer Aristokrat des Goldenen Zeitalters der Niederlande. Er entstammte dem Geschlecht De Graeff, den Stadtherren von Amsterdam.

Pieter de Graeff, gemalt von Gerard ter Borch in 1674
Pieter de Graeff, gemalt von Gerard ter Borch in 1674

Pieter de Graeff war in der Zeit vor dem Rampjaar 1672 einer der einflussreichsten staatsgesinnten, republikanischen Politiker Amsterdams.[3] Als Bewindhebber der Niederländischen Ostindien-Kompanie war er nach dem Rampjaar einer der wichtigsten Repräsentanten und Leiter derselbigen.[4] Seine politische Haltung war charakteristisch für seine Familie: einerseits Libertin und staatsgesinnt, andererseits, wenn auch nur bedingt, loyal gegenüber den Oraniern.[5] De Graeff hatte in intimen Kontakt mit den Staatsmännern Johan de Witt und Wilhelm III. von Oranien sowie den Künstlern Joost van den Vondel und Jan Lievens gestanden.


Biografie



Familie De Graeff



Gesellschaftspolitischer Hintergrund

Im Laufe des Goldenen Zeitalters der Niederlande standen die Mitglieder der Familie De Graeff in harscher Kritik zum sich immer mehr ausbreitenden Einfluss des Hauses Oranien-Nassau. Gemeinsam mit den führenden republikanischen Staatsmännern, den Gebrüdern Bicker und den De Witt, waren sie für eine Aufhebung der Statthalterschaft, zumindest in der Provinz Holland. Weiters beanspruchten sie den Erhalt einer (ihrer) vollen Souveränität als Stadtregenten.[6]


Kindheit und Jugend

Übersicht über die maßgeblichen Familienbeziehungen der Amsterdamer Oligarchie um die Geschlechter Boelens Loen, De Graeff, Bicker (van Swieten), Witsen sowie Johan de Witt im Goldenen Zeitalter.
Übersicht über die maßgeblichen Familienbeziehungen der Amsterdamer Oligarchie um die Geschlechter Boelens Loen, De Graeff, Bicker (van Swieten), Witsen sowie Johan de Witt im Goldenen Zeitalter.

Pieter de Graeff war der erstgeborene Sohn des Staatsmannes und Amsterdamer Regenten Cornelis de Graeff und Catharina Hooft; mit Jacob de Graeff hatte er einen jüngeren Bruder. Pieter genoss in seiner Jugend Erziehung und Privatunterricht bei Johann Amos Comenius.[7] Im Alter von 16 Jahren begleitete Pieter den Amsterdamer Bürgermeister Johan Huydecoper van Maarsseveen auf einer diplomatischen Mission nach Berlin. Die Stadt trat als offizieller Taufpate des Sohnes des Großen Kurfürsten Markgraf Friedrich Wilhelm auf. Diese Patenschaft war von Pieters Vater Cornelis organisiert worden[8] und führte später zum Eingreifen des Kurfürsten als Bündnispartner im Holländischen Krieg.

In den Jahren von 1658 bis 1660 reiste Pieter durch England und Frankreich und erhielt an der Universität Orléans das Lizenziat für ziviles und kanonisches Recht. Die diversen Reiseberichte wurden von Pieter allesamt in seinen Tagebüchern vermerkt, von denen nur die Berichte über die Berliner Reise erhalten geblieben sind.[8] Im Jahre 1660 wurde durch Pieters Vater Cornelis, seinem Cousin Johan de Witt und Gillis Valckenier ein Konsortium gegründet, welches die Vormundschaft über den jungen oranischen Fürsten Wilhelm III. von Oranien-Nassau, das kind van staat, beinhaltete. Die Sommer verbrachten die Gebrüder Pieter und Jacob de Graeff mit Wilhelm, dem späteren König von England, auf dem De Graeffschen Anwesen am Soestdijk, das Wilhelm später erwarb und zum Palais Soestdijk der niederländischen Erbstatthalter und Könige ausbaute.[9]


Ehe und Nachkommen

Hochzeitsbildnisse von Pieter de Graeff und Jacoba Bicker, gemalt im Jahre 1663 durch Caspar Netscher (Rijksmuseum Amsterdam)
Hochzeitsbildnisse von Pieter de Graeff und Jacoba Bicker, gemalt im Jahre 1663 durch Caspar Netscher (Rijksmuseum Amsterdam)

Pieter eheliche 1663 seine Cousine Jacoba Bicker (Tochter von Johan Bicker und Agneta de Graeff van Polsbroek) der Schwester von Wendela Bicker, die Johan de Witt ehelichte. Zu Pieters Schwager zählten weiters der hohe Beamte Gerard Bicker (I) van Swieten, der Waffenhändler Jacob Trip sowie der Bankier und Financier Jean Deutz.

