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Disputa del Sacramento („Disput über das Sakrament“) ist der hergebrachte Titel eines der berühmtesten Gemälde von Raffael. Das großflächige Wandfresko in der Stanza della Segnatura, heute innerhalb der Vatikanischen Museen, entstand 1509/10 und ist Teil eines alle vier Wände und die Decke des Raums einbeziehenden christlich-humanistischen Bildprogramms. In diesem vertritt es die Theologie als divinarum rerum cognitio („Kenntnis der göttlichen Dinge“).[1]

Disputa del Sacramento
Raffael, 1509–1510
Fresko
500× 770cm
Stanzen des Raffael, Vatikanische Museen, Vatikanstadt
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum
Detail
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Detail: Petrus, Adam, Johannes der Evangelist, David, Laurentius und Salomo
Detail: Petrus, Adam, Johannes der Evangelist, David, Laurentius und Salomo
Detail: Josua, Stephanus, Mose, Jakobus der Ältere, Abraham und Paulus
Detail: Josua, Stephanus, Mose, Jakobus der Ältere, Abraham und Paulus
Detail
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Titel


Der Titel Disputa del Sacramento ist sekundär. Das „Disputieren“ der Theologen über die „Hostie auf dem Altar“ erwähnt zuerst Giorgio Vasari 1550 in einer knappen Beschreibung des Bildes an letzter Stelle nach anderen Bildinhalten. Der bis heute gebräuchliche Titel setzte sich erst ab dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts allmählich durch und wird in der Fachliteratur durchgehend bemängelt.[2][3]


Geschichte


Um die Jahreswende 1508/09 erhielt Raffael von Julius II. (Papst 1503–1513) den Auftrag zur Mitarbeit und bald schon die Leitung der Ausmalung der neuen Wohn- und Amtsräume im Apostolischen Palast, die heute Stanzen[4] des Raffael heißen, an denen zuvor aber neben anderen schon Giovanni Antonio Bazzi gearbeitet hatte. Den Raum, in dem sich die Disputa befindet, bezeichnete Vasari 1550 als Stanza della Segnatura, und so wird er bis heute genannt, doch ist nicht sicher, ob diese Zweckbestimmung als Sitzungsraum der päpstlichen Rechtskommission schon zur Zeit der Ausmalung bestand oder ob er vielmehr ursprünglich die päpstliche Bibliothek aufnehmen sollte, worauf manches in der Ikonografie hinzudeuten scheint.[5]

Die Geisteswelt der Stanza della Segnatura entspricht derjenigen anderer zeitgenössischer Schriften und Bilder, doch dürfte Raffael für die bis ins Detail durchdachte Gestaltung seiner Fresken Berater gehabt haben. Neuerdings wird Aegidius de Viterbo als direkte oder indirekte Inspirationsquelle angenommen.[6]


Beschreibung


Das Fresko umfasst entsprechend der Architekturform des Raums einen weiten Halbkreis über einem niedrigen Rechteck. Das Bild ist in drei waagerechte Ebenen gegliedert, die durch ihre Krümmung eine apsidiale Wölbung der Bildfläche vortäuschen. Sie sind voneinander getrennt durch zwei Zonen von Himmelsblau und miteinander verbunden durch eine vertikale Mittelachse. Den Bereich zwischen der obersten Bildebene und dem scheinbaren Apsisscheitel füllt ein in Strahlen nach unten sich ausbreitendes Gold.

Auf der Wolkenformation, die die oberste Bildebene markiert, schweben beidseitig von der Mittelachse je drei Engel in gebärdenreichen Posen.

Die zweite Wolkenformation, wie die erste mit Puttensilhouetten durchsetzt, bildet eine Bank, auf der, gekennzeichnet durch ihre Attribute, Hauptzeugen des alten und neuen Bundes und der Alten Kirche sitzen, auch sie lebhaft sprechend und gestikulierend. Es sind links der Mittelachse Petrus, Adam, Johannes der Evangelist, David, Laurentius und Salomo[7] oder Judas Makkabäus (?), rechts der Achse Josua (?), Stephanus, Mose, Jakobus der Ältere, Abraham und Paulus.

Auf der untersten Ebene, dem gepflasterten Erd- oder Kirchenboden, sind mehr als 40 Personen zu sehen, die teilweise identifizierbar, teilweise als Typen dargestellt sind. Über ihnen ist links eine Kirchenbaustelle, rechts eine mächtige Pfeilerbasis zu erkennen, wohl Anspielungen auf den zeitgleich entstehenden Petersdom, aber auch auf das mystische Wesen der Kirche.[8] Nächst der Mittelachse sitzen rechts und links auf Marmorthronen die vier lateinischen Kirchenväter Gregor der Große (mit den Gesichtszügen Julius’ II.), Hieronymus, Ambrosius und Augustinus. Von den übrigen Personen sind u. a. Sixtus IV., Dante, Thomas von Aquin und ganz links Fra Angelico erkennbar. Auffällig sind die beiden bärtigen Männer unmittelbar links und rechts vom Altar; der linke, mit Pluviale bekleidet, weist mit beiden ausgestreckten Armen zur Monstranz, der rechte, schwarz gekleidet, mit Arm und Zeigefinger zum Himmel, in Korrespondenz zu den Gesten Platos und Aristoteles’ in der Schule von Athen gegenüber. Wen diese Figuren darstellen sollen, ist unsicher.[9] Bei aller Erregtheit und Bewegtheit der Gestalten richtet sich aller Aufmerksamkeit auf die Mittelachse – mit Ausnahme einer Personengruppe im linken Vordergrund, die abgewandt in einem Buch liest und darüber diskutiert. Ein blond gelockter junger Mann in blau-goldener Kleidung fordert sie mit Blick und Geste auf, sich der Mitte zuzuwenden.

