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Tahir Teymurovich Salahov (* 29. November 1928 in Baku, Aserbaidschanische Sozialistische Sowjetrepublik Sowjetunion, heute Aserbaidschan; † 21. Mai 2021 in Berlin) war ein sowjetischer und aserbaidschanischer Maler und Hochschullehrer am Aserbaidschanischen Staatlichen Institut für Kunst und am Moskauer Kunstinstitut Surikow. Er war von 1997 bis zu seinem Tod Vizepräsident der Russischen Akademie der Künste.[1]

Tahir Salahov im Jahr 2018
Tahir Salahov im Jahr 2018

Biografie


Tahir Salahov wurde am 29. November 1928 in Baku in die Familie des Arbeiters Teymur Salahov (* 1898) und seiner Frau Sona (* 1901) geboren. Der Vater war von 1930 bis 1937 erster Sekretär der kommunistischen Partei in Lachin. Tahir Salahov wuchs mit vier Geschwistern auf, von denen der älteste Bruder Designer wurde und der zweite Bruder als Kalligraph für ein Filmstudio arbeitete.[2] Salahov Vater wurde 1937 vom NKVD, dem Vorgänger des KGB, verhaftet und erschossen. Die Familie lebte ab diesem Zeitpunkt als Angehörige eines „Volksfeindes“ isoliert und in ärmlichen Verhältnissen. Erst 1956 wurde die Anklage gegen Teymur Salahov wegen „fehlender Beweise“ fallengelassen.[3]

Ab 1944 besuchte Salahov die Azim-Azimzade-Kunstschule in Baku. 1951 wechselte er an das Surikov Kunstinstitut in Moskau.[2] Als Unterrichtsprinzip der Akademie galt die offizielle stalinistische Doktrin des Sozialistischen Realismus. Während des Studiums in Moskau arbeitete er zu Studienzwecken im Atelier des Landschaftsmalers Pjotr Pokarschewski (1889–1968). Das Gemälde The Shift is Over[4], das Salahov als Examensarbeit einreichte, wurde 1957 in Moskau ausgestellt und mit Beifall aufgenommen. Allerdings zeichnet sich in diesem Bild bereits seine Abkehr von einer plakativen Stilisierung sowie der Heroisierung und Verklärung der Arbeitswelt ab, wie es die stalinistische Kunstpolitik verlangte, zu Gunsten einer realistischen Darstellung von Landschaft, Atmosphäre und Menschen.

Salahov zählte mit anderen Absolventen des Surikow-Instituts zu den Protagonisten des „Strengen Stils“ (auch severe style), die Arbeiter und Arbeitswelt, Industrie- und Stadtlandschaften realistisch, ungeschönt und nicht romantisierend darstellen wollten, wie es die offizielle Kunstpolitik erwartete. Zu den Pionieren dieser neuen Kunstrichtungen zählten auch Künstler wie Geli Korzhev (1925–2012), Viktor Popkov (1932–1976), Pavel Nikonov (* 1930) oder Pjotr Ossovski (* 1925), die einerseits die moderne Kunst des Westens im Blick hatten und sich andererseits wieder auf die nachrevolutionäre Kunst Russlands in den 192Oer Jahren, auf die Suprematisten und die Konstruktivisten besannen. In der Folge des „Tauwetters“ unter Chruschtschow gelangte die verfemte und verbotene Kunst des Westens in die Sowjetunion, wurde von den Künstlern rezipiert und fand ihren Niederschlag in ihren Kunstwerken. 1976 nahm Salahov an der Biennale von Venedig teil.

Nach der Perestroika war Salahov in den 1980er und frühen 1990er Jahren aktiv bei der Organisation von Ausstellungen beteiligt, in denen dem russischen Publikum in Moskau und St. Petersburg westliche Künstler vorgestellt wurden. Dazu zählten beispielsweise Francis Bacon, Gilbert & George, Jasper Johns, Jannis Kounellis, Giorgio Morandi, LeRoy Neiman, James Rosenquist, Jean Tinguely, Günther Uecker und nicht zuletzt Robert Rauschenberg. Salahov war mit Rauschenberg persönlich befreundet und malte 2004 sein Porträt.[5] Andererseits konnte Salahov als hoher Kunst- und Kulturfunktionär Ausstellungen junger russischer Künstler in den USA organisatorisch und finanziell tatkräftig unterstützen.[6]


