Heilige Familie nach Carl Müller, 1875, Michaeliskirche BreslauMadonna Del Granduca nach Raffael, Palazzo Pitti, FlorenzKohlschein's Haus in Düsseldorf-Oberkassel (2021)
Leben
Bereits als Schüler fiel der Sohn eines Landwirtes und Schmiedes durch sein außerordentliches zeichnerisches Talent auf. Sein fester Wunsch Maler zu werden, konnte mit Hilfe zweier Fürsprecher gegen den Widerstand der Mutter – der Vater war 1855 gestorben – konkretisiert werden. Im Herbst 1856 fand Kohlschein Aufnahme in die Elementarklasse der Kunstakademie Düsseldorf. Seit 1859 erlernte er bei Joseph von Keller den reproduzierenden Kupferstich. Keller beteiligte ihn später auch an aufwändigen Arbeiten wie RaffaelsSixtinischer Madonna. Nach Abschluss seiner Studien reiste Kohlschein, u. a. nach Dresden, Wien, Paris, Florenz, um vor Ort in den Museen exakte Zeichnungen als Stechervorlagen anzufertigen. Als eminenter Zeichner vervollkommnete er den von ihm favorisierten „Linienstich“ zu höchster Präzision. Von 1863 bis 1864 unterrichtete Joseph selbst an der Akademie als Hilfslehrer und war von 1864 und bis 1870 mit Unterbrechung 1866 an der Kunstakademie eingeschrieben.
Während zeitgenössische Grafiker immer mehr die Radierung und die Lithografie in ihr Arbeitsgebiet mit einbezogen, hielt Josef Kohlschein bis zuletzt am traditionellen Kupferstich fest. Ungemein fleißig, hat er fast 100 Platten gestochen. Dazu zählen 20 großformatige, an denen er jeweils bis zu drei Jahren arbeitete. Dazu gehören aber auch ca. 60 kleinformatige Stiche, die er für den „Verein zur Verbreitung religiöser Bilder“ in Düsseldorf schuf. Ein Rezensent formulierte 1880: „Dem Künstler gelang es, die malerischen Werte eines Gemäldes in unübertroffener duftiger Manier in den Stich zu übersetzen und dennoch die Verhältnisse der Farben untereinander in Schwarz-Weiß zu erhalten.“ Vorzüglich beweist das einer seiner weltlichen Stiche, Die Weinprobe nach einem Gemälde von Johann Peter Hasenclever (53 × 71cm, 1900), der zugleich sein populärster wurde. Kohlschein fertigte zudem Reproduktionskupferstiche nach religiösen Gemälden der Nazarener u.a. Ernst Deger, Franz Ittenbach und Heinrich Lauenstein. Ende des 19. Jahrhunderts, nun als Professor tituliert, wohnte Kohlschein in Pempelfort[1] und zog Anfang 1900 in den aufstrebenden Stadtteil Oberkassel auf die Düsseldorfer Straße,[2] wo sein Sohn Hans auch sein Atelier hatte.[3] Josef Kohlschein wurde, so wie auch seine Frau Elisabeth, eine geborene Berke (1859–1932), auf dem Friedhof Heerdt beerdigt.[4]
Neben den Kupferstichen sind von Joseph Kohlschein mehrere Skizzenbüchern erhalten. Seine frühen Bleistiftzeichnungen zeigen mittelalterliche Burgruinen vom Rhein und in der Eifel, darunter Motive aus Zons, Andernach, Mürlenbach, Geroldstein, Kasselburg und Lissingen an der Kyll. Das große Skizzenbuch ab 1868 zeigt auf 35 Seiten (14 × 21,5cm) Bleistiftzeichnungen mit Ansichten der Stadt Warburg und ihrer Umgebung, die Kohlschein auf seinen Wanderungen anfertigte. Die filigranen Skizzen zeigen das Warburgpanorama, Wassermühlen, Kirchengebäude, die mittelalterliche Stadtmauer und Wehrtürme. Die präzisen Darstellungen vermitteln einen Eindruck vom Zustand der Bausubstanz in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Familienporträts
Die Mutter Gertrud Kohlschein, geb. Drilling, Bleistift, unsign. 29 × 25cm
Der Schwiegervater Johannes Berke, Bleistift, sign. J.K., 1880, 29 × 25cm
1880: IV. Allgemeine Deutsche Kunstausstellung Düsseldorf: Goldene Medaille für die Heilige Cäcilie nach Raffael
1883: Österreichische Goldene Staatsmedaille Wien
1884: Goldene Medaille Papst Leos XIII. für Das Passionskreuz nach Müller
1885: Goldmedaille der Internationalen Ausstellung der Graphischen Künste, Antwerpen
1933: Die ehemalige Obere Straße der Warburger Altstadt wurde in „Joseph-Kohlschein-Straße“ umbenannt und an seinem dort stehenden Geburtshaus „Am Johannisturm 10“ eine Gedenktafel angebracht.
Ausstellungen, Standorte
1912: Städtisches Museum Neuss: Josef Kohlschein, Hans Kohlschein und Josef Kohlschein der Jüngere
1985: Stadtmuseum Düsseldorf: Die Künstlerfamilie Kohlschein
1991: Museum im Stern, Warburg: Josef Kohlschein 1841–1991 – Zeichnungen und Kupferstiche
Kohlschein, Joseph. In: Aloys Apell (Hrsg.): Handbuch für Kupferstichsammler. Alexander Danz, Leipzig 1880, S. 220 (Textarchiv– Internet Archive).
Hermann Alexander Müller (Hrsg.): Kohlschein, Joseph. In: Biographisches Künstler-Lexikon. Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig 1882, S. 305 (retrobibliothek.de).
Kohlschein, Josef. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band21: Knip–Krüger. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S.210.
Paul Horn: Der Kupferstecher Joseph von Keller, sein Werk, seine Schule. 1931.
Bénézit. Paris 1976.
Katalog Religiöse Grafik aus der Zeit des Kölner Dombaus 1842–1880. Köln 1980.
Katalog Josef Kohlschein. Warburg 1991.
Hans Paffrath (Hrsg.): Lexikon der Düsseldorfer Malerschule 1819–1918. Band 1: Abbema–Gurlitt. Herausgegeben vom Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof und von der Galerie Paffrath. Bruckmann, München 1997, ISBN 3-7654-3009-9.
Oliver Gradel, Silke Köhn: Künstler im Weserbergland und die Düsseldorfer Malerschule. Ausstellungskatalog. Schloss Corvey, Bönen 2010.
Museumsverein Warburg (Hrsg.): Aus den Warburger Skizzenbüchern.darin: Silke Köhn: Die Warburger Skizzenbücher von Joseph Kohlschein *1841 Warburg -1915 Düsseldorf. Warburg 2015.
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