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Das Gros der Figuren im Schlosspark Schönbrunn und in seiner unmittelbaren Nähe befindet sich am Rand des Großen Parterres und wurde in der Zeit von 1773 bis 1780 unter der Leitung von Johann Christian Wilhelm Beyer[1] großteils in seinem Atelier geschaffen. Nahezu ebenso viele Figuren, oft von denselben Künstlern geschaffen, sind über den restlichen Park verteilt.

Orientierungsskizze des Großen Parterres von Schloss Schönbrunn
Orientierungsskizze des Großen Parterres von Schloss Schönbrunn

Mythologie zu den Steinfiguren


Wilhelm Beyer schrieb 1784 in seinem Aufsatz „Die neue Muse oder der Nationalgarten“:[2]

„Freylich werden auf diese Art angebrachte Statuen dem Pöbel, der keine Kenntniß von Mythologie hat, kein feines und beziehendes Gefühl erwecken: aber den aufgeklärten Theil der Nation, auf den Kunstfreund und Kunstgönner werden und müssen sie einen angenehmen, reizenden Eindruck machen.“

Wesentlicher Bestandteil dieser Mythologie ist Homers Ilias Der Krieg um Troja und Vergils Aeneis.

Beatrix Hajos schreibt in ihrem Buch:[3]

„Die Darstellungen aus dem trojanischen Sagenkreis gehen von der Vorstellung aus, dass die Zerstörung Trojas durch die Griechen und der Aufstieg Roms den Absichten der Götter entsprach, weil sie ein neues, auf Gottesfurcht und Tugend gegründetes Reich schaffen wollten. Die Grundlage dafür ist Vergils ‚Aeneis‘, das Nationalepos der Römer, welches 29–19 v. Chr. in der Zeit des Kaisers Augustus verfasst wurde und den Staatsmythos des Römischen Reiches formuliert. In der ‚Aeneis‘ verspricht Jupiter, dass die Nachfahren des Aeneas über ein die ganze Welt umfassendes Reich herrschen würden. Das Epos erzählt die Geschichte des frommen Helden Aeneas, der mit seinen Getreuen aus dem brennenden Troja geflohen ist und auch die Götterbilder seiner Heimat mit sich genommen hat. Er muss eine lange Irrfahrt überstehen, bevor er Italien erreicht. Sein Sohn Ascanius nannte sich später Julus (abgeleitet von ‚Ilion‘, dem zweiten Namen seiner einstigen Heimat Troja) und wurde der Stammvater des Geschlechts der Julier, aus dem später Julius Cäsar hervorging und dem auch Kaiser Augustus durch Adoption angehörte. So wurde Aeneas zum Stammvater der römischen Caesaren.“

Hajós, Beatrix: Schönbrunner Statuen, 1773 bis 1780, Ein neues Rom in Wien (Taschenbuch), ISBN 978-3205772286.

Die Marmorstatuen am Großen Parterre



Linke Seite (Figuren 1–16)



Rechte Seite (Figuren 17–32)



Steinfiguren-Pendants


Als Ergänzung zur Mythologie[17]

Steinfiguren Pedants
Steinfiguren Pedants

(2) – Kalliope, die mit der schönen Stimme, Muse der Künste und Wissenschaften
(31) – Amphion mit der Leier, durch deren Spiel sich beim Bau von Theben die Mauersteine (hinter ihm angedeutet) von selbst zusammenfügten.

(5) – Aeneas trägt seinen gelähmten Vater Anchises, dessen Linke die Hausgötter umfasst. An seiner Seite sein Sohn Julus, der später zum Stammvater der Julier werden sollte.
(15) – Paris, der Sohn des trojanischen Königs, als Hirte mit Hund, und mit dem goldenen Apfel, der Troja zum Verhängnis werden sollte.
(28) – Die schöne Helena wird von Paris entführt, was den trojanischen Krieg auslöst. Sie wehrt sich nicht ausdrücklich.

Gleich neben der Entführung der schönen Helena, nicht ganz zufällig, die Kriegsgötter: (29) – Janus, der doppelgesichtige römische Gott des Anfangs und Endes, mit der Kriegsgöttin Bellona, die auch als Schwester, Gemahlin, Freundin oder Wagenlenkerin des Mars gilt. Mit Blick auf Vergangenheit und Zukunft beschwichtigt Janus die impulsive Bellona.
(30) – Der Kriegsgott Mars mit Minerva, ursprünglich Beschützerin von Handwerk und Gewerbe, später auch der Dichter und Lehrer. Minerva hindert Mars, das Schwert zu ziehen: Sie vertritt den wohlüberlegten Krieg, der zum Frieden führt.

