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Hans Wydyz (auch Weiditz, Wyditz und Widitz; von 1497 bis 1510 in Freiburg im Breisgau bezeugt) war ein oberrheinischer Bildhauer (bildhower) aus der Übergangszeit von der Spätgotik zur Renaissance. Er arbeitete vornehmlich in Holz und schuf seine bekanntesten Werke in Freiburg im Breisgau, darunter das mit vollem Namen und der Zuschrift „1505“ signierte Dreikönigs-Retabel im Freiburger Münster.

Heilige Agnes im Freiburger Augustinermuseum
Heilige Agnes im Freiburger Augustinermuseum
Die Heilige Agnes mit Wydyz’ Signatur am Sockel
Die Heilige Agnes mit Wydyz’ Signatur am Sockel

Forschungsgeschichte


Als Schnitzer des Dreikönigsretabels taucht Wydyz in Heinrich Schreibers Geschichte und Beschreibung des Muensters zu Freiburg im Breisgau von 1820[1] zum ersten Mal in der Forschungsliteratur auf. 1907 erkannte der Basler Kunsthistoriker Rudolf Burckhardt eine kleine Adam-und-Eva-Gruppe im Historischen Museum, signiert mit den Initialen „HW“, als weiteres Werk.[2] Drei Jahre später fügte der Freiburger Jurist und Kunsthistoriker Gustav Münzel (1874–1960) in einem großen Aufsatz über den Dreikönigsaltar gemäß Rechnungen der Münsterfabrik aus dem Jahr 1510 drei Schlusssteindeckel des Freiburger Münsters hinzu.[3] 1928 schließlich fand der Freiburger Kunsthistoriker Clemens Sommer am Sockel einer Statuette der heiligen Agnes von Rom im Freiburger Augustinermuseum Wydyz’ eingeschnitztes Monogramm.[4] Damit war die Liste der Werke, die für Wydyz durch Signaturen oder Archivnotizen gesichert sind, komplett. Zahlreiche andere Werke wurden ihm in einer bewegten Forschungsgeschichte zu- oder auch wieder abgeschrieben. Die folgende Darstellung gründet sich im Wesentlichen auf die 1997 als Buch veröffentlichte Freiburger Dissertation von Sibylle Groß (siehe den Abschnitt Literatur).


Leben


Archivalisch oder durch gesicherte Werke belegt ist nur, dass Hans Wydyz von 1497 bis 1510 als Meister der Malerzunft in Freiburg lebte. Er wohnte mit seiner Frau in der Augustinergasse, der heutigen Grünwälderstraße.[5] Alles Weitere aus seinem Leben ist – vor allem auf Stilkritik gegründete – Vermutung. Aller Wahrscheinlichkeit nach kam er zwischen 1492 und 1496 aus Straßburg nach Freiburg. Etwa ab 1512 betrieb er mit dem Maler Hans Baldung Grien eine gemeinsame Werkstatt in Räumen des Freiburger Franziskanerklosters.[6] Baldung war 1511 oder 1512 nach Freiburg gekommen, ebenfalls aus Straßburg. Mit Baldung kehrte Wydyz 1517 oder 1518 nach Straßburg zurück.

Etwa zur gleichen Zeit lebten der für seine Holzschnitte bekannte Hans Weiditz und dessen Bruder, der Maler Christoph Weiditz. Der Holzschneider wurde zuweilen mit dem namensgleichen Bildhauer identifiziert. Eine Generation älter war der aus Meißen stammende Bildhauer Bartholomäus Widitz, der von 1467 bis 1505 in Straßburg bezeugt ist.[7] Heinrich Schreiber betrachtete ohne Quellenangabe Bartholomäus Widitz als den Vater des Bildhauers Hans Wydyz, und später wurden alle vier in einen genealogischen Zusammenhang gebracht.[8] Das ist nach der heutigen Quellenlage nicht haltbar. Eine weitläufige Verwandtschaft sei indes nicht auszuschließen, da der Name Widitz am Oberrhein ungewöhnlich sei.[9]


Werk


Von dem oben in der „Forschungsgeschichte“ aufgeführten gesicherten Œuvre ausgehend, schreibt Groß fünf Skulpturen seinem Straßburger Frühwerk sowie etliche weitere seiner Freiburger Zeit und den späten Straßburger Jahren zu, darunter auch solche, die vermutlich von Mitarbeitern angefertigt wurden. Sie sind hier chronologisch gereiht. Außer den drei Alabaster-Statuetten der Frühzeit sind es Holzschnitzarbeiten.


Straßburger Frühwerk bis etwa 1496


Drei Straßburger Bildhauerwerkstätten der 1480er Jahre kommen als Ausbildungsplätze von Hans Wydyz in Frage: die Werkstatt des Bartholomäus Widitz, die des Lux Kotter und die des Niclaus Hagenower und seines Bruders Veit. Von Bartholomäus Widitz und Lux Kotter sind keine Werke überkommen. Groß schließt auf eine Lehrzeit bei den Brüdern Niclaus und Veit Hagenower. Bei ihnen findet sie Eigenarten des Hans Wydyz vorgebildet. So schreibt sie über eine im Straßburger Collège Saint-Étienne aufbewahrte „Beweinung Christi“ vom zerstörten Fronaltar des Straßburger Münsters: „Niclaus Hagenower inszeniert einen bestimmten Moment des Geschehens, indem er die Figuren kunstvoll zueinander in Beziehung setzt, Gewandmotive und Gesten über räumliche Distanzen hinweg wieder aufgreift.“[10] Und über die Basler Adam und Eva-Gruppe: „Sie erzählt … einen Tatvorgang. … Der Eindruck einer Handlung wird vornehmlich durch das Mienen- und Gestenspiel Adams und Evas erzeugt.“[11] Über Niclaus Hagenower seien Motive des Niclas Gerhaert van Leyden und Martin Schongauer ins Werk von Hans Wydyz gelangt.