Ämter und Mitgliedschaften


In der Zeit von 1963 bis 1974 lehrte er am Aserbaidschanischen Staatlichen Institut für Kunst, zuerst als außerordentlicher Professor, ab 1973 als Professor und ab 1975 am Moskauer Kunstinstitut. Salahov gehörte bald zu den bedeutenden Künstlern der der „Tauwetterzeit“ und zu einem der Begründer und Führer des sogenannten „strengen Stils“ in der Malerei[7], der den geglätteten Realismus der Stalinzeit herausforderte. Im Jahr 1964 wurde er Mitglied der KPdSU, in den Jahren 1990/91 war er Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistische Partei der Sowjetunion. Außerdem war er Delegierter des XXIII-XXVIII Kongresses der KPdSU. Er war Stellvertreter des Obersten Sowjets der UdSSR (1966–1974), Stellvertreter des Obersten Sowjets der Aserbaidschanischen SSR (1963–1967) und Stellvertreter des Obersten Sowjets der RSFSR.

In den Jahren 1984 bis 1992 leitete er die Abteilung für Malerei und Komposition am Moskauer Kunstinstitut Surikow. Er arbeitete als Exekutivsekretär des Künstlerverbandes Aserbaidschan (1960/61), war Vorsitzender des Vorstandes von 1972 bis 1974, sowie Erster Sekretär des Vorstands des Künstlerverbandes der UdSSR (1973–1992). Seit 1975 war er Mitglied der Akademie der Künste der UdSSR (korrespondierendes Mitglied seit 1966), 1979 Mitglied des Präsidiums der Akademie der Künste der UdSSR und seit 1997 Vizepräsident der Russischen Akademie der Künste. Seit 1979 war er Akademiker-Sekretär der Abteilung Malerei und Mitglied des Präsidiums der Russischen Akademie der Künste (bis Mai 1992 – Akademie der Künste der UdSSR); 1997 wurde er zum Vizepräsidenten Akademie gewählt. Außerdem war er seit 1993 Mitglied der Akademie der Schönen Künste von Aserbaidschan und seit 1998 ordentliches Mitglied der Akademie der Künste der Kirgisischen Republik.

Er war Stellvertretender Vorsitzender der Kammer für Wissenschaft, Bildung und Kultur, Vorsitzender der Kommission für die Beziehungen zu kreativen Gewerkschaften im Politischen Beirat des Präsidenten der Russischen Föderation (1996) und Mitglied des Komitees für den Lenin- und Staatspreis der UdSSR im Bereich Literatur, Kunst und Architektur beim Ministerrat der UdSSR (1976–1989)


Museum


Im Wohnhaus Salahovs in Baku wurde 2013 ein Museum eingerichtet. Den Grundstock der Sammlung bilden 735 Werke aus einer Schenkung Salahovs. Außerdem gibt es ein Fotoarchiv, eine Sammlung von Teppichen und eine von persönlichen Gegenständen. Im 3. Stock des Hauses befindet sich das Atelier des Künstlers.[8]


Auszeichnungen und Ehrungen


Der aserbaidschanische Präsident İlham Əliyev überreicht dem Volkskünstler der UdSSR, dem Akademiemitglied Tair Salakhov, den Arbeitsorden 1. Grades. Baku, 2018
Der aserbaidschanische Präsident İlham Əliyev überreicht dem Volkskünstler der UdSSR, dem Akademiemitglied Tair Salakhov, den Arbeitsorden 1. Grades. Baku, 2018

Ausstellungen (Auswahl)