(9) – Königin Omphale, die Herakles als Sklaven gekauft hatte, trägt dessen Löwenfell und Keule, während er in verblendeter Liebe zu ihr Frauenarbeit verrichtet.
(24) – Herkules in einer ungewöhnlichen Fassung: Mit Spindel, Maske, Tamburin und Panflöte.

(10) – Dass diese Figur eine Vase mit Blumen trägt, zeigt, dass sie zum Gefolge der Frühlingsgöttin Flora gehört.
(11) – Bacchantin (Mänade) mit einer Schale voll Trauben auf dem Haupt. Ihre Linke ruht auf einem Dreifuß mit Ziegenköpfen, über dem ein Pantherfell hängt. Beide Tiere sind dem Bacchus geweiht und beziehen sich auf Tod und Wiedergeburt.
(22) – Priesterin der Ceres, auf dem Haupt einen Korb mit Früchten für die Göttin tragend.
(23) – Eine andere Priesterin der Ceres, ebenfalls mit Früchtekorb, um dessen Rand sich jedoch Schlangen winden (Symbol der Erneuerung).

(12) – Apoll, Gottheit des Lichts, des Frühlings und der sittlichen Reinheit, Herr des Orakels von Delphi, worauf Dreifuß und Schlange hinweisen. Die Leier deutet seine Stellung als Oberhaupt der Musen an, sein Lorbeerkranz bezieht sich auf seine Trauer um Daphne, die sich ihm entzog, indem sie sich in einen Lorbeerstrauch verwandelte.
(21) – Äskulap, ein Sohn Apollos auf der gegenüberliegenden Seite.
(13) – Hygieia, Tochter des Äskulap steht neben ihren Großvater Apoll.

(14) – Vestalin (jungfräuliche Priesterin der Göttin Vesta) mit Lampe (mit dem heiligen Feuer).
(19) – Priesterin in langem Kleid, eine Opferschale tragend.

(16) – Hannibal, der auch von den Römern bewunderte nahezu ebenbürtige Gegner, nach seiner größten und der letzten erfolgreichen seiner Schlachten, der Schlacht von Cannae.
(26) – Fabius Maximus, Diktator und Gegner von Hannibal, mit Beinamen „der Zauderer“. Der das römische Heer, durch sein Zaudern vor der Vernichtung bewahrte.

(7) – Jason (Führer der Argonauten) hilft mit Atalante, seine Tochter und Jungfrau aus Arkadien -
(17) – Meleanger (Argonaut) den wilden Eber der Jagdgöttin Diana, zu erlegen.


Andere Teile


Orientierungsskizze: Weitere Figuren (33–55)
Orientierungsskizze: Weitere Figuren (33–55)

Östliches Boskett



Westliches Boskett und Botanischer Garten



Ehrenhof, Vorplatz und Maria-Theresia-Tor


Die Inschriftenplatte mit Doppelinitialen MM und der Bügelkrone, in der Umfassungsmauer des Schlossparks, beim Maria-Theresien-Tor. Die Inschrift wurde eindeutig Kaiser Maximilian II. (1527–1576) zugewiesen.