Der Straßburger Lehrzeit schreibt Groß zu:


Freiburger Werke von 1497 bis um 1510


Apostel Johannes im Augustinermuseum
Apostel Johannes im Augustinermuseum

Alle für ihn gesicherten Werke schuf Wydyz in dieser Zeit, und zwar allein oder mit höchstens einem Gesellen. Bis auf die Agnesstatuette des Augustinermuseums, den Dreikönigsaltar, die Basler Adam und Eva-Gruppe und die drei Schlusssteindeckel handelt es sich um Zuschreibungen:

Niclaus Hagenower: Schrein des Isenheimer Altars
Niclaus Hagenower: Schrein des Isenheimer Altars
In einer Hinsicht sind Manfred Hermann und die ihm folgende Forschung zu korrigieren:[20] in der Annahme, der Altar sei vom Generalpräzeptor der Freiburger Antoniter oder einer ihm nahestehenden „Antoniusbruderschaft“ finanziert und in der Kapelle der Freiburger Antoniter-Niederlassung aufgestellt worden. Vielmehr gab es seit 1459 im Freiburger Münster einen Antoniusaltar und eine damit verbundene Pfründe, gestiftet von dem Ratsherrn Konrad Münzmeister und seiner Frau Elisabeth geb. Griesser. Elisabeth heiratete 1466 oder 1467 in zweiter Ehe den späteren Hofkanzler Kaiser Maximilians I. Konrad Stürtzel. Stürtzel ließ Hans Wydyz 1505 den Dreikönigsaltar schnitzen (s. u.), und er war es wohl auch, der etwas früher das Antonius-Retabel in Auftrag gegeben hat, und zwar für den von seiner Frau gestifteten Altar im Münster. Erst 1725 kam der Altar in die Kapelle der Antoniter-Niederlassung. Die Niederlassung war inzwischen städtisches Pfründhaus geworden. 1789 – hier finden die ältere und die neuere Ansicht wieder zusammen – wurde die Kapelle im Rahmen des Josephinismus aufgehoben; mit dem Antoniusaltar (sowie der Kanzel) wurde 1792 oder 1793 die neue Kirche St. Josef in Obersimonswald ausgestattet, während das übrige Mobiliar „von den einquartirten Militaristen allhie gänzlich zerschlagen worden seyn“.[21] In St. Josef standen Antonius und seine Begleiter zunächst noch im mittelalterlichen Schrein. Der Schreinkasten mit seinem gotischen Rankenwerk faulte aber in der feuchten Kirche und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts vernichtet. 1904 waren alle drei Skulpturen noch in Obersimonswald.[22] Antonius selbst blieb dort, während der unbestimmte Heilige und Rochus 1908 ins Augustinermuseum gelangten.[23]
Im Schrein des Isenheimer Altars hält Antonius in der rechten Hand den Taustab, eines seiner Attribute, und stützt die linke Hand auf ein Buch. Zu seiner Rechten kniet auf separater Plinthe ein Edelmann mit einem Hahn, zu seiner Linken kniet ebenfalls auf separater Plinthe ein Bauer mit einem Schwein als Votivgabe, einem weiteren Attribut. Ein zweites Schwein lugt unter dem Gewand des Heiligen hervor. Antonius wird links vom heiligen Augustinus von Hippo, zu dessen Füßen der Stifter des Altars Jean d’Orlier (Isenheimer Generalpräzeptor 1463–1490) kniet, und rechts vom heiligen Hieronymus flankiert.
In Wydyz’ Altar stützt Antonius die rechte Hand auf ein Buch und hält in der linken den Taustab, an dem, ebenfalls Attribut, zwei Glöckchen hängen. Zu seiner Rechten kniet auf demselben Wiesenstück ein Mann in der „zeitgenössischen Mode des städtischen Patriziertums um 1500“ mit Goldmünzen in der rechten Hand als Votivgabe, zu seiner Linken eine „vornehme Dame.“[24] Die beiden könnten Konrad Münzmeister und seine Frau darstellen.[20] Hinter dem reichen Bürger drängt sich kaum sichtbar ein dritter Verehrer an Antonius heran, „der ‚gemeine Mann‘“.[24] Einzigartig für Skulpturen ist, dass die linke Hand des Patriziers golden aufbrennt in der Flamme jenes ignis sacer, des „heiligen Feuers“, der Mutterkornvergiftung, derer sich die Antoniter annahmen.[25] Antonius ist (war im ehemaligen Schrein) links flankiert von dem unbestimmten Heiligen, der ein offenes Buch in den Händen hält, rechts vom heiligen Rochus, dessen Mantel sich öffnet, um die Pestbeule am Oberschenkel sichtbar zu machen, mit seinen Attributen Hund und Engel. „Am Antoniusretabel führt, … dem Dreikönigsaltar vergleichbar, das Aufgreifen und Abwandeln von Bewegungabläufen über die gesamte Schreinbreite hinweg zu einer komplexen Verflechtung der – dem ersten Eindruck zufolge – eher aneinander gereihten Figuren. Den Auftakt der Komposition stellt das zur Schreinmitte schräg hoch gehaltene offene Buch des Heiligen dar, den Ausklang bildet die zum Hund herabgesenkte Rechte des Rochus. Das Weiterreichen von Gegenständen und Gesten schließt die Schreinfiguren zu einem rhythmischen Reigen zusammen. … Wydyz’ Adoranten wandeln nicht nur auf Grund des dichten Heranrückens, sondern auch wegen ihrer direkt auf Antonius Bezug nehmenden Körpersprache (Emporblicken zum Heiligen, die hochgehaltene, am Antoniusfeuer erkrankte Hand) die an sich statische Präsentation des Heiligen in eine Handlung, ein momentanes Geschehen um.“[26]
Noch in der Kapelle des ehemaligen Antoniterhauses hat Franz Xaver Anton Hauser den Altar gesehen und danach den barocken Antoniusaltar in St. Cyriak und Perpetua in Freiburg gestaltet.
Figurengruppe des Dreikönigsaltars 1505
Figurengruppe des Dreikönigsaltars 1505
