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Franz Johann Joseph Bock (* 3. Mai 1823 in Burtscheid; † 30. April 1899 in Aachen) war ein deutscher katholischer Geistlicher (Kanonikus) und Kunsthistoriker.


Leben und Wirken


Der Sohn des Burtscheider Bademeisters Franz Joseph Bock und der früh verstorbenen Agnes Dotru studierte nach dem Besuch des Aachener Kaiser-Karls-Gymnasiums von 1846 bis 1849 Theologie an der Universität Bonn. Ab Oktober 1849 besuchte Bock das Kölner Priesterseminar und empfing ein Jahr später die Priesterweihe. Anschließend übernahm ihn die Pfarre St. Dionysius in Krefeld als fünften Kaplan.

In dieser Zeit betätigte er sich neben der Erfüllung seiner kirchlichen Aufgaben bereits als Förderer der sakralen Kunst und machte 1852 zum ersten Mal als Kurator einer überregional viel beachteten Ausstellung über bedeutende mittelalterliche Messgewänder und als Gründer einer Kunstweberei für kirchliche Seidenstoffe nach mittelalterlichen Vorbildern auf sich aufmerksam. Nach seiner Versetzung im Jahr 1854 nach St. Alban in Köln wurde Bock 1855 darüber hinaus zum Kuratpriester und Konservator an das neu eröffnete Erzbischöfliche Diözesanmuseum für christlich-altertümliche Kunst berufen. Mit einem Stipendium des Handelsministeriums der preußischen Rheinprovinz unternahm er zwischenzeitlich eine zweijährige kunsthistorische Studienreise durch mehrere Länder Europas. Nach seiner Rückkehr pflegte er intensiven Kontakt zu gleichgesinnten Kunstkennern und Kunstförderern wie beispielsweise dem Kölner Erzbischof Johannes von Geissel, dem Münsteraner Bischof Johann Georg Müller, dem Fürsten Carl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen sowie zu Familien des rheinischen und westfälischen Adels und zu ortsansässigen Kunsthandwerkern wie dem Bildhauer Friedrich Wilhelm Mengelberg. Ferner wurde er ebenso wie seine Priesterkollegen Ernst Franz August Münzenberger in Frankfurt, Friedrich Schneider in Mainz und Alexander Schnütgen in Köln zu einem der maßgeblichen Förderer der Reformbemühungen für kirchliches Kunsthandwerk im Erzbistum Köln.

Einen Schwerpunkt seines Interesses bildete die sakrale Textilkunst. Bock fasste seine Forschungen schließlich in dem dreibändigen und viel beachteten Werk: Die Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters zusammen, welches die erste wissenschaftliche Untersuchung zur Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Gewänder mit Rücksicht auf Gewebe, Farbe, Dessin, Schnitt und rituelle Bedeutung darstellte und damit einen neuen Zweig der Altertumswissenschaft eröffnete. So kreierte er auch neue Muster und Gestaltungsvariationen, die bis zur Jahrhundertwende Bestand hatten. Weitere Studienreisen, jetzt vor allem nach Syrien, Ägypten und Palästina, schlossen sich an. Zu seinen Mitbringseln gehörten unter anderem bedeutende Sammlungen von Textilfragmenten, koptischen Gewändern, mittelalterliche Goldschmiedekunst, Gläser und Emaillearbeiten.

