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Mark Rothko (lettisch: Marks Rotko; * 12. Septemberjul. / 25. September 1903greg.[1] in Dwinsk, Russisches Kaiserreich als Marcus Rotkovich; † 25. Februar 1970 in New York) war ein US-amerikanischer Maler des Abstrakten Expressionismus und Wegbereiter der Farbfeldmalerei.

Mark Rothko
Mark Rothko

Leben und Werk



Jugend und Auswanderung


Marcus Rothkowitz wurde 1903 als viertes Kind des jüdischen Apothekers Jacob und seiner Frau Anna Goldin Rothkowitz im russischen Dwinsk, dem heute lettischen Daugavpils, geboren. Wegen der zahlreichen antisemitischen Pogrome im Zarenreich wanderte seine Familie in die USA aus. Man fuhr im August 1913 mit dem Passagierdampfer Czar der Russian American Line von Libau nach New York. Ab 1913 lebte Rothko zunächst in Portland, Oregon, später, nach einem knapp zweijährigen, nicht abgeschlossenen Studium an der Yale University, in der Kunstmetropole New York. 1932 heiratete er Edith Sachar.[2] Seine erste Einzelausstellung fand 1933 im Portland Museum of Art statt. Zwei Jahre später war er Mitbegründer der Künstlervereinigung The Ten. 1938 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft und änderte im Januar 1940 seinen Namen zu Rothko. Eine Einzelausstellung fand 1945 in Peggy Guggenheims Galerie Art of This Century in New York statt.[3]


Vorbilder


Beeinflusst wurde er zunächst vor allem vom europäischen Surrealismus eines Max Ernst, Wolfgang Paalen und Yves Tanguy. Auch die künstlerischen Arbeiten seines Vorbildes Henri Matisse hinterließen in seinem Werk deutliche Spuren. Ein bekanntes Bild Rothkos trägt bezeichnenderweise den Titel Homage to Matisse (1953)[4] Nachdem es im November 2005 auf einer Auktion bei Christie's in New York für 22,5 Millionen Dollar verkauft wurde, galt es längere Zeit weltweit als das teuerste Kunstwerk nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Diesen Rang übernahm später vorübergehend sein Gemälde White Center.


Werke ab 1949


Mit seinem ab 1949 entstehenden Hauptwerk gehört Mark Rothko zu den bedeutendsten Repräsentanten des Abstrakten Expressionismus und der Farbfeldmalerei, die maßgeblich von ihm geprägt wurde. Rothko ist besonders bekannt durch seine großformatigen Ölgemälde mit gestapelten, ineinander verschwimmenden, monochromen Farbflächen. Manche dieser Werke erreichen eine Höhe von über 3 Metern.

Rothko hatte genaue Vorstellungen bezüglich der Hängung und Beleuchtung (in eher düsteren Räumen) und empfahl, die Gemälde aus circa 45 cm Entfernung zu betrachten. Ein zentrales Anliegen seiner Werke ist die intensive Betrachter-Bild-Beziehung, die durch eine rein auf die Wirkung der Farbe ausgerichtete, nicht figurative Malerei erreicht werden soll. Schon 1947 äußerte er: „Ein Bild lebt in Gemeinschaft, indem es sich in den Augen des einfühlsamen Betrachters entfaltet und dadurch in ihm auflebt. Es stirbt, wenn diese Gemeinschaft fehlt. Deshalb ist es ein gewagtes und gefühlloses Unterfangen, ein Bild in die Welt zu entsenden.“[5] Rothko kommentierte ansonsten sein eigenes Werk fast nie und lehnte insbesondere nach 1950 jeden interpretatorischen Hinweis ab. Stattdessen bekannte er: „Bilder müssen geheimnisvoll sein.“[6] 1965 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences und 1968 in die American Academy of Arts and Letters[7] gewählt.