In seinem großen Aufsatz (s. o.[3]) stellte Gustav Münzel 1910 klar, dass der Altar nicht immer im Freiburger Münster und auch nicht, wie vermutet, ursprünglich im Basler Münster stand. Vielmehr schnitzte Wydyz ihn im Auftrag von Konrad Stürtzel von Buchheim für die Kapelle von dessen Stadtpalais an der heutigen Freiburger Kaiser-Joseph-Straße.[3] Stürtzel war inzwischen von Kaiser Maximilian ehrenvoll aus seinem Kanzleramt entlassen worden. 1587 erwarb das Basler Domkapitel, das 1529 vor den Auswüchsen der Reformation nach Freiburg ausgewichen war, Stürtzels Palais und residierte dort bis 1677 – fortan hieß es Basler Hof. 1651 bezog auch die vorderösterreichische Regierung hier Quartier, und 1698 kaufte sie das Gebäude vom Basler Kapitel. Nach dem Übergang Freiburgs an das Großherzogtum Baden 1805 und 1815 beherbergte der Basler Hof verschiedenste Behörden, bis er 1952 Hauptsitz des Regierungspräsidiums Freiburg wurde. Stürtzels Kapelle wurde wie die Kapelle des ehemaligen Antoniterhauses im Zuge des Josephinismus profaniert. Der Altar blieb zwanzig Jahre in der „zur Aktenkammer entwürdigten Kapelle“ und kam 1803 ins Münster. Die Kapelle selbst wurde 1838 abgerissen.[29]
Die Aufschriften am Altar weisen außer auf Wydyz und das Entstehungsjahr auf zwei wesentliche Änderungen hin. Die erste geschah im Auftrag des Basler Domkapitels. Es ist nicht bekannt, ob der Altar ursprünglich gefasst war und Flügel hatte. Wenn nein, kamen Fassung und Flügel 1600 hinzu. Jedenfalls geht das heutige, maßgeblich von Gold bestimmte Erscheinungsbild auf die Fassung durch Hans Baer und Vitus Siegel zurück.[30] Hans Bär aus Ravensburg, der 1610 oder 1611 in Freiburg starb, war zu seiner Zeit ein geschätzter Künstler. Ihm werden auch die inschriftlich 1601 datierten Flügelbilder zugeschrieben. Sie stellen auf den Innenseiten links den heiligen Kaiser Heinrich II. und rechts den heiligen Pantalus dar, Patrone des Bistums Basel, auf den Außenseiten links den Apostel Petrus und rechts den Apostel Paulus. Kaiser Heinrich steht vor dem Hintergrund der Stadt Basel und trägt ein Modell des Basler Münsters in der Hand – Erinnerungen an die Herkunft des Domkapitels.[3][31] Seit Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr verwendet, werden die Flügel heute im Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg aufbewahrt.[32]
Die zweite Änderung folgte der Versetzung des Altars ins Münster, einem Wandel des Geschmacks, der barocke Altäre in einer gotischen Kirche als „barbarische Unzier“ zu empfinden begann, und der Entstehung des Erzbistums Freiburg 1821. Von 1819 bis 1839 ließ eine von der großherzoglichen Verwaltung eingesetzte „Verschönerungskommission“ neun barocke Altäre aus dem Münster entfernen, ersetzte sie durch anderwärts erworbene mittelalterliche oder neugotische und bemühte sich allgemein, das Münster stilpuristisch zu verbessern.[3][33][34][35] So war ihr der Dreikönigsaltar hochwillkommen. Er kam 1803 in die Annenkapelle, die heutige Sakramentskapelle, später an die Ostwand des nördlichen Seitenschiffs, wo ihn Heinrich Schreiber fand (s. o.), schließlich 1822 an den nordöstlichen Vierungspfeiler. Dort bildete er das Gegenstück zum gotischen Annenaltar am südöstlichen Vierungspfeiler, dessen Figuren Werke eines Bildhauers aus dem Umkreis des Meister HL sind. Das Arrangement sollte „den Blick des Besuchers vom Langhaus zum Hochchor mit ‚altgothischen‘ Altären [einleiten], die in Umfang wie Gestalt zwillingsgleich [anmuteten]“.[36] Die nötigen Reparaturen und Anpassungen nahm Joseph Glänz 1822 vor. Wie der Altar sich heute präsentiert, sind nur die Figuren, der Sockel, auf dem sie stehen, die Wand des Stalls mit Ochs, Esel und der Signatur sowie Teile des Rankenwerks von Wydyz’ Hand. Glänz schuf die Verkleidung der Mensa, darin zwölf Apostelfigürchen, die Predella, die Maßwerkleiste unterhalb des Schreinbodens und die Arkaden an der Rückwand. 1827 vergoldete der Fassmaler Vinzenz Hauser (1759–1831), ein Stiefbruder des Franz Anton Xaver Hauser, des Schöpfers der Abendmahlsgruppe im Münster,[37] alle Architekturelemente.
Im Jahr 2009 fand der jüngste Ortswechsel statt: Im Zuge einer Umgestaltung des Altarraums wurde der Dreikönigsaltar gegen erheblichen Widerstand der Bevölkerung[35][38] an die Ostwand des südlichen Seitenschiffs versetzt.
Im Dreikönigsaltar „zeigt Wydyz sich als virtuoser Meister des kleinen Formats, dem neuen Stil gegenüber aufgeschlossen, ohne deshalb das Kindlich-Liebenswürdige, das der spätgotischen Skulptur so oft eigen ist, ganz aufzugeben. Renaissancehaft wirkt an diesem Dreikönigsbild vor allem die symmetrische Ordnung des Ganzen, derzuliebe der – von der Erzählung her gesehen – so viel sinnvollere, geschlossene Zug der Könige zur Madonna aufgegeben wurde.“[39] Konrad Stürtzel kannte diese symmetrische Präsentation, mit den Königen beidseits Marias, vermutlich von Stefan Lochners berühmtem Altar der Stadtpatrone in der Kölner Ratskapelle, Wydyz von Niclaus Hagenowers Fronaltar im Straßburger Münster.