Anfang 1862 wechselte Bock nach Aachen, wo er am 24. Juni 1862 zum Ehrenkanonikus und einen Monat später, am 10. Juli, zum Ehrendomherr am Aachener Dom sowie im Jahr 1868 zum Numerarkanonikus des Kollegiatstifts ernannt wurde. Auch in seiner Aachener Zeit beschäftigte er sich weiterhin intensiv mit der sakralen Kunst und unterwies beispielsweise die Schwestern vom armen Kinde Jesus, die eine weltweit anerkannte Klosterwerkstatt für Paramente betrieben, in der Gestaltung von Mustern und in Bearbeitungstechniken alter Messgewänder und vermittelte ihnen umfangreiche kirchliche Aufträge. Ebenso förderte er durch Vermittlung von Arbeitsaufträgen seiner vielfachen Kontakte zu kirchlichen Würdenträgern ortsansässige Kunsthandwerker wie die Bildhauer Wilhelm Brodmüller, Friedrich Wilhelm Mengelberg oder Gottfried Götting sowie die Stiftsgoldschmiede Martin Vogeno, Reinhold Vasters oder August Witte, der im Auftrag Bocks für die Goldreliefs der als Pala d’oro bekannten Altartafel (um 1000–1020) im Aachener Dom einen prunkvollen neuromanischen Emaille-Rahmen anfertigen ließ. 1871 wurde diese vom deutschen Kaiser Wilhelm I. als Stifter der Tafel durch eine neue Inschriftleiste zum Denkmal des Hohenzollernkaisers umgewidmet. Weiterhin zeichnete Bock 1892 verantwortlich für die Neuausmalung in der barocken Kirche St. Johann Baptist in Burtscheid sowie 1895/96 für Restaurierungsaufträge am neuromanischen Sandalenreliquiar der Salvatorkirche in Prüm.

Darüber hinaus organisierte er immer wieder zahlreiche Kunstausstellungen und war angesehener Gast und Redner auf internationalen Kongressen. Weiterhin verfasste er zahlreiche und teilweise sehr umfangreiche Publikationen, vor allem zu bis dato noch wenig erfassten Themen. So entstand in siebenjähriger Arbeit und im Auftrag des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. beispielsweise sein Werk Die Kleinodien des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, welches mit zahlreichen farbigen Lithografien, hierbei vor allem unterstützt durch den Maler und Lithographen Josef von Führich aus Wien, zu den prächtigsten Mappenwerken des 19. Jahrhunderts zählte. Weiterhin zählen eine erste vollständig bebilderte Arbeit über die Kölner Kirchenschätze, Das heilige Köln, sowie eine Zusammenfassung über Die mittelalterlichen Kunst- und Reliquienschätze zu Maestricht zu seinen Hauptwerken.

Obwohl in seinen letzten Lebensjahren seine Schaffenskraft nachließ, versuchte Bock, allerdings erfolglos, noch eine erste Kunstgewerbeschule in Aachen zu installieren. Auch eine geplante Übersiedelung nach Italien und der Verkauf seiner kompletten noch vorhandenen Sammlung kam nun nicht mehr zustande. Nachdem er bereits in früheren Jahren Teile seiner Sammlung unter anderem an die Königlich-Preußische Kunstkammer, das heutige Kunstgewerbemuseum Berlin, an das Musée de Cluny in Paris, an das Aachener Suermondt-Ludwig-Museum und an das South Kensington Museum, das heutige Victoria and Albert Museum, in London abgegeben hatte, vermachte er den ihm verblieben Bestand schließlich der Stadt Aachen. Am 30. April 1899 verstarb Franz Johann Joseph Bock nach einer Lungenentzündung und wurde im Campo Santo auf dem Westfriedhof II in Aachen in einem von der Stadt gestifteten Ehrengrab beigesetzt.


Schriften (Auswahl)


Siehe Schriftenverzeichnis Verzeichnis von Schriften über mittelalterliche Kunst- und Alterthumswissenschaft veröffentlicht in den Jahren 1852 bis 1898. Aachen 1898.

Titelblatt Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters (Band 1)
Titelblatt Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters (Band 1)

Literatur




Commons: Franz Johann Joseph Bock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten
NAME Bock, Franz
ALTERNATIVNAMEN Bock, Franz Johann Joseph (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kanonikus und Kunsthistoriker
GEBURTSDATUM 3. Mai 1823
GEBURTSORT Burtscheid
STERBEDATUM 30. April 1899
STERBEORT Aachen

На других языках


- [de] Franz Bock (Kunsthistoriker, 1823)

[en] Franz Johann Joseph Bock

Franz Johann Joseph Bock (1823–1899) was a German theologian, archaeologist, and art historian.[1][2]



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