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Wilhelm August Theodor Steinhausen (* 2. Februar 1846 in Sorau, Provinz Brandenburg, heute Polen; † 5. Januar 1924 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Maler und Lithograf.

Wilhelm Steinhausen (Selbstbildnis 1910)
Wilhelm Steinhausen (Selbstbildnis 1910)

Leben und Werk


Matthäuskirche Berlin (1844 erbaut), die Steinhausen als Kind mit seiner Mutter nach dem Tode seines Vaters regelmäßig besuchte.
Matthäuskirche Berlin (1844 erbaut), die Steinhausen als Kind mit seiner Mutter nach dem Tode seines Vaters regelmäßig besuchte.

Kindheit und Jugend in Sorau und Berlin


Steinhausen war der jüngste Sohn des Sorauer Augen- und Garnisonsarztes August Friedrich Wilhelm Steinhausen und dessen Ehefrau Henriette Auguste, geb. Naphtali, die bei der Heirat als geborene Jüdin zum Protestantismus konvertierte. Schon früh[1] zeigte sich das Talent Steinhausens.

Nach Beendigung seiner Schulzeit begann Steinhausen an der Kunstakademie in Berlin Kunst zu studieren. Dort wurde er zusammen mit Hans Meyer Schüler von Eduard Daege, Eduard Holbein und Julius Schrader. Eigentlich wollte Steinhausen die Landschaftsmalerei als Studienschwerpunkt; da aber aktuell nur Figurenmalerei angeboten wurde, schrieb er sich für dieses Fach ein.


Studium, Italienreise und erste Jahre als Maler in München


Im Herbst 1866 wechselte Steinhausen an die Kunstakademie nach Karlsruhe. Dort wurde er u. a. Schüler von Ludwig Descoudres und Hans Canon. Dort in Karlsruhe lernte er Hans Thoma kennen und befreundete sich mit ihm. Exerzitien im Zisterzienserkloster Maulbronn 1868 bestärken Steinhausen in seinem künstlerischen Schwerpunkt des religiösen Genres.

Giotto „Die Darstellung Jesu im Tempel“. Steinhausen hat sich in der Figur des Simeon, der Jesus in die Arme nimmt, gesehen und so in der Frankfurter Lukaskirche gemalt.[2] Steinhausens Geburtstag ist der Vorabend des Simeontages.
Giotto „Die Darstellung Jesu im Tempel“. Steinhausen hat sich in der Figur des Simeon, der Jesus in die Arme nimmt, gesehen und so in der Frankfurter Lukaskirche gemalt.[2] Steinhausens Geburtstag ist der Vorabend des Simeontages.

Nach dem Tod der Mutter kehrt Steinhausen 1870 nach Berlin zurück. Es entstand hier u. a. der Entwurf für ein Glasfenster der Geberschen Villa. Steinhausen lernte Ludwig Richter kennen und arbeitete kurze Zeit mit ihm in Loschwitz. Das „Michael-Beer-Stipendium für Historienmalerei“, das ihm 1871 verliehen wurde, ermöglichte ihm einen längeren Studienaufenthalt in Italien. Dort wird er auch von den Fresken Giottos beeinflusst. Nach seiner Rückkehr ließ sich Steinhausen im Februar 1873 als freischaffender Künstler in München nieder.

Dort entstanden u. a. die Illustrationen für die „Chronica eines fahrenden Schülers“ von Clemens Brentano sowie, inspiriert durch den Beruf seines Vaters, eine eigene Augenerkrankung und die konservativ-religiöse familiäre Umgebung, das Bild „Die Heilung des Blindgeborenen“.[3] Durch vernichtende Kritiken und dem daraus sich ergebenden Ausbleiben von Aufträgen verließ Steinhausen München und wohnte nun abwechselnd bei seinen Brüdern Heinrich Steinhausen (Lindow) und Friedrich Steinhausen (Berlin). Ab 1875 versuchte Steinhausen auch in Berlin vergeblich Aufträge zu gewinnen. Seine Beteiligungen an verschiedenen Ausstellungen wurden von der offiziellen Kunstkritik nicht beachtet.


Die Frankfurter Zeit


1876 lernte Steinhausen den Maler Friedrich Geselschap kennen, der ihn mit dem Frankfurter Architekten Simon Ravenstein bekannt machte. Im November desselben Jahres ging Steinhausen nach Frankfurt. Er lernte dort durch Thoma Peter Burnitz kennen. Teilweise in Zusammenarbeit aber auch allein entstanden in den folgenden Jahren die Innenausstattungen vieler Villen.

1880 heiratet Steinhausen Ida Wöhler aus Berlin. Mit ihr hatte Steinhausen sechs Kinder, u. a. Marie Paquet-Steinhausen. Sechs Jahre später bezog die Familie eine eigene Villa, das jetzige Steinhausen-Haus. Dieses Domizil war ein Teil einer Künstlersiedlung, die der Architekt Ravenstein entwarf und baute. Dort war er jahrelang der Nachbar seines Freundes Thoma.

