Carl Strathmann (* 11. September 1866 in Düsseldorf; † 29. Juli 1939 in München) war ein in München tätiger deutscher Maler und Illustrator des Jugendstils und des Symbolismus.
Carl Strathmann, Gemälde von Lovis Corinth, 1895Maria, um 1895Frühling, 1906Sturmangriff , 1914Blumenstillleben, 1916Schmetterlingsblumen, 1916
Leben
Strathmann wuchs in Düsseldorf als Sohn von Carl Strathmann (* 1839 in Düsseldorf), eines deutschen Großkaufmanns bzw. Fabrikanten und späteren Konsuls von Chile, in großbürgerlichen Verhältnissen auf. Seine englische Mutter Alice (* 1845 in Huddersfield) ermöglichte ihm eine künstlerische Ausbildung. Sie dürfte seinen Blick auch auf englische Kunst gelenkt haben.[1] Von 1882 bis 1886 studierte Strathmann an der Kunstakademie Düsseldorf, bei Hugo Crola, Heinrich Lauenstein und insbesondere Adolf Schill. Nachdem er dort wegen „Talentlosigkeit“ entlassen worden war,[2] ging Strathmann von 1886 bis 1889 auf die Kunstschule Weimar, wo er 1888/1889 Meisterschüler Leopold von Kalckreuths war.
Der Wegzug Kalckreuths veranlasste ihn, ebenfalls Weimar zu verlassen, und 1891 nach München zu ziehen, um in dessen Bohème als freischaffender Künstler zu leben. In München traf er den Maler Lovis Corinth, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Dort schuf er sein großformatiges Gemälde Salambo (1894/1895), ein Hauptwerk des Münchener Symbolismus, das eine Szene aus dem gleichnamigen Roman von Gustave Flaubert zeigt: Salambo, die Tochter des Feldherrn Hamilkar, gibt sich rituellen Liebkosungen einer Schlange hin. In das ornamental gestaltete Bild hatte Strathmann künstliche Edelsteine eingefügt. Das Publikum war entsetzt und warf ihm eine „sadistische Phantasie“ und „Monstrosität der Darstellung“ vor. Der Skandal machte ihn schlagartig bekannt.[3]
Um 1900 hatte Strathmann ein gemeinsames Atelier mit Alexander von Salzmann und Adelbert Niemeyer (Findlingstraße 28 in München). Einen Ruf als Zeichner erwarb er, nachdem bei Hanfstaengl seine Karikaturenmappe Fin de siècle erschienen war.[4] Er zeichnete für den Pan sowie für die in München verlegten Zeitschriften Fliegende Blätter, Jugend und Simplicissimus. Außerdem schuf er Muster für Tapeten, Menü-Karten, Buchzeichen, Postkarten und Plakate. Auch die eigenen Möbel gestaltete er.[5] Bekannt war er für seinen „eigentümlich verschnörkelten, ornamental-kunstgewerblich stilisierten, von Japan beeinflußten“ Malstil,[6] der Motive des Fin de Siècle und Techniken des Pointillismus sowie des Impressionismus aufgriff. Seine Kunst, die sein Hang zum Skurrilen, Ironischen, Exzentrischen und Fantastischen prägte, ist mit der Malerei von Félicien Rops, Jan Toorop, Gustave Moreau und Franz Stuck verwandt.
Die Grabstätte von Carl Strathmann befindet sich auf dem Münchner Waldfriedhof (Grabnr. 41-3-3).[11][12]
Nachlass
Der künstlerische Nachlass von Carl Strathmann befindet sich im Münchner Stadtmuseum, das vom 15. März – 22. September 2019 ein Retrospektive zu Carl Strathmann unter dem Titel Jugendstil skurril ausstellte.[13]
Trivia
Sein Gemälde Kriegerin wurde 2020 für 6500 Euro bei Bares für Rares verkauft. Geschätzt wurde es von der Expertin auf 5000 Euro.[14]
Kraniche des Ibykus, Öl auf Leinwand, 1895, 1942 verbrannt, Studie auf Zeichenkarton (80 × 58,5 cm) erhalten,[16]Neue Pinakothek
Maria, Öl auf Leinwand (111,5 × 157 cm), um 1895, Klassik Stiftung Weimar
Medusenhaupt, um 1897, Aquarell und Tusche auf Papier und Karton (70 × 70 cm), Münchner Stadtmuseum
Idyll (Faun unter einem exotischen Baume bläst die Flöte, beflügelte Amoretten tanzen nach seiner Weise auf blumiger Wiese), Öl auf Pappe (84 × 93,5 cm), 1913.
Große goldene Vase (auf einer Granitplatte stehend, gefüllt mit aufgeblühte weißen Blumen, Seerosen u. a.), Öl auf Pappe (97 × 68 cm), 1914.
Schneckenpost (Amor, ins Horn blasend, als Postillon auf einer Schnecke), Öl auf Pappe (49 × 49 cm), 1914.