Anlässlich er dieser Hochzeit verfasste der Dichter Joost van den Vondel das Gedicht Ter bruiloft van den weledelen heer Peter de Graef, Jongkheer van Zuitpolsbroek en de weledele mejoffer Jakoba Bikker.[10] Aus seiner Ehe gingen drei Kinder hervor, zwei Söhne und eine Tochter. Seine beiden Söhne, Cornelis und Johan traten des Vaters Erbe in Zuid-Polsbroek, Purmerland und Ilpendam an.


Wappen

Allianzwappen Pieter de Graeff und Jacoba Bicker aus 1663. Pieters Wappen zeigt hier als Herzschild das Wappen der Hohen Herrlichkeit Zuid-Polsbroek (Pieter war bis zu seines Vaters Tod im Jahre 1664 Jonkheer van Zuid-Polsbroek führte aber schon den Herzschild der Herrlichkeit).
Allianzwappen Pieter de Graeff und Jacoba Bicker aus 1663. Pieters Wappen zeigt hier als Herzschild das Wappen der Hohen Herrlichkeit Zuid-Polsbroek (Pieter war bis zu seines Vaters Tod im Jahre 1664 Jonkheer van Zuid-Polsbroek führte aber schon den Herzschild der Herrlichkeit).
Vollwappen von Pieter de Graeff aus 1690 mit den Wappen der Hohen Herrlichkeiten Zuid-Polsbroek, Purmerland und Ilpendam.
Vollwappen von Pieter de Graeff aus 1690 mit den Wappen der Hohen Herrlichkeiten Zuid-Polsbroek, Purmerland und Ilpendam.

Das Wappen von Pieter de Graeff ist geviert und mit einem Herzschild versehen und zeigt seit 1678 folgende Symbole:


Politische Tätigkeit



Ämter und Wirken

1662 erhielt Pieter sein erstes öffentliches Amt als Hauptmann der Amsterdamer Bürgergarde. Im selben Jahr heiratete er seine Cousine Jacoba Bicker (1640–1695), Tochter von Johan Bicker und Agneta de Graeff van Polsbroek (1603–1656) und Schwester von Johan de Witts Ehefrau Wendela Bicker. Bei ihrer Hochzeit auf Schloss Ilpenstein hielt De Witt die Hochzeitsrede.[8] Die dabei anwesenden Poeten Gerard Brandt,[14] Jan Vos[15] und Joost van den Vondel[16] „besangen“ diese Hochzeit. Mit dem Tod seines Vaters Cornelis wurde Pieter im Jahre 1664 Vrijheer van Zuid-Polsbroek. Gleichfalls übernahm er auch des Vaters Funktion als Bewindhebber der Niederländischen Ostindien-Kompanie (einer der Leiter dieser Handelsgesellschaft, welche auch kurz VOC genannt wird).[8] Pieter hatte viel Interesse an der Bodenkultur, deren er auch als Bewindhebber der VOC sowie als Landesherr eifrigst nachkommen konnte.[8] Er trug die genealogischen Fakten und Informationen über sein Geschlecht zusammen und archivierte diese. (Das Amsterdamer Familienarchiv De Graeff enthielt noch 1912 viele dieser Stücke.)[8]

