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Die „Madonna Litta“ ist ein von Giovanni Antonio Boltraffio gemaltes Gemälde der italienischen Renaissance.

Madonna Litta
Giovanni Antonio Boltraffio, ca. 1490–1495
Tempera auf Leinwand
42× 33cm
Eremitage, Sankt Petersburg
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Geschichte und Kontroverse


Das Bild der „Stillenden Madonna“, die nach ihrem langjährigen Besitzer allgemein als „Madonna Litta“ in die Kunstgeschichte eingegangen ist, gilt als eines der bekanntesten Werke von Leonardo da Vinci, obwohl die Mehrheit der Kunstwissenschaftler sie ihm heute nicht mehr zuschreibt. Schon lange wird versucht, Giovanni Antonio Boltraffio als ihren Schöpfer festzulegen. Neuere Forschungen gehen allerdings davon aus, dass es nur teilweise von ihm stammt und wesentliche Teile von Marco d’Oggiono ausgeführt worden sind. Es ist belegt, dass beide Maler innerhalb der Leonardo-Werkstatt gemeinsame Aufträge ausführten, wofür die ehemals ebenfalls Leonardo zugeschriebene Auferstehung Christi mit den Heiligen Lionardo und Lucia[1] in der Berliner Gemäldegalerie ein imposantes Beispiel ist.

Der älteste Hinweis auf das Bild stammt aus dem Jahr 1543, damals berichtet Marcantonio Michiel über eine Madonnentafel, die sich in der Sammlung Michiel Contarinis in Venedig befand: "Vi è un quadretto d’un piede, poco più, de una nostra Donna, mezza figura, che da latte al fanciullo colorita de man de Leonardo Vinci opera della gran forza e molto finita.[2] " In der Forschung wird Michiels erwähnte Tafel überwiegend mit der „Madonna Litta“ identifiziert.

Gegen 1784 gehörte die Tafel anscheinend zur Sammlung des Prinzen Belgioioso, bevor sie 1813 in die Sammlung Litta in Mailand kam, aus der sie durch Erbschaft in die der Visconti von Mailand überging. Dort galt sie traditionell als ein eigenhändiges Werk Leonardos, was Zar Alexander II. 1865 dazu veranlasste, sie für die Eremitage zu erwerben. Als Bestätigung für die Zuschreibung galt die 1855 von Giuseppe Vallardi entdeckte Zeichnung Kopfstudie[3], die sich heute im Louvre in Paris befindet.

Gleich nach dem Ankauf wurde das Werk von seinem alten Bildträger, einer Holztafel, getrennt und auf Leinwand übertragen. Hierbei kam es zu erheblichen, irreparablen Beschädigungen.

Zwischen 1880 und 1886 wurde die Autorenschaft von Leonardo da Vinci durch Giovanni Morelli erstmals bezweifelt. Er schrieb die Tafel Bernardino de Conti zu. Dieser Meinung schlossen sich 1896 Fritz von Harck, 1902 Delarow, 1907 Artur Wolynski und erstmal auch Bernard Berenson an. Abgelehnt wurde die Zuschreibung von Hildebrandt, Woldemar von Seidlitz und Adolfo Venturi, die in dem Werk eine Arbeit der damals erst wenig erforschten Brüder Evangelista und Ambrogio de Predis sehen wollten. Wilhelm von Bode, Botari, Poggi, Osvald Sirén und Lionello Venturi gingen sogar so weit, die Tafel nur als die Arbeit eines unbekannten Meisters der Mailänder Schule zu betrachten, der sie nach einem Karton oder Zeichnungen von Leonardo ausführte. Wilhelm Suida schlug dann erstmals Marco d’Oggiono als Schöpfer vor.

