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Otto Heinrich Engel (* 27. Dezember 1866 in Erbach im Odenwald; † 30. Januar 1949 in Glücksburg) war ein deutscher Kunstmaler.

Otto Heinrich Engel
Otto Heinrich Engel

Leben


Die Woge (1895)
Die Woge (1895)

Otto Heinrich Engel wurde am 27. Dezember 1866 in der kleinen Gemeinde Erbach im Odenwald, die damals noch zum Großherzogtum Hessen gehörte, geboren. Er war das einzige Kind des Pastors, späteren Journalisten und Reichstagsabgeordneten Heinrich Engel (1834–1911) und seiner Frau Ida Karoline Haas (1840–1889), die kurz nach der Geburt an schwerem Gelenkrheumatismus erkrankte und bis zu ihrem frühen Tod leidend blieb. Von 1868 bis 1873 lebte die Familie in Gelnhaar, wo der Vater als Pfarrer arbeitete. Schon hier schrieb er Artikel für verschiedene christlich–konservative Zeitungen, bis er 1873 zum Chefredakteur der Zeitung Der Reichsbote in Berlin berufen wurde.[1] In Berlin besuchte Engel zuerst die Döbbelinsche Höhere Knabenschule, bis er 1877 auf das Joachimsthalsche Gymnasium wechselte. Da hier der schulische Erfolg ausblieb, ging er ab 1884 auf ein Internat in Goslar, verließ dieses aber 1886 ohne Abschluss.[2]

Seine akademische Ausbildung zum Kunstmaler begann er 1886 nach bestandener Aufnahmeprüfung an der neu gegründeten Hochschule für die bildenden Künste in Berlin, deren Direktor seit 1875 Anton von Werner war. 1890 folgte dann der Wechsel nach Karlsruhe an die Großherzoglich Badische Kunstschule, wo er die Malklasse von Caspar Ritter besuchte. Freundschaftlich verkehrte er in den nächsten Jahren mit seinen Kommilitonen Robert Grabbert und Ernst Eitner aus Hamburg, Wilhelm Schulz aus Lüneburg und Georg Burmester aus Kiel.[3] 1891 zog es Engel nach München an die Akademie der Bildenden Künste[4], wo sein Lehrer Paul Hoecker maßgeblichen Einfluss auf seine weitere Entwicklung als Künstler nahm. Auch nach dem Abschluss des Studiums blieben beide in engem Kontakt.

Malerin in Ekensund (1903), dargestellt ist Emmy Gotzmann
Malerin in Ekensund (1903), dargestellt ist Emmy Gotzmann
Blick in das Berliner Atelier von Otto H. Engel, Zeitungsbericht (1912)
Blick in das Berliner Atelier von Otto H. Engel, Zeitungsbericht (1912)

Ebenso bedeutend für den weiteren Weg des Künstlers war der erste Besuch 1892 in Ekensund, einem kleinen Ort am Nordufer der Flensburger Förde, der schon seit längerem in den Sommermonaten das Ziel von Kunstmalern aus Deutschland und Dänemark war und von Engel in den nächsten Jahrzehnten immer wieder aufgesucht wurde.[5] Hier machte er Bekanntschaft mit Alexander Eckener und Wilhelm Dreesen aus Flensburg, Anton Nissen aus Tondern, Sophus Hansen aus Glücksburg und Emmy Gotzmann aus Frankfurt. Zurück in München, beendete er sein Studium, bezog ein Atelier in Schwabing und etablierte sich als Künstler. Er wurde Mitglied des Kunstvereins und trat der Münchner Secession bei (Austritt 1895).[6]

Bevor er Ende des Jahres 1896 nach Berlin zog, heiratete er im April seine aus Immenstadt im Allgäu stammende Verlobte Anna Maria Wölfle, genannt Olga (1869–1927). Das Paar bekam in den nächsten Jahren vier Kinder: Ida (* 1897), Heinrich, der von der Familie Heinz genannt wurde (* 1898), Annemarie (* 1900) und Otto (* 1903).[7] Die folgenden Jahre bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, den er während des jährlichen Studienaufenthaltes auf Föhr erlebte, waren für Engel die erfolgreichsten. 1904 war er als Angehöriger der Berliner Sektion der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft mit drei Ölgemälden und mehreren Graphiken auf der Ausstellung deutscher Kunst im Rahmen der Weltausstellung in St. Louis vertreten.[8] Er wurde 1906 Mitglied der Königlichen Akademie der Künste[9], 1908 zum Honorarprofessor berufen und stellte regelmäßig auf der Großen Berliner Kunstausstellung aus.[10]

In den 1920er Jahren wurden auch für Engel die wirtschaftlichen Probleme immer bedrückender. Weite Teile des Bürgertums verarmten, und Engel verlor immer mehr Käufer seiner Werke. Hinzu kam, dass er den gewohnten Motiven und der erlernten Malweise verhaftet blieb; den neuen künstlerischen Strömungen verschloss er sich und konnte auch deshalb keine neuen Käuferschichten erschließen.[11] Er verlegte sich immer mehr auf die Porträtmalerei und arbeitete als Buchillustrator. So fertigte er Lithographien zu den Romanen Soll und Haben und Die verlorene Handschrift von Gustav Freytag sowie zu Gottfried Kellers Der grüne Heinrich an.[12]

Um der wirtschaftlichen Situation und den zunehmenden politischen Unruhen in Berlin zu entgehen, zog er 1933 alleine – seine Frau war 1927 an den Spätfolgen der Spanischen Grippe gestorben – nach Glücksburg. Zurückgezogen verbrachte Engel die nächsten Jahre an der Flensburger Förde und hielt nur Kontakt zu Freunden und Kollegen, zu denen auch Hans Holtorf aus Friedrichstadt und Albert Johannsen aus Husum gehörten.[13] Von einem Schlaganfall im Jahr 1944 erholte er sich körperlich nicht mehr, und er verstarb mit 82 Jahren am 30. Januar 1949 in Glücksburg. Dort befindet sich auch bis heute das Grab der Familie. In Erbach und Flensburg sind Straßen nach dem Künstler benannt worden.


