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Das Ludwig Forum für Internationale Kunst ist ein Museum für moderne Kunst in Aachen. Es gründet auf die Sammlung Ludwig, die das Aachener Sammlerehepaar Irene und Peter Ludwig Mitte des 20. Jahrhunderts zusammentrug, und wird gefördert durch die Peter und Irene Ludwigstiftung.[1]

Aachen, „Ludwig Forum für Internationale Kunst“, im Mai 2017
Aachen, „Ludwig Forum für Internationale Kunst“, im Mai 2017

Museum



Geschichte


Seit 1968 arbeitete Gründungsdirektor Wolfgang Becker eng mit dem Sammlerehepaar Ludwig zusammen, und aus gemeinsamen Ideen entstand so 1970 in Aachen das städtische Museum Neue Galerie – Sammlung Ludwig. Es war eines der ersten Museen für Gegenwartskunst in Deutschland und anfangs im Alten Kurhaus Aachen angesiedelt. Anfeindungen von konservativer Seite bewegten den Gynäkologen Hugo Jung und fünf weitere Professoren der RWTH Aachen dazu, am 9. Februar 1971 den Verein der Freunde der Neuen Galerie zu gründen.[2] 1991 zog das Museum in die von Fritz Eller umgestalteten Räumlichkeiten der 1928 im Bauhausstil erbauten und 1988 verlegten Schirmfabrik Brauer und nannte sich fortan Ludwig Forum für Internationale Kunst. Aus dem Förderverein wurde der Verein der Freunde des Ludwig Forums.

Seit dem Umzug liegt der Schwerpunkt des Museums auf zeitgenössische Kunst. Bis 2011 konnte die Besucherzahl auf rund 55.000 Personen pro Jahr gesteigert werden. Das Ludwig Forum ist seit 2008 ein Veranstaltungsort des Kulturfestivals across the borders.


Sammlung


Ballerina-Clown von Jonathan Borofsky im Innenhof des Ludwig Forums für Internationale Kunst
Ballerina-Clown von Jonathan Borofsky im Innenhof des Ludwig Forums für Internationale Kunst

Die Sammlung umfasst heute mehr als 3.000 Werke vornehmlich aus dem Besitz der Sammler Peter und Irene Ludwig aus allen Gattungen der Kunst sowie aus vielen Ländern. Die Sammlung Ludwig ist besonders bekannt für ihre Pop-Art-Bestände und den Schwerpunkt auf US-amerikanischer Kunst seit den 1960er Jahren. 1977 zeigte das Sammlerpaar erstmals Pop-Art in Ost-Berlin. Daraufhin entwickelte sich ein reger Austausch zu Künstlern aus Ostdeutschland. In den 1980er und 1990er Jahren reisten die Ludwigs nach Russland und begannen bald darauf, die damals aktuelle sowjetische und chinesische Kunst zu sammeln. Heute sind viele dieser Positionen und Künstlerpersönlichkeiten weltbekannt, wie z. B. Ilya Kabakov, Erik Bulatov, Huang Yong Ping und Ai Weiwei. Daneben wurde eine bedeutende Sammlung an Videokunst im Hause aufgebaut, die heute rund 200 Werke sind so in städtischen Besitz gelangt.

Einige der Objekte fehlen in keiner Enzyklopädie zur neueren Kunstgeschichte und gehören damit zu einer Art Weltgedächtnis der Kunst des 20. Jahrhunderts. Dazu zählen z. B. das fotorealistische Gemälde Medici von Franz Gertsch oder die Skulpturengruppe Bowery Bums von Duane Hanson, die drei Bettler der Bowery in Manhattan zeigt. Beide Werke waren 1972 auf der heute legendären documenta 5 von Harald Szeemann in Kassel ausgestellt. Von Hanson stammt auch die Aachener Mona-Lisa, die liebevoll als Supermarket Lady bezeichnete hyperrealistische Skulptur einer Frau mit Einkaufswagen. Auch der Ballerina-Clown von Jonathan Borofsky, der im Hof des Ludwig Forums aufgebaut ist, schaut weit in die Geschichte und über die Kontinente. Er hat einen Zwilling in Los Angeles, aufgestellt auf dem Dach der Public Library von Santa Monica, direkt am Pazifik. Entstanden ist der Clown ursprünglich für die heute unter Fachleuten als Maßstab geltende Schau Metropolis, die Anfang 1991 im Berliner Gropius-Bau gezeigt wurde und aus der heraus das Werk für Aachen anlässlich der Neueröffnung des Ludwig Forums im Sommer desselben Jahres erworben wurde.