[40] Auf einem Sockel aus Gestein und Rasenstücken werden die Figuren frei vor der Stall- und der Schreinrückwand gegeben, „wobei das Schattenspiel ihrer Umrisse an der Wand zur Verlebendigung der Handlung beiträgt“. Die Mitte bildet, wie Antonius im Antoniusretabel, hier Maria mit ihrem Kind. Die drei Könige repräsentieren drei Altersstufen. Der älteste, kahlköpfige bringt kniend seine Gabe, der mittlere eilt mit wehenden Locken von links herbei, der jüngste, der Mohrenkönig, hält rechts gerade inne. Josef vollendet die Symmetrie – zwei Personen rechts, zwei links von Maria und Kind. Josefs ruhig fallendes Gewand kontrastiert mit den im Schreiten bewegten Gewändern des Königs neben ihm und des Mohrenkönigs. Seinem vorgestellten rechten Bein und sichtbaren rechten Fuß antworten spiegelsymmetrisch des Mohrenkönigs vorgestelltes linkes Bein und linker Fuß. „Gerade das Aufgreifen und Abwandeln einzelner Kompositionselemente über die ganze Schreinbreite hinweg und das Weiterreichen von variierenden Bewegungsmotiven führen zu einer komplexen Verflechtung der Handlung. … Hierin zeigt sich ein für die Arbeiten Wydyz’ wesentliches künstlerisches Prinzip, das eine Reihung verhindert und auf die szenische Darbietung eines Geschehens abhebt.“[41] Maria trägt eine Krone. Trotz Ochs und Esel im Fenster der Stallwand will der Altar nicht das „historische“ Ereignis von Betlehem schildern, sondern eine mariologische Aussage machen: Maria ist die Himmelskönigin. Die verschlossene Tür hinter dem knienden König weist auf ihre Jungfräulichkeit oder unbefleckte Empfängnis hin.[42]
Kappeler Mondsichelmadonna
Kappeler Mondsichelmadonna
Analog der Schreingruppe meint die Gesprengegruppe nicht die historische Kreuzigung Jesu, sondern Theologisches: in seiner Menschwerdung und seiner Passion hat Jesus den Tod überwunden.[15] Jesus neigt den schmalen Kopf mit der mächtigen Dornenkrone zu seiner Mutter, die sich ihrerseits leicht zu ihm dreht. Johannes macht einen Schritt auf ihn zu. Ruht Maria in verhaltenem Schmerz in sich, so gibt Johannes seinem Schmerz Ausdruck. „Sein verweintes Antlitz blickt in die Höhe, er ist dabei, sich mit dem aufgenommenen Mantelzipfel die Augen zu wischen“.[39]
Adam und Eva
Adam und Eva
Adam und Eva
Adam und Eva
Dargestellt ist der Sündenfall. Der Entdecker Rudolf Burckhardt beschreibt (aus dem Englischen): „Der Kopf der Schlange liegt in der Astgabel, ihr Körper hängt senkrecht herab, so daß ihre Haut feine Querfalten bildet. Hinter Adams Rücken hat Eva den Apfel genommen. Sie greift ihn mit der ausgestreckten rechten Hand, während sie fest auf der rechten Seite des Podests steht, den Oberkörper leicht zurückbeugt, ihren hübschen kleinen Kopf mit dem wunderbar weich gewellten Haar nach links Adam zuneigt und ihn anlächelt. Die linke Hand lässt sie auf der Hüfte ruhen. Auch Adam steht fest auf beiden Füßen, doch hat der Künstler seiner Haltung Spannung verliehen, indem er den linken Fuß rechtwinklig zum rechten Fuß setzte. Seine Vorbeugung verstärkt diese Spannung, die sich schließlich in der Drehung seines Kopfes zu Eva hin voll ausdrückt. Seine rechte Hand mit dem Apfel hängt herunter, während die erhobene linke Hand die erregten Wörter unterstreicht, die sein offener Mund zu flüstern scheint.“[2] Nach Burckhardt hielt auch Adams linke Hand, nach Groß auch Evas linke Hand einen Apfel.
In Einzelheiten wie im ganzen finden die Kunsthistoriker Entsprechungen zum Dreikönigsaltar. So ähnelt nach Groß der Adam dem Schmerzensmann im schmalen Oberkörper, in den Hautfalten oberhalb des Nabels, in den schmächtigen Armen und in den gedrungenen Beinen mit nach innen eingebuchteten Oberschenkeln und kräftig herausgearbeiteten Knien, dem Mohrenkönig in den muskulösen Waden. Ob auch die gemeinsame Standplatte und der Baum von Wydyz sind, ist ungewiss.[43]
Die Kunstgeschichte hat die Frage, welcher Augenblick des Sündenfalls dargestellt sei, verschieden beantwortet; Groß: „Dargestellt ist … der Moment der Erkenntnis, nachdem beide der Versuchung erlegen sind. Adam wendet sich eindringlich mit seinem Oberkörper Eva zu, übernimmt die Neigung ihres Hauptes zur Seite, um ihren Blick zu erhaschen. In der herabgesunkenen Rechten hält er den angebissenen Apfel, die Linke im Redegestus gen Eva gerichtet. Sein Gesicht mit den pontiert hochgezogenen Brauen drückt dabei sowohl bereits Bestürzung über die begangene Sünde als auch ein Aufbegehren gegen die Anstifterin zur Missetat aus. Aus seinem geöffneten Mund fließt die bittere Beschwerde. Eva steht nach wie vor in verführerischer Pose da, sich ihres Tuns noch nicht gegenwärtig.“
Die Gruppe sei eines der ersten deutschen Kabinettstücke. Die Darstellung dieses Moments des Sündenfalles sei nicht nur in der Kleinplastik einmalig, sie begegne ebenso wenig in Malerei und Graphik. „Sie ist einzigartig und in der Prägnanz der Erfassung jähen Gewahrwerdens des eigenen Ichs eine großartige Invention von Wydyz.“[44] Die als Inkunabel der Gattung geltende Gruppe zeige das neugeweckte Interesse an der Darstellung des menschlichen Körpers, aber auch eine Verankerung in der spätmittelalterlichen Darstellungstradition. Stilistisch stehe sie an der Schwelle zur Renaissance. „Während die Schrittstellung und die eckigen Bewegungen noch Anklänge an die Spätgotik aufweisen, zeigen insbesondere die glatten, rundlichen Formen der ‚Eva‘ ein neues Formverständnis.“[45] Den Rang des Werks spiegelt seine Wahl als Blickfang zur Neueröffnung des Historischen Museums Basel im November 2011 wider. Anregungen vermutet Groß in Freiburger Fronleichnamsspielen, an denen Wydyz mit seiner Malerzunft teilgenommen habe. Auftraggeber sei ein weiteres Mal Konrad Stürtzel gewesen.

