Hans Dammann (* 16. Juni 1867 in Proskau, Landkreis Oppeln, Schlesien; † 15. Juni 1942 in Berlin) war ein deutscher Bildhauer.
Hans Dammann, 1904.
Leben
Hans Karl Hermann Fedor Dammann wurde als Sohn des Professors für Tierheilkunde Karl Dammann geboren. 1877 siedelte die Familie nach Hannover über. Nach seiner Schulausbildung besuchte er von 1885 bis 1888 die Technische Hochschule Hannover. Im Oktober 1888 wechselte er von dort an die Königliche Akademie der Künste zu Berlin.[1] Dort studierte er bis April 1895[1] unter anderem bei Albert Wolff, Ernst Herter, Peter Breuer und Gerhard Janensch. Unmittelbar nach seinem Studium reiste Hans Dammann nach Rom.
Zurückgekehrt, beschickte Dammann noch im selben Jahr die Große Berliner Kunstausstellung. Auf dieser alljährlich veranstalteten Ausstellung war er bis 1913 immer mit mindestens einem Werk vertreten. Ab 1895 arbeitete er als selbstständiger Bildhauer. Neben kleineren Auftragsarbeiten erstellte er den Nachtwächterbrunnen für den Marktplatz in Linden, der am 20. September 1896 enthüllt wurde. Noch im selben Jahr heiratete er Frida Martha Hirschwald (1878–1952).
1902 wurden zwei Büsten für die Professoren Ernst Friedrich Gurlt und Carl Heinrich Hertwig fertiggestellt, deren Finanzierung tierärzliche Kreise übernommen hatten. Sie erinnerten an deren Wirken in der Thierarzneischule in Berlin.[2]
Hans Dammann war verheiratet mit Frida, geborene Hirschwald. Das Paar hatte einen Sohn namens Fedor.[3]
Arbeiten
Friedhofskunst: Grabdenkmäler
Weitere Aufträge für Denkmäler im öffentlichen Raum blieben vorläufig aus, so dass sich Hans Dammann einer Werkstatt für Friedhofskunst in Plauen anschloss, die seine Entwürfe an Interessenten weiter vermittelte. Eines der ersten Modelle aus dieser Kooperation, sein Werk „der Schlaf“, fand auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1899 großes Interesse. Als Trauerfigur fand sie am Grabdenkmal für Dammanns Schwiegereltern Hirschwald auf dem III. Friedhof der Luisengemeinde in Berlin-Charlottenburg Aufstellung. In der Folgezeit schuf er etwa 130 Grabdenkmäler, darunter monumentale Grabbauten auf dem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof in Berlin-Charlottenburg und auf dem Friedhof Wilmersdorf.[4]
In Hamburg schuf Hans Dammann im Bereich des Ohlsdorfer Friedhofs zwischen 1906 und 1936 mindestens 18 Grabmäler.[3]
Besondere Anerkennung verschaffte ihm, dass von ihm als ersten und seinerzeit als einzigen deutschen Künstler eine Skulptur auf dem Cimitero Monumentale in Mailand aufgestellt worden war.[3]
Skulptur „Der Schlaf“, vorgestellt auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1899
Luisenfriedhof III (Berlin), Grab Hirschwald (Schwiegereltern von Dammann), Marmor, 1899
Brunnen mit tanzenden Faunen in Gleiwitz, 1928Vier Schülerinnen am Eingang zum ehem. Eichendorff-Ober-Lyzeum in Gleiwitz, 1930
1898 fertigte er für das Offizierkasino des Landwehr-Bezirkskommandos auf dem Tempelhofer Feld eine Büste des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., die den König in Uniform und Paletot und Zweispitz darstellt.
Am 7. Juni 1903 wurde das von ihm geschaffene Kriegerdenkmal des 4. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 72[16] an der Straße zwischen Gorze und Rezonville (in den damaligen Reichslanden Elsaß-Lothringen) feierlich enthüllt.
1903 erhielt er den Auftrag für seinen zweiten Brunnen, der in Bad Salzuflen vor dem Hoffmannstift, einem Krankenhaus der Hoffmann’s Stärkefabriken, aufgestellt wurde. Er verzichtete bei diesem Projekt auf sein Künstlerhonorar. 1904 erhielt er den Auftrag für die Figur eines Schmiedes für den zweiten Brüstungspfeiler des Rathausbalkons in Bielefeld.
1906 erstellte er die Genien „Morgen“ und „Abend“, die links und rechts neben der großen Uhr am Neuen Rathaus in Hannover aufgestellt wurden.
Als freie Arbeit entstand die Skulpturengruppe „Durst“ (nackte Sitzende, zwei Panther tränkend), die Dammann auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1910 der Öffentlichkeit vorstellte. Nach diesem Modell wurde 1914 ein Brunnen in Untersberger Marmor und Bronze im Kaiserjubiläumspark in Bad Homburg vor der Höhe aufgestellt.[17] Für diese Leistung zeichnete ihn Kaiser Wilhelm II. mit dem Titel Professor aus.
