Ernst Wilhelm Hildebrand (* 8. März 1833 in Falkenberg; † 17. November 1924 in Berlin) war ein deutscher Historien- und Porträtmaler.
Ernst Wilhelm Hildebrand (1855)
Leben
Hildebrand war der älteste Sohn des Falkenberger Rittergutsbesitzers und späteren Sorauer Stationsvorstehers Carl Hildebrand und dessen Ehefrau Emma, geborene Lemm. Er war Schüler von Carl Steffeck in Berlin, wo er, abgesehen von einem einjährigen Aufenthalt in Paris, auch nachher tätig war. Am 10. November 1875 wurde er an die Kunstschule zu Karlsruhe berufen und dort am 10. Oktober 1876 zum Professor für Figurenmalerei ernannt. Er wurde Lehrer für den Bereich Genre-, Historien- und Porträtmalerei.[1] Unter seinen dortigen Schülern waren u. a. Carl Röchling, Friedrich Kallmorgen und Pedro Weingärtner. Auf Vorschlag von Anton von Werner wurde Hildebrand 1880 zum Nachfolger Carl Gussows an die Kunstakademie in Berlin berufen. Seine Lehrtätigkeit in Berlin gab er jedoch 1885 aus gesundheitlichen Gründen auf. Er verblieb aber der Akademie fortwährend als Mitglied verbunden und wurde wiederholt zum Senator gewählt.
Anfangs widmete sich Hildebrand ausschließlich der dekorativen Malerei, wandte sich dann aber der Genremalerei zu, die sich hauptsächlich mit den Gestalten Luthers und der Königin Louise beschäftigte. In den neunziger Jahren legte er das Schwergewicht auf die Porträtmalerei. Seine Bilder zeichnen sich in diesen Jahren dem Zeitgeschmack entsprechend durch effektvolles Kolorit aus, gleiten aber zum Teil in eine routinierte Salonkunst ab.
Hildebrand war auch für die Hofkreise tätig und malte unter anderen den Großherzog und die Großherzogin von Baden sowie den deutschen Kronprinzen Friedrich III und seine Familie. Mit einer Tullia, welche ihr Gespann über den Leichnam ihres Vaters treibt, wagte er 1886 einen Versuch auf dem Gebiet der Historienmalerei. Neben Bildern zu literarischen Werken, etwa einer Darstellung Gretchens im Kerker, schuf er außerdem Porträts von Professoren seiner Zeit, etwa ein Bildnis des Astronomen Arthur Auwers. Sein Porträt von Karl August Möbius aus dem Jahr 1895 befindet sich im Besitz der Humboldt-Universität in Berlin.
Ernst Hildebrands Bruder Max (1839–1910) war ein Präzisionsmechaniker und Fabrikant optischer Geräte. Sein Sohn war der spätere Konteradmiral der Reichsmarine Walter.
Ernst Wilhelm Hildebrand im Alter von 54 Jahren (1887)
Der 80-jährige Hildebrand im Atelier vor seinem letzten großen Gemälde Die Kreuzigung Christi (1913)
Spätes Selbstbildnis (1914)
Werke (Auswahl)
Pferdekopf (im Atelier Steffecks), um 1857
Verträumter Angler, 1858
Gretchen im Kerker, 1868
Karl August Möbius 1895
Kreuzigung Christi, 1910
Dame mit Fächer
Kronprinz Friedrich mit seiner Familie (vor dem Neuen Palais in Potsdam), 1882
Königin Luise, Gräfin Voss auf der Flucht nach Memel 1804 (1890)
Martin Luther und Philipp Melanchthon im Kreis der Familie (im fünfteiligen Luthercyclus 1891–1893)
1863 Wasserschöpfende Frau mit Kind, v. Oppenheim, Köln
1865–1867 Wand- und Deckengemälde (u. a. Hugenottenflucht, Römisches Gastmahl), Villa Ravené, Berlin; Kriegsverlust
