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Horst Lerche (* 12. September 1938 in Hamburg; † 3. Dezember 2017 in Jüchen) war ein deutscher Maler und Bildhauer.


Leben


Horst Lerche wurde 1938 in Hamburg geboren. Nach einem Bombenangriff 1943 zog die Familie in die Lüneburger Heide. In Lüneburg endete mit der Mittleren Reife die Schulzeit, die bereits von einer intensiven bildnerischen Praxis begleitet wurde. 1956 bewarb sich Horst Lerche an der Kunstakademie Düsseldorf und kam im Jahr darauf in die Klasse von Otto Pankok. Nach dessen Pensionierung setzte er das Studium bei Joseph Fassbender und Ferdinand Macketanz fort. Zu seinen Studienfreunden zählten Helmut Sundhaußen und Blinky Palermo. In den frühen sechziger Jahren gehörte er zum Kreis der Künstler, die in der Einbrunger Mühle[1] Quartier bezogen, darunter Hannes Esser, Günther Uecker, Bernd und Hilla Becher. Nachdem Horst Lerche 1967 den Villa-Romana-Preis erhalten hatte, lebte er mit seiner Frau, der Textilkünstlerin und Pädagogin Heidi Lerche-Renn, ein Jahr lang in Florenz, wo seine Tochter Lina geboren wurde. Er entschied sich früh, ein freier Künstler zu sein. In den 1990er-Jahren nahm er einen Lehrauftrag an der Kunstakademie Düsseldorf wahr.

Angewandte, überwiegend architekturbezogene Arbeiten blieben neben der Malerei ein wichtiger Teil des Werkes, das in zahlreichen Ausstellungen bedeutender Institute präsentiert, mehrfach mit Preisen gewürdigt und in einer umfangreichen Literatur dokumentiert worden ist. Ab 1975 lebten und arbeiteten Horst Lerche und seine Frau auf ihrem Anwesen, dem von Künstlern und Intellektuellen als Treffpunkt geschätzten Hamscherhof in Jüchen. Eine langjährige Freundschaft verband Horst Lerche u. a. mit der Düsseldorfer Malerin Sigrid Kopfermann und dem Grafiker Helfried Hagenberg. Von Beginn der 1980er-Jahre bis 2012 hinterließen die langen und regelmäßigen Aufenthalte in Griechenland deutliche Spuren im Werk des Künstlers. Horst Lerche starb 2017 nach langer Krankheit in Jüchen.


Werk



Malerei


In den frühen sechziger Jahren bewegt die Malerei Horst Lerches sich nahe am Gegenstand, doch in bewusster Abkehr vom lähmenden Diktat der vorangegangenen Jahrzehnte. Wie viele Künstler seiner Generation entdeckt er die Moderne in Anknüpfung an expressionistische Positionen, wobei Anklänge an die nordischen Landschaften von Munch unübersehbar sind. Die Villa-Romana-Zeit 1967 markiert eine Wende zur minimalistischen Komposition, in dem die Landschaften ihren expressiven Charakter allmählich verlieren und in konstruierte Farbräume übergehen. Nachdem er die Möglichkeiten der zu dieser Zeit aktuellen Hard Edge Malerei sowohl auf der Leinwand als auch an variablen Objekten ausgelotet hat, entdeckt Horst Lerche – neben Tüchern – Holz als das Material, welches seine Malerei zu konstitutiven Elementen des Raumes werden lässt. Seine Farb- und Rauminstallationen (Farbraum Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld) markieren eine Konventionen sprengende, unverwechselbare Position in der westdeutschen Kunst. Die zwischen barocker Pracht und minimalistischer Strenge oszillierende Malerei der achtziger und neunziger Jahre entfaltet sich auf den Flächen dreidimensionaler Holzobjekte. Explosiv angelegten, vielfach wieder zur Landschaft sich formierenden Farbkaskaden, gesellen sich im Laufe der neunziger Jahre zunehmend monochrome Flächen. Die Farbe Blau behauptet sich dabei als entscheidender Faktor.