Soldatengrabmale und Kriegerdenkmäler
Da Hans Dammann Reserveoffizier war, wurde er gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges eingezogen. Schon nach wenigen Wochen kehrte der Hauptmann der Reserve verwundet nach Hause zurück. Er erweiterte das Repertoire seiner Grabdenkmäler um das Sujet des Soldatengrabmals. Genau wie bei seinen zivilen Grabdenkmälern wurden viele seiner Entwürfe teilweise leicht modifiziert oder mehrfach verwendet.
Gerade die Modelle seiner Soldatengrabmäler, die er ab 1916 erstellte, fanden in der Weimarer Republik als Kriegerdenkmäler eine Wiederverwendung. Sein letztes ziviles Werk war der Brunnen über der Elisabethquelle im Kurpark von Bad Homburg vor der Höhe (enthüllt 1918). 2006 erfolgte die Aufstellung einer bronzenen Trauerfigur Dammanns in Zweitverwendung als Denkmal der Hl. Elisabeth auf dem Elisabethplan unterhalb der Wartburg in Eisenach.
Nach dem Ersten Weltkrieg entwarf er weitere Grabdenkmäler, bis er ab 1922 fast ausschließlich Kriegerdenkmäler schuf, von denen gegenwärtig etwa 70 nachweisbar sind. Ab 1933 entstanden aufgrund seines vorgerückten Alters seine Arbeiten unter Mitarbeit von Heinrich Rochlitz.
Wenn ihm auch in einer Zeit, die reich an Denkmälern war, die öffentliche Anerkennung durch Aufsehen erregende Denkmalprojekte verwehrt blieb, so galt er dafür im Bereich der Grabdenkmäler und der daraus hervorgegangenen Kriegerdenkmäler als ein bedeutender Bildhauer.
Letzte Werke
In seinen letzten Jahren wandte sich Dammann wieder zivilen Werken zu, so dem vom preußischen Polizeioffizierkorps gestifteten Denkmal für die beiden Berliner Polizisten Paul Anlauf und Franz Lenk, die 1931 in Ausübung ihres Berufes von Erich Mielke und anderen Angehörigen des M-Apparats der KPD auf dem Bülowplatz in Berlin ermordet wurden. Das am 29. September 1934 am Tatort enthüllte Denkmal wurde im Zweiten Weltkrieg anlässlich der Metallspende des deutschen Volkes eingeschmolzen. Den Sockel ließ Mielke, inzwischen Staatssekretär im Ministerium für Staatssicherheit der DDR, Anfang 1950 abbauen.[18]
1937 entstand für den auf dem Friedhof Radebeul-Ost beerdigten Fabrikbesitzer Karl Richard Kelling ein „Grabmal aus Granitblock und Bronzefigur einer Knieenden mit Lorbeerkranz“.[19] 1942 war Dammann auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München mit der Marmor-Halbfigur Badende vertreten, die Heinrich Himmler für 4000 RM erwarb.[20]
Werke (Auswahl)
Enger/Westf. Kriegerdenkmal 1914/18Friedland/Mecklenburg Kriegerdenkmal 1914/18Fürstenberg/Havel Kriegerdenkmal 1914/18Hans Dammann mit Heinrich Rochlitz: Triariis bello occisis, (Den Gefallenen des Krieges) 1927. Denkmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen des Reserve- und Landwehr-Offizierkorps, Jebensstraße, Berlin (am Bahnhof Zoo)Gleiwitz/Oberschlesien Mutterdenkmal vor der ehemaligen LandesfrauenklinikSkulptur Salome (vor 1913, Photographie aus Reclams Universum 1912)Dortmund-Somborn Kriegerdenkmal 1914–18
Kommunale Kriegerdenkmäler 1914–1918
Aus seiner Schaffensperiode kommunale Kriegerdenkmäler 1914–1918 sind bisher bekannt:
Werdau (Sachsen); errichtet um 1922, nicht erhalten
Kriegerdenkmäler für die Gefallenen der Alten Armee
Neben den vorgenannten, sind nach Entwürfen von Hans Dammann auch Kriegerdenkmäler für die Gefallenen verschiedener Truppenteile oder Waffengattungen der so genannten Alten Armee entstanden:
Allenstein (Ostpreußen) – Kriegerdenkmal 1914–18 des 1. Ermländischen Infanterie-Regiments Nr. 150
Breslau (Schlesien) – Kriegerdenkmal des schlesischen Landwehrkorps
Grabstätte der Familie Bethke, darunter des Ehrenbürgers der Stadt Ludwig Bethke, auf dem Nordfriedhof von Halle (Saale)
Die benachbarten Wandgräber von Robert Friedberg (um 1920) und der Familie von Max Fröhlich (um 1927, ursprünglich errichtet für die Familie von Carl Gustav Rommenhöller), sowie das Grab von Richard Jaffé (um 1920), alle auf dem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof in Berlin-Westend[23]
1930: Grabanlage für den verstorbenen Spinnereibesitzer Karl Ferdinand Wagner aus Naunhof auf dem Alten Friedhof in Naunhof
Hans Vollmer:Dammann, Hans. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band8: Coutan–Delattre. E. A. Seemann, Leipzig 1912, S.325 (Textarchiv– Internet Archive).