Werk


Zwei Friesinnen in der Abendsonne (1903)
Zwei Friesinnen in der Abendsonne (1903)

Engel gilt als einer der Wegbereiter einer avantgardistisch-modernen Malerei in Deutschland. Er war 1898 neben Walter Leistikow, Ludwig Dettmann, Oskar Frenzel, Curt Herrmann, Fritz Klimsch und Max Liebermann eines der Gründungsmitglieder der Berliner Secession, welche die Abkehr von der akademischen Malerei propagierte. Engels Engagement für diese künstlerische Emanzipationsbewegung beschränkte sich aber im Wesentlichen auf die Anfangsjahre, und er verließ 1902 die Gruppe und schloss sich wieder dem Verein Berliner Künstler an.[14]

Zwischen 1901 und 1914 charakterisieren ihn hauptsächlich seine jährlichen Sommeraufenthalte auf der Nordseeinsel Föhr, welche von einer regen Maltätigkeit begleitet wurden. Auf Empfehlung des langjährigen Freundes Hans Peter Feddersen wohnte er im Gasthof von Grethjen Hayen in Alkersum.[15] Der Gasthof gehört heute zum Gebäudekomplex des Museums Kunst der Westküste. Engels Föhr-Bilder thematisieren vorwiegend in lokale Trachten gekleidete Mädchen im Kontext mit Landschaftsausschnitten. Durch einen direkten, pastosen Farbauftrag gelang es Engel, Stimmungen eines Augenblickes schnell einzufangen und diese in ihrer Flüchtigkeit mit den Mitteln der Malerei selbst zu dokumentieren. Bis heute gilt Otto Heinrich Engel als der Maler der Insel Föhr, ihrer Landschaft und Menschen.

1902 erhielt er auf der Großen Berliner Kunstausstellung eine Kleine Goldmedaille und 1908 eine Große. Bei einem Aufenthalt in Glücksburg kaufte Joseph Goebbels zwei Bilder des Malers (Friesin auf der Gartenbank von 1901 und Fördelandschaft mit Ochseninseln aus dem Jahr 1936, beide Bilder sind verschollen),[16] und im Jahr 1941 wurde ihm die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen. Engel war Parteimitglied der NSDAP[17] und war mit dem Ölgemälde Flaches Land im Sonnenglanz auf der Großen Deutschen Kunstausstellung 1942 in München vertreten.[18]


Bildergalerie



Werke (Auswahl)



Ausstellungen (Auswahl)


Otto Heinrich Engel präsentierte seine Gemälde über Jahrzehnte im Rahmen großer kollektiver Ausstellungen. Er beteiligte sich an den Präsentationen der Münchener und später der Berliner Secession und nahm regelmäßig an der Großen Berliner Kunstausstellung[19] teil. 1908 lud ihn Paul Cassirer ein, 17 Gemälde zusammen mit Werken von Max Liebermann, Alexej von Jawlensky, Theo von Brockhusen und Max Slevogt in seinem Kunstsalon in Berlin auszustellen.[20] Erst später kam es zu Werkschauen des Künstlers, oft im Zusammenhang mit seinen Geburtstagen:


Literatur




Commons: Otto Heinrich Engel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 9.
  2. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 13.
  3. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 21.
  4. Akademie der bildenden Künste, München: Matrikelbuch 1884–1920, 849 Otto Heinrich Engel. 2022, abgerufen am 15. August 2022.
  5. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 25.
  6. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 33.
  7. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1909, S. 43.
  8. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 58.
  9. Akademie der Künste: Mitgliederverzeichnis Otto Heinrich Engel. 2022, abgerufen am 15. August 2022.
  10. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 71.
  11. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 83.
  12. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 82.
  13. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 95.
  14. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 47.
  15. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 51.
  16. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 96.
  17. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 89.
  18. Haus der Kunst: Flaches Land im Sonnenglanz. 2011, abgerufen am 16. August 2022.
  19. Universitätsbibliothek Heidelberg: Große Berliner Kunstausstellung 1906. 27. November 2021, abgerufen am 20. Juli 2022.
  20. Datenbank moderner Ausstellungen (DoME). Europäische Gemälde und Zeichnungen 1905–1915: X. Jahrgang. 1907/1908. VI. Ausstellung. (Kollektionen v. Brockhusen, Engel, Jawlensky, Liebermann, Slevogt). 27. Juli 2020, abgerufen am 16. August 2022.
  21. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 85.
  22. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 98.
  23. Jutta Müller: Otto H. Engel. Heide 1990, S. 100.
  24. Museum Kunst der Westküste: Otto Heinrich Engel (1866–1949). Der Maler von Föhr. 2014, abgerufen am 8. Juli 2022.
  25. kunsten.nu: Med parasol og pensel. Egernsund, den glemte kunstnerkoloni. 2016, abgerufen am 15. August 2022.
  26. Museum Heikendorf: Einfach malerisch. Künstlerkolonie Ekensund. 2022, abgerufen am 19. Oktober 2022.
Personendaten
NAME Engel, Otto Heinrich
ALTERNATIVNAMEN Engel, Otto H.; Engel, Otto
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kunstmaler
GEBURTSDATUM 27. Dezember 1866
GEBURTSORT Erbach (Odenwald)
STERBEDATUM 30. Januar 1949
STERBEORT Glücksburg



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