Freiburger Werke von 1510 bis um 1517 (Werke von Freiburger Mitarbeitern bis 1525)


Die Schlusssteindeckel aus dem Freiburger Münster sind Wydyz’ letzte gesicherte Werke: 1510 erhielt er dafür sieben Goldgulden. Damit erlöschen die Urkunden. Doch besteht Übereinstimmung, dass er etwa ab 1512 mit Hans Baldung zusammenarbeitete, der eben aus Straßburg gekommen war, und dass er jetzt Gesellen hatte. Der Umfang seines Werks in diesen Jahren dagegen ist strittig. Er bemisst sich nach der Antwort auf die Frage, ob es neben ihm einen zweiten Bildhauermeister in Freiburg gab. Groß bejaht die Frage und schreibt dementsprechend einen Teil der sonst für Wydyz postulierten Werke diesem zweiten Meister zu, dem Gustav Münzel in einem Aufsatz über die Predella des Hochaltars des Freiburger Münsters den Notnamen „Predellenmeister“ gab.[47] Der letztere, nicht Wydyz, so auch Groß, habe die Predella geschnitzt, eine breite Komposition der „Anbetung der Könige“ (267 × 65 cm). Ebenso seien der Rankenschleier um die baldungsche Mitteltafel des Hochaltars und ein Relief mit drei Marienszenen im Colmarer Martinsmünster vom Predellenmeister. Der Predellenmeister „zitiere“ collageartig Bildmotive aus graphischen Vorlagen, Wydyz dagegen, wenn er graphische Bildideen aufgreife, „interpretiere“ sie und setze sie in einen Handlungsablauf um.[48] So bleiben nach Groß folgende Werke:

Schlusssteindeckel: Maria und Kind
Schlusssteindeckel: Maria und Kind
Der Schnewlin-Altar in der Schnewlin-Kapelle
Der Schnewlin-Altar in der Schnewlin-Kapelle
Das Retabel steht seit 2009 wieder in der Kapelle, für die es geschaffen wurde, der Schnewlin-Kapelle, benannt nach dem 1347 gestorbenen Johann Schnewlin genannt Gresser, daher auch Gresser-Chörlein. Aus Mitteln seiner Testamentsstiftung wurde die Kapelle gut 150 Jahre nach seinem Tod ausgestattet, außer mit dem Altar auch mit den Glasmalereien von 1525; das rechte Fenster zeigt Johann Schnewlin, vor Johannes dem Täufer kniend, und sein Wappen.[50] Das weitere Schicksal des Altars ist nicht weniger abenteuerlich als das des Antoniusaltars.[51] Um 1600 wurde er aus dem Gresser-Chörlein an die Westwand der nördlichen Kaiserkapelle versetzt. Dabei verlor er vermutlich sein ursprüngliches Gesprenge und erhielt die beiden Standflügel. So sah und beschrieb ihn Heinrich Schreiber 1820. Ab 1830 nahm sich die Verschönerungskommission seiner an. Die „plastischen Figuren, sehr schlecht, weder in Hinsicht auf Alter, noch Kunst <vom> mindesten Werth“, verschwanden aus dem Münster. Die beweglichen Flügel, „Zwey Alte Kostbaare Kunstgemählte, Beyderseits Bemahlt“,[51] trennten Joseph Glänz und sein Sohn Franz Sales Glänz in Innen- und Außenseiten. Sie gewannen so vier Gemälde und konstruierten daraus mit neugotischen Rahmen zwei neue „gotische“ Altäre für Chorkapellen des Münsters, einen Altar mit den beiden Johannesbildern, den anderen mit der Verkündigung. Auch der letztere verschwand 1880 aus dem Münster. Damit war der Tiefpunkt der Desintegration erreicht. Mit zunehmender Kritik am Stilpurismus und der Zuschreibung der Gemälde der beweglichen Flügel an Hans Baldung entstand der Wunsch, den ursprünglichen Altar wiederzugewinnen. Die Verkündigungstafeln und das Schnitzwerk wurden 1894 in der „Domkustodie“ in der Freiburger Herrenstraße gefunden, das Schnitzwerk angeblich in der Waschküche. Auch die Standflügel tauchten wieder auf. Die Predella allerdings, die Schreiber 1820 noch sah, blieb verschwunden. 1917 vermutete der Münsterbaumeister Friedrich Kempf (1857–1932) in Wydyz den Bildschnitzer.[52] Nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zusammengesetzt, kam der Altar 1956 erneut in die nördliche Kaiserkapelle und 2009 in seine Heimatkapelle, dort allerdings nicht an seinen angestammten Platz an der Ostwand, sondern auf eine neue Konsole an der Westwand.[32]
So beschrieb Heinrich Schreiber 1920 Schnitzwerk und Rückwand: „Das Mittelstück, eine Holzschneiderarbeit, enthält Maria mit dem Kinde, auf geflochtenem Reisig sitzend; ihr zur Seite schläft Joseph. Die Bilder sind gefaßt und bemalt, aber haben schon bedeutend gelitten. Der Hintergrund, gleichfalls bemalt, stellt auf der einen Seite eine Stadt, mit der Aussicht auf einen See vor; auf der anderen aber Rosengebüsch, auf dem sich buntfarbige Vögel wiegen. … An [der Predella] findet sich rechts das Wappen der Familie Schnewlin, links der knieende Stifter.“[1] Nicht von Schreiber erwähnt, hockt ein Kaninchen links neben Maria, Zeichen der Fruchtbarkeit wie in der „Heimsuchung“ des Hochaltarbildes.
Die Malerei – außer an den später hinzugekommenen Standflügeln – gilt allgemein als Werk der Mitarbeiter Baldungs, der gleichzeitig die Hochaltarbilder zu malen hatte. Im Schnitzwerk findet Groß zahlreiche Übereinstimmungen mit früheren Werken Wydyz’. Das Christkind sei eine Weiterentwicklung der Christkinder vom Dreikönigsaltar und vom Schlusssteindeckel, auch die Maria gleiche der des Schlusssteindeckels. „Die Josephsgestalt im Schnewlin-Schrein entspricht im Alter und in der Gesichtsbildung mehr dem greisen König im Dreikönigsschrein als der dortigen Josephsfigur. Mit ihm teilt er den Kranz aus sichelförmigen Haarsträhnen, der sich halbkreisförmig um den kahlen Schädel legt, die tief gefurchte Stirn sowie die um die hohen Wangenknochen leicht einfallende Haut. Im Schnewlin-Altar stellt Wydyz – im Gegensatz zum Dreikönigsretabel – Joseph als alten Mann dar, der von der Wanderschaft erschöpft nun schlafend hinter der Bank kauert. Mit noch nicht gänzlich geschlossenen Augenlidern und leicht geöffneten Lippen bildet er einen effektvollen Kontrast zu der blühenden Muttergottes und dem spielenden Kind.“[53]
Groß, die den Altar noch in der nördlichen Kaiserkapelle studierte, kritisiert dessen Platzierung an der Westwand, die der ehemaligen Aufstellung in der Schnewlin-Kapelle „konträr ist. Dem heutigen Münsterbesucher bietet die Sicht … vom Chorumgang her eine unbefriedigende Bildkonzeption. Die Protagonisten – Maria und das Kind – orientieren sich in ihrer Haltung zu den Kapellenfenstern und schließen den Betrachter von jeglicher optischen Teilhabe an dem Geschehen aus. Hieraus resultiert ein irritierender Zwiespalt zwischen der unmittelbaren Nähe suggerierenden Präsentation – die vorkragende Schreinform läßt die Figurengruppe räumlich aus dem Kasten heraustreten – und der tatsächlichen Verweigerung dem Betrachter gegenüber.“[53]
Die Schreinkonzeption sei ein Meisterwerk, dessen überragende Qualität der engen Zusammenarbeit von Baldung und Wydyz zu verdanken sei. Auch die Fassung der Skulpturen habe Baldungs Werkstatt durchgeführt. Die Verknüpfung der Bildthemen der „Madonna im Rosenhag“ und der „Heiligen Familie auf der Rasenbank“ besitze Seltenheitswert und sei vielleicht eine Anspielung auf Martin Schongauers schon damals berühmte „Madonna im Rosenhag“ in der Dominikanerkirche Colmar. Leider ist das Retabel wegen der erneuten Fehlplatzierung an der West- statt der Ostwand des Gresser-Chörleins weiterhin vom Chorumgang kaum einsehbar.
Ehrenstetter „Anna Selbdritt“
Ehrenstetter „Anna Selbdritt“
Rückansicht der „Anna selbdritt“
Rückansicht der „Anna selbdritt“
In älteren „Anna Selbdritt“-Gruppen dominierte Anna; sie hielt Maria und Jesus, im Maßstab erheblich kleiner, in ihren Armen oder auf dem Schoß. Die Ehrenstetter Gruppe dagegen zeigt natürliche Größenverhältnisse, und Anna und Maria sitzen nebeneinander auf einer Bank. „In der liebevollen Beschäftigung der beiden Frauen mit dem Kind, das, auf ihren Knien balancierend, erste Gehversuche unternimmt, fand bürgerliche Selbsterfahrung ihren als angemessen empfundenen sakralen Ausdruck. In diesem Sinne kündet die Ehrenstetter Gruppe von einem beinahe renaissancehaft breiten Behagen.“[15]
Später in Straßburg hat Wydyz nach Groß eigenhändig ein „Anna Selbdritt“-Relief geschnitzt (s. u.). Bei der Ehrenstetter Gruppe denkt sie an einen Nachfolger von Wydyz. Doch wird auch hier Eigenhändigkeit vertreten. „Tatsächlich sind hinsichtlich der Gesamtauffassung wie der Detailgestaltung der Köpfe und Haare die motivischen wie stilistischen Übereinstimmungen mit der Schnewlin-Madonna und der Statuette der Hl. Agnes so hochgradig, daß zumindest die Frauenköpfe der Ehrenstetter Gruppe kaum von jemand anderem, als von Wydyz selbst gearbeitet, anzusehen sind.“ Angebliche Schwächen könnten auf spätere Überarbeitung zurückgehen.[17]
Was der Dreikönigsaltar und der Schnewlin-Altar vermutlich einmal waren, ist der Oswaldaltar – scheint er jedenfalls – seit seiner Fertigung bis heute geblieben: ein Flügelaltar, komplett mit gemalter Predella, geschnitztem Schrein, Gesprenge und gemalten beweglichen Flügeln. Er ist insofern einzigartig im Südschwarzwald und erst recht, folgt man der Zuschreibung durch Curtius, im Werk von Baldung und Wydyz. Die Einschränkung „scheint er jedenfalls“ muss gemacht werden, weil auch dieses Retabel das halbe Jahrtausend nicht unbeschadet überstanden hat. Wohl im 18. Jahrhundert wurde das Schnitzwerk neu gefasst. Im Zweiten Weltkrieg wurde die einsam gelegene Kapelle bei der Bombardierung der Höllentalbahn in Mitleidenschaft gezogen. 1949 wurde der Altar restauriert und das Schnitzwerk abermals neu gefasst. Damals war es vermutlich, dass dem Michael in seine rechte Hand statt des Stabs ein Schwert gegeben wurde; so sah ihn Curtius.[59] Am 12. Februar 1963 wurden Oswald, Matthias und Michael gestohlen, aber zwei Wochen später sichergestellt und wieder fest im Altar verankert. Am 7. Juni 1980 wurden alle vier Schnitzfiguren, also auch der Sebastian, gestohlen. 1983 fand die Kriminalpolizei Oswald, Matthias und Michael stark beschädigt in München.[60] Restauriert, stehen sie seither an einem sichereren Ort, in der Pfarrkirche Maria in der Zarten in Hinterzarten. Der Sebastian ist weiter verschollen. Für den Altar in der Oswaldkapelle wurden nach Fotos Kopien angefertigt, die dort seit 1982 aufgestellt sind. „Obwohl sie ordentlich gearbeitet sind, können sie den Ausdruck der spätgotischen Figuren doch nur unvollkommen wiedergeben.“[59] So muss man, betrachtet man den Altar in der Kapelle, die Schnitzfiguren imaginativ durch die Originale in der Hinterzartener Kirche ersetzen.
Die Gemälde schreibt Curtius Mitarbeitern von Hans Baldung zu. In den Schnitzfiguren findet er die Charakteristika von Hans Wydyz. Das vorgeschobene Knie, das sich durchs Gewand drückt, komme auch beim Josef des Dreikönigsaltars vor. Auch bei der Agnes und der Mondsichelmadonna des Augustinermuseums und der Kappeler Mondsichelmadonna lasse das Gewand vor der Brust ein „Fenster“ entstehen. Der Gesichtsschnitt des Matthias ähnele mit den stark vortretenden Jochbeinen brüderlich dem Gesichtsschnitt des unbestimmten Heiligen vom Antoniusaltar. „Die Art, wie das Gesicht von der großen Haarmasse umgeben ist, aus dieser aufzutauchen scheint, die Art, wie in beiden Fällen die Haarmasse durch tief gravierte, in sich gerillte, lockig gewellte Strähnen aufgebaut ist, ist dieselbe.“ Die etwas pausbäckigeren Gesichter von Oswald und Michael glichen eher der Maria des Schnewlin-Altars.
Der Altar sei in der Baldung-Wydyz-Werkstatt in Freiburg entstanden. Auftraggeber möge ein Mitglied der Schnewlin von Landeck gewesen sein, in deren Territorium die Kapelle lag. „Die großen Übereinstimmungen mit der persönlichen Handschrift Wydyz’ lassen es geraten erscheinen, die vier Figuren des Oswald-Altars, auf jeden Fall die drei Schreinfiguren, Wydyz persönlich zuzuschreiben.“[59]