Robert Volz: Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Band 1: A–K. Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930, DNB 453960286.
Landeszeitung für beide Mecklenburg. Jahrgang 1923, Beilage Nr. 126.
Richard von Behrendt: Das 1. Garde-Fußartillerie-Regiment im Weltkrieg. Berlin 1928.
Deutscher Ehrenhain für die Helden von 1914/18. Leipzig 1931.
National-Zeitung. 31. August 1936.
Walter Nickel: Die öffentlichen Denkmäler und Brunnen Breslaus. Breslau 1937.
Peter Bloch, Sibylle Einholz, Jutta von Simson (Hrsg.): Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786–1914. (zweibändiger Ausstellungskatalog) Berlin 1990.
Sparkasse Celle (Hrsg.): Erinnerungs- und Gedenkstätten. (Jahreskalender) Celle 1989.
Stefanie Endlich, Bernd Wurlitzer: Skulpturen und Denkmäler in Berlin. Berlin 1990.
Martina Samulat-Gede: Der Bildhauer Hans Dammann (1867–1942) und sein künstlerisches Werk in Beispielen (= Schriftenreihe des Förderkreises Ohlsdorfer Friedhof e. V. Band 9.) Hamburg 2003.
Hans-Jürgen Mende (Hrsg.): Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006.
Katrin Lesser, Jörg Kuhn, Detlev Pietzsch u.a. (Bearb.): Gartendenkmale in Berlin. Friedhöfe. Michael Imhof, Petersberg 2008.
sowie
Körber-Stiftung (Hamburg), Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 1993 (Dokumentation der Beiträge):
Nr. 93 1272: Thomas Gäde: Perleberg – Denkmäler einer Stadt.
Nr. 93 1217: Arbeitsgruppe „Das Ehrenmal“: Denkmale in Eschwege.
Wer ist's? IX. Ausgabe, Verlag Hermann Degener, Leipzig 1928.
Barbara Leisner, Heiko K. L. Schulze, Ellen Thormann: Der Hamburger Hauptfriedhof Ohlsdorf. Geschichte und Grabmäler. Verlag Hans Christians, Hamburg 1990, S. 189.
Martina Samulat-Gede: Der Bildhauer Hans Dammann (1867–1942) und sein künstlerisches Werk in Beispielen. Schriftenreihe des Förderkreises Ohlsdorfer Friedhof e.V., Band 9. 2003
Peter Bloch: Grabmäler in Berlin II / Exempel: Der Luisenstädtische Kirchhof in Kreuzberg. S. 61f.
Hans Georg Buschmann: Der Nordfriedhof Wiesbaden und seine Vorgänger. S. 180f, 481
Inge Kießhauer, Rolf Kießhauer: Bronzenes für Deutschland aus den Gladenbeckschen Gießereien 1851 bis ca. 1926 / Teil III: Der Westen. Friedrichshagener Hefte Nr. 57/III. Antiquariat Brandel, Berlin 2008.
Der Hamburger Hauptfriedhof Ohlsdorf / Geschichte und Grabmäler. Band 2, S. 89f.
Wulf Metzmacher: Der Düsseldorfer Nordfriedhof. J. P. Bachem Verlag, Köln 2002.
Inge Kießhauer, Rolf Kießhauer: Bronzenes für Deutschland aus den Gladenbeckschen Gießereien 1851 bis ca. 1926 / Teil II: Der Süden und Südwesten. Friedrichshagener Hefte Nr. 57/II. Antiquariat Brandel, Berlin 2007.
Deutsche Bauzeitung. 48. Jahrgang 1914, Nr. 33 (vom 25. April 1914), S. 324. (Notiz zur bevorstehenden Aufstellung).
Michael Stricker: Letzter Einsatz. Im Dienst getötete Polizisten in Berlin von 1918 bis 2010. Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt 2010, ISBN 978-3-86676-141-4, S. 103.
Volker Helas (Bearb.):Stadt Radebeul. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Große Kreisstadt Radebeul (=Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen). Sax-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S.117.
Weltrundschau zu Reclams Universum. 8.–14. Januar 1905.
Max Schmid (Hrsg.): Hundert Entwürfe aus dem Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück-Bingen. Düsseldorfer Verlagsanstalt, Düsseldorf 1911. (n. pag.)
Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S.473, 475.
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