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Die vier Apostel sind zwei zusammengehörige Gemälde (Diptychon) des Malers Albrecht Dürer aus dem Jahr 1526 und waren dessen letztes großes malerisches Werk.

Die vier Apostel
Albrecht Dürer, 1526
Mischtechnik auf Lindenholz
204× 74cm
Alte Pinakothek
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Beschreibung


Die Bilder zeigen auf zwei Tafeln vier knapp überlebensgroße Gestalten, zu deren Füßen sich eine Inschriftenleiste befindet, die eine Aufforderung an die „weltlichen Regenten“ enthält, das reine Bibelwort zu achten und sich vor religiösen Verführern, „falschen Propheten“, zu hüten. Diese Mahnung wird mit vier Bibelzitaten untermauert, die den vier Dargestellten zugeordnet sind.[1] Adressat ist der Stadtrat von Nürnberg, dem Dürer die Tafeln schenkte. Die Dargestellten sind durch ihre Attribute zu identifizieren:

Gleichzeitig verkörpern sie die vier Temperamente, die wiederum den vier Lebensaltern und Jahreszeiten zugeordnet wurden:


Geschichte


Giovanni Bellinis Triptychon der Madonna mit vier Heiligen in der Frarikirche in Venedig, das Dürer auf seinen Italienreisen kennenlernte, lieferte Anregungen für die „Vier Apostel“.

Die vier Apostel wurden als Stiftung Dürers nach Art mittelalterlicher Gerechtigkeitsbilder in der oberen Regimentsstube der Stadt Nürnberg aufgehängt. Der bayerische Kurfürst Maximilian I. erwirkte im Jahr 1627 durch Druck auf die Nürnberger Stadtväter die Herausgabe der vier Apostel, die Dürer seiner Vaterstadt geschenkt hatte, indem er den Stadtrat wissen ließ, dass er das Werk gerne hätte und einen abschlägigen Bescheid als „einen sondern hohen Despect“ nehmen würde.

Seit dem 27. August des Jahres 1627 befinden sich Die vier Apostel in München und wurden trotz aller Bemühungen der seit 1806 zu Bayern gehörenden Stadt Nürnberg nicht zurückgegeben.

Der Nürnberger Stadtrat versuchte die Herausgabe noch zu verhindern, indem er darauf hinwies, dass die Zitate aus der Lutherbibel unter den Figuren im katholischen München Anstoß erregen würden. Dieses Problem löste der Kurfürst, indem er die Schrift absägen und diese Bildteile nach Nürnberg zurücksenden ließ. Damit missachtete er Dürers ausdrücklichen Wunsch, die Bilder „bey gemainer Statt zu sein gedechtnuß zubehalten und in frembdte händt nit kommen zu lassen“.

Erst im Jahr 1922 wurde die Inschrift wieder angefügt.


Kommentar


Der seit 1538 verwendete Bildtitel Die vier Apostel ist eigentlich nicht ganz korrekt, da der Evangelist Markus kein Apostel war.

Die britische Sachbuchautorin Sr. Wendy Beckett stellt fest, dass die vier Apostel ein Ganzes bilden, „so wie die vier Temperamente in ein- und demselben Individuum vorhanden sind“ und beschreibt die Dargestellten folgendermaßen:

Johannes ist der Sanguiniker, voller Hoffnung und innerem Frieden. Seine geröteten Wangen passen zu dem flammenden Rot seines Mantels und zu den kastanienfarbenen Locken, die sein wohlgeformtes Gesicht einrahmen. …
Petrus, der Phlegmatiker, trägt den Schlüssel des Himmelreiches mit Gelassenheit. Sein kahler Schädel glänzt, sein Gesicht ist ausdruckslos, der Körper hinter Johannes’ voluminöser Gestalt praktisch verborgen.[2]

Zu den beiden anderen Dargestellten schreibt Beckett:

Markus mit den zornigen Augen ist der Choleriker; er blickt nach rechts aus dem Bild heraus, als wolle er eine Gefahr abwehren. Er wird praktisch verdeckt von der Gestalt des Melancholikers Paulus, des hochgewachsenen Grüblers, der sein Evangelium ebenso fest hält wie sein Schwert und den Betrachter mißtrauisch aus dem Augenwinkel anschaut.[3]

In Kindlers Malerei-Lexikon heißt es zu diesem Bild:

Alles ist auf stärkste Gegensätze abgestellt, nicht nur in Form und Farbe, sondern vor allem auch in den Charakteren, die man deswegen als die vier Temperamente zu deuten versucht hat. Wenn diese Erklärung, die auf Neudörfer zurückgeht, zutrifft, dann wäre Johannes, dessen Kopf nicht zufällig an den Melanchthons erinnert, der Sanguiniker – der ruhig lesende Petrus der Phlegmatiker – Paulus der Melancholiker – und Markus, mit rollenden Augen, gäbe den cholerischen Typus ab. Dürer ging es aber gewiss nicht um eine menschliche Klassifizierung, sondern höchstens um eine markante Unterscheidung der Gottesmänner.[4]


Rezeptionen


„Die vier Apostel“ als Hausfassade in St. Wendel
„Die vier Apostel“ als Hausfassade in St. Wendel

Literatur



Einzelnachweise


  1. Die Zitate schrieb Johann Neudörffer im Auftrag Dürers. Nach der einleitenden Mahnung folgen 2 Petr 2,1–3 LUT (Petrus), 1 Joh 4,1–3 LUT (Johannes), 2 Tim 3,1–7 LUT (Paulus) und Mk 12,38–40 LUT (Markus) (Historisches Lexikon Bayerns, abgerufen am 2. Oktober 2010).
  2. Beckett: Die Geschichte der Malerei
  3. Beckett: Die Geschichte der Malerei
  4. Kindlers Malerei-Lexikon, S. 2554


Commons: Die vier Apostel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

На других языках


- [de] Die vier Apostel

[en] The Four Apostles

The Four Apostles is a panel painting by the German Renaissance master Albrecht Dürer. It was finished in 1526, and is the last of his large works. It depicts the four apostles larger-than-life-size. The Bavarian Elector Maximilian I obtained The Four Apostles in the year 1627 due to pressure on the Nuremberg city fathers. Since then, the painting has been in Munich, in the Alte Pinakothek, and, despite all the efforts of Nuremberg since 1806, it has not been returned.

[es] Los cuatro apóstoles

Los cuatro apóstoles (en alemán, Vier Apostel) es una obra a modo de díptico del pintor alemán Alberto Durero (Albrecht Dürer). Fue acabada en 1526. Es una pintura al óleo sobre madera de tilo. Se conserva en la Alte Pinakothek de Múnich, Alemania.

[fr] Les Quatre Apôtres

Les Quatre Apôtres, peint en 1526, est la dernière peinture de l'artiste allemand Albrecht Dürer. Il s'agit d'un diptyque de grands panneaux représentant Pierre, Jean, Paul et Marc. Destinée au conseil municipal de Nuremberg, la ville de Dürer, l'œuvre se trouve aujourd'hui à l'Alte Pinakothek de Munich.

[it] Quattro Apostoli

I Quattro Apostoli sono un doppio dipinto a olio su tavola di tiglio (215 × 76 cm ciascun pannello) di Albrecht Dürer, databile al 1526 e conservato nell'Alte Pinakothek di Monaco. Nonostante il titolo tradizionale, rappresenta due coppie di santi, non solo apostoli. Si tratta inoltre dell'ultimo lavoro pittorico di Dürer, che morì nel 1528, un vero e proprio testamento spirituale, tra i risultati più potenti della sua arte[1].

[ru] Четыре апостола

«Четыре апостола» — картина немецкого художника Альбрехта Дюрера; закончена в 1526 году и является его последней крупной работой.



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