1666 wurde Pieter Kommissar des Seehandels in Amsterdam und zum militärischen Kommandanten von Amsterdam ernannt.[17] 1668 trat er als Schöffe (niederländisch: schepen) in die Amsterdamer Stadtregierung ein. Er wurde auch Mitglied des Amsterdamer Magistrats (niederländisch: vroedschap)[8] Politisch stand er auf der Seite seines Verwandten und Freundes Johan de Witt, dessen vertrauter Ratsmann er war und mit dessen ihm eine intensive briefliche Korrespondenz verband. Das Verhältnis zwischen den beiden wird als sehr gut und innig beschrieben.[4] Einige Briefe zwischen den beiden haben die Ausbildung des oranischen Fürsten Wilhelm III. zum Inhalt.[18] Als De Graeffs Schwägerin und Cousine Wendela Bicker 1668 verstarb, wurden er und sein Schwager Jean Deutz zum Vormund deren Neffen und Nichten bestellt, und für die Abwicklung des Nachlasses zuständig.[19] Pieter Graeff stand auch in Verbindung zum Dichter Joost van den Vondel,[20] dem Künstler Jan Lievens,[21] dem Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz[22] dem Diplomaten Jacob Boreel sowie dem Naturforscher Christiaan Huygens. Am Anfang der 1670er Jahre kristallisierte sich in der Amsterdamer Stadtregierung unter dem Einfluss der oranisch gesinnten Bürgermeister Gillis Valckenier und Coenraad van Beuningen eine Anti-De Witt Faktion heraus. Im Verlauf des Jahres 1671 erhielt die republikanische Staatspartei unter der Führung von Pieter die Oberhand in der Amsterdamer Stadtregierung zurück.[3] Für eine kurze Zeit sah es danach aus, als könne sich De Witts republikanisches System konsolitieren.


Absetzung und Tätigkeit als Handelsherr

Emanuel de Witte Porträt einer Familie in einem Interieur (1678). Ilse Manke, die Verfasserin der bisher einzigen Monographie über Emanuel de Witte identifizierte in den dargestellten Personen die Familie von Pieter de Graeff, seine Ehegattin Jacoba Bicker und deren gemeinsame Tochter Agneta de Graeff.[23]
Emanuel de Witte Porträt einer Familie in einem Interieur (1678). Ilse Manke, die Verfasserin der bisher einzigen Monographie über Emanuel de Witte identifizierte in den dargestellten Personen die Familie von Pieter de Graeff, seine Ehegattin Jacoba Bicker und deren gemeinsame Tochter Agneta de Graeff.[23]

Im Rampjaar 1672 wurde die republikanisch gesinnte Fraktion De Graeff,[24] beinhaltend Pieter,[8] seinen Bruder Jacob, deren Onkel Andries de Graeff sowie deren Cousin Bürgermeister Lambert Reynst, von der Regierung ausgeschlossen. Dies war eine der Voraussetzungen für die Wiedereinsetzung eines holländischen Statthalters. Nach der Ausrufung des Oraniers Wilhelm III. zum Statthalter wurden die Brüder Johan und Cornelis de Witt, die 1667 zusammen mit Andries de Graeff maßgeblich an der Abschaffung der Statthalterschaft beteiligt gewesen waren, wurden in Den Haag ermordet. Nach dem Tod seines Verwandten Johan de Witt übernahm Pieter als Onkel die Vormundschaft über dessen fünf verwaiste Kinder (darunter auch über Johan II. de Witt).[4]

Pieter de Graeff blieb ausschließlich die Funktion eines Vorstehers (niederländisch: „bewindhebber“) der VOC, die er bis zu seinem Tod innehatte.[25] Zwischen den Jahren 1671 bis 1678 arbeitete Pieter, der immer mehr als einer der Leiter der VOC hervortrat, intensiv mit Joan Maetsuycker, dem Generalgouverneur von Niederländisch-Indien, zusammen.[4] Vor allem in den Jahren 1673/74 waren die Gebrüder Pieter und Jacob erfolglos bemüht bei Wilhelm III. in Gunst zu kommen.[26] 1674 verfügte Pieter über ein aktives Barvermögen von 130.000 Gulden und zählte damit zu den 250 reichsten Personen des Goldenen Zeitalters.[27][28] Nach dem Tod des Bruders und der Mutter wurde Pieter de Graeff 1691 Herr der Hohen Herrlichkeit Purmerland und Ilpendam.