1867 Verkündigung an die Maria, Altargemälde, Kirche in Sagan
1870 Porträts für die Familien Jaques und v. d. Osten, Berlin
1871 Porträt der Frau v. d. Heyden, Berlin
1873 Porträt der Frau Seelig (Medaille Wien 1873), Berlin
Dekoratives Gemälde für die Passage, Berlin; Kriegsverlust
1873 Porträt der Frau Ravené, Berlin
1875 Porträt des Ministers v. Roggenbach, Universität Straßburg
1875 Mutter und Kind, erw. von Prinz Heinrich der Niederlande
1875 Gretchen im Kerker, verschollen
1876–1879 Bildnisse der Ehefrau und der Tochter Susanne
1877 Porträts des Dr. Bürklin und Gemahlin, Karlsruhe
1878 Porträt der Frau v. Seldeneck, Karlsruhe
1880 Porträt des Dr. A. Kreilsheim, Frankfurt a. M.
1880 Porträt des Großherzogs Friedrich von Baden
1881 Porträt der Großherzogin Luise von Baden
1882 Porträt des Prinzen Wilhelm von Preußen
1882 Kronprinz Friedrich III im Kreis seiner Familie; verschollen
1885–1887 Tullia, Tochter des Servius Tullius, treibt ihr Gespann über den Leichnam des Vaters
1887–1891 Luthercyclus, 7-teilig, Aule des Städt. Gymnasiums zu Bielefeld
1889 Königin Luise auf der Flucht nach Memel; verschollen
1891 Porträt des Geigers Joseph Joachim
1894 Porträt des Prof. Karl Möbius
1894 Porträt des Prof. Carl Becker
1895 Porträt des Prof. Blumner
Rückkehr der King’s German Legion 1816
1900 Porträt des Prof. Ernst Auwers
Wandgemälde Antike und moderne Baukunst, Aule des Polytechnikums Berlin-Charlottenburg; Kriegsverlust
1910 Kreuzigung Christi
Ehrungen
1873 Kleine Medaille der Welt-Ausstellung Wien,
1876 Großherzoglich Badischer Professor,
1878 Ordentliches Mitglied der Königlichen Akademie der Künste, Berlin,
1880 Königlich Preussischer Professor,
1887 Große goldene Medaille für Kunst, Berlin,
1888 Auszeichnung, Melbourne,
1888 Kleine goldene Medaille, München
1891 Auszeichnung, London,
1898 Roter Adlerorden IV. Klasse,
1900 Wahl zum Senator der Akademie als Nachfolger von Professor Ludwig Knaus,
1907 Roter Adlerorden III. Klasse,
Hildebrands Werke wurden für Illustrationen von Büchern genutzt. Als solche bekannt sind
Adolf Kiepert: Hannover in Wort und Bild. Text von Adolf Kiepert, hrsg. vom Verein zur Förderung des Fremdenverkehrs in Hannover, mit 286 Illustrationen nach Original-Gemälden und Original-Zeichnungen von Diekmann, Fiermann, Professor Hammel, Professor [Ernst] Hildebrand, Professor Jordan, Ramberg, Professor Schaper, Stöcke, Ulbrich, sowie nach photographischen Original-Aufnahmen, (Nachdr. der Ausg.) Hannover, Kiepert, 1910, 2. Auflage, Schlütersche, Hannover 1981, ISBN 3-87706-181-8, S. 18.
Literatur
Hildebrand, Ernst. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band17: Heubel–Hubard. E. A. Seemann, Leipzig 1924, S.75.
Adolf Rosenberg: Ernst Hildebrand. In: Gesellschaft für vervielfältigende Kunst (Hrsg.): Die Graphischen Künste. Jahrgang XI., Heft III., Wien 1888 (uni-heidelberg.de).
Irmgard Wirth: Berliner Malerei im 19. Jahrhundert. Siedler Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-572-10011-9, S. 339.
Adolf von Oechelhaeuser:Geschichte der grossh. badischen Akademie der bildenden Künste … G. Braunsche hofbuchdruckerei, Karlsruhe 1904, S.77 (Textarchiv– Internet Archive– Mit Abbildung).
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