Straßburger Spätwerk ab etwa 1517


„Heiliger Mönch “ im Musée de l’Oeuvre Notre-Dame in Straßburg
„Heiliger Mönch “ im Musée de l’Oeuvre Notre-Dame in Straßburg

1517 oder 1518 kehrten Wydyz und Baldung nach Straßburg zurück. Baldung hatte sein Freiburger Hochaltarbild vollendet. Wydyz könnte durch seine Beziehung zu Baldung und einen Auftrag aus Straßburg bewogen worden sein. Von den Straßburger Bildhauern seiner Jugend lebte nur Niclaus Hagenower noch. Aus Wydyz’ Straßburger Spätzeit könnte ein Sibylle Groß noch nicht bekannter, 2007 vom Musée de l’Œuvre Notre-Dame erworbener „heiliger Mönch“ stammen. Die Qualität der Ausführung, wird gesagt, darunter das höchst formenreiche Spiel der Gewandfalten, sprächen für ihn oder seine Werkstatt.[61]

Groß schreibt Wydyz und seiner Werkstatt aus diesen Jahren zu:

„Anna Selbdritt“ im protestantischen Teil von Saint-Pierre-le-Vieux in Straßburg
„Anna Selbdritt“ im protestantischen Teil von Saint-Pierre-le-Vieux in Straßburg