Das Videoarchiv umfasst eine Sammlung von etwa 200 Videoarbeiten von Videokünstlern wie Klaus vom Bruch, Peter Campus, Douglas Davis, Joan Jonas, Bruce Nauman, Nam June Paik, Ulrike Rosenbach, Wolf Vostell und William Wegman.[3]

Neben Einzel- und Gruppenausstellungen international profilierter Künstler zeigte das Ludwig Forum 2010 unter dem Titel West Arch – A new Generation in Architecture erstmals zeitgenössische Architektur. 2011 feierte das Ludwig Forum für Internationale Kunst sein 20-jähriges Bestehen. Die Ausstellungen Hyper Real – Kunst und Amerika um 1970 sowie Nie wieder störungsfrei – Aachen Avantgarde ab 1964 schlossen dabei den Bogen von der Geschichte des Hauses und der Sammlung zu aktuellen künstlerischen Positionen und Fragestellungen.


Leitung



Sonderausstellungen (Auswahl)



Publikationen (Auswahl)



Sonstiges


Seit 1993 gehört das Ludwig Forum zu den Veranstaltungsorten im Rahmen des grenzüberschreitenden Schrittmacher Festivals für Zeitgenössischen Tanz und beteiligte sich 2014 und 2016 als Ko-Ausrichter an der Comiciade.


Auszeichnungen



2017 – Justus Bier Preis für Kuratoren

Für die Mies van de Rohe Ausstellung 2017 erhielten Brigitte Franzen, Andreas Beitin und Holger Otten den Justus Bier Preis für Kuratoren[18]. Ausgezeichnet wurden sowohl das Projekt als auch die mit der Ausstellung einhergehende Publikation „Mies van der Rohe: Montage Collage, Ludwig Forum Aachen, Museum Georg Schäfer Schweinfurt, 2017“. Die Jury begründete dies wie folgt: „Der Justus Bier Preis widmet sich Ausstellungsprojekten und Publikationen, die durch eine originelle Themenstellung und eine fundierte fachliche Aufarbeitung beeindrucken. Beides ist nach Meinung der Jury mit dem Projekt zu den Montagen und Collagen von Mies van der Rohe beispielhaft gelungen. Zwar ist Mies van der Rohe ein weltbekannter Architekt, dessen Werk bis heute Anlass für unzählige Untersuchungen bildet, allerdings fehlte bislang eine systematische monografische Gesamtdarstellung seiner Collagen und Fotomontagen. Dies ist umso bemerkenswerter, als gerade dieser Teil des Werkes einen umfassenden Einblick in das Denken Mies van der Rohes bietet. Den Herausgebern gelingt es, eben jenen panoramatischen Aspekt dieser Werkgruppe mustergültig deutlich zu machen.“[19]


2018 – Museum des Jahres

2018 wurde das Ludwig Forum für Internationale Kunst von der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes (AICA) zum Museum des Jahres 2018 gewählt.[20] Begründung der Jury: „Unter der aktuellen Leitung von Andreas Beitin fiel das Ludwig Forum vor allem durch gut präsentierte und recherchierte thematische Sonderausstellungen auf, die künstlerische Strömungen der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit in neuem Licht zeigen und dabei auch kulturelle und politische Kontexte veranschaulichen.“[21]


2018 – Ausstellung des Jahres

„Flashes of the Future. Die Kunst der 68er oder Die Macht der Ohnmächtigen.“ wurde von der AICA Deutschland e. V. 2018 zur Ausstellung des Jahres gewählt. „Die von Andreas Beitin (Aachen) und Eckhart Gillen (Berlin) erarbeitete Ausstellung entfaltete in über 200 Werken ein nie zuvor so umfassendes Panorama der Kunst um 1968 in all ihren Stilrichtungen. Während die Erinnerung an das Jahr 1968 in politischer Hinsicht meist auf die Studentenrevolte eingeengt ist, zeigten die Kuratoren, dass sich der gesellschaftliche Umbruch, der 1968 seinen Ausgang nahm, in der Kunst lange zuvor angekündigt hatte. Ein umfangreicher Katalog analysiert und erläutert in rund 60 Beiträgen Kunst, Politik und Gesellschaft jener Zeit. Eine so vollständige und differenzierte Bestandaufnahme der damaligen kulturellen Situation kann wohl erst im Abstand von einem halben Jahrhundert gelingen.“[22]