Trotz dieser neuen Zuschreibungsversuche hielten zahlreiche Kunstkritiker an der traditionellen Zuschreibung an Leonardo fest, so 1899 A. Somof, 1901 Cook, 1912 Ernst von Liphart und 1952 Ludwig Goldscheider. Goldscheider räumt allerdings ein, dass Teile von fremder Hand gemalt worden seien. Als ihren Urheber schlägt er Giovanni Antonio Boltraffio vor. Dies gewann immer mehr Befürworter und bald überwogen die Zuschreibungen an Boltraffio. Eine Bestätigung erfolgte 1984 durch Alessandro Ballarin, der im Berliner Kupferstichkabinett eine Gewandstudie für die „Madonna Litta“[4] als Werk von Boltraffio erkannte. Bereits 1902 hatte Charles Loeser Boltraffio als Zeichner vorgeschlagen, doch war das Blatt durch falsche Ablage bald darauf wieder in Vergessenheit geraten. 1929 wurde es noch einmal von Suida als Werk eines lombardischen Künstlers publiziert, bevor es erst Anfang der 1980er Jahre wieder Beachtung fand. Die Zuschreibung an Boltraffio ist, außer durch Brown (der die Zeichnung als Arbeit von Marco d’Oggiono publizierte), allgemein anerkannt.

Obwohl die Zuschreibung an Leonardo da Vinci heute als widerlegt gilt, wird die „Madonna Litta“ in der Eremitage bis heute als ein eigenhändiges Werk von ihm ausgestellt.


Literatur




Commons: Madonna Litta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Auferstehung Christi mit den Heiligen Lionardo und Lucia.
  2. Theodor Frimmel (Hrsg.): Der Anonimo Morelliano. Marcanton Michiel’s Notizia d’opere del disegno. Wien 1888.
  3. wga.hu
  4. bildindex.de

На других языках


- [de] Madonna Litta

[en] Madonna Litta

The Madonna Litta is a late 15th-century painting, traditionally attributed to Leonardo da Vinci, in the Hermitage Museum, Saint Petersburg. It depicts the Virgin Mary breastfeeding the Christ child, a devotional subject known as the Madonna lactans. The figures are set in a dark interior with two arched openings, as in Leonardo's earlier Madonna of the Carnation, and a mountainous landscape in aerial perspective can be seen beyond. In his left hand Christ holds a goldfinch, which is symbolic of his future Passion.

[es] Madonna Litta

Madonna Litta es una pintura atribuida por muchos investigadores al pintor renacentista italiano Leonardo da Vinci. Se ejecutó al temple sobre tabla, habiéndose transferido a tela. Mide 42 cm. de alto y 33 cm. de ancho. Pertenece a los años 1490-1491. Se conserva en el Museo del Hermitage de San Petersburgo en Rusia.

[fr] Madone Litta

La Madone Litta (en italien : Madonna Litta) est un tableau exécuté vers 1490 représentant une Vierge à l'Enfant allaitant (Madonna del latte). Conçu par Léonard de Vinci, l'exécution finale sur panneau est attribuée soit à Giovanni Antonio Boltraffio soit à Marco d'Oggiono et était destinée à une commande princière.

[it] Madonna Litta

La Madonna Litta è un dipinto a tempera su tavola (42x33 cm) attribuito generalmente a Leonardo da Vinci, ma eseguito in gran parte da uno dei suoi allievi, forse Giovanni Antonio Boltraffio o Marco d'Oggiono, su un probabile originale perduto del maestro; databile al 1490 circa, è conservato nel Museo dell'Ermitage a San Pietroburgo.

[ru] Мадонна Литта

«Мадо́нна Ли́тта» — картина из собрания Эрмитажа в Санкт-Петербурге (инв. ГЭ-249), традиционно атрибутируемая как произведение итальянского художника и учёного Высокого Возрождения Леонардо да Винчи, приблизительно датируемая периодом 1481—1495 годов. Название картины происходит от имени её последних владельцев — представителей миланского семейства графов Литта, у которых она была приобретена в российскую императорскую коллекцию в 1865 году. Техника выполнения произведения — живопись темперой на деревянной доске, в XIX веке переведённая на холст, размер полотна — 42 × 33 см[1].



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