Anmerkungen


  1. Beyer organisierte als Generalunternehmer die Ausgestaltung des Parks mit Skulpturen, die er großteils selbst entwarf und in seinem Atelier fertigen ließ. Die tatsächlich ausführenden Bildhauer lassen sich nur für einen Teil des Gesamtwerkes ausfindig machen, da er selbst dies grundsätzlich zu unterbinden trachtete.
    Hauptartikel unter Johann Wilhelm Beyer.
  2. Johannes Wilhelm Beyer: Die neue Muse, oder der Nationalgarten, den akademischen Gesellschaften vorgelegt 1784. ÖNB, Sammlung von Handschriften, Mikrofilm MF3227
  3. Beatrix Hajós: Schönbrunner Statuen, 1773 bis 1780, Ein neues Rom in Wien, Eine Publikationsreihe der Museen des Mobiliendepots, Band 19, 2004. 188 Seiten.
  4. einer der Mitarbeiter Hagenauers, der in den Tiroler Steinbrüchen Vorarbeiten für (nicht näher genannte) Schönbrunner Statuen leistete, war Anton Matthias Grassi
  5. Eine „verfallene“ Statue nach demselben Modell befindet sich in einer Mauernische im linken Seitenflügel der Römischen Ruine. Sie wurde von Franz Zächerl geschaffen (* 3. Juni 1738, Hall in Tirol; † 5. August 1801, Wien, ab 1778 enger Mitarbeiter Beyers, schuf auch die Egeria des Schönen Brunnens.
  6. Calliope, des Jouis und der Mnemofynes Tochter. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 5, Leipzig 1733, Sp. 282.
  7. Ignaz Franz Platzer und sein Sohn Johann Nepomuk Platzer, der alle Schönbrunner Statuen des Vaters überarbeitete.
  8. Joachim Günther (Stuckateur und Bildhauer) (* 1717 in Zusmarshausen bei Augsburg; † 12. Juli 1789 in Bruchsal)
  9. Philip Jakob Prokop (* 1. Mai 1740 in Romberg in Böhmen; † 16. Oktober 1814 in Wien) Schüler des Balthasar Ferdinand Moll an der Wiener Akademie, 1772 Gehilfe Beyers. Er schuf, vermutlich nach Beyers Entwurf, diese Statue und das 57 cm hohe Terrakotta-Modell. Eine Goldmedaille, mit der Maria Theresia ihn dafür auszeichnete, soll zum Zerwürfnis mit Beyer geführt haben. Diese Sicht des Motivs findet sich allerdings nicht nur unter Beyers 1779 veröffentlichten Entwürfen, sondern bereits um 1616–1619 in der Villa Borghese (Pietro und Gian Lorenzo Bernini), und vorher, um 1515, bei Raffael (Lit. B. Hajós, S. 69).
  10. Josef Anton Weinmüller
  11. Leonhard Posch (* 7. November 1750 in Fügen im Zillertal; † 1. Juli 1831 in Berlin) Zu dieser Zeit war er ein Mitarbeiter Hagenauers.
  12. Veit Königer.
  13. Vinzenz Lang, Tiroler Bildhauer, der die Sibylle nach Beyers Entwurf in Tirol begann.
  14. B. Hajós zitiert hier Hederichs Lexikon von 1741: Er hat solchem nach einen Bart, weil die Medici keine jungen Laffen, sondern erfahrene Leute seyn sollen. Er hat einen Stab in der Hand auf den er sich stemmet, weil die Medicin gleichsam auch Stütze des menschlichen Lebens ist. Solcher Stab ist von einer Schlange umwunden, welche sehr schrafsichtig seyn soll, und dergleichen von einem Medico auch gefordert wird, ist aber voller Knoten, weil es in der Medicin noch viele Schwierigkeiten giebet. (Lit. B. Hajós, S. 101).
  15. Roman Anton Boos
  16. Johann Martin Fischer
  17. Richard Kurdiovsky: Die Gärten von Schönbrunn. S. 34–46.
  18. Franz Anton von Zauner Bis 1774 Mitarbeiter von Beyer; sein Anteil an den hier beschriebenen Werken lässt sich kaum bestimmen. Ab 1775 eigene Aufträge für andere Schönbrunner Figuren
  19. Wahrscheinlich Sebastian Pfaff (* 11. Juli 1747, Obertheres bei Bamberg; † 30. März 1794, Mainz) Schüler von Peter Wagner, 1771–1773 Geselle bei J. Günther; erwähnt wird nur ein Churmainzischer Hofbildhauer Pfaf, der in Beyers Atelier die Euridice ausgearbeitet habe.
  20. beide Länder waren erst 1772 durch die Teilung Polens an Habsburg gefallen. Bereits 1805 waren die Wappen entfernt, welche eine eindeutige Zuordnung der Figuren zu den Ländern ermöglichten. (B. Hajós S. 173)

Literatur




Commons: Statuen im Schlosspark Schönbrunn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


На других языках


- [de] Skulpturen und Plastiken um Schloss Schönbrunn

[en] Sculptures in the Schönbrunn Garden

The sculptures in the Schönbrunn Garden at Schönbrunn Palace in Vienna, Austria were created between 1773 and 1780 under the direction of Johann Wilhelm Beyer, a German artist and garden designer. The Great Parterre of Schönbrunn Garden is lined on both sides with 32 over life-size sculptures that represent mythological deities and virtues. The Neptune Fountain at the foot of the Gloriette hill is the crowning monument of the Great Parterre. Other sculptures are distributed throughout the garden and palace forecourt, including fountains and pools. Several sculptors were employed during the execution of these works, among them Johann Baptist Hagenauer.



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