Pieter de Graeff verstarb als Witwer, nachdem seine Ehefrau Jacoba Bicker schon 1695 verstorben war. Er wurde in der Familiengruft in der Oude Kerk beigesetzt.[29]


Kunst und Lebensstil


Cornelis de Graeff mit seiner Familie bei der Ankunft in Soestdijk. Die Landschaftsmalerei stammt wahrscheinlich von Jacob van Ruisdael, die Porträts der Familie von Thomas de Keyser. In der Kutsche sitzen Cornelis de Graeff und Catharina Hooft. Auf dem schwarzen Pferd reitet Pieter de Graeff, daneben sein Bruder Jacob. Die stehenden Personen sind von links nach rechts Willem Schrijver, Pieter Trip und Andries de Graeff. (entstanden zwischen 1656 und 1660, Irisches Nationalmuseum)
Cornelis de Graeff mit seiner Familie bei der Ankunft in Soestdijk. Die Landschaftsmalerei stammt wahrscheinlich von Jacob van Ruisdael, die Porträts der Familie von Thomas de Keyser. In der Kutsche sitzen Cornelis de Graeff und Catharina Hooft. Auf dem schwarzen Pferd reitet Pieter de Graeff, daneben sein Bruder Jacob. Die stehenden Personen sind von links nach rechts Willem Schrijver, Pieter Trip und Andries de Graeff. (entstanden zwischen 1656 und 1660, Irisches Nationalmuseum)
Haus Vogelsang (Zeichnung aus 1718)
Haus Vogelsang (Zeichnung aus 1718)

Aus Pieter de Graeffs Nachlass stammen mehrere Gemälde, auf denen er in verschiedenen Phasen seines Lebens zu sehen ist. Im Jahre 1675 wurde er von Gerard Terborch gemalt;[30] des Weiteren durch Jan Lievens,[30] Caspar Netscher,[31] und Wallerant Vaillant[32] sowie mitsamt seinem Bruder Jacob durch Karel Dujardin.[33] Daneben existieren zwei Gruppenbildnisse mit seinen Eltern und nahen Verwandten. Das erste stammt aus dem Jahre 1652 und wurde von Jan Victors gemalt. Es zeigt sie als die biblischen Personen Erzvater Isaak und Rebekka und deren Kinder Esau und Jakob. Das zweite von Jacob van Ruisdael und Thomas de Keyser zeigt die Familie bei deren Ankunft am Landhaus Soestdijk. 1678 wurde De Graeff mit seiner Ehegattin Jacoba Bicker und deren gemeinsamen Tochter Agneta de Graeff durch Emanuel de Witte in dem Gemälde Porträt einer Familie in einem Interieur verewigt.[34]

Pieter de Graeff bewohnte das Stadthaus an der Amsterdamer Herengracht Nr. 573, das heutige Taschenmuseum Hendrikje, die Landhäuser Valckenburg,[32] Vogelsang und Bronstee sowie das Schloss Ilpenstein. Valkenburg (das vormalige Valckeveen seines Großvaters Dirck Jansz Graeff) bei Heemstede, erwarben Pieter, sein Onkel Andries de Graeff und sein Cousin und Schwager Gerard Bicker (I) van Swieten 1675 zu gleichen Teilen von seiner Tante Christina de Graeff (1609–1679).[35] Ab 1685 war Pieter de Graeff der alleinige Besitzer.[36] Er beschäftigte auch den Kupferstecher Romeyn de Hooghe, der Gravuren seiner diversen Wohnstätten anlegte.[37] Pieter machte mehrere Notizen über Verhandlungen und Zahlungen im Zusammenhang mit der Vermessung seines Besitzes. Er beriet sich hierbei mit De Hooghe, der eine künstlerische Karte von De Graeffs Landhaus Valkenburg stechen sollte. Jeanine Otten gab unter dem Titel Kaarttekenaars en kaartafzetters in de dagboeken van Pieter de Graeff (1638–1707) eine Arbeit über Pieters Aktivitäten zu Darstellung seiner Besitztümer heraus.[38]


Als Privatmensch



Tagebücher

Zwischen den Jahren 1664 und 1706 hatte Pieter de Graeff Tagebücher mit annähernd 1600 Seiten verfasst.[39]


Genealogische Tätigkeit

Pieter de Graeff war auch als Genealoge und Sammler und Chronist von Schriften und Urkunden seiner Familie tätig. Durch ihn sind viele Details über seine Vorfahren noch heutzutage archiviert.[40] Des Weiteren stellte er die (ältere) Genealogie der Reichsbarone De Petersen zusammen, zu welcher er als Großcousin von Pfalzgraf Jakob de Petersen in verwandtschaftlicher Beziehung gestanden ist.[41]