Lustige Musikanten (in winterlicher Landschaft im Schneetreiben), Öl auf Pappe (70,5 × 98,5 cm), 1916.
Schmetterlingsblumen (in großer, gold-, schwarz- und blauemaillierter Vase auf mosaikartigem Grund), Öl auf Pappe (98 × 72 cm), 1916.
Frühlingslandschaft mit Bachlauf, Öl auf Pappe (75 × 46 cm), 1917.
Blumenstillleben (schwarze Vase mit Wiesenblumen), Öl auf Pappe (49 × 34 cm)[17]
Buchgrafik: Aladin und die Wunderlampe (mit Zeichnungen von Carl Strathmann). Anaconda Verlag, Köln 2011, ISBN 978-3-86647-634-9 (Originaltitel: Das Märchenbuch. Viertes Buch. Alladin und die Wunderlampe. Bruno Cassirer Verlag, Berlin 1918, spätere Auflage 1922)
1893–1922: Internationale Kunstausstellung München (wiederholte Teilnahme), Münchner Jahresausstellung, Münchener Secession, Große Berliner Kunstausstellung, Berliner Secession
1895/1896: Kunsthalle Düsseldorf (Sonderausstellung der Künstlervereinigung Laetitia)
1905: 2. Deutsche Künstlerbund-Ausstellung, Berlin
1906: Kunstverein in Hamburg (Münchener Aquarellisten)
1907: Deutsche Nationale Kunstausstellung, Düsseldorf
1911: mit Wally Friedmann und Ines Wetzel, Galerie Paul Cassirer, Berlin
1958: Haus der Kunst, München (München 1869–1958. Aufbruch zur modernen Kunst)
Literatur
Lovis Corinth: Carl Strathmann. In: Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe. Heft 1/1902, S.255ff. (uni-heidelberg.de).
Walter Rothes: Carl Strathmann. In: Die Kunst für Alle. Band 29, Heft 22, 15. August 1914, S. 505–516 (uni-heidelberg.de).
Ismar Lachmann: Karl Strathmann – München. In: Deutsche Kunst und Dekoration: illustrierte Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst und künstlerische Frauen-Arbeiten. Koch, Stuttgart 1917, Band 40, S. 296–299 (mit Illustrationen), ISSN2195-6308 (uni-heidelberg.de).
Carl Strathmann. In: Lovis Corinth: Legenden aus dem Künstlerleben. 2. Auflage, Bruno Cassirer, Berlin 1918, S. 68–82 (zeno.org).
Johann Karl (Hrsg.): Aus Münchner Künstler-Ateliers. Band 5, Selbstverlag, München 1929, S. 8ff.
Strathmann, Carl. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band32: Stephens–Theodotos. E. A. Seemann, Leipzig 1938, S.160.
Strathmann, Carl. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts.Band6, Nachträge H–Z. E. A. Seemann, Leipzig 1962, S.436.
Joachim Heusinger von Waldegg: Grotesker Jugendstil: Carl Strathmann 1866–1939: Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik. Rheinisches Landesmuseum Bonn. In Kommission bei R. Habelt 1976, ISBN 3-7927-0271-1.
Nico Kirchberger (Hrsg.): Jugendstil skurril. Carl Strathmann. Ausstellungskatalog Münchner Stadtmuseum, Wienand, Köln 2019, ISBN 978-3-86832-508-9.
Friedrich Wilhelm Kantzenbach: Kunst-Griffe. Kundschaftsgänge zur Weltanschauungsmalerei des 19./20. Jahrhunderts. Band 1 (= Schriften zur internationalen Kultur- und Geisteswelt. Band 14). Dadder, 1994, S. 72ff.
Walter Rothes: Carl Strathmann. In: Die Kunst für Alle. S. 505.
Liebkosung der Schlange. LWL-Landesmuseum zeigt „skandalöses Gemälde“. Webseite (lwl.org vom 3. Januar 2008, abgerufen am 21. November 2015.
Walter Rothes: Carl Strathmann. In: Die Kunst für Alle. S. 506.
Walter Rothes: Carl Strathmann. In: Die Kunst für Alle. S. 514.
Strathmann, Carl. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band32: Stephens–Theodotos. E. A. Seemann, Leipzig 1938, S.160.
Bettina Best: Die Geschichte der Münchener Secession bis 1938. Eine Chronologie. In: Jochen Meister (Hrsg.): Münchener Secession: Geschichte und Gegenwart. Prestel, München 2007, S. 17 (zikg.eu PDF).
Salambo, Bilddatenbank im Portal akg-images.de, abgerufen am 21. November 2015.
Ibykus, Kunsthandel Lüder H. Niemeyer, abgerufen am 16. September 2016.
Hugo Helbing (Hrsg.): Ölgemälde moderner Meister aus norddeutschem Privatbesitz: Auktion in München in der Galerie Helbing, 22. Mai 1917. München 1917, S. 9 (Digitalisat)
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