Diese die Raum- und Zeitebenen verbindende Mittelachse wird gebildet von Gott dem Vater im obersten goldenen Feld, mit weißem Haar und Bart, quadratischem Nimbus und Weltkugel; darunter in einer kreisrunden Glorie Jesus Christus als zweite Person der Dreifaltigkeit und zugleich als der Menschgewordene mit den Wundmalen vom Kreuz an Brust und Händen, flankiert von der anbetenden Gottesmutter und dem hindeutenden Täufer Johannes; darunter in einer Sonnenscheibe, die geometrische Mitte des Gesamtbildes markierend, die Taube des Heiligen Geistes, die sich zur Erde hinabsenkt, umgeben von Engelsknaben mit vier geöffneten Büchern; darunter schließlich, getrennt durch einen Streifen Himmelsblau, die auf einem kunstvoll verzierten Altar in der Monstranz zur Verehrung ausgesetzte gewandelte Hostie, der eucharistische Leib Christi, die irdisch-sichtbare Anwesenheitsform der darüber dargestellten himmlischen Wirklichkeit.


Literatur



Einzelnachweise


  1. Dieses lateinische Motto ist derjenigen der vier allegorischen Frauengestalten an der Decke beigegeben, die sich über der „Disputa“ befindet. Bei der Gestalt über der Schule von Athen, dem Bild gegenüber der Disputa, steht das Motto Causarum cognitio („Kenntnis der Erstursachen“ – Philosophie), bei der Gestalt über der Darstellung der Kardinaltugenden das Motto Ius suum unicuique tribuit („Sie – die Justiz – teilt jedem sein Recht zu“) und bei der Gestalt über der Darstellung des Parnass das Motto Numine afflatur („Sie – die Poesie – wird von der Gottheit angeweht“) (Pfeiffer, s. Lit., S. 30).
  2. Pfeiffer S. 46ff.
  3. In der Bildbeschreibung der Vatikanischen Museen wird stattdessen vorgeschlagen Trionfo della Religione – „Triumph der Religion“.
  4. italienisch „Zimmer, Raum“
  5. Pfeiffer S. 25f.
  6. Pfeiffer passim
  7. Pfeiffer S. 64.
  8. Pfeiffer S. 58f.
  9. Pfeiffer (S. 69f.) sieht in ihnen Doppelungen der auch in der oberen Ebene erscheinenden Apostel Petrus und Paulus.


Commons: Disputa del Sacramento – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

На других языках


- [de] Disputa del Sacramento

[en] Disputation of the Holy Sacrament

The Disputation of the Sacrament (Italian: La disputa del sacramento), or Disputa, is a painting by the Italian Renaissance artist Raphael. It was painted between 1509 and 1510[1] as the first part of Raphael's commission to decorate with frescoes the rooms that are now known as the Stanze di Raffaello, in the Apostolic Palace in the Vatican. At the time, this room was known as the Stanza della Segnatura, and was the private papal library where the supreme papal tribunal met.[2]

[es] La disputa del Sacramento

La disputa del Sacramento es una pintura del artista Rafael Sanzio (1483-1520). Fue pintada en 1509, siendo el primero de los frescos con los que decoró las habitaciones que hoy en día son conocidas como las estancias de Rafael, ubicadas en el Palacio Apostólico de la Ciudad del Vaticano y que forman parte de los Museos Vaticanos. La Sala de Firmas (Stanza della Segnatura) fue la primera en ser decorada, y La disputa del Sacramento la primera pintura en ser finalizada.

[it] Disputa del Sacramento

La Disputa del Sacramento è un affresco (770x500 cm circa) di Raffaello Sanzio, databile al 1509 e situato nella Stanza della Segnatura, una delle quattro Stanze Vaticane.

[ru] Диспута

Диспутá (итал. La disputa del sacramento — Спор о святом таинстве) — фреска работы Рафаэля Санти, созданная в 1509—1510 годах. Первая из фресок, выполненных художником для апартаментов папского дворца в Ватикане, впоследствии названных Станцами Рафаэля. Фреска «Диспута» занимает целую стену напротив композиции «Афинская школа» в Станце делла Сеньятура (итал. Stanza della Segnatura). Этому помещению придавалось особое значение, именно его папа пожелал видеть готовым в первую очередь. О том же говорит величественная программа росписей.



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