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Salaj (* um 1480 in Mailand; † vor dem 10. März 1524 ebenda; eigentlicher Name Gian Giacomo Caprotti) war ein italienischer Maler der lombardischen Schule aus dem direkten Umkreis des Leonardo da Vinci.

Porträt Gian Giacomo Caprottis von unbekanntem Maler
Porträt Gian Giacomo Caprottis von unbekanntem Maler

Leben


Leonardo: (Vermutlich) Kopf des Salaj
Leonardo: (Vermutlich) Kopf des Salaj
Leonardo: Salaj als Johannes der Täufer[1]
Leonardo: Salaj als Johannes der Täufer[1]

Salaj war ein Sohn des Pietro di Giovanni, der Pächter eines Weinguts von Leonardo da Vinci vor Porta Vercellina war. Er kam gegen 1490 als Zehnjähriger in die Leonardo-Werkstatt, wo er als Gehilfe beschäftigt wurde. Nach Vasari nahm Leonardo den Jungen als Schüler an, weil ihm dessen „Anmut und Schönheit“ sowie sein „gekräuseltes Lockenhaar“ gefielen. So wurde Salaj auch zum Modell für Gemälde wie Johannes der Täufer, Bacchus und Angelo incarnato.[2] In den ersten Jahren zeichnete er sich allerdings vor allem durch zahlreiche Streiche aus, die Leonardo teilweise recht ausführlich dokumentiert. Er bezeichnete ihn als „Dieb, Lügner, Trotzkopf“ und „Leckermaul“. Selbst 1497 konstatiert er noch: „Salai stiehlt das Geld.“ Doch anscheinend konnte er dem Schüler nicht böse sein. Obwohl er ihm und seinen Gehilfen manch gar üblen Streich spielte und ihm sogar Geld und seinen Mitschülern Silberstifte und ähnliches entwendete, muss er sich doch, wie für das Jahr 1494 dokumentiert wird, als nützlich erwiesen haben, denn er durfte in der Werkstatt verbleiben. Laut Vasari lehrte ihn Leonardo selbst „viele Dinge in der Kunst“, und er soll einige Arbeiten seines Schülers selber überarbeitet haben.

Leonardo: Salaj als Angelo incarnato[1]
Leonardo: Salaj als Angelo incarnato[1]

Salaj begleitete Leonardo nach Mantua, Venedig und Florenz. In Florenz ist er vermutlich einer der beiden namentlich nicht genannten Schüler gewesen, die 1501 unter Leonardos Augen Bildnisse malten. Dabei muss Salaj Tüchtiges geleistet haben, denn 1505 bot er der Marchesa Isabella d’Este, die sich seit Jahren erfolglos um ein Bild von Leonardo da Vinci bemühte, an, ihr „qualche cosa galante“ zu malen. Kurz darauf begleitete er Leonardo abermals nach Mailand, um ihm gegen 1507/1508 wegen eines Prozesses abermals kurz nach Florenz zu folgen. Von dort schickte ihn Leonardo bald wieder nach Mailand, wo er Briefe an Charles d’Amboise und Francesco Melzi besorgen sollte. Danach folgte er seinem Meister nach Rom und 1516 auch nach Frankreich – wo Leonardo starb. Salaj erbte die Hälfte eines Weinguts von Leonardo „für die vielen treuen und wertvollen Dienste“. Dort verbrachte er die letzten Jahre bis zu seinem Tod.

Salaj starb im Alter von 44 Jahren durch einen nicht näher belegten Büchsenschuss und wurde am 10. März 1524 in Mailand begraben. Das monumentale Denkmal des Leonardo da Vinci auf der Piazza della Scala in Mailand zeigt Caprotti, gemeinsam mit drei weiteren Künstlern aus der Schule des Leonardo (Marco d’Oggiono, Cesare da Sesto und Giovanni Boltraffio).