Das Familienalbum von Frans Banninck Cocq

Porträt des Frans Banninck Cocq, die Beschriftung Dr. Frans Banning Kocq stammt wahrscheinlich von Pieter de Graeff
Porträt des Frans Banninck Cocq, die Beschriftung Dr. Frans Banning Kocq stammt wahrscheinlich von Pieter de Graeff

Im Amsterdamer Patriziat des 16. und 17. Jahrhunderts existierten mit der Familie Banning(h), auch Benning(h), und der Familie Banninck zwei Familien mit sehr ähnlichen Namen, die nicht näher miteinander verwandt waren. Dabei war die erstgenannte Familie von größerer Bedeutung, da sie über einen längeren Zeitraum Mitglieder der Stadtregierung stellte. Frans Banninck Cocq, der Kapitän aus Rembrandts berühmten Gemälde Die Nachtwache, und Pieter de Graeffs Onkel, gehörte mütterlicherseits der weniger bedeutenden Familie Banninck an. Aufgrund der ähnlichen Namen kam es bereits unter Zeitgenossen zu Falschschreibungen. Ein von Banninck Cocq angelegtes zweiteiliges Familienalbum enthält neben einer Kopie der Nachtwache zahlreiche kolorierte Zeichnungen und Aquarelle. Es zeigt die Genealogie seiner Familie, mit Abbildungen einer Reihe von Wappen. Weiters sind zahlreiche Gebäude abgebildet, zu denen Banninck Cocq eine Beziehung hatte. Viele der Darstellungen wurden wahrscheinlich von ihm selbst gemalt, und das Buch um 1654 von ihm selbst fertiggestellt. Die Nachtwache wurde wohl noch im Auftrag Banninck Cocqs von Jacob Colijns gemalt. Eine Reihe von handschriftlichen Ergänzungen erfolgten nach Banninck Cocqs Tod im Jahre 1655 durch Pieter de Graeff. Möglicherweise wurden andere Zeichnungen und Aquarelle des Familienbuchs erst nach Banninck Cocqs Tod ebenfalls von Colijns zugefügt, der zu de Graeffs Gunsten auch Dokumente zu anderen mit ihm verwandten Familien gefälscht oder verfälscht hat.[42] Über lange Zeit wurde angenommen, Banninck Cocq selbst habe die Familienalben dergestalt manipuliert, dass sie seine Herkunft aus der älteren Patrizierfamilie belegten. Tatsächlich erfolgten die Fälschungen in der Handschrift von De Graeff, der nach dem Rampjaar 1672 alle städtischen Ämter verloren hatte, und auch daher Grund und Gelegenheit zur Aufbesserung seiner Familiengeschichte hatte. Er erbte 1690 über Banninck Cocqs Witwe, seine Tante Maria Overlander van Purmerland, seiner Mutter Catharina Hooft und schlussendlich über seinen Bruder Jacob de Graeff dessen Titel eines Vrijheeren van Purmerland en Ilpendam. Bei den Manipulationen seiner Familiengeschichte unterstützten De Graeff ebenfalls der Maler Colijns, der möglicherweise auch die Kopie der Nachtwache im Familienalbum gemalt hat, und der Dichter Joost van den Vondel.[43] Der niederländische Schriftsteller Johan Engelbert Elias veröffentlichte 1903 bis 1905 seine zweibändige Geschichte der Amsterdamer Stadtverwaltung von 1578 bis 1795. Er durchschaute de Graeffs Fälschungen nicht und fasste beide Familien zu einer zusammen, was aber im 21. Jahrhundert durch neue Forschungen und die völlig unterschiedlichen Familienwappen widerlegt werden konnte.[44][45][46] Das Familienbuch ist bis heute im Besitz der Familie de Graeff und befindet sich als Dauerleihgabe im Rijksprentenkabinet des Rijksmuseum Amsterdam.[47]


