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Giovanni Pietro Bellori (* 15. Januar 1613 in Rom; † 19. Februar 1696 ebenda) war ein italienischer Antiquar, Bibliothekar, Kunst- und Antiquitätensammler, Kunsttheoretiker und Kunsthistoriker.

Giovanni Pietro Bellori (Gemälde von Carlo Maratta)
Giovanni Pietro Bellori (Gemälde von Carlo Maratta)

Leben und Werk


Wohl seit 1632 war Bellori Assistent des Sammlers und Schriftstellers Francesco Angeloni (1587–1652), mit dem er über zwanzig Jahre eng verbunden war und der ihn gleichsam an Sohnes Statt angenommen hat[1]. Angeloni hat ihn als Universalerben eingesetzt, aber seine Verwandten hatten mit einer Anfechtung teilweise Erfolg, weshalb Bellori nur das Haus erhielt, die Sammlung aber verschleudert wurde. Wahrscheinlich hat er bei Domenichino Malerei studiert. Zeitgenossen wie Giuseppe Ghezzi (1634–1721) betrachteten ihn als Maler. 1652 wurde er erstmals Sekretär der Accademia di San Luca und mehrmals wiedergewählt, 1670 wurde er von Clemens X. zum Oberaufseher der Antiken in Rom ernannt (Commissario delle Antichità), 1694 trat er aus Gesundheitsgründen von diesem Amt zurück. Um 1680 wurde er Bibliothekar der Königin Christina von Schweden, für die er bereits früher tätig gewesen war.

Von Bellori ist nur eine eigenhändig handsignierte Zeichnung erhalten, ein kleines Landschaftsbild in der Sammlung Scherzo dei paesi des Giuseppe Canini. Er arbeitete als Berater von Künstlern. So entwarf er für das Deckenfresko Allegorie der Clementia im Palazzo Altieri in Rom, das von seinem Freund, dem Maler Carlo Maratta ausgeführt wurde, das Bildprogramm.

Bellori war einer der ersten Kunsttheoretiker, der nicht selbst überwiegend Künstler war. Sein Buch über das Leben zeitgenössischer Künstler, in dem er unter anderem über Nicolas Poussin, Annibale Carracci, Peter Paul Rubens und Michelangelo Merisi da Caravaggio schreibt, ist eine ergiebige und wichtige Quelle für die Kunst des 17. Jahrhunderts in Rom. 1693 veröffentlichte er ein Buch über römische Antiken, das noch heute als Quelle für die römische Archäologie genutzt wird.

Bellori war ein Verfechter des Klassizismus in der Kunst, dessen Prinzipien er in den Werken von Carracci, von Carlo Maratta und vor allem in den Bildern Poussins verwirklicht sah. In den Werken manieristischer Künstler sah er eine bedauerliche Fehlentwicklung der Kunst. Ebenso wenig Verständnis hatte er für Caravaggio, dessen Werk mit seinen bewussten Verstößen gegen Decorum und überkommene formale Regeln, er aufs heftigste ablehnte.


Kunsttheorie


Nach Bellori ist die Arbeit eines Künstlers in erster Linie geistige Arbeit, und er kämpfte mit allen Mittel des Schriftstellers für eine Aufwertung des Künstlerberufs. Wie Vasari wies er dem Entwurf, dem disegno, eine herausragende Rolle zu, da sie den künstlerischen Prozess in allen Phasen begleitet. Zentraler Begriff seiner Kunsttheorie ist die Idee des Schönen. Der Künstler gewinnt die Idee aus der Anschauung der Natur, wobei Anschauung – im Sinne Poussins – nicht das einfache Sehen als natürlichen Vorgang meint, sondern ein Akt und eine Leistung des Verstandes ist. Sein Idee-Begriff leitet sich ab aus platonischen und aristotelischen Vorstellungen. Vorbildlich für ihn waren antike Künstler, wie sie durch die Schilderung Plinius’ überliefert sind, allen voran der Maler Zeuxis. Zeuxis Arbeitsweise steht hier beispielhaft für einen Künstler, der aus der Natur die schönsten Elemente auswählt, um daraus das Ideal einer vollkommenen Schönheit zu komponieren. Vom Künstler fordert Bellori einen „mittleren Ausgleich zwischen Natur-Nachahmung und Natur-Überwindung“ (Erwin Panofsky).