Krankheit und Tod


Rothkos Grabstein auf dem East Marion Cemetery, New York
Rothkos Grabstein auf dem East Marion Cemetery, New York
Die Rothko Chapel in Houston, Texas
Die Rothko Chapel in Houston, Texas
Tafel am Eingang der Rothko Chapel in Houston, Texas
Tafel am Eingang der Rothko Chapel in Houston, Texas

Der Depressionsforscher Florian Holsboer nennt Rothko als Beispiel für eine manisch-depressive Persönlichkeit, deren depressive Lebensphasen sich signifikant im farblichen Wechsel seiner Arbeit nachweisen lassen. Ein Zusammenhang zwischen den Depressionen und seinem Suizid sei anzunehmen. Der Psychoanalytiker Slavoj Žižek nahm Rothkos eigene Interpretation von dessen letzten Werken auf: In Anlehnung an das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch stellen sie den Kampf von Vordergrund (dem leeren Unbewussten) und dem Hintergrund (der Realität) dar, den Rothko verloren hätte.[8] 1970 tötete sich Rothko in seinem Atelier. Er hinterließ seine Frau, die Illustratorin Mary Alice „Mell“ Beistle, die nur wenige Wochen darauf an einem Herzinfarkt starb, und seine beiden Kinder Kate und Christopher.[9] Zwei seiner früheren Freunde hatte Rothko zu Verwaltern seines Nachlasses bestimmt. Ihnen wurde der Vorwurf gemacht, dass sie viele Gemälde an die New Yorker Marlborough-Galerie weit unter Wert verkauften. Erst die Tochter Kate beendete den weiteren Verkauf mit einem jahrelang geführten Prozess.[10]


Künstlerisches Erbe


Kurz vor dem Freitod des Künstlers im Jahr 1970 entschloss sich die Tate Gallery in London, einen eigenen, permanenten Rothko Room einzurichten. Eine große Sammlung im deutschsprachigen Raum ist in wechselnder Zusammenstellung und Anzahl in der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel zu besichtigen.

Im Jahr 1971 wurde die „Rothko Chapel“ in Houston eröffnet, in der 14 Werke des Künstlers ausgestellt sind. Sie wurde Rothko von den Kunstsammlern John und Dominique de Ménil gewidmet und gilt als eines der ungewöhnlichsten Gotteshäuser. Das achteckige Gebäude zeigt neben den Malereien von Rothko vor dem Haupteingang der Kapelle eine Skulptur von Barnett Newman zum Gedenken an Martin Luther King.[11] Für die Zeremonie, die Rothko Chapel in einen interkonfessionellen Raum zu ändern, baten die de Menils einen Freund von Rothko, Morton Feldman, ein Musikwerk für den Raum und den kürzlich verstorbenen Künstler zu komponieren. Das Werk titelte Feldman Rothko Chapel.[12]


Mark Rothko auf dem Kunstmarkt


Bilder von Mark Rothko erzielen regelmäßig seit der Jahrtausendwende auf dem Kunstmarkt Spitzenpreise in zweistelliger Millionenhöhe. Sein Werk White Center (Yellow, Pink and Lavender on Rose) aus dem Jahr 1950 wurde im Mai 2007 bei einer Auktion des New Yorker Auktionshauses Sotheby’s für 65 Millionen US-Dollar versteigert (mit Aufgeld entspricht dies rund 72,9 Millionen Dollar). Dies war zu diesem Zeitpunkt der höchste Preis, den ein Gemälde zeitgenössischer Kunst auf einer Auktion erzielen konnte. Im Mai 2012 erzielte das Bild Orange, Red, Yellow bei einer Auktion des New Yorker Auktionshauses Christie’s einen Erlös von 86,9 Millionen Dollar. Am 13. November 2012 wurde das Bild No. 1 (Royal Red and Blue) bei Christie’s in New York für 75,1 Millionen Dollar versteigert. Am 11. Mai 2015 erzielte das Bild No. 36 (Black Stripe) aus dem Besitz des Burda Museums bei Christies's 40,485 Millionen Dollar.[13] Zwei Tage später, am 13. Mai 2015, ging das Bild No. 10 bei Christie's für 81,92 Millionen Dollar an einen unbekannten Bieter.[14] Wenige Tage vorher erzielte das Bild Untitled (Yellow and Blue) bei Sotheby’s 46,5 Millionen Dollar.[15]


Schriften



Werke (Auswahl)



Ausstellungen (Auswahl)



