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Peter Howard Selz (* 27. März 1919 in München; † 21. Juni 2019[1][2] in Albany, Kalifornien[3]) war ein amerikanischer Kunsthistoriker, Museumsleiter, Ausstellungskurator und Hochschullehrer der University of California, Berkeley deutscher Herkunft.


Leben und Werk


Peter Howard Selz (ursprünglich Hans Peter Selz) wurde als Sohn des jüdischen Augenarztes Eugen Selz (1871–1947) und seiner Ehefrau, Edith, geschiedene Weil, geborene Drey, in München geboren.[4] Mit ihm und dem älteren Sohn Edgar Selz (München 1915–2009 Fullerton, Orange, CA, USA) emigrierte das Ehepaar 1936 angesichts der nationalsozialistischen Judenfeindlichkeit aus Deutschland in die Vereinigten Staaten.[5]

Von 1941 bis 1946 diente Peter Selz in der Armee der Vereinigten Staaten. Seine Einbürgerung erfolgte 1942. Er war in erster Ehe von 1948 bis 1965 mit Thalia Cheronis (1925–2010)[6] verheiratet, in zweiter Ehe ab 1983 mit Carole Schemmerling.


Akademischer Werdegang


Selz besuchte von 1937 bis 1938 die Columbia University in New York. In dieser Zeit nahm er auch mit seinem entfernten Verwandten, dem einflussreichen Künstler, Galeristen und Mäzen Alfred Stieglitz Kontakt auf, der ihn mit vielen New Yorker und europäischen exilierten Künstlern bekannt machte.[7]

Nach dem Krieg schrieb er sich an der University of Chicago ein und erhielt 1949 den Magistergrad (A.M.). Ein erstes Fulbright-Stipendium ermöglichte ihm einen Jahresaufenthalt von 1949 bis 1950 an der Université de Paris und der École du Louvre.

Zurückgekehrt nach Chicago arbeitete er an seiner Dissertation über das von Ulrich Middeldorf vorgeschlagene Thema, den Deutschen Expressionismus. Ein zweites Fulbright-Stipendium 1953 ermöglichte ihm, seine Studien an den Musées Royaux d'Art et d'Histoire in Brüssel fortzusetzen. 1954 promovierte er mit dem Grad eines Ph.D. bei Joshua Charles Taylor zu dem Thema German Expressionist Painting from its Inception to the First World War. Zeitgleich, von 1950 bis 1955, unterrichtete er bereits am Institute of Design in Chicago, Illinois Institute of Technology.


Museumslaufbahn


1955 siedelte er nach Claremont in Kalifornien über und übernahm die Leitung des Fachbereichs Kunst des dortigen Pomona College sowie die Leitung der Kunstgalerie für drei Jahre.

Bereits 1958 wurde er als Kurator an das renommierte Museum of Modern Art (MoMA) in New York berufen für den Bereich Malerei- und Skulpturen-Ausstellungen. Am MoMA kuratierte er die berühmte Ausstellung „Homage to New York“ des Künstlers Jean Tinguely mit der sich selbst zerstörenden Skulptur, dazu die erste Retrospektive Auguste Rodins und 1965 eine umfassende Ausstellung der Werke von Alberto Giacometti.

1965 wurde er als Gründungsdirektor des Berkeley Art Museum an die University of California, Berkeley, berufen und leitete das Museum bis 1973. Hier kuratierte er u. a. 1966 die Ausstellung „Directions of Kinetic Sculpture“.

Neben seiner Museumstätigkeit unterrichtete er Kunstgeschichte, z. B. 1976 als Gastprofessor an der Hebräischen Universität Jerusalem im Rahmen der Sam and Ayala Zacks Visiting Lectureship oder 1987 an der City University of New York. Zusätzlich leistete er Gremienarbeit (Advisory Council of the Archives of American Art, dem National Endowment for the Humanities u. a.).

1988 wurde er an der Berkeley-Universität emeritiert.


Kunstgeschichtliches Wirken


Selz hatte den glücklichen Vorteil, die deutschen Expressionisten oder deren Nachkommen in den 1950er Jahren noch selbst befragen zu können.[7] Er war einer der ersten Kunsthistoriker, die den deutschen Expressionismus („Die Brücke“, „Der Blaue Reiter“) nicht nur unter dem formalistischen Aspekt einer Abfolge der Stile untersuchten, sondern als Resultat der politischen Verhältnisse. Sein Werk German Expressionism war eines der ersten zu diesem Bereich der Kunstgeschichte, das aus einer englischsprachigen Institution hervorging.

Sein Interesse, Kunst und Politik gemeinsam zu betrachten, blieb fortwährend in seinen Studien erhalten, zuletzt in seinem Werk Art of engagement (2006). Zum anderen trug er auch vermittelnd zum Verständnis der amerikanischen Kunst in Europa bei.[8] Die mit den Kunsthistorikern Chipp, Taylor und Stiles herausgegebenen Sammelwerke künstlerischer Positionen wurden zu Standardnachschlagewerken.

Noch im hohen Alter vermittelte er in einer Vorlesung anlässlich des The Art, Technology, and Culture Colloquium am 23. Februar 2004 in Berkeley seine jahrzehntelangen Erfahrungen und seine Rolle als Professor an der New Bauhaus School von László Moholy-Nagy, als Kurator der monumentalen Jean-Tinguely-Ausstellung „Homage to New York“ 1960 im MoMA New York, als Gründungsdirektor des Berkeley Art Museum und als Kurator der bahnbrechenden Ausstellung „Directions of Kinetic Sculpture“ 1966.[9][10]

Peter Selz veröffentlichte rund 20 Bücher zur Kunst des Zwanzigsten Jahrhunderts sowie zahlreiche Kritiken und Beiträge.


Ehrungen



Schriften


Essays (Auswahl)

Kuratierungen (Kataloge in Auswahl)


Literatur





Einzelnachweise


  1. A.J. Fox: Peter Selz (1919-2019). In: The Berkeley Daily Planet. 21. Juni 2019, abgerufen am 22. Juni 2019 (englisch).
  2. Charles Desmarais: Peter Selz, founding director of Berkeley's Art Museum, dies at 100. In: sfchronicle.com. Datebook, 21. Juni 2019, archiviert vom Original am 21. Juni 2019; abgerufen am 23. April 2022.
  3. Richard Sandomir: Peter Selz, an Art Museum Force on Two Coasts, Dies at 100. In: The New York Times. 28. Juni 2019, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 23. April 2022]).
  4. Meldeunterlagen Eugen Selz: München, Stadtarchiv.
  5. Der Artikel in der en:WP gibt, ebenfalls unbelegt, eine andere Darstellung.
  6. legacy.com.
  7. Dictionary of art historians
  8. 2 Jahrzehnte amerikanische Malerei 1920–1940. Düsseldorf 1979
  9. Peter Selz, Directions in Kinetic Sculpture: From George Rickey to Jean Tinguely
  10. 35 Min. Video des Vortrages 23. Februar 2004, Berkeley (Memento vom 20. Juni 2010 im Internet Archive) (MP4; 185 MB)
Personendaten
NAME Selz, Peter
ALTERNATIVNAMEN Selz, Peter Howard (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutsch-amerikanischer Kunsthistoriker
GEBURTSDATUM 27. März 1919
GEBURTSORT München
STERBEDATUM 21. Juni 2019
STERBEORT Albany, Kalifornien

На других языках


- [de] Peter Selz

[en] Peter Selz

Peter Howard Selz (March 27, 1919 – June 21, 2019) was a German-born American art historian and museum director and curator who specialized in German Expressionism.



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