Bellori steht im Gegensatz zu einer manieristischen Kunsttheorie, wie sie durch Giovanni Paolo Lomazzo und Federico Zuccaro vertreten wird, für die die künstlerische Idee göttlichen Ursprungs ist.

Belloris Kunsttheorie war von erheblichen Einfluss auf Johann Joachim Winckelmann und auf die Akademie in Frankreich.


Auszeichnungen



Schriften (Auswahl)



Literatur





Anmerkungen


  1. 1634 lebte Bellori nach dem Census im Haushalt des Angeloni
Personendaten
NAME Bellori, Giovanni Pietro
KURZBESCHREIBUNG italienischer Kunsttheoretiker, Kunsthistoriker
GEBURTSDATUM 15. Januar 1613
GEBURTSORT Rom
STERBEDATUM 19. Februar 1696
STERBEORT Rom

На других языках


- [de] Giovanni Pietro Bellori

[en] Giovanni Pietro Bellori

Giovanni Pietro Bellori (15 January 1613 – 19 February 1696),[1] also known as Giovan Pietro Bellori or Gian Pietro Bellori, was an Italian painter and antiquarian, but, more famously, a prominent biographer of artists of the 17th century, equivalent to Giorgio Vasari in the 16th century. His Lives of the Artists (Vite de' Pittori, Scultori et Architetti Moderni[2]), published in 1672, was influential in consolidating and promoting the theoretical case for classical idealism in art.[3] «Bellori is the "predecessor of Winckelmann" not only as an antiquarian but also as an art theorist. Winckelmann's theory of the "ideally beautiful" as he expounds it in Geschichte der Kunst des Altertums, IV.2.33 ff., thoroughly agrees—except for the somewhat stronger Neoplatonic impact, which is to be explained perhaps more as an influence of Raphael Mengs than as an influence of Shaftesbury—with the content of Bellori's Idea (to which Winckelmann also owes his acquaintance with the letters of Raphael and Guido Reni); he frankly recognizes this indebtedness in Anmerkungen zur Geschichte der Kunst des Altertums (1767), p. 36.»[4] As an art historical biographer, he favoured classicising artists rather than Baroque artists to the extent of omitting some of the key artistic figures of 17th-century art altogether.

[es] Giovanni Pietro Bellori

Giovanni Pietro Bellori, conocido también como Gian Pietro Bellori o Giovan Pietro Bellori, (Roma, 15 de enero de 1613 - 19 de febrero de 1696) fue un escritor y crítico artístico italiano. Fue uno de los biógrafos más importantes de los artistas del Barroco italiano en el siglo XVII. Historiador del arte fue considerado por muchos como el equivalente de época barroca de Giorgio Vasari.

[fr] Giovanni Pietro Bellori

Giovanni Pietro Bellori ou Giovan Pietro Bellori, né le 15 janvier 1613 à Rome et mort le 19 février 1696 dans la même ville, est un archéologue, conservateur des Antiquités de Rome, historien, critique d'art et biographe italien[1]. Il est le théoricien du Beau idéal.

[ru] Беллори, Джованни Пьетро

Джованни, Джан Пьетро Беллори (итал.  Giovanni Pietro Bellori, Gian Pietro Bellori, Giovan Pietro Bellori, 15 января 1613, Рим — 19 февраля 1696, Рим) — итальянский живописец, антиквар, историограф и теоретик искусства. Известен главным образом в качестве биографа итальянских художников XVII века. Его книгу биографий художников, изданную в 1672 году, сравнивают с «Жизнеописаниями» художников эпохи Возрождения, написанной Дж. Вазари в 1550 году.



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