Landschaftsstudie, Tagebücher 1909, Städel/Frankfurt
Landschaftsstudie, Tagebücher 1909, Städel/Frankfurt

Größere Aufträge führten Steinhausen nach Wernigerode (1890) und nach Wien (1897). Da seine z. T. monumentalen Wandgemälde in Privathäusern kaum jemand sah[4] begann Steinhausen ab 1900 zahlreiche kirchliche Gesangs- und Gebetbücher zu illustrieren. Nach eigenem Bekunden wollte er „… gute Bilder ins Volk … bringen“. Diese Auftragsarbeiten trugen entschieden zur Stärkung der christlichen Volkskunst bei. Mit der Zeit blieben dann auch öffentliche Aufträge auch nicht mehr aus: z. B. die Ausgestaltung der Aula des Kaiser-Friedrichs-Gymnasiums (heute: Heinrich-von-Gagern-Gymnasium), Frankfurt am Main (1905), die Wandbilder der Hospitalkirche in Stuttgart (1905) und die monumentale Innenraum-Ausmalung (20 Ölbilder und ein Deckenfresko) der Lukaskirche in Frankfurt-Sachsenhausen (1913/18), gestiftet von Rose Livingston.

Rekonstruktion eines der 1944 verbrannten Monumentalwandbilder in der Lukaskirche zu Frankfurt am Main: Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus, denen der Herr nahe ist, nach Ostern 1914.
Rekonstruktion eines der 1944 verbrannten Monumentalwandbilder in der Lukaskirche zu Frankfurt am Main: Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus, denen der Herr nahe ist, nach Ostern 1914.

Steinhausen war Mitglied in einer der ältesten deutschen Künstlervereinigungen, der Frankfurter Künstlergesellschaft, die auch etliche seiner Werke ausstellte.


Burg Schöneck


1910 erwarb Steinhausen das Schloss Schöneck im Hunsrück, das zum Sommersitz des Künstlers wurde. Allerdings konnte Steinhausen diesen Ort ab 1913 nicht wie erhofft mit seiner Ehefrau gemeinsam nutzen. Sie erkrankte zunehmend und lange. Er selbst erlitt Im Frühjahr 1919 einen Schlaganfall, 1920 einen weiteren und wurde zum Pflegefall, womit sein künstlerisches Schaffen beendet wurde. Zwei seiner Töchter sorgten auf Burg Schöneck für eine kontinuierliche Pflege.

Am 19. November 1923 starb Ida Steinhausen, am 5. Januar 1924 Wilhelm Steinhausen.


Leistungen


Steinhausens künstlerisches Lebenswerk umfasst nicht nur die privaten Monumental-Bilder und die Ausstattungen von Kirchen, Villen und Geschäftshäusern; er hat auch eine unüberschaubare Menge von Porträts und Landschaftsbildern geschaffen und war zudem bildhauerisch tätig.[5] Unter dem Pseudonym Malerulus fertigte Steinhausen mehrfach Illustrationen für Bücher. Da seine Werke in religiös gesinnten Kreisen weit verbreitet waren (Schlatter-Bibel, Gesangbuch-Illustrationen, Konfirmations-Urkunden, Kunstdrucke), hat er die volkstümliche Rezeption religiöser Motive beeinflusst. Mit Hans Thoma wurde Steinhausen auch mit der Kronberger Malerkolonie bekannt. Da er in seinen Landschaften auch in einen christlich-religiösen Kontext stellte oder zumindest in einer Allegorie gerne über die einfache Darstellung weit hinausging, war er aber sicher nur am Rande mit dieser Künstlervereinigung verbunden.


Ehrungen



Werke (Auswahl)


Werkverzeichnis bei Bückling: Wilhelm Steinhausen, S. 396–460 sowie Abb. im Bildanhang. Ergänzend zu den im Artikel erwähnten Werken:


Literatur




Commons: Wilhelm Steinhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen


  1. (s. u.) Bückling: Steinhausen, S. 396, Zeichnung Bild Nr. 1 Schloß in einem Park von 1859.
  2. Abb.: Wilhelm Dieter Vogel: Die Ausmalung der Lukas-Kirche zu Frankfurt am Main im biblischen Werk von Wilhelm Steinhausen. Ev.-luth. Lukas-Gemeinde Frankfurt (Hrsg.), Frankfurt am Main 1980, S. 18.
  3. (s. u.:) Lübbecke: Steinhausen, S. 25. Steinhausen war nach einer Wanderung einer ernsten Augenkrankheit erlegen und davon genesen.
  4. Zu den Ausnahmen zählte die Ausmalung des prachtvollen Bavaria-Geschäftshauses Schillerstr. 2-4 (1883/84) an der Frankfurter Hauptwache, wo Steinhausen Außenwandgemälde 24 berühmter Frankfurter Persönlichkeiten entwarf; das im Haus befindliche Café Bauer, sehr bald das bekannteste Frankfurter Kaffeehaus, wurde von Hans Thoma ausgemalt.
  5. Er entwarf Figuren für das Geschäftshaus Kaiser Karl in der Frankfurter Innenstadt (Abb. in: Architektur&Ingenieur-Verein (Hrsg.): Frankfurt und seine Bauten. Frankfurt am Main 1886, S. 340).
  6. Gerd Ilte: Ein Wandbild von Wilhelm Steinhausen im Huberhaus, in: Wernigeroder Heimatblätter 1/1996, S. 27–31.
Personendaten
NAME Steinhausen, Wilhelm
ALTERNATIVNAMEN Steinhausen, Wilhelm August Theodor (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und Lithograf
GEBURTSDATUM 2. Februar 1846
GEBURTSORT Sorau, Provinz Brandenburg
STERBEDATUM 5. Januar 1924
STERBEORT Frankfurt am Main



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