Bibliothek


Im Ludwig Forum gibt es eine Fachbibliothek mit ca. 51.000 Titel zur modernen und zeitgenössischen Kunst.[23]



Commons: Ludwig Forum für Internationale Kunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Peter und Irene Ludwig Stiftung
  2. Eckard Hoog: Zeitgenössische Kunst war seine Leidenschaft: Trauer um Hugo Jung in: Aachener Zeitung vom 8. Januar 2017.
  3. Videoarchiv des Ludwig Forum (Memento des Originals vom 25. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ludwigforum.de
  4. Hermann Josef Delonge. Brigitte Franzen verlässt das Aachener Ludwig Forum, in: Aachener Zeitung vom 2. März 2015
  5. Ludwig Forum will seinem Namen wieder Ehre machen (Memento des Originals vom 29. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kabinett-online.de, auf kabinett-online.de vom 13. Februar 2016
  6. Pressemitteilung des Stadtanzeigers Aachen vom 26. August 2015 (Memento des Originals vom 25. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/genial-nah.de
  7. Matthias Hinrichs: Besucherzahlen der Museen: Nur das Ludwig Forum rettet die Bilanz. In: Aachener Zeitung. (aachener-zeitung.de [abgerufen am 2. Januar 2018]).
  8. WDR: "Lust der Täuschung": Besucherrekord im Aachener Ludwigforum. 1. Juli 2019, abgerufen am 2. Juli 2019.
  9. Eva Birkenstock wird neue Direktorin des Ludwig Forums. In: monopol-magazin.de. Abgerufen am 2. Oktober 2021.
  10. Ludwig Forum. Abgerufen am 28. April 2018 (deutsch).
  11. Ludwig Forum. Abgerufen am 12. November 2018 (deutsch).
  12. Ludwig Forum. Abgerufen am 12. November 2018 (deutsch).
  13. Ludwig Forum. Abgerufen am 21. Februar 2019 (deutsch).
  14. Ludwig Forum Aachen Ausstellungen, abgerufen am 6. September 2019
  15. Ludwig Forum Aachen Ausstellungen AIS3. In: http://ludwigforum.de/event/tim-otto-roth-ais³-a-sound-laboratory/. Abgerufen am 7. September 2019.
  16. Bundeszentrale für politische Bildung: Flashes of the Future. Die Kunst der 68er oder Die Macht der Ohnmacht | bpb. Abgerufen am 15. April 2018.
  17. Preis – Helga Pape-Stiftung. Abgerufen am 2. Januar 2018.
  18. Justus Bier Preis für Kuratoren – Hannover. In: art-in.de. (art-in.de [abgerufen am 2. Januar 2018]).
  19. Kritiker küren Aachener Ludwig Forum zum Museum des Jahres in: Monopol online vom 12. November 2018
  20. Danièle Perrier: Homepage der AICA Deutschland. Abgerufen am 14. November 2018.
  21. Danièle Perrier: Homepage der AICA Deutschland. Abgerufen am 14. November 2018.
  22. Ludwig Forum. Abgerufen am 7. Mai 2018 (deutsch).


На других языках


- [de] Ludwig Forum für Internationale Kunst

[en] Ludwig Forum für Internationale Kunst

The Ludwig Forum for International Art is a museum for modern art in Aachen. It is based on the Ludwig Collection, which was brought together by the Aachen collector couple Irene and Peter Ludwig, and is supported by the Peter and Irene Ludwig Foundation.[1]

[ru] Музей Людвига в Ахене

Людвиг-форум интернационального искусства в Ахене размещается в здании бывшей фабрики, построенной Йозефом Бахманом в 20-е годы. Профессор архитектуры Фриц Эллер перестроил здание с учетом новых функций, но сохранил его первоначальный характер. Ядро постройки — это центр для проведения акций, расположенный в середине большого зала с крышей из джутовой ткани, его экспозиционная площадь составляет почти 6000 кв.м. В архитектурный комплекс удачно включены административные, библиотечные и фондовые помещения, ресторан, школа живописи, квартиры и мастерские художников, а также зал со звукоизоляцией для акций. Комплекс завершается двориком и садом, украшенным скульптурами.



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