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Hubertus Giebe (* 15. November 1953 in Dohna) ist ein deutscher Maler und Grafiker.


Leben


Hubertus Giebe wurde als erster Sohn der Eheleute Margarete und Reinhold Giebe geboren. Die Familie war im unweit von Dohna gelegenen Schlottwitz ortsansässig. Er absolvierte von 1969 bis 1972 ein Abendstudium der Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Ursula Rzodeczko und Gerhard David. Danach leistete er von 1972 bis 1974 Wehrdienst. 1974 folgte die Bekanntschaft mit Erwin und Eva Strittmatter, aus der sich eine intensive Künstlerfreundschaft bildete, aus der gemeinsame Arbeiten entstanden. Von 1974 bis 1976 studierte Giebe Malerei und Grafik an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste. 1976 ließ sich Giebe auf eigenen Wunsch exmatrikulieren und arbeitete mit einer „vorläufigen befristeten Arbeitserlaubnis“ als freiberuflicher Maler und Grafiker. 1978 schloss er sein Studium mit einem externen Diplom an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig ab. Anschließend war er in Leipzig ein Jahr Meisterschüler von Bernhard Heisig.

1980 hatte er seine erste wichtige Einzelausstellung in der Galerie Comenius in Dresden. 1979 war der Beginn seiner graphischen Arbeiten zum Roman Die Blechtrommel von Günter Grass. Von 1982 bis 1986 leitete er das künstlerische Grundlagenstudium für Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden gemeinsam mit Johannes Heisig. 1987 wurde Giebe zum Dozenten für Malerei und Grafik an der HfBK Dresden berufen. 1988 legt Giebe 40 Radierungen für eine bibliophile Verlagsausgabe der „Blechtrommel“ vor. Am 19. November 1989 hielt Giebe auf der Demonstration der Dresdner Künstlerverbände vor ca. 100.000 Teilnehmern auf dem Dresdner Theaterplatz eine Rede für Meinungsfreiheit, Demokratie und politischen Wandel. Er setzte sich für die politischen Ziele des Neuen Forums ein.

Zu den Traditionen der weit verzweigten und solidarisch verbundenen Familie Giebe ist eine im Grundsatz sozialdemokratische Gesinnung zu zählen. 1933 war der Großvater, Willy Giebe, von den Nationalsozialisten verhaftet worden, da er sich als Gewerkschafter und in der Sozialdemokratischen Partei engagiert hatte. Anfang 1945 desertierte der Vater beim ersten Angriff an der Oder von der Wehrmacht. Aus sowjetischer Gefangenschaft, während der er in einem Straflager bei Kuybischew in der damaligen Sowjetrepublik Kasachstan am Unterlauf der Wolga in einem Steinbruch arbeitete, kam er erst Ende 1949 frei. Beide Tatsachen nehmen in der Biographie von Hubertus Giebe einen wichtigen Platz ein, weisen in eine thematische Richtung. Sein Werk offenbart eine Affinität zu eben jenen historischen Situationen, die in den Formen von linker und rechter Willkür den Einzelnen der unerbittlichen Macht im Räderwerk der politischen Geschichte opferten.

Hubertus Giebe ist seit 1977 mit der Restauratorin Marlies Giebe verheiratet, lebt und arbeitet in Dresden.


Werk


Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Bilder speisen sich aus einer intensiv reflektierten Beschäftigung mit Geschichte und jenem menschlichen Individualschicksal, das ihr unterworfen ist: der verletzliche Leib, sein früh bestimmtes Maß, seiner Masse im Raum, jener Opulenz, die das Licht ansaugt und die Dämmerschatten der Ewigkeit zeichnet und der durch die mörderischen Wechselfälle der Geschichte treibt.[1]

Hubertus Giebes künstlerische Laufbahn beginnt unter ähnlichen Vorzeichen der Revolte, wie sie der Westen seit dem Jahr 1968 kennt, jedoch unter unvergleichlich schwierigeren Umständen, als die 1968er und ihre nachfolgende Generationen es sich in der Bundesrepublik vorstellen können. Giebe hat sich mühsam doch konsequent in Dresden großes kunsthistorisches, historisches und philosophisches Wissen angeeignet. Mühsam, weil es in der Stadt bis zur Einführung der Satellitenschüsseln keine Fernsehübertragungen aus dem Westen gab. Dafür reiste er ins östliche Ausland, wo er antiquarisch unter anderem das Hauptwerk von Carl Einstein „Die Kunst des 20. Jahrhunderts“ erwerben kann. Die Exmatrikulation und das externe Diplom sprechen für seine Unangepasstheit in DDR-Zeiten. Eines seiner größten geistigen Abenteuer wird für ihn der Kontakt zu Günter Grass, dessen „Blechtrommel“ er illustriert. Die Korrespondenz zwischen beiden wird vom Ministerium für Staatssicherheit im Rahmen der geheimen Brief- und Postüberwachung observiert. Schließlich seine Teilnahme als Redner an den Dresdner Protestveranstaltungen, die ihn und seine Familie in Gefahr bringen.

