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Der Meister des Marienlebens ist ein Notname, mit dem ein um 1473 bis 1495 in Köln entstandener Werkkomplex spätgotischer Tafelgemälde bezeichnet wird, der Anregungen der niederländischen Ars Nova und der lokalen Kölner Malertradition aufgreift. In enger örtlicher, zeitlicher und stilistischer Verbindung stehen dazu weitere Tafelgemälde, die unter den Notnamen Meister der Lyversberger Passion (tätig ab 1463) und Meister der Georgslegende angesprochen werden. Um wie viele Künstler und Werkstätten es sich dabei konkret handelt, ist nicht ganz klar. Die Künstler haben die Kunstproduktion der Kölner Malerschule in ihrer aktiven Zeit entscheidend geprägt.

Meister des Marienlebens (Teil des namensgebenden Altares): Begegnung von Joachim und Anna an der goldenen Pforte (um 1480). München, Alte Pinakothek WAF 618.
Meister des Marienlebens (Teil des namensgebenden Altares): Begegnung von Joachim und Anna an der goldenen Pforte (um 1480). München, Alte Pinakothek WAF 618.
Meister des Marienlebens: Kreuzabnahme. Köln, Wallraf-Richartz-Museum
Meister des Marienlebens: Kreuzabnahme. Köln, Wallraf-Richartz-Museum

Identifizierung und Datierungsprobleme


Lange Zeit wurde angenommen, dass der Meister des Marienlebens mit dem gleichzeitig in der Region tätigen Meister der Lyversberg-Passion und dem Meister der Georgslegende identisch sei. Inzwischen wird aber von der Forschung das erstmals für das Jahr 1473 nachweisbare Werk recht stabil identifiziert und die Mitarbeit einer größeren Werkstatt angenommen.

Der Kunsthistoriker Carl Aldenhoven hat 1902 vorgeschlagen, den Meister des Marienlebens mit dem von 1473 bis 1495 in Köln tätigen Maler Johann van Düren zu identifizieren. Dies ist eine unbewiesene Hypothese geblieben.[1]

Lange Zeit wurde der Beginn der Tätigkeit des Meisters des Marienlebens um das Jahr 1460 angesetzt. Als ältestes Werk galt ein im Auftrag von Nikolaus von Kues geschaffenes Passionstriptychon des Meisters des Marienlebens in der Kapelle des St. Nikolaus-Hospitals in Bernkastel-Kues.[2] Schon immer wurden hier auch etwas jüngere Datierungen des Werkes vorgeschlagen. 2001 konnten dann Rechnungsquellen vorgelegt werden, die eine Entstehung erst im Rahmen der „Zweiten Stiftung“ des Hospitals um 1495 durch Peter von Erkelenz nahelegen.[3]

Außerdem wurde auch für das namensgebende Hauptwerk, der heute vor allem in München aufbewahrte Marienaltar, inzwischen durch die Methode der Dendrochronologie eine Entstehung nicht vor etwa 1475 nachgewiesen. Angesichts der üblichen Lagerzeit des Holzes und historischer Argumente ist eine Entstehung um 1480 wahrscheinlich.[4]

Deshalb gibt es wenig Anlass, den Beginn der Tätigkeit des Meisters des Marienlebens in Köln vor das Jahr 1473 anzusetzen, als der das datierte Retabel heute in Nürnberg malte. Damals war der Meister der Lyversberger Passion schon seit spätestens 1462/63 in der Stadt Köln etabliert.

Da nach Benennung des Meisters des Marienlebens noch weitere anonym gebliebene Künstler zu finden sind, die ebenfalls als Hauptwerk ein Marienleben schufen (so z. B. der Meister des Aachener Marienlebens[5] bzw. zur Unterscheidung von Bildern mit gleichem Motiv (z. B. der Gemäldezyklus „Mainzer Marienleben“) anderer namentlich nicht sicher bekannter Meister wird er manchmal mit dem Zusatz Kölner Meister aufgeführt.


Stil und Einfluss


Da der Stil des Meisters des Marienlebens starken niederländischen Einfluss durch Rogier van der Weyden zeigt, wurde früher eine Lehrzeit in den Niederlanden vermutet. Er übernimmt von dort die die Zeichnung und Betonung der Einzelfiguren in der Gesamtkomposition. Die neuen niederländischen Konzepte zur Konstruktion perspektivisch überzeugender Innenräume und plastisch gestalteter Figuren hat er sich nicht angeeignet.

Deutlich zu erkennen ist gleichzeitig der Einfluss des älteren Kölner Malers Stefan Lochner. Die Farbgestaltung des Meisters des Marienlebens orientiert sich auch an der anderer Maler der sogenannten Kölner Malerschule seiner Zeit, jedoch beginnt er, verwandte Farben zu größeren geschlossenen Gebieten zusammenzufassen und somit einen eigenen Stil mit prächtigem Kolorit zu prägen[6]. Deshalb wird heute angenommen, dass der Maler aus der Kölner Handwerkstradition stammt und sich die neuen niederländischen Stilelemente lediglich durch eine kürzere Besichtigungsreise und ausgiebige Zeichnungen angeeignet hat.[7]


Der namensgebende Altar mit Szenen des Marienlebens


Sieben Bilder des vom Meister des Marienlebens geschaffenen Zyklus zum Marienleben aus der Kirche St. Ursula in Köln sind heute in München in der Alten Pinakothek (Inventar WAF)[8]. Ein weiteres ist in der Londoner National Gallery (Inventar NG) erhalten. Wahrscheinlich wurde der Zyklus um 1480 gemalt.