Statue des Gian Giacomo Caprotti auf der Piazza della Scala in Mailand.
Statue des Gian Giacomo Caprotti auf der Piazza della Scala in Mailand.

Obwohl Salaj als Person recht gut dokumentiert ist, tut sich die Kunstwissenschaft bis heute schwer, ihm eigenhändige Werke zuzuschreiben. Im Wesentlichen wird ihm eine Gruppe von Bildern aus dem unmittelbaren Umkreis von Leonardo zuerkannt, die überwiegend in den Jahren 1500 bis 1502 datiert werden. Ausgangspunkt dafür waren Motive, die für Salaj durch Dokumente belegt sind oder sich in seinem Besitz befanden. Bereichert wurde diese Auswahl durch weitere Werke, die vermutlich von gleicher Hand gemalt worden sind. Dennoch fehlt bis zur Auffindung eines unbestrittenen Bildes der endgültige Beweis für seine Autorenschaft.

Über die Beziehung zwischen Leonardo und Salaj gingen Gerüchte um. So existiert ein um 1563 entstandener imaginärer Dialog zwischen Phidias und Leonardo des Mailänder Malers Giovanni Paolo Lomazzo, in dem Leonardo eine Verteidigung der körperlichen Liebe zwischen Männern (beziehungsweise zwischen Männern und Knaben) untergeschoben wird, in der er Salaj als seinen Geliebten nennt. Im selben Dialog preist Leonardo Salaj als äußerst hübsch mit schönen, gewellten Haaren und wohl proportionierten Mund und Augen und bezeichnet ihn als seinen geliebten „pincerna“ (lat. Mundschenk in Anspielung auf den Ganymed-Mythos). Die direkte Anspielung auf ein mögliches sexuelles Verhältnis findet sich im Codex Atlanticus, wo auf der Rückseite der Blätter 132 und 133 zwei erigierte Penisse (auf Beinen und mit Schwänzen) gezeichnet sind, die auf einen mit „Salaj“ überschriebenen Anus zuwandeln. Die beiden Blätter enthalten außerdem die Skizze eines Fahrrads und die Karikatur eines Jünglings, der Salaj darstellen soll. Von Salaj stammt aber nicht die bekannte Fahrradzeichnung, die ursprünglich Leonardo zugeschrieben wurde, sondern sehr wahrscheinlich nur zwei Kreise auf dem Blatt.[3][4][5]

Die Zeichnungen stammen vermutlich von der Hand eines auf Salaj eifersüchtigen Gehilfen Leonardos.[6] Andere Quellen sollen belegen, dass Salaj das Modell für das Gemälde Mona Lisa war. Demnach handele es sich bei dem Gemälde um die Darstellung eines Mannes. Der Name „Mona Lisa“ sei ein Anagramm zu „Mon Salai“ (dt.: Mein Salai). Bereits der erste Biograph von da Vinci, Giorgio Vasari (1511–1574), erwähnte diese These zum Anagramm.[7][8]


Einige zugeschriebene Werke


Monna Vanna – Aktversion der Mona Lisa, Louvre, Paris
Monna Vanna – Aktversion der Mona Lisa, Louvre, Paris

Handel


Aus Privatbesitz, Auktion angekündigt für Mitte November 2020, Frankreich, Auktionshaus Artcurial:


Literatur




Commons: Salaj – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Carlo Pedretti: Leonardo da Vinci: l'Angelo incarnato & Salai = the Angel in the flesh & Salai. Cartei & Bianchi, Foligno (Perugia) 2009, ISBN 978-88-95686-11-0, S. 201 (italienisch, englisch).
  2. Carlo Pedretti: Leonardo da Vinci: l'Angelo incarnato & Salai = the Angel in the flesh & Salai. Cartei & Bianchi, Foligno (Perugia) 2009, ISBN 978-88-95686-11-0, S. 201 (italienisch, englisch).
  3. Leonardo da Vinci: Codex Atlanticus. In: The Visual Agency. S. 132 verso, abgerufen am 4. Juli 2022 (englisch, italienisch).
  4. Leonardo da Vinci: Codex Atlanticus. In: The Visual Agency. S. 133 verso, abgerufen am 4. Juli 2022 (englisch, italienisch).
  5. Gefälschte Fahrradzeichnung Leonardo da Vinci im Codex Atlanticus. Abgerufen am 4. Juli 2022.
  6. Giovanni dall'Orto: Leonardo da Vinci In: Robert Aldrich and Gary Wotherspoon: Who's who in gay and lesbian history, London, Routledge, 2002 (2.ed.), S. 313f. vgl. giovannidallorto.com
  7. Die Welt: Da Vincis „Mona Lisa“ war wohl ein schwuler Mann, 3. Februar 2011. (Abgerufen am 4. Februar 2011)
  8. Queer.de: War Mona Lisa ein Mann?, 3. Februar 2011. (Abgerufen am 4. Februar 2011)
  9. Bild von engem Mitarbeiter Leonardo da Vincis wird versteigert orf.at, 3. November 2020, abgerufen 3. November 2020.
Personendaten
NAME Salaj
ALTERNATIVNAMEN Andrea Salaino; Salai, Andrea; Caprotti, Gian Giacomo; Salai
KURZBESCHREIBUNG italienischer Maler
GEBURTSDATUM um 1480
GEBURTSORT Mailand
STERBEDATUM begraben 10. März 1524
STERBEORT Mailand

На других языках


- [de] Salaj (Maler)

[en] Salaì

Gian Giacomo Caprotti da Oreno, better known as Salaì[1] (1480 – January 19th 1524) was an Italian artist and pupil of Leonardo da Vinci from 1490 to 1518. Salaì entered Leonardo's household at the age of ten. He created paintings under the name of Andrea Salaì. He was described as one of Leonardo's students and lifelong companion and servant and is thought by some to be the model for Leonardo's St. John the Baptist and Bacchus.

[es] Salai

Gian Giacomo Caprotti da Oreno, llamado Salai o Salaino (nacido hacia 1480-Milán 19 de enero de 1524[1]), fue un pintor renacentista italiano, discípulo y ayudante de Leonardo da Vinci.

[fr] Salai

Gian Giacomo Caprotti ou Giacomo Caprotti da Oreno, dit Salai, Salaï, Salaij, Andrea Salai ou Salaì en italien (de Sala[d]ino : petit diable) (né à Milan vers ~1480 et mort dans sa ville natale avant le 10 mars 1524) est un peintre italien de l'école lombarde de l'entourage de Léonard de Vinci, son élève, son disciple dès ses 10 ans.

[it] Gian Giacomo Caprotti

Gian Giacomo Caprotti, detto il Salaì o il Salaino (da "Sala[d]ino" ovvero "diavolo") (Oreno, 27 dicembre 1480 – Milano, 19 gennaio 1524), è stato un pittore italiano, allievo prediletto di Leonardo da Vinci. Figura emblematica, ebbe col maestro un rapporto controverso come testimonia il suo curioso soprannome, finendo per essere una delle persone a lui più vicine; c'è chi ipotizza fosse, oltre che allievo, anche amante del grande maestro. Venne spesso usato come modello, e il suo volto androgino rappresentato, si pensa, anche in soggetti femminili. Ebbe una carriera indipendente nell'ambito dei cosiddetti leonardeschi.

[ru] Салаи

Салаи (Салаино; итал. Salaì, Il Salaìno — «дьяволёнок»[1]; 1480 — 19 января 1524), настоящее имя Джан Джакомо Капротти да Орено (итал. Gian Giacomo Caprotti da Oreno) — ученик Леонардо да Винчи, второй из двух юношей, помимо Франческо Мельци, с которым художника связывали длительные — более 25 лет — и, возможно, интимные отношения[2].



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