Als sich nach der Wende Orientierungslosigkeit und Leichtfertigkeit im Umgang mit Kunst einstellen, legt Giebe sein Amt an der Akademie 1991 nieder. Er reist viel, sieht sich die großen europäischen und amerikanischen Museen an, bezieht neue Eindrücke, erweitert seine bildnerischen Ausdrucksmittel, arbeitet nun auch plastisch. Es entstehen auch großformatige Bronzen, analog zu seinen großen „Geschichtsbildern“.

1990 wurde Hubertus Giebe zu einer Einzelausstellung auf der 44. Biennale Venedig, mit einer Bild-Rauminstallation seiner Themen als Gast im italienischen Pavillon eingeladen, was ein international großer Erfolg für ihn war und im selben Jahr zu einer Einzelausstellung in der Londoner Raab-Gallery führte.

Bei Giebe ahnt man aber ohnehin, nix ist da harmlos … die Balance von blutigem Rot und unschuldigem Weiß und sterbendem Grün, von Kontur und Schattenwurf, von Konkretheit und Abstraktion. Und dies gehört gewiss zu allen seinen Bildern: der genau kalkulierte Einsatz seines künstlerischen Instrumentariums …. Struktur statt Lyrismen, geometrische Spannung statt nobler Farbnuance. In dieser Spannung liegen durchaus ein existenzieller Ernst und ein Zwang zur Verbindlichkeit, der natürlich immer risikobehaftet bleibt, denn der Maler lässt sich dingfest machen. Giebe scheut diese Preisgabe nicht und nicht die Polarisierung um seine Person: Hier stehe ich, ich mal’ nicht anders! … Auch das kann eine Botschaft sein – sie wäre so untröstlich nicht.[2]

Giebes großformatiges Gemälde Schein & Chock (für Walter Benjamin) von 1983 befindet sich im Ludwig-Museum des Russischen Museums von Sankt Petersburg. Die Neue Nationalgalerie in Berlin nahm im Jahr 2002 sein Gemälde „Der Widerstand – für Peter Weiss“ aus dem Jahr 1986 in ihre ständige Ausstellung „XX. Jahrhundert“ auf. Zwei Gemälde Giebes befinden sich auch im Bestand des Puschkin-Museums Moskau.

2004 hatte Giebe eine Vertretungsprofessur für Malerei an der Universität Dortmund inne. Im Jahr 2012 übergab der Künstler 56 Tagebücher (ab 1971), 37 Skizzenbücher (ab 1977), 42 Manuskripte/Typoskripte (ab 1981) und nahezu sämtliche Korrespondenz (ab 1973) als Vorlass an das Archiv der Akademie der der Künste Berlin.[3]

Seit 2020 arbeitet Giebe wieder an Skulpturen. 2021 entstehen Bronzeskulpturen in mehreren Fassungen Bildnis Dichter Gottfried Benn für eine Editionsreihe des Verlages Faber & Faber Leipzig. Die Fassung II wird in 15 Exemplaren gegossen.


Auszeichnungen



Ausstellungen (Auswahl)



Schriften (Mitarbeit)



Kataloge, Publikationen (Auswahl)



Literatur





Einzelnachweise


  1. Vgl. Jörg Makarinus: Hubertus Giebe, Monografie, Dresden 2003, S. 73.
  2. Vgl. Dieter Hoffmann: Laudatio zur Ausstellung 'Geschichtsbilder' von Hubertus Giebe im Palais Großer Garten, Dresden 2009.
  3. Faltblatt zur Ausstellung Winterreise, Galerie Himmel, Dresden, 27. November 2021
  4. Laudatio Eduard Beaucamp, Frankfurt am Main, zur Eröffnung am 13. Dezember 2012:
Personendaten
NAME Giebe, Hubertus
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und Grafiker
GEBURTSDATUM 15. November 1953
GEBURTSORT Dohna



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