Gustaf Adolf Britsch (* 11. August 1879 in Hedelfingen bei Stuttgart; † 27. Oktober 1923 in Starnberg) war ein deutscher Kunsttheoretiker des frühen 20. Jahrhunderts und der Begründer des Gustaf-Britsch-Instituts in Starnberg.
Leben
Gustaf Britsch wurde als Sohn einer kleinbürgerlichen schwäbischen Lehrerfamilie geboren. Von seinen Eltern entfremdete er sich schon früh. Er studierte zuerst Architektur an der TH Stuttgart und war als Architekt in Stuttgart tätig. Dann immatrikulierte er sich 1906 an der Universität München für Philosophie und Ästhetik bei Hans Cornelius und Theodor Lipps. Bereits um 1907 erstellte er Theorien, die auf das Kunstverständnis nach Adolf von Hildebrand und Konrad Fiedler eingingen. 1909 gründete er in Florenz das „Institut für theoretische und angewandte Kunstwissenschaften“. 1910 wurde er von Cornelius zur Veröffentlichung seiner eigenen Theorien ermuntert. Er zog 1911 wieder nach München und eröffnete um 1912 das Institut für theoretische und angewandte Kunstwissenschaft erneut, in der Theresienstrasse in Schwabing. 1913 sprach er auf dem Kongress für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaften in Berlin. Zusammen mit seinem Schüler Egon Kornmann vertrat er eine vielbeachtete Lehrmeinung über die kindliche künstlerische Entwicklung, welche Eingang in die Organisation des Kunstunterrichts in Deutschland fand. Diese Theorien fanden auch Widerspruch, beispielsweise durch Richard Mund.
Nach Britschs Tod führte Kornmann das Gustaf-Britsch-Institut in Starnberg weiter. Egon Kornmann heiratete zudem Britschs Witwe Luise und präzisierte mit ihr die Entwürfe und Theorien Britschs. So entstand der Starnberger Kornmann-Britsch-Kreis (auch: Britsch-Kornmann-Schule), dem auch der Kunstpädagoge Hans Herrmann (1899–1981)[1] zugerechnet wird.[2] Kornmann war zudem in den 1930er Jahren Schriftleiter der Zeitschrift „Die Gestalt (Blätter für Zeichen- und Kunstunterricht)“.[3]
Das Gustaf-Britsch-Institut heute, Ansicht von der Seeseite
Gustaf-Britsch-Institut
Das Gustaf-Britsch-Institut für Kunstwissenschaft (ebenfalls bekannt als: Institut für theoretische und angewandte Kunstwissenschaft; Schule für bildende Kunst Starnberg; Privatkunstschule Britsch-Kornmann; Gustaf-Britsch-Institut für vergleichende Kunstbetrachtung) existierte ab 1912 in München und dann von etwa 1920 bis etwa 1967 in einer mondänen Villa am Prinzenweg 13 in Starnberg unter der Leitung von Egon und Luise Kornmann.
Um 1940 beherbergten die Kornmanns dort einige Monate lang die befreundete Künstlerin Clara Harnack aus Jena, welche so vor den Nachforschungen der Gestapo sicher war. Zum Neujahr 1941/42 waren zudem auch Mildred und Arvid Harnack sowie Lilo Ramdohr zu Gast.
In Lehrgängen über Theorie und Praxis der Kunst und Kunsterziehung wurden über Jahrzehnte zahlreiche internationale Künstler und Kunstlehrer ausgebildet und beschäftigt, wie etwa:
Britsch und Kornmann veröffentlichten kunsttheoretische Abhandlungen, welche zum Teil vom Gustaf-Britsch-Institut Starnberg als Lehrmaterial selbst verlegt wurden:
Gustaf Britsch: Theorie der bildenden Kunst (Hrsg.: Egon Kornmann), 1926
Gustaf Britsch: Theorie der Bildenden Kunst. 4. Aufl., Verlag Henn, Ratingen 1966
Egon Kornmann (Hrsg.): Anfänge neuer Jugendkunst. Originalbestände volkstümlichen Kunstschaffens aus dem deutschen Sprachgebiet (Urkunden deutscher Volkskunst Heft 3, erschienen im Gustaf Britsch Institut) Starnberg 1927
Egon Kornmann: Zur Beurteilung von Handzeichnungen. (Mitteilungen des Gustaf Britsch-Institutes fuer Kunstwissenschaft. Heft I. Als Manuskript gedruckt für den Kreis des Institutes) Gustaf-Britsch-Institut, Starnberg 1929.[13]
Egon Kornmann: Bilder der Landschaft aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Max Niehans Verlag, Zürich 1945
Egon Kornmann: Die Theorie von Gustaf Britsch als Grundlage der Kunsterziehung. Düsseldorf, Schwann, 1948. (Vom Willen Deutscher Kunsterziehung; 3)
Egon Kornmann: Über die Gesetzmäßigkeit und den Wert der Kinderzeichnung. 3. Aufl., Aloys Henn Verlag, Ratingen 1953
Egon Kornmann: Kunst im Leben. Gesammelte Aufsätze. Hrsg. v. Hans Herrmann. Aloys Henn, Ratingen 1954
Egon Kornmann: Grundprinzipien bildnerischer Gestaltung. Einführung in die Kunsttheorie von Gustaf Britsch. Henn, Ratingen 1962
Gustaf Britsch: Schriften. Fragmente zur Kunsttheorie des frühen 20. Jahrhunderts. 1981. ISBN 3-7861-1240-1.
Literatur
Luise Kornmann: Leben und Wirken von Gustaf Britsch. Ratingen 1952
Egon Kornmann:Britsch, Gustav Adolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S.618(Digitalisat).
Otfried Schütz: Britsch und Kornmann. Quellenkundliche Untersuchungen zur Theorie der Bildenden Kunst. Königshausen und Neumann. Würzburg, 1993. ISBN 3-88479-794-8
Lilo Fürst-Ramdohr: Freundschaften in der Weißen Rose. Geschichtswerkstatt Neuhausen, München 1995, ISBN 3-931231-00-3, S. 48.
Marie-Luise Dietl: Kindermalerei. Zum Gebrauch der Farbe am Ende der Grundschulzeit. Waxmann Verlag, 2004. ISBN 3-8309-1347-8, S. 48–55.
antikbayreuth.de (Memento vom 17. Oktober 2007 im Internet Archive)
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museum-malchin.de (Memento vom 20. Februar 2014 im Internet Archive)
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