Sebastian Hennig (* 1972 in Leipzig) ist ein deutscher Maler, Kunstkritiker und Publizist der Neuen Rechten.
Sebastian Hennig ist der Sohn des Malers und Kulturwissenschaftlers Hans-Joachim Hennig und der Kunstwissenschaftlerin Gitta-Kristine Hennig. Von 1988 bis 1991 absolvierte Hennig Förderklasse und Abendstudium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK Dresden) bei Helmut Symmangk, Horst Weber und Regina Fleck. In den Jahren 1992 bis 1998 studierte er Malerei und Grafik an der HfBK Dresden.[1] Das Grundlagenstudium absolvierte er bei Elke Hopfe, Siegfried Klotz und Wolfram Hänsch, die Fachklassen bei Claus Weidensdorfer und Max Uhlig, seinen Diplomabschluss machte er bei Ralf Kerbach.
Neben seiner freiberuflichen Tätigkeit als bildender Künstler schrieb er Bücher sowie Beiträge für verschiedene Zeitungen (z. B. Neues Deutschland,[2] Frankfurter Allgemeine Zeitung,[3] Junge Freiheit, Dresdner Neueste Nachrichten, Sächsische Zeitung,[4] Preußische Allgemeine Zeitung, Islamische Zeitung) und für Zeitschriften (unter anderem Tumult. Vierteljahresschrift für Konsensstörung, Cato,[5] Sezession,[6] Compact, eigentümlich frei,[7] Ostragehege,[8] Metamorphosen, Vorschau und Rückblick[9]) sowie den Hörfunk. Die Dresdner Neuesten Nachrichten trennten sich 2011 von Hennig als Autor, „weil er auch für die Wochenzeitung Junge Freiheit schrieb, die sich für das Sprachrohr einer neuen Rechten hält“.[10] Sein letzter Beitrag für das Neue Deutschland erschien 2011.[11]
Sebastian Hennig ist 2. Vorsitzender des Arbeitskreises für deutsche Dichtung e.V. (AfdD).[12] Der Verein ist institutioneller Mitherausgeber der seit 2011 auf Initiative des Freien Deutschen Autorenverbandes Thüringen jährlich erscheinenden Zeitschrift Das Lindenblatt - Jahresschrift für Schöne Literatur[13] (ISSN 2194-8488), für das Hennig seit 2014 als einer von 185 Autoren schreibt[14] und bis Band 7/2018 (ISBN 3-944064-92-5) als Herausgeber fungierte.[15]
Hennig wurde 2016 vom Kunstverein Eisenturm Mainz von der Ausstellung „Künstler aus ganz Deutschland sehen Rheinhessen“ ausgeladen. Der Kunstvereinvorsitzende und Maler Dietmar Gross begründete die Ausladung von der vereinbarten Eröffnungsrede und dem Verfassen eines Ausstellungstextes durch Hennig mit dessen „Gedankengut von Pegida, wie dies durch Ihre Person prominent gegeben ist.“[16]
In den 1990er Jahren konvertierte Hennig zum Islam. Gleichwohl nimmt er in der Asylfrage eine kritische Haltung ein, die sich in weitgehend mit den von Pegida und AfD vertretenen Positionen deckt, darüber hinaus ist er einer der Erstunterzeichner sowohl der von Susanne Dagen initiierten „Charta 2017“[17] als auch des Aufrufs Gemeinsame Erklärung 2018.[18] 2013 trat er als Referent zum Thema „Heimat“ in der Sommerakademie des neurechten Instituts für Staatspolitik (IfS) auf.[19] Esra Özyürek und Julian Göpffarth von der LSE charakterisieren Hennig als Vertreter einer Position, die „die deutsche Identität und den Islam als tief verbunden in einer langen Tradition eines spirituellen Widerstands sieht, der gegen die rationale Modernität gerichtet ist“.[20]
Hennigs publizistische Tätigkeit umfasst die Themenbereiche Kunst und Kulturpolitik. Seine Aktivitäten als Verleger und Kunstpädagoge konzentrieren sich als Mitglied im Deutschen Fachjournalisten-Verband und in der Jugendkunstschule e.V.[21][22] in Meißen.
