Die Sammlung Zander wurde im Zeitraum von über sechs Jahrzehnten von der Galeristin und Mäzenin Charlotte Zander zusammengetragen und gilt heute international als eine der führenden Sammlungen für die Naive Kunst und Art brut. Sie wurde von 1996 bis Mitte 2020[1] im Museum Zander in Bönnigheim bei Ludwigsburg im Stadionschen Schloss gezeigt.
Charlotte Zander wurde 1930 als Tochter des Seifenfabrikanten Julius Willibald Stockhausen geboren. Bereits in jungen Jahren begann sie, Werke der Naiven Kunst des 20. Jahrhunderts, darunter Arbeiten André Bauchants, Alfred Wallis, Matija Skurjenis und Nikifors, zu erwerben, ab 1965 auch zunehmend Art brut und Outsider Art.
1971 gründete sie schließlich die Galerie Charlotte in München, die als eine der wenigen Institutionen in Deutschland die Klassische Naive Kunst vertrat und international bekannt machte. 1997 wurde sie für ihren Einsatz und ihre mäzenatische Förderung der Bildenden Kunst mit dem Art-Cologne-Preis ausgezeichnet.
Ab 1995 beendete Charlotte Zander ihre Tätigkeit als Galeristin und machte ihre Kunstsammlung im eigens dafür gegründeten Museum Charlotte Zander in Bönnigheim der Öffentlichkeit zugänglich.
Bis zu ihrem Tod im Jahr 2014 fungierte sie als Herausgeberin vieler Publikationen, kuratierte zahlreiche Ausstellungen für ihr privates Museum und legte ein bedeutendes Archiv zur Naiven Kunst, der Art brut und der Outsider Art an, das die internationalen Entwicklungen dieser Kunstströmungen dokumentiert.
Das 1996 von Charlotte Zander gegründete Museum Zander im Stadionschen Schloss in Bönnigheim zeigte als Schwerpunkt Werke der klassischen Naiven Malerei aus Frankreich, darunter Arbeiten Henri Rousseaus, Séraphine Louis, Louis Vivins und Camille Bombois.
Nach dem Tod Charlotte Zanders im März 2014 übernahm ihre Tochter Susanne Zander die Geschäftsführung des Museums mit dem Ziel, die Sammlung ihrer Mutter nachhaltig zu sichern. 2015 wurde das Museum in eine gemeinnützige GmbH eingebracht und das Gebäude umfassend renoviert. Im Oktober desselben Jahres wurde die Sammlung wiedereröffnet und die Neuhängung in Form der Ausstellung 27 Künstler, 209 Werke gezeigt, die von Susanne Pfeffer, der Direktorin des Fridericianums in Kassel, kuratiert wurde.
Im Jahr 2019 entschied Susanne Zander, das Museum Zander aufzulösen, um die Sammlung einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und ihre wissenschaftliche Erschliessung zu ermöglichen. Dazu soll die Sammlung aufgeteilt und in Zusammenarbeit mit größeren Museen, möglichst weiterhin in Deutschland, im Kontext der Sammlungen der Moderne und der zeitgenössischen Kunst präsentiert werden. Die geplante Abschlussausstellung Rewind - Zurück zum Anfang zu Ehren von Charlotte Zander konnte im Mai 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie nicht mehr gezeigt werden. Im Juli 2020 wurde das Stadionsche Schloss an die Gemeinde zurückgegeben und die Sammlung zunächst eingelagert.[2]
Die Sammlung Zander dokumentiert die Entwicklung der Naiven Kunst, Art brut und Outsider Art seit ihren Anfängen um 1900 und erschließt damit ein bedeutendes Kapitel der Kunst des 20. Jahrhunderts. Unter den über 4500 vorhandenen Werken liegt ein Schwerpunkt auf den Werken der französischen Naive, insbesondere Arbeiten der Maler des Heiligen Herzens. So besitzt das Museum neben 144 Werken André Bauchants eine umfangreiche Anzahl von Arbeiten Camille Bombois und Louis Vivins. Darüber hinaus beherbergt das Museum die weltweit größte Sammlung von Werken der Malerin Séraphine Louis und diverse Gemälde des gefeierten Künstlers der Avantgarde, Henri Rousseau. Im Bereich der internationalen Naive werden darüber hinaus unter anderem Arbeiten Adolf Dietrichs, Morris Hirshfields und Nikifors gezeigt. Ein weiterer Fokus der Sammlung liegt auf Art brut und Outsider Art, die mit Werken Adolf Wölflis, Bill Traylors, Sava Sekulićs und zahlreicher anderer Künstler vertreten sind.
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