Literatur




Commons: Pieter de Graeff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Nederlands adelsboek 1914, S. 15
  2. Pieter de Graeff in Heren van Holland (Memento des Originals vom 25. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.herenvanholland.nl
  3. Herbert H. Rowen: John de Witt, Statesman of the "True Freedom". Cambridge University Press, 1983/2002, Seite 179.
  4. Biographie Pieter de Graeff – Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek. Deel 7
  5. Pieter C. Vies: Andries de Graeff (1611–1678) ’t Gezagh is heerelyk: doch vol bekommeringen. S. 29/30 (Memento des Originals vom 1. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.triomfdervrede.nl (PDF; 2,7 MB)
  6. Pieter C. Vies: Andries de Graeff (1611–1678) ’t Gezagh is heerelyk: doch vol bekommeringen. S. 29/30 (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive) (PDF)
  7. Google Buchsuche: Johann Jakob Redinger: 1619-1688, S. 329
  8. Biographie Pieter de Graeff – Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek. Deel 2
  9. Der Bericht über Catharina Hooft in Vrouwen van Soestdijk beinhalte auch ihre Söhne Pieter und Jacob de Graeff und deren Spielgefährten Wilhelm III. von Oranien-Nassau (Memento des Originals vom 24. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.historisch-toerisme-bureau.nl
  10. DBNL, De werken van Vondel. Deel 9. 1660-1663. Ter bruiloft van den weledelen heer Peter de Graef, Jongkheer van Zuitpolsbroek en de weledele mejoffer Jakoba Bikker.
  11. Pieters Sohn Cornelis de Graeff in Heren van Holland@1@2Vorlage:Toter Link/www.herenvanholland.nl (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  12. Pieters Sohn Jan (Johan) de Graeff in Heren van Holland
  13. Biographie von Pieters Sohn Johan de Graeff – Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek. Deel 2
  14. Pieter de Graeff in Het Huis te Ilpendam en deszelfs voornaamste Bezitters. Seite 327
  15. Jan Vos’ Vers Huwelyk van den Eed. Heer Pieter de Graaf, Iongheer van Zuidt-Polsbroek, En Mejuffer Jakoba Bikker
  16. Joost van den Vondel: Ter bruiloft van den weledelen heer Peter de Graef, Jongkheer van Zuitpolsbroek en de weledele mejoffer Jakoba Bikker
  17. Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie@1@2Vorlage:Toter Link/ib.rkd.nl (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  18. Het Huis te Ilpendam en deszelfs voornaamste Bezitters. Seite 329
  19. www.johandewitt.nl "De verkoop van een aantal van Wendela’s juwelen door Jacoba Bicker", Gepubliceerd op 24 oktober 2020 door Saskia Kuus
  20. Joost van den Vondels’ Vers op Pieter de Graeff: Aen den hooghedelen heer Pieter de Graef, vryheer van Zuitpolsbroek, op den oorsprongk van het geslagt der graven
  21. Amsterdams Historisch Museum. Ein Auszug aus der Korrespondenz mit Jan Lievens (und Johan de Witt) ist unter der Biografie von Pieters Schwiegervaters Jan Gerritsz. Bicker (1591–1653) zu finden; und hierbei unter Klik hier voor meer gegevens in AHM collectie online research (Memento des Originals vom 15. März 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ahm.nl
  22. Google Buchsuche: Studia Leibnitiana, Bände 21–22, S. 208
  23. "Häuslich - persönlich - innerlich: Bild und Frömmigkeitspraxis im Umfeld der Reformation". Herausgegeben von Maria Deiters, Ruth Slenczka. Kapitel "Die Kirche in der Kammer" von Andreas Gorman, S. 113 ff (De Gruyter Verlag, 2020)
  24. Pieter C. Vies: Andries de Graeff (1611–1678) ’t Gezagh is heerelyk: doch vol bekommeringen. Seite 13 (Memento des Originals vom 1. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.triomfdervrede.nl (PDF; 2,7 MB)
  25. Pieter de Graeff in der Afscheidsrede prof. dr. C.W. Fock Het stempel van de bewoner. Seite 7 (PDF; 1 MB)
  26. Biographie von Jacob de Graeff im Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek. Teil 2