Mit drei Mitschülern an der Erweiterten Oberschule „Juri Gagarin“ in Radebeul hatte Hennig im März 1990 eine der ersten selbstverwalteten Schülerzeitungen in der DDR herausgegeben und unter dem Pseudonym „Raskolnikow“ polemische Beiträge verfasst. Bis April 1990 erschienen zwei Ausgaben der hektografierten Zeitschrift „greuz & gwär“. Im Anschluss daran erschienen noch drei Ausgaben der stärker künstlerisch geprägten Zeitschrift „Carmilhan – panischaotisches Journal“.[23] Mit einem der Redakteure gründete er 1990 den Bubo-Verlag Radebeul, später edition bubo dresden, in dem bis 2010 siebenundzwanzig bibliophile Bücher erschienen. Darunter befinden sich zwei Ersterscheinungen von Texten des Schriftstellers U. E. G. Schrock und eine zweisprachige Ausgabe (deutsch/tschechisch) des Gedichtes Máj von Karel Hynek Mácha mit Radierungen von Ernst Lewinger sowie Werke von Johann Georg Hamann, Ernst Jünger und Gottfried Keller.
Hennig war 1991 einer der Initiatoren der Dresdner Künstlergruppe „Liebes Pferd“, die mit Aktionen, Ausstellungen, Filmen, Zeitschriften und künstlerischen Drucken auf irritierende Weise die weltanschaulichen Zuordnungen zu unterlaufen suchte. Das Zeichen dieser Künstlergruppe war ein umgekehrtes Signet der Punk-Gruppe Einstürzende Neubauten. Die Gruppe wurde einerseits dem rechtsintellektuellen Spektrum zugeordnet, ihre Aktionen andererseits als eher linksalternative Gesellschaftskritik gedeutet. Die Gruppe selbst hat diese Zuordnungen stets abgelehnt. In der Selbstbeschreibung führt die Gruppe aus, sie setze „der asiatisierenden Filz und Fett-Mentalität eines Joseph Beuys eine blutvolle und bodenständige Nationalkultur entgegen. Die Protagonisten der Avantgarde haben die Museen, Kunsthallen und Konzertsäle mit den Produkten ihrer gewissenlosen hirne (sic!) besetzt. Wir sagen: Schluss damit! Kunst darf nicht noch weiter zum intelektuellen (sic!) Hirn- und Nervenkitzel verkümmern. Unser deutsches Kunsthaus soll eine neue Akropolis sein, kein Bordell-Ort geistiger Unzucht.“[24] Der Roman „89/90“ (2015) von Peter Richter enthält einen namentlichen Hinweis auf die Aktionen der Gruppe.[25] Nach einem Bericht von Angelika Unterlauf, der am 12. März 1993 im Regionalreport von Sat.1 ausgestrahlt wurde, und in dem Hennig und seine Mitstreiterin nationalistische und geschichtsrevisionistische Aussagen tätigen („Es ist einfach traurig, dass die Menschen ihre Identität so verloren haben, es ist eine ganz normale Sache, dass jedes Volk einen gewissen Nationalstolz hat. Die Leute können stolz sein, Deutsche zu sein, ohne sich ständig an die Hitler-Zeit zu erinnern, sich Asche aufs Haupt zu streuen. Wir sind junge Leute, wir haben das Recht, das zu vergessen“) und die künstlerische Verwendung von Hakenkreuzen, NS-Ästhetik und Stalin-Bilder als „hypnotisierend, so klar und schön in der Form“ verteidigten,[26] stellte diese ihre Aktivitäten ein.[27]
Sein Buch „PEGIDA – Spaziergänge über den Horizont“, erschienen im völkisch-esoterischen Arnshaugk Verlag von Uwe Lammla,[28] illustriert vom Pegida-Anhänger und Karikaturist Peter Willweber,[29] Vorwort von Michael Beleites, ist aus der Sicht eines Teilnehmers und Beobachters geschrieben. Die Kritiken zum Buch sind teils wohlwollend,[30] zum Großteil kritisch.[31] So heißt es über ihn: „Das merkwürdigste Geschöpf in der Clique ist der Künstler und Feuilletonist Sebastian Hennig. (…) Der Mann, der die Gegner einer ‚Islamisierung des Abendlandes‘ so euphorisch lobte, ist selbst übrigens schon vor geraumer Zeit zum Islam konvertiert, so als hätte er den Ehrgeiz gehabt, als Lehrbeispiel für die These zu dienen, dass Islamismus und Faschismus einander in mancher Hinsicht ähneln.“[32] Hennigs Pegida-Chronik sei „alles andere als eine neutrale Betrachtung. Sie liefert viel mehr Innenansichten von einem ihrer Anhänger, der dafür auch über die sprachlichen Mittel verfügt“.[33] Das Buch sei von einem „Fanatiker“ verfasst und „lesenswert, weil es mehr (aus)sagt, als alle Hassprediger in einem Jahr auf der PEGIDA-Bühne“.[34]