Skulptur „Das Blaue Haus“
Skulptur „Das Blaue Haus“

Holzskulpturen


In zahlreichen Museen und Sammlungen vertreten, nähert sich Horst Lerche ab 1987 seinem Thema von einer neuen Seite. In zum Teil monumentalen Holzkonstruktionen (u. a. Blauer Turm von Heidelberg) übernimmt die reale Landschaft selbst den Part der Malerei, womit die Trennung von Innen- und Außenraum aufgehoben erscheint. Begleitet von einer analytischen Aufbereitung des visuellen Materials auf der Bildfläche entstehen eine Reihe Fachwerk-Architekturen, wie das Das Blaue Haus 1987[2], Der blaue Turm von Heidelberg 1990, Der blaue Turm von Wevelinghoven 1993, Der blaue Turm von Schloss Moyland 1999. Inspiriert durch die Weite der griechischen Landschaft, gewinnt der analytisch definierte Farbraum Züge romantischer Spiritualität. Bei der Bezeichnung von Werken der letzten Jahre rückt Horst Lerche teilweise von den typischen konkreten Bildtiteln ab und wählt metaphorische Formulierungen wie Zeit und Werk 2003, Dunkle Wasser 2008 oder Vergangene Zeit 2011.


Architekturbezogene Arbeiten


Neben Werken der reinen Malerei entstehen in den Jahren von 1975 bis 2014 über fünfzig angewandte, architekturbezogene Arbeiten u. a. in Zusammenarbeit mit den Architekten Karlhans Pfleiderer und Heinz Döhmen und mehrere Farbkonzepte für das Orgelbauunternehmen Martin Scholz.

Form- und Farbgestaltung in der Aula der Aachener Domsingschule
Form- und Farbgestaltung in der Aula der Aachener Domsingschule

Auswahl von architekturbezogenen Arbeiten

[3]


Auszeichnungen



Ausstellungen



Einzelausstellungen


(Quelle:[3])


Arbeiten in öffentlichem Besitz


Folgende Institutionen haben Werke von Horst Lerche in ihren Beständen:[3]


Bibliographie


Auszug aus der Bibliographie[3]:




Einzelnachweise


  1. Die Künstlerkolonie in der Einbrunger Papiermühle. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 23. April 2019; abgerufen am 2. April 2019.
  2. Horst Lerche (Ill.): Fachwerk - das Blaue Haus. Kunstverein Springhornhof Neuenkirchen in d. Lüneburger Heide, Neuenkirchen bei Soltau 1987.}
  3. Siegfried Gnichwitz, Peter Kienitz, Ulrich Krempel, Heidi Lerche-Renn: Horst Lerche - Bild-Räume. Hrsg.: Kopfermann-Fuhrmann-Stiftung. Kopfermann-Fuhrmann-Stiftung, Düsseldorf 2016, ISBN 978-3-00-052378-6, S. 77.
  4. Pfarrkirche Neuwerk (Abschnitt Orgel). Pfarrei Maria von den Aposteln - Mönchengladbach-Neuwerk, abgerufen am 31. Dezember 2019.
  5. Orgelbau Martin Scholz: Bilder Orgel St. Vincenz in Menden. Abgerufen am 24. Dezember 2019.
  6. Ev. Kirchgemeinde Osterath: Evangelische Kirche Osterath, Kirchendecke. Abgerufen am 24. Dezember 2019.
  7. Pfarrei St. Josef Inden: Pfarrkirche in Inden/Altdorf, Farbgestaltung Innenraum. Abgerufen am 24. Dezember 2019.
  8. Förderverein Festhalle Viersen e.V.: Renovierung des Innenraums, neue Farb-Gestaltung. Abgerufen am 24. Dezember 2019.
  9. Blaue Landmarke. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ). FUNKE MEDIEN NRW GmbH, abgerufen am 24. Dezember 2019.
  10. Liste der Preisträger Kunstpreis der Künstler: Kunstpreis der Künstler
  11. Kunstpreis Berlin mit Preisträgern. Akademie der Künste, abgerufen am 4. Dezember 2019.
  12. Kultur in Krefeld, Bildende Kunst, Preise-Stipendien. Abgerufen am 4. Dezember 2019.
  13. Liste der Preisträger 1976 Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V.: ars viva, 1976 Arbeitsstipendien. Abgerufen am 2. April 2019.
  14. Liste der Preisträger Villa Romana-Preis: Villa Romana-Preis, Preisträger 1959 bis 1969
  15. 2016 Horst Lerche. Kopfermann-Fuhrmann-Stiftung, abgerufen am 4. Dezember 2019.
  16. Ausstellungsrückblick. Villa Zanders, abgerufen am 4. Dezember 2019.
  17. Helfried Hagenberg (Hrsg.): Horst Lerche. Werke 1960 – 2002. Ausstellungskatalog. Wienand Verlag & Medien, Köln 2003, ISBN 3-87909-836-0.
  18. Rückblick Ausstellungen. Galerie Franz Swetec, abgerufen am 4. Dezember 2019.
  19. Ausstellungsrückblick 1997–2019. (PDF) Museum Schloss Moyland, abgerufen am 4. Dezember 2019.
  20. Franz Joseph van der Grinten, und Reggy Haveskes-van Creij: Der Blaue Turm von Schloss Moyland: Horst Lerche. Ausstellungskatalog. Hrsg.: Bernd Finkeldey. Museum Schloß Moyland, Bedburg-Hau 1999, ISBN 978-3-929042-24-5.
  21. Siegfried Gnichwitz, Peter Kienitz, Ulrich Krempel, Heidi Lerche-Renn: Horst Lerche - Bild-Räume. Hrsg.: Kopfermann-Fuhrmann Stiftung. Kopfermann-Fuhrmann-Stiftung, Düsseldorf 2016, ISBN 978-3-00-052378-6, S. 77.
  22. Peter Ulrich Hein: Dynamik, Statik, Gleichgewicht. Katalog Horst Lerche „Der Maler baut ein Bild“. Hrsg.: Haus der Baugewerkschaft. Haus der Baugewerkschaft, Frankfurt am Main 1997.
  23. Guido de Werd: Horst Lerche – Vom Farbraum zum Landschaftsraum 1972–1992 (Faltblatt). Hrsg.: Krefelder Kunstverein e.V. Krefeld 1992.
  24. Ausstellungen: Archiv. Museum Folkwang, abgerufen am 23. April 2019.
  25. DER T-TRÄGER. TAZ, 29. März 1989, abgerufen am 28. Dezember 2019.
  26. Guido de Werd: Horst Lerche: Landschaftsraum, Tafelbilder, Arbeiten auf Papier. Ausstellungskatalog. Museum Haus Koekkoek, Kleve 1989.
  27. Poster „Horst Lerche. Landschaftsraum,Tafelbilder, Arbeiten auf Papier“. Museum Kurhaus Kleve, abgerufen am 28. Dezember 2019.
  28. Peter Ulrich Hein: Horst Lerche Landschaften 1960 und 1962, Tafelbilder seit 1982 (Katalog). Hrsg.: Galerie Kremer-Tengelmann. Köln 1988.
  29. Siegfried Salzmann: Das blaue Haus (Katalog). Kunstverein Springhornhof, Neuenkirchen bei Soltau 1987.
  30. Künstlerindex. Forum Kunst Rottweil, abgerufen am 31. Dezember 2019.
  31. Horst Lerche. Ausstellungskatalog Wanderausstellung. Städt. Galerie Lüdenscheid, Lüdenscheid 1984.
  32. Horst Lerche und Johann Heinrich Müller: Horst Lerche: Raumbilder, Tafelbilder, Zeichnungen. Ausstellungskatalog. Hrsg.: Karl-Ernst-Osthaus-Museum. Hagen 1981.
  33. Museum Bochum / Kunstsammlung (Hrsg.): Horst Lerche: Museum Bochum. Ausstellungskatalog. Bochum 1978, ISBN 3-8093-0037-3.
  34. Ausstellungskatalog: Horst Lerche Kunstverein Gelsenkirchen. Kunstsammlung Gelsenkirchen, Gestaltung: Axel Heibel. Kunstverein, Gelsenkirchen 1975.
  35. Dieter Honisch (Hrsg.): Einraum-Ausstellungen: '73, Künstler im Museum (Katalog). Museum Folkwang, Essen 1973, DNB 800954726, S. 162.
  36. Badischer Kunstverein, Archiv. Abgerufen am 2. April 2019.
  37. Kultur in Krefeld. Abgerufen am 28. Dezember 2019.
  38. Ausstellungskatalog: Horst Lerche: Farbraum, Kaiser Wilhelm Museum. Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld 1972.
  39. Jürgen Weichardt: Holzobjekte (Katalog). Hrsg.: Galerie Falazik. Neuenkirchen 1972.
  40. Ausstellungskatalog: Wilhelm Nettmann: Horst Lerche. Märkisches Museum Witten, Witten 1971.
  41. Ausstellungskatalog: Hugo Borger: Lerche, Bonner Kunstverein. Rhein. Landesmuseum, Bonn 1971.
  42. Die raumbildende Kraft der Farbe (Farb-Raum-Arbeiten des Künstlers Horst Lerche). (PDF; 14,8 MB) In: Farbe+Design, Ausgabe 39/40. Farbe+Design Verlag, 1978, S. 8–12, abgerufen am 26. Dezember 2019.
Personendaten
NAME Lerche, Horst
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und Bildhauer
GEBURTSDATUM 12. September 1938
GEBURTSORT Hamburg
STERBEDATUM 3. Dezember 2017
STERBEORT Jüchen



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