Literatur




Commons: Tahir Salahov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Nachruf, Azernews, 6. September 2021, abgerufen am 6. November 2021
  2. Ian Peart, Saadat Ibrahimova: Tahir Salahov Great Artist – Great Man Visions of Azarbeidjan, März/April 2021, abgerufen am 7. November 2021
  3. Светлана Янкина: Ретроспективная выставка Таира Салахова открылась в Москве, РИА Новости. 15. Januar 2009.
  4. = „Die Schicht ist vorbei“, Abbildung
  5. Porträt Robert Rauschenberg, 2004; Abbildung
  6. Suzanne Muchnic: |Leader of Soviet Artists Union Wrestling With Reforms : Exchanges: Tahir Salakhov jets around the world to develop opportunities to bring Soviet artists into the international community. Los Angeles Times, 28. Februar 1990, abgerufen am 8. November 2021
  7. Tair Salakhov, painter who showed the severity of Soviet life, 1928–2021 Nachruf in: Art Review, 3. Juni 2021, abgerufen am 6. November 2021
  8. Tanımadığımız Tahir Salahov/House-Museum of Tahir Salahov, abgerufen am 6. November 2021
  9. Указ Президиума Верховного Совета СССР от 24 февраля 1989 года № 10173—XI «О присвоении звания Героя Социалистического Труда тов. Салахову Т. Т.»
  10. Указ Президиума Верховного Совета СССР от 28 апреля 1973 года № 4211—VIII «О присвоении почетного звания народного художника СССР Салахову Таиру Теймур оглы»
  11. Указ Президента Российской Федерации от 2 мая 1996 года № 617 «О награждении государственными наградами Российской Федерации»
  12. Alexander Rozhin: Tair Salakhov, Art and Personalitay, in: The Tretyakov Gallery Magazine, Bd. 20. 2008.
  13. Art Preview: Tair Salakhov @ Sothebys Londonist, 20. Februar 2010, abgerufen am 8. November 2021
  14. Tair Salakhov. Pictures before exhibition in the state Tretyakov gallery Artinvestment, 22. Januar 2016, abgerufen am 6. November 2021
  15. Tretyakov Gallery opened an exhibition of Tair Salahov Silkway News, 2. November 2021, abgerufen am 7. November 2021


Personendaten
NAME Salahov, Tahir
ALTERNATIVNAMEN Salahov, Tair Teymurovich
KURZBESCHREIBUNG sowjetisch-aserbaidschanischer Künstler
GEBURTSDATUM 29. November 1928
GEBURTSORT Baku, Aserbaidschanische Sozialistische Sowjetrepublik Sowjetunion, heute Aserbaidschan
STERBEDATUM 21. Mai 2021
STERBEORT Berlin

На других языках


- [de] Tahir Salahov

[en] Tahir Salahov

Tahir Salahov (Azerbaijani, in full: Tahir Teymur oğlu Salahov, Russian: Таир Теймур Салахов; 29 November 1928 – 21 May 2021) was a Soviet, Azerbaijani painter and draughtsman. He was First Secretary of the Artists' Union of the USSR (1973–1992), Vice-President of the Russian Academy of Arts, member of over 20 academies and other creative organizations throughout the world, including academies of art of France, Spain, Germany, and Austria.

[es] Tahir Salahov

Tahir Teymur oglu Salahov (en azerí: Tahir Teymur oğlu Salahov; Bakú, 29 de noviembre de 1928-Alemania, 21 de mayo de 2021)[1] fue un pintor de nacionalidades soviética, azerbaiyana y rusa. Se desempeñó como Primer Secretario de la Unión de los Artistas de la Unión Soviética (1973–1992), Vicepresidente de la Academia Imperial de las Artes, y miembro de veinte academias y otras organizaciones creativas en todo el mundo, incluyendo las academias de arte de Francia, España, Alemania, Austria etc.

[fr] Taïr Salakhov

Taïr Salakhov (en azéri : Tahir Teymur oğlu Salahov)[1], né le 29 novembre 1928 à Bakou et mort le 21 mai 2021 à Berlin, est un peintre soviétique, azerbaïdjanais et russe, artiste de théâtre, enseignant et professeur.

[it] Tahir Salahov

Tahir Teymur oğlu Salahov (in russo: Таир Теймур Салахов?) (Baku, 29 novembre 1928 – Berlino, 21 maggio 2021[1]) è stato un pittore azero. È stato primo segretario dell'Unione degli Artisti dell'URSS (1973-1992), vicepresidente dell'Accademia russa di belle arti e membro di più di 20 accademie e organizzazione in giro per il mondo.

[ru] Салахов, Таир Теймур оглы

Таи́р Тейму́рович Сала́хов (азерб. Tahir Teymur oğlu Salahov;[6][7]; 29 ноября 1928, Баку, СССР — 21 мая 2021, Берлин, Германия) — советский, азербайджанский и российский художник-живописец, театральный художник, педагог, профессор. Вице-президент Российской академии художеств (1997—2021).



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