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Alba D’Urbano (* 13. April 1955 in Tivoli, Italien) ist eine italienische Künstlerin, die seit 1984 in Deutschland lebt und seit 1995 als Professorin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig lehrt.


Leben, Laufbahn und politisches Engagement


Alba D’Urbano ist das mittlere von drei Kindern des Steinmetzes Quirino D’Urbano und seiner Frau Giuseppa Baldacci. Sie wurde ein Jahr nach dem Tod ihres älteren Bruders geboren. Um der belastenden Atmosphäre im Elternhaus zu entkommen, zog sie sich in ihre eigene Welt zurück und zeichnete viel.

Nach dem Abitur studierte sie von 1974 bis 1978 Philosophie an der Universität La Sapienza in Rom. Bereits während ihrer Schulzeit war sie politisch aktiv; an der Universität setzte sie dieses Engagement fort und beteiligte sich unter anderem an der Besetzung der Hochschule im Jahr 1977. Ihre Prägung als Künstlerin erfuhr Alba D’Urbano als Teil der „zerstreuten Avantgarde“ (Klemens Gruber),[1] die einen Paradigmenwechsel in der Beziehung zwischen Kunst, Politik und Massenkommunikation herbeizuführen suchte. Vor diesem Hintergrund produzierte Alba D’Urbano unter anderem experimentelle Radiosendungen für den alternativen Sender Radio Gulliver in Tivoli (Vorbild waren Sender wie Radio Alice in Bologna und Radio Città Futura in Rom) und gründete mit gleichgesinnten Frauen eine feministische Gruppe.

1979 nahm sie – gegen den Widerstand ihrer Familie – ein Studium der Bildenden Kunst an der Accademia di Belle Arti in Rom bei Enzo Brunori auf. In dieser Zeit entstanden experimentelle Arbeiten in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern. Einer davon war der Komponist Alessandro Cipriani,[2] mit dem sie Performances, Super-8-Filme und künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum realisierte.

1984 zog Alba D’Urbano nach Berlin (West), wo sie ab 1985 visuelle Kommunikation an der Universität der Künste studierte. 1989 wurde sie Meisterschülerin bei Wolfgang Ramsbott im Fach Experimentelle Filmgestaltung. 1990 war sie Stipendiatin am Institut für Neue Medien in Frankfurt am Main, das von Peter Weibel geleitet wurde. In dieser Zeit lernte sie ihren späteren Ehemann Nicolas Reichelt kennen, mit dem sie in den Folgejahren mehrere intermediale Projekte umsetzte.[3]

Nach einem Lehrauftrag an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main erhielt sie 1995 einen Ruf an die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, wo sie seitdem eine Professur für Computergrafik innehat[4] und seit 1998 die Klasse für Intermedia leitet.[5] 2003/04 war sie für ein Studienjahr an der Freien Universität Bozen tätig. Seit 2000 kuratiert sie im Rahmen ihrer Hochschultätigkeit zahlreiche auf nationaler und internationaler Ebene, die sich mit politischen und sozialen Themen auseinandersetzen und dabei sowohl prozessorientierte als auch medienreflexive Methoden einbeziehen. Neben ihrer eigenen künstlerischen Tätigkeit arbeitet Alba D’Urbano seit 2000 mit Tina Bara zusammen.


Werk


In den 1980er Jahren richtete sich das künstlerische Interesse von Alba D’Urbano auf die gravierenden Veränderungen der Wahrnehmung von Wirklichkeit durch den zunehmenden Einfluss der virtuellen, manipulierbaren Bilderflut der Massenmedien. Dabei stand die Beziehung zwischen Schrift und Neuen Medien im Zentrum ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Der West-Berliner Stadtraum mit seinen teilweise gekappten Kommunikationswegen und dem „Inselstatus“ war Schauplatz ihrer ersten Videoarbeiten aus der Serie Nur die Augen können (gedreht am Checkpoint Charlie, 1985)[6] und Kreis, der (gedreht am Ernst-Reuter-Platz, 1987). Für die Videoinstallationen der Serie Berlin Kulturstadt Europas nahm sie die ortsansässigen Kommunikationsmedien in den Blick, während sie in der Gemäldeserie Prometheus die menschliche Kommunikationsverarmung und der Verlust der Schrift bearbeitete.