  27. Amsterdams Historisch Museum. Biografie von Pieter de Graeff; hierbei unter Klik hier voor meer gegevens in AHM collectie online research zu finden@1@2Vorlage:Toter Link/ahm.adlibsoft.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  28. Kees Zandvliet: De 250 rijksten van de Gouden Eeuw – Kapitaal, macht, familie en levensstijl. Seiten 93 und 94, Nieuw Amsterdam Uitgevers, Amsterdam 2006
  29. Beschreibung seines Grabes im Projekt Gräber im Internet
  30. Pieter de Graeff in der Afscheidsrede prof. dr. C.W. Fock Het stempel van de bewoner. Seite 9 (PDF; 1 MB)
  31. Pieter de Graeff, gemalt durch Caspar Netscher
  32. Amsterdams Historisch Museum. Biografie und Abbildung von Pieter de Graeffs Porträt von Waillant; hierbei unter Klik hier voor meer gegevens in AHM collectie online research zu finden@1@2Vorlage:Toter Link/ahm.adlibsoft.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  33. Pieter de Graeff in der Afscheidsrede prof. dr. C.W. Fock Het stempel van de bewoner. Seite 8 (PDF; 1 MB)
  34. "Häuslich - persönlich - innerlich: Bild und Frömmigkeitspraxis im Umfeld der Reformation". Herausgegeben von Maria Deiters, Ruth Slenczka. Kapitel "Die Kirche in der Kammer" von Andreas Gorman, S. 113 ff (De Gruyter Verlag, 2020)
  35. Johan Engelbert Elias, De Vroedschap van Amsterdam, 1578-1795, Deel 1, Seite 520
  36. Johan Engelbert Elias, De Vroedschap van Amsterdam, 1578-1795, Deel 1, Seite 422
  37. Pieter de Graeff in der Afscheidsrede prof. dr. C.W. Fock Het stempel van de bewoner. Seite 10 (PDF; 1 MB)
  38. Caert-Thresoor: Tijdschrift voor de geschiedenis van de kartografie in Nederland (Memento vom 27. September 2006 im Internet Archive)
  39. Schweizer Volkskalender. Rudolf Dekker: Almanacs as diaries in Holland, 16th–18th centuries (Memento vom 4. August 2007 im Internet Archive)
  40. Het Huis te Ilpendam en deszelfs voornaamste Bezitters. Seite 326
  41. Google Buchsuche: De Nederlandsche leeuw, Band 116
  42. D. C. Meijer: Frans Banning Cocq en zijn familie-album. In: Eigen Haard 1906, Nr. 27 vom 7. Juli, S. 426–430, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fcollectie.atlasvanstolk.nl%2Fdata_nl.asp%3Fstartc%3D1%26q0%3D132766%26subj%3D28%26bron%3Dcollform~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D und Nr. 28 vom 14. Juli, S. 444–447, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fcollectie.atlasvanstolk.nl%2Fdata_nl.asp%3Fstartc%3D1%26q0%3D132767%26subj%3D28%26bron%3Dcollform~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  43. S. A. C. Dudok van Heel: Amsterdamse burgemeesters zonder stamboom. De dichter Vondel en de schilder Colijns vervalsen geschiedenis. In: De zeventiende eeuw 1990, Jahrg. 6, S. 144–151.
  44. Johan Engelbert Elias: De vroedschap van Amsterdam, 1578–1795. 2 Bände. Haarlem: Vincent Loosjes 1903–1905, Band 1, S. 39–45, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fsammlungen.ulb.uni-muenster.de%2Fhd%2Fcontent%2Ftitleinfo%2F4781466~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  45. S. A. C. Dudok van Heel: Frans Banninck Cocq's Troop in Rembrandt's "Night Watch": The Identification of the Guardsmen. In: The Rijksmuseum Bulletin 2009, Band 57, Nr. 1, S. 42–87, JSTOR:40383630.
  46. Remmet van Luttervelt: Het grafbord van Frans Banningh Cock. In: Amstelodamum. Maandblad voor de kennis van Amsterdam 1951, Band 38, S. 24–26, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Famstelodamum-archief.nl%2Fresources%2F1951_mb_38.pdf~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  47. Stichting Foundation Rembrandt Research Project (Hg.): A Corpus of Rembrandt Paintings. III. 1635–1642. Martinus Nijhoff, Dordrecht, Boston, London 1989, ISBN 978-94-010-6852-9, Kapitel A146 The Night Watch, S. 430–485.
VorgängerAmtNachfolger
Cornelis de GraeffHerr von Zuid-Polsbroek
1664–1707
Johan de Graeff
Catharina Hooft und Jacob de GraeffHerr von Purmerland und Ilpendam
1690 / 1691–1707
Cornelis de Graeff
Personendaten
NAME Graeff, Pieter de
KURZBESCHREIBUNG Person aus dem Goldenen Zeitalter der Niederlande
GEBURTSDATUM 15. August 1638
GEBURTSORT Amsterdam
STERBEDATUM 3. Juni 1707



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