Weitere Werke (Auswahl)


Maria mit Kind und dem Hl. Bernhard, um 1480. Köln, Wallraf-Richartz-Museum
Maria mit Kind und dem Hl. Bernhard, um 1480. Köln, Wallraf-Richartz-Museum
Maria mit dem Kind in der Rosenlaube, um 1470, ev. vom Umkreis des Meisters, Berlin Gemäldegalerie
Maria mit dem Kind in der Rosenlaube, um 1470, ev. vom Umkreis des Meisters, Berlin Gemäldegalerie

Neben den Hauptwerken des Marienlebens sind vor allem ein Passionstriptychon des Meisters des Marienlebens in der Kapelle des St. Nikolaus-Hospitals in Bernkastel-Kues, sowie Werke im Kölner Wallraf-Richartz-Museum[9] von Bedeutung (Inv. Nr. WRM 136, WRM 128). Daneben werden dem Meister oder seiner Schule weitgehend verlorene Wandgemälde in Köln zugeschrieben. Kunsthistorisch bedeutend ist auch eines der frühen selbständigen, weltlichen Porträts in Deutschland, das der Meister um 1480 in Köln schuf.[10] Das seit mindestens 1823 in der Karlsruher Sammlung nachweisbare Bild zeigt wohl einen Gelehrten vor einer Landschaft.[11]


Literatur




Commons: Master of the Life of the Virgin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Scheibler/Aldenhoven 1902, S. 317.
  2. Schmidt 1978, S. 32–38.
  3. Meike Hensel: Überlegungen zur Datierung des Passionsaltars im St. Nikolaus-Hospital. In: Horizonte. Nikolaus von Kues in seiner Welt. Ausstellungskatalog. Trier 2001, S. 215–217.
  4. Die Datierung nach Scherer 2000. Vgl. auch zustimmend Corley 2009, S. 233.
  5. Katharina Liebetrau, LVR-LandesMuseum Bonn: Meister des Aachener Marienlebens - Gemälderestaurierung: Untersuchungs- und Restaurierungsbericht eines Tafelbildes Inventarnummer: 22476 (GK 135 A)@1@2Vorlage:Toter Link/www.landesmuseum-bonn.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , o. J., Online, aufgerufen am 30. April 2011
  6. A. L. Plehn: Farbensymmetrie und Farbenwechsel; Prinzipien deutscher und italienischer Farbenverteilung. Studien zur deutschen Kunstgeschichte. Hkitz & Mündel 1911, S. 81–82.
  7. Corley 2009, hier Kap. 8, S. 223–276.
  8. BStGS K-R Bestandsliste der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen K-R,. o. J.
  9. Wallraf-Richartz-Museum & Foundation Corboud: Vollständiges Verzeichnis der Gemäldesammlung. 1986 und
    Wallraf-Richartz-Museum & Foundation Corboud: Altkölner Malerei. Katalog des Wallraf-Richartz-Museum XI. 1990
  10. Die Datierung nach Corley 2009, S. 243.
  11. Bildnis eines Gelehrten. Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Inventar-Nummer 139 (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) im Internet Archive auf archive.org, Stand: 28. September 2007
  12. Neue Spätdatierung nach Scherer 2000, S. 133.
  13. Michael Eissenhauer: Gemäldegalerie Staatliche Museen zu Berlin. Scala Arts & Heritage Publisher Ltd, London 2017, ISBN 978-1-78551-097-7, S. 8 ff.
Personendaten
NAME Meister des Marienlebens
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler des Mittelalters
GEBURTSDATUM unsicher: vor 1460
STERBEDATUM unsicher: nach 1490

На других языках


- [de] Meister des Marienlebens

[en] Master of the Life of the Virgin

The Master of the Life of the Virgin, in German the Meister des Marienlebens, (working ca. 1463 — ca. 1490), is the pseudonym given to a late Gothic German painter working in Cologne. He can also be known as the Master of Wilten, or Johann van Duyren, an identification not universally accepted.[1]

[fr] Maître de la Vie de Marie

Le maître de la Vie de la Marie, en allemand Meister des Marienlebens (actif de 1463 à 1490 environ) est le nom de convention donné à un peintre gothique allemand, vivant à Cologne. Il est également connu sous le nom de maître de Wilten et de Johann van Duyren, mais cette dernière identification ne fait pas consensus[1].

[it] Maestro della Vita della Vergine

Il Maestro della Vita della Vergine, in tedesco Meister des Marienlebens, (... – ...; fl. XV secolo) è stato un pittore tedesco attivo all'incirca tra il 1463 e il 1490 e appartenente alla corrente del tardo gotico. È anche conosciuto come il Maestro di Wilten o Johann van Duyren (un'identificazione quest'ultima che non è universalmente accettata[1]) e non va confuso con l'omonimo norvegese del XIII secolo e con il veneziano del tardo Quattrocento Maestro della Vita della Vergine del Louvre.[2]

[ru] Мастер жития Марии

Ма́стер жития́ Мари́и (нем. Meister des Marienlebens; работал ок. 1463—1490 гг.) — анонимный немецкий художник, работавший в период поздней готики в Кёльне; прозвище дано по самому крупному произведению — серии сцен из жизни девы Марии.



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