Den Pegida-Begründer Lutz Bachmann bezeichnete Hennig im Frühjahr 2018 als „gegenwärtig berühmtesten Bürgerrechtler Deutschlands“.[35]
Hennigs Gespräche mit dem thüringischen AfD-Chef Björn Höcke wurden im Manuscriptum Verlag 2018 als Sammelband Nie zweimal in denselben Fluss herausgegeben. Das Vorwort stammt von Frank Böckelmann, für dessen Magazin Tumult. Vierteljahresschrift für Konsensstörung Hennig schreibt.[36] Bei der Buchvorstellung auf der Frankfurter Buchmesse 2018 äußerte sich Hennig, vom Verlag als „Co-Autor“ vorgestellt, zu seiner Rolle: „Als ich angefragt wurden bin, ob ich das machen würde, hab ich glaube ich so zehn Minuten überlegt, ob ich mich darauf einlasse, und dann war ich mir aber ziemlich sicher, dass ich es tun werde, weil das ja eigentlich auch eigentlich wie Gold schürfen ist, eine Mine, die niemand entdeckt hat, da will niemand darüber reden und ich finde es absurd.“ Zum Arbeitsprozess erklärte er: „Es gibt, gab von mir bestimmt eine gewisse Neugier. Und es gab den Wunsch, auch von Herrn Höcke, bestimmte Dinge einfach auch ruhiger, einfach mal zur Darstellung zu bringen.“ Zur abschließenden Überarbeitung: „(...) man muss danach natürlich auch noch ein bisschen an den Text, eventuelle Missverständnisse aufklären. Und wir hatten die herrliche Gelegenheit, eigentlich ohne jeden Druck von Terminen, oder irgendwelche Einsprüche oder Erwartungen von Verlagen in aller Ruhe die Sache entwickeln zu können.“[37] Zu Höckes Ausführungen über dessen politisches Projekt und den von ihm angestrebten verfassungswidrigen Ausschluss von Teilen der Bevölkerung aus dem „Volk“, womit der studierte Geschichtslehrer neben Migranten auch politische Gegner adressiert, erklärte Hennig – von Höcke unwidersprochen – diesbezüglich: „’Brandige Glieder können nicht mit Lavendelwasser kuriert werden’, wusste schon Hegel“, was Höcke zustimmend kommentierte, dass „wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind“ mitzumachen.[38] Zum italienischen Faschismus unter Diktator Benito Mussolini stellt Hennig die hinleitende Frage, ob Höcke „eine Lanze für den (italienischen - Verf.) Faschismus brechen“ wolle, worauf Höcke antwortet: „Wir haben Preußen als positives Leitbild.“ Hennig hakt nach: „Man kann den Faschismus ja auch als den Versuch einer ‚Preußifizierung‘ Italiens verstehen“, was der Historiker Höcke als einen „interessanten Gedanken“ bezeichnet und hinzufügt: "Das 'unbequeme Leben', das Mussolini seinen Landsleuten abforderte, erinnert zumindest ein bisschen an die kratzige, aber wärmende preußische Jacke, von der Bismarck sprach", weiß Höcke im Interviewband mit Hennig vom italienischen Faschismus nur Gutes zu berichten („gute Straßen und pünktliche Züge“).[39] Der Historiker und Journalist Götz Aly bezeichnet Hennig als „Stichwortgeber“ für Höcke.[40] Das Werk, das für den Verfassungsschutz als Quelle für die Einstufung des „Flügel“ in der AfD als rechtsextremer Beobachtungsfall dient, sei „ehrerbietig souffliert vom Dresdner Maler Sebastian Hennig“.[41]
Personendaten | |
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NAME | Hennig, Sebastian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler, Kunstkritiker und Publizist |
GEBURTSDATUM | 1972 |
GEBURTSORT | Leipzig |