In den 1990er Jahren wandte sich Alba D’Urbano „der interaktiven Video- und Computer-Installation zu, der sie als künstlerisches Ausdrucksmittel durch ihre kreative, komplexe, experimentell erweiternde und problembewusste Ausgestaltung wichtige Impulse gab“.[7] In ihren zum Teil mehrfach medial variierten Projekten (z. B. L’esposizione impraticabile, 1992, 1996[8], Rosa Binaria, 1993–96[9], Hautnah und Il sarto immortale, 1995–98)[10] „sensibilisiert“ sie den Betrachter für die massenmediale „Problematik ohne Polemik und unter Wahrung der ästhetischen Suggestivkrkaft diverser Medien.“[11]

Um dem überwältigenden Angebot an Medienbildern etwas entgegenzusetzen, spielte sie mit den Erwartungen des Betrachters. Sie ersetzte Bilder durch unlesbare Zeichenketten und lenkte den Blick des Betrachters auf den Entstehungsprozess medialer Bilder. International bekannt wurde sie insbesondere durch ihre mehrteiligen Projekte Hautnah[12] und Il Sarto Immortale,[13] in denen sie Bilder ihres eigenen Körpers digital verarbeitete, auf Stoff drucken und in Kleidungsstücke transformieren ließ, die von Models auf Laufstegen präsentiert wurden. Im Wechselspiel von Kleidung und Nacktheit wollte sie die Vermarktung des Körpers der Frau in den Massenmedien und in der Modeindustrie entlarven.

In ihren – zusammen mit Tina Bara – entwickelten Arbeiten, die von feministischen Positionen inspiriert sind, steht der Körper als Matrix, in die sich Identität als kulturelle und soziale Konstruktion einschreibt. Dabei geht es den Künstlerinnen immer wieder um den Prozess der Zuweisung normativer Verhaltensweisen. In einer Reihe medienübergreifender Projekte wie Portrait Alba / Tina Ritratto[14] und Bellissima[15] greifen die Künstlerinnen mitunter auf biographisches Material zurück. Neu hinzugekommen ist durch Tina Bara das Thema DDR-Vergangenheit. Die Portraitserie Siegerehrungen (2003)[16] zum Beispiel zeigt ehemalige Leistungssportlerinnen der DDR. Das Projekt Covergirl: Wespen-Akte (2007–2009)[17] beschäftigt sich mit der oppositionellen Gruppe Frauen für den Frieden,[18] der auch Tina Bara angehörte.


Einzelausstellungen (Auswahl)



Gruppenausstellungen (Auswahl)



Arbeiten in öffentlichen Sammlungen (Auswahl)



Preise und Stipendien/Auszeichnungen



Deutschsprachige Literatur von und über Alba D'Urbano (Auswahl)





Einzelnachweise


  1. Klemens Gruber: Die zerstreute Avantgarde. Strategische Kommunikation im Italien der 70er Jahre, Böhlau-Verlag, Wien 2010.
  2. edisonstudio.it:News 2009-2010 – Alessandro Cipriani (Memento vom 26. März 2012 im Internet Archive)
  3. vgl. http://www.medienkunstnetz.de/werke/esposizione-impraticabile/ und http://on1.zkm.de/zkm/werke/TouchMe
  4. http://www.hgb-leipzig.de/index.php?a=person&b=mitarb&id=22&js=2
  5. http://www.hgb-leipzig.de/index.php?a=studgang&b=mk&c=&d=&p=261
  6. http://www.durbano.de/videography.html
  7. Günter Meißner (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon, Band 31, Saur Verlag, München 2002, S. 181 ff.
  8. http://kultur.inm.de/projects/90-94/esposizione.html
  9. http://90.146.8.18/de/archives/festival_archive/festival_catalogs/festival_artikel.asp?iProjectID=8819
  10. http://www.durbano.de/sarto/index.html
  11. Günter Meißner (Hrsg.):: Allgemeines Künstlerlexikon, Band 31, Saur Verlag, München 2002, S. 181 ff.
  12. http://www.medienkunstnetz.de/werke/hautnah/
  13. http://www.inm.de/people/alba/sarto/index.html
  14. Portrait Alba / Tina Ritratto (Memento vom 30. Mai 2010 im Internet Archive)
  15. Bellissima (Memento vom 30. Mai 2010 im Internet Archive)
  16. Siegerehrungen (Memento vom 30. Mai 2010 im Internet Archive)
  17. Covergirl: Wespen-Akte (Memento vom 30. Mai 2010 im Internet Archive)
  18. http://www.goethe.de/ins/ru/lp/prj/bew/kue/bar/de4773508.htm
  19. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg: Inside Out. Einblicke in Mode (Memento vom 25. Juli 2014 im Internet Archive)
Personendaten
NAME D’Urbano, Alba
KURZBESCHREIBUNG italienische Künstlerin und Hochschullehrerin
GEBURTSDATUM 13. April 1955
GEBURTSORT Tivoli, Italien

На других языках


- [de] Alba D’Urbano

[fr] Alba D'Urbano

Alba D’Urbano (née le 13 avril 1955 (66 ans) à Tivoli) est une artiste italienne résidant en Allemagne depuis 1984. Elle est titulaire, depuis 1995, d’une chaire à l’Académie des Arts Visuels de Leipzig (Hochschule für Grafik und Buchkunst).



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