Zuschreibungen



Literatur




Commons: Hans Wydyz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Heinrich Schreiber: Geschichte und Beschreibung des Muensters zu Freiburg im Breisgau. Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, Freiburg 1820, hier: S. 221, online auf digilib.ub.uni-freiburg.de. Abgerufen am 13. Januar 2012.
  2. Rudolf F. Burckhardt: Hans Wydyz the elder. In: The Burlington Magazine for Conoisseurs. 11, 1907, S. 212–221 (JSTOR 857173, abgerufen am 13. Januar 2012).
  3. Gustav Münzel: Der Dreikönigs-Altar von Hans Wydyz im Freiburger Münster. In: Freiburger Münsterblätter. 6, 1910, S. 1–22, online auf: digi.ub.uni-heidelberg.de, und S. 59–69, online auf: digi.ub.uni-heidelberg.de. Abgerufen am 13. Januar 2012.
  4. Clemens Sommer: Beiträge zum Werke des Bildschnitzers Hans Wydyz. In: Oberrheinische Kunst. Jahrbuch der oberrheinischen Museen. 3, 1928, ISSN 0179-9665, S. 94–104.
  5. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 29.
  6. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 219.
  7. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 91.
  8. Hermann Flamm: Der Bildhauer Hans Wydyz und seine vermutlichen verwandtschaftlichen Beziehungen zum Petrarkameister Hans Weidiz und dem Medailleur Christoph Widiz. In: Repertorium für Kunstwissenschaft 38, 1916, S. 109–118, online auf: digizeitschriften.de. Abgerufen am 13. Januar 2012 (Abruf über subskribierte Bibliotheken und Institutionen möglich).
  9. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 94.
  10. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 116.
  11. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 181–182.
  12. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 60.
  13. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 48.
  14. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 13.
  15. Detlef Zinke: Augustinermuseum Freiburg – Bildwerke des Mittelalters und der Renaissance 1100–1530. Hirmer Verlag, München 1995, ISBN 3-7774-6560-7.
  16. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 12.
  17. Sebastian Bock, Lothar A. Böhler (Hrsg.): Bestandskataloge der weltlichen Ortsstiftungen der Stadt Freiburg i. Br. Band II: Die Bildwerke: Mittelalter – 19. Jahrhundert. Allgemeine Stiftungsverwaltung, Freiburg i. Br. 1999, ISBN 90-5705-103-6.
  18. Manfred Hermann: Der hl. Antonius der Einsiedler. In: Oberländer Chronik 1965, Nr. 290, ohne Seitenzählung.
  19. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 16, 122 und 308.
  20. Iso Himmelsbach: Die Antoniter im Breisgau. Neue Erkenntnisse zur Herkunft des Antoniusaltars in St. Joseph in Obersimonswald und zur Baugeschichte der Nimburger Bergkirche. In: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins „Schau-ins-Land“. Band 127, 2008, S. 9–30 (PDF; 36 MB).
  21. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 377.
  22. Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land). J. C. B. Mohr, Tübingen/Leipzig 1904, hier: S. 503–505, online auf: digi.ub.uni-heidelberg.de. Abgerufen am 15. Januar 2012.
  23. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 308.
  24. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 127.
  25. Klaus Starke: Die Pharmakologie des Mutterkorns. In: Antoniter-Forum 2003; 12, S. 7–29.
  26. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 17 und 151.
  27. Die Namen der Könige nach Gustav Münzel; Sibylle Groß benutzt die Namen inkonsistent.
  28. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 287.
  29. Joseph Schlippe: Der Basler Hof in Freiburg. In: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins Schau-ins-Land. Band 84/85, 1966/1967, S. 160–192 (PDF; 40 MB).
  30. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 171.
  31. Hans-Jürgen Günther: Joh. Pistorius, Hanns Bär und der Herbolzheimer Wappenbrief. Handels- und Gewerbegemeinschaft Herbolzheim e. V. 1991.
  32. Stefanie Zumbrink und Heike Mittmann: Die Altäre. In: Freiburger Münsterbauverein (Hrsg.): Das Freiburger Münster. 2. Auflage. 2011. Schnell & Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2565-4, S. 243–273.
  33. Josef Sauer: Die kirchliche Kunst der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Baden. In: Freiburger Diözesan-Archiv 1930; 57, S. 1–207, online auf: freidok.uni-freiburg.de (PDF; 26,13 MB). Abgerufen am 13. Januar 2012.
  34. Bernd Mathias Kremer: Zur Restaurierungsgeschichte des Freiburger Münsters im 19. Jahrhundert. In: Freiburger Diözesan-Archiv. Band 121, 2001, S. 53–84, urn:nbn:de:bsz:25-opus-58098 (uni-freiburg.de [PDF; 22,7 MB; abgerufen am 31. Juli 2018]).
  35. Heike Mittmann und Bernd Mathias Kremer: Das Freiburger Münster nach seiner Vollendung – Das Bauwerk und die Ausstattung im Wandel der Zeiten. In: Freiburger Münsterbauverein (Hrsg.): Das Freiburger Münster. 2. Auflage. 2011. Schnell & Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2565-4, S. 79–111.
  36. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 288.
  37. Hermann Brommer: Die Bildhauer Hauser in Kirchzarten, Schlettstadt und Freiburg i. Br. (1611–1842) – Die Biographien (Teil II). In: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins Schau-ins-Land Band 94/95, 1976/77, S. 165–200 ( PDF; 57 MB).
  38. Münsteraltar – Altarraum im Freiburger Münster umgestalten? (freiburg-schwarzwald.de [abgerufen am 13. Januar 2012]).
  39. Spätgotik am Oberrhein. Meisterwerke der Plastik und des Kunsthandwerks 1450–1530. Katalog der Ausstellung im Karlsruher Schloß, Badisches Landesmuseum 1970. darin: Eva Zimmermann: Plastik, hier S. 189–192.
  40. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 164–165.
  41. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 4–5.
  42. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 166.
  43. Historisches Museum Basel (Hrsg.): Die große Kunstkammer. Bürgerliche Sammler und Sammlungen in Basel. Christoph Merian Verlag, Basel 2011, ISBN 978-3-85616-539-0.
  44. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 183.
  45. Renate Eikelmann (Hrsg.): Conrad Meit. Bildhauer der Renaissance. Hirmer Verlag, München 2006, ISBN 3-7774-3385-3, S. 36, 164.
  46. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 24.
  47. Gustav Münzel: Die Predella an Baldungs Hochaltar im Freiburger Münster und ihr Meister. In: Schau-ins-Land. Band 46, 1919, S. 1–21 (PDF; 7 MB).
  48. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 236.
  49. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 204–205.
  50. Heike Mittmann: Die Glasmalereien des Freiburger Münsters. Schnell & Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1717-1, S. 82.
  51. Sibylle Groß: Der Schnewlin-Altar und die Baldung-Werkstatt – Studien zur Ausstattungsgeschichte der Chorkapellen im Freiburger Münster. In: Freiburger Diözesan-Archiv. 112. Jg., 1992, S. 43–86, urn:nbn:de:bsz:25-opus-57909 (PDF-Datei; 30,85 MB). Abgerufen am 16. Januar 2012.
  52. Friedrich Kempf: Heimsuchungen und Schicksale des Freiburger Münsters in Kriegsnot, durch Menschenhand und Feuersgefahr. In: Freiburger Münsterblätter. 13. Jg., 1917, S. 1–38, hier: S. 21 Anmerkung 3 (online auf: diglit.ub.uni-heidelberg.de).
  53. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 211.
  54. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 214.
  55. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 219–224.
  56. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 224–225.
  57. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 225–227.
  58. Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land). Verlag von J.C.B. Mohr, Tübingen/Leipzig 1904, hier: S. 380–383, online auf: digi.ub.uni-heidelberg.de Abgerufen am 17. Januar 2012.
  59. Andreas Curtius: Der Oswaldaltar im Höllental – ein unerkanntes Werk der Baldung-Werkstatt. In: Helmuth Schubert (Hrsg.): St. Oswald im Höllental. Festschrift zum 850jährigen Bestehen der Kapelle. Stadler, Konstanz 1998, ISBN 3-7977-0397-X, S. 26–80.
  60. Franz Kern: Das Dreisamtal mit seinen Kapellen und Wallfahrten. 4. Auflage. Schillinger-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-89155-019-7.
  61. Kommentar zur Figur auf der Internetseite „Musées d’Alsace“ (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive). In: musees-alsace.org, abgerufen am 24. April 2018.
  62. Internetseite des Museums (Memento vom 15. August 2012 im Internet Archive). In: musees-alsace.org, abgerufen am 24. April 2018.
  63. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 380.
  64. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 249.
  65. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 253.
  66. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 253–254.
  67. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 255.
  68. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 259.
  69. Florens Deuchler, Jean Wirth: Elsaß – Kunstdenkmäler und Museen. Reclams Kunstführer. Frankreich. Band II. Philipp Reclam, Stuttgart 1980, ISBN 3-15-010297-9, S. 231.
  70. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 261.
  71. Eintrag PM67000332: Retable de saint Pancrace, 3 statues, 2 bas-reliefs, 2 tableaux, prédelle : saint Pancrace, saint Nicolas, sainte Catherine, Nativité, Adoration des Mages, saint Corneille pape et saint Pancrace, saint Nicolas et sainte Catherine, Christ et onze apôtres, de saint Pancrace in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch).
  72. Stadtwiki Karlsruhe: Beiertheimer Altar. In: ka.stadtwiki.net, abgerufen am 20. Januar 2012.
  73. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 272.
  74. Sibylle Groß: Hans Wydyz – Sein Œuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst. 1997, S. 276–277.
  75. Eintrag PM67000384: Bas-relief: la Sainte Parenté in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch).
Personendaten
NAME Wydyz, Hans
ALTERNATIVNAMEN Weiditz, Hans; Wyditz, Hans; Widitz, Hans
KURZBESCHREIBUNG oberrheinischer Bildschnitzer
GEBURTSDATUM 15. Jahrhundert
STERBEDATUM 16. Jahrhundert



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