Kurt Conrad Karl Edzard (* 26. Mai 1890 in Bremen; † 22. Oktober 1972 in Braunschweig) war ein deutscher Bildhauer.
Edzard war der Sohn des Bremer Rechtsanwalts Conrad Edzard (1858–1930) und Magda Edzard, geb. Melchers (1864–1947). Er war der Bruder des Malers Dietz Edzard (1893–1963) und des Langstreckenfliegers Cornelius Edzard (1898–1962), der berühmt wurde mit Weltrekorden im Dauerfliegen und seit 1933 Direktor des Flughafens Bremen war. Andreas Edzard ist der Sohn des Bildhauers.
Edzard studierte Bildhauerei bei Hermann Volz und Wilhelm Gerstel[1] an der Kunstakademie Karlsruhe.[2]
Anschließend war er bis 1911 in Berlin tätig. 1912 ging er nach Paris, wo er auch die Académie Julian frequentierte und sich mit Ernesto de Fiori und Hermann Haller befreundete.
1914 verließ er Paris, im Ersten Weltkrieg wurde er Flieger und er bildete seinen Bruder Cornelius aus. Nach dem Kriege wohnte er in Berlin und teilte mit Ernesto de Fiori und Hermann Haller das ehemalige Atelier des 1919 verstorbenen Louis Tuaillon. Jeweils in den Wintermonaten war auch Fritz Huf in dem Atelier tätig.
Von 1925 bis 1928 war Edzard Professor der Bildhauerklasse in Karlsruhe und kehrte anschließend vorübergehend nach Berlin zurück, ehe er 1928/29 erneut nach Paris übersiedelte. Etwa ein Jahrzehnt lang war er in Paris (bis 1934), Berlin (1934/35) und London (1935–38) freischaffend tätig und machte sich als Porträtist einen Namen. Alfred Flechtheim nahm ihn 1930 als Künstler seiner Galerie auf und integrierte zuletzt im Mai und Juni 1932 eine Plastik Edzards in eine Gruppenausstellung – zu einem Zeitpunkt, als er und seine Galerie bereits hetzerischen Anfeindungen von Seiten der Nationalsozialisten ausgesetzt war.[1]
1938 kehrte Edzard nach Berlin zurück. Auf der bis 1944 jährlich zu Propagandazwecken im Münchener Haus der Kunst stattfindenden Großen Deutschen Kunstausstellung war er nur einmal, im Jahr 1937, in einem Nebensaal mit einem Porträt seines Sohnes Christoph vertreten.[3] Die Aufnahme dieses Werkes in die Ausstellung ist insofern bemerkenswert, als es – unter anderem durch die Merkmale der aufgelockerten Oberfläche und der Bemalung derselben – wie viele der Arbeiten Edzards aus den 1920er Jahren eine „große stilistische Nähe“[4] zu den von den Nazis als „entartet“ diffamierten Arbeiten des ehemaligen Berliner Atelierkollegen Ernesto de Fiori aufweist.
1944 wurde Edzard – möglicherweise auf Betreiben Arno Brekers, mit dem er seit dem zweiten Parisaufenthalt befreundet war – in die Führerliste der Gottbegnadeten und somit wichtigsten Künstler des NS-Staates aufgenommen und war dadurch von einem Fronteinsatz freigestellt.[5]
1946 wurde er Professor beim Fachbereich der Architekten an der Technischen Hochschule Braunschweig. Dort hatte er den Lehrstuhl für Modellieren und Aktzeichnen inne.[2]
Edzard war drei Mal verheiratet mit:
Er wurde auf dem Riensberger Friedhof in Bremen im Familiengrab Gustav Cornelius Melchers, seinem Großvater mütterlicherseits, beigesetzt (Planquadrat AA 036a)[9].
Edzard interessierte sich in Paris zuerst für Auguste Rodin und Aristide Maillol, fand seinen Wegweiser dann aber vor allem bei Charles Despiau. Angezogen von den reinen Linien der ägyptischen Plastik, schaffte er existenzielle Figuren: Den menschlichen Körper, fein und dünn, aufrecht, sitzend oder liegend, still und statisch konstruktiv. Sein Thema ist Anmut und Stille. Kaum merklich archaisierend und auch Deformierungen zulassend, bildete Edzard schmale, stilisierte Körper, die zwangsläufig sehr jugendlich wirken. So sind die weiblichen Figuren, die Edzard dreimal häufiger thematisiert als männliche, fast immer mädchenhaft: von „zarter Lebendigkeit“ und manchmal „Verletzlichkeit“ – selten erotisch. Seine Figuren sind hauptsächlich klein, die größten unterlebensgroß.
Zwei seiner Figuren aus Muschelkalk, die seit 1925 im Park des Wohnhauses von Sigmund Gildemeister in Hamburg-Hochkamp gestanden haben, wurden 1956 in den Eingang vom Schröders Elbpark unterhalb der Elbchaussee / Einmündung Schlagbaumtwiete versetzt.[10][11]
Edzards Werke standen für die „junge Skulptur“, wie die von Haller, Fiori oder Giacometti im Kreis der internationalen Künstler des Café du Dôme in Paris. Erfolge bekam er in den 1920er und 1930er Jahren. Bildnisaufträge blieben ein Schwerpunkt während der folgenden, je einige Jahre dauernden Aufenthalte in Paris und London und auch in der Zeit, die er während des Zweiten Weltkrieges wieder in Berlin verbrachte. Seine Modelle sind Aristokraten, Boxer, Schauspieler oder Sänger. Er stellt in den wichtigen Galerien und Salons aus.
Die Bremer Kunsthalle[12] besitzt folgende Werke von Kurt Edzard:
Edzards Figurenauffassung soll nicht dem üblichen nationalsozialistischen Menschenbild entsprochen haben, noch lief sie Gefahr als entartet zu gelten. Sein Name befand sich aber auf der Führerliste der Gottbegnadeten und somit wichtigsten Künstler des NS-Staates.[13] Er war seit den ersten Pariser Jahren eng befreundet mit Arno Breker. 1934 gestaltete Breker eine Bronzebüste von Edzard.[14]
In den 1940er Jahren wurde sein etwas impressionistischer Stil einfacher und stark reduzierend. Die statische Form – meditierend, erdhaft und ausgewogen – blieb das Wesentliche seines Werkes, das man in verschiedenen deutschen Museen und Privatsammlungen findet.
Personendaten | |
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NAME | Edzard, Kurt |
ALTERNATIVNAMEN | Edzard, Kurt Conrad Karl (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 26. Mai 1890 |
GEBURTSORT | Bremen |
STERBEDATUM | 22. Oktober 1972 |
STERBEORT | Braunschweig |