Literatur



Theater


Das Theaterstück Red des amerikanischen Autors John Logan befasst sich mit Leben und Werk des Künstlers. Es wurde in London im Dezember 2009 im Donmar Warehouse uraufgeführt. Alfred Molina spielte Rothko.[17] Die deutsche Erstaufführung fand am 24. Oktober 2011 im Renaissance-Theater in Berlin statt, mit Dominique Horwitz als Rothko.[18] 2019 fand die französische Erstaufführung am Théâtre Montparnasse in Paris statt. Niels Arestrup in der Rolle Rothkos erhielt den Molière Award für den besten Schauspieler und Jérémie Lippmann eine Molière-Nominierung für die beste Inszenierung eines Theaterstücks.[19]



Commons: Mark Rothko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Mark Rothko – Zitate

Belege


  1. Eintrag im Taufregister des Rabbinats zu Dünaburg (lettisch: Daugavpils)
  2. James E. B. Breslin: Mark Rothko, a biography. University of Chicago Press, Chicago 1993. ISBN 0-226-07405-6, Seite 81 (Die beiden trennten sich 1943)
  3. Guggenheim: Mark Rothko (Memento vom 5. Februar 2012 im Internet Archive), www.guggenheim.org, abgerufen am 20. Februar 2012.
  4. Art and Archaeology, abgerufen am 4. Mai 2018.
  5. Das Burda-Museum über Mark Rothko, abgerufen am 4. Mai 2018.
  6. Vollständiges Zitat: „The most important tool the artist fashions through constant practice is the faith in his ability to produce miracles when they are needed. Pictures must be miraculous; the instant one is completed, the intimacy between the creation and the creator is ended.“ In: Abstract Expressionism, Creators and Critics. Ed. Clifford Ross. New York: Abrams Publ.1990. S. 168.
  7. Members: Mark Rothko. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 23. April 2019.
  8. Die Konfrontation mit dem fiktiven Subjekt. In: Christopher Kul-Want & Piero, Slavoj Žižek. Ein Sachcomic. Iserlohn 2013, S. 119–120.
  9. Rothko Was Here Before – Homage to Matisse, abgerufen am 30. November 2015.
  10. David Scherf. Mark-Rothko-Ausstellung. Ein Schicksal, das Millionen wert ist. In: Der Stern. Abgerufen am 30. November 2015.
  11. Rothko Chapel
  12. Steven Johnson: „Rothko Chapel“ and Rothko's Chapel. In: Perspectives of New Music, Bd. 32, Nr. 2 (Summer, 1994), S. 46.
  13. Christie's Sale 3739 Christie's Sale 3739, abgerufen am 2. November 2016.
  14. Another Rothko color-block painting just sold for millions in New York, abgerufen am 14. Mai 2015.
  15. Kunst als Investment. Finanzen.net 14. Mai 2015, abgerufen am 14. Mai 2015.
  16. „Millionenschwerer Kunstbetrug“, Deutschlandradio Kultur, 26. Mai 2008
  17. Michael Billington: Red, guardian.co.uk, 9. Dezember 2009, abgerufen am 8. Januar 2013
  18. Renaissance Theater Berlin ROT (von John Logan), Regie Torsten Fischer, Imago, abgerufen am 19. August 2022
  19. Rouge Théâtre Montparnasse, abgerufen am 5. Mai 2022

Personendaten
NAME Rothko, Mark
ALTERNATIVNAMEN Rothkowitz, Marcus
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Maler
GEBURTSDATUM 25. September 1903
GEBURTSORT Dwinsk
STERBEDATUM 25. Februar 1970
STERBEORT New York City

На других языках


- [de] Mark Rothko

[en] Mark Rothko

Mark Rothko (/ˈrɒθkoʊ/), born Markus Yakovlevich Rothkowitz (Russian: Ма́ркус Я́ковлевич Ротко́вич, Latvian: Markuss Rotkovičs; name not Anglicized until 1940; September 25, 1903 – February 25, 1970), was an American abstract painter of Latvian Jewish descent. He is best known for his color field paintings that depicted irregular and painterly rectangular regions of color, which he produced from 1949 to 1970.

[es] Mark Rothko

Marcus Rothkowitz (/ˈrɒθkoʊ/; en letón, Markuss Rotkovičs; Daugavpils, Letonia, 25 de septiembre de 1903-Nueva York, 25 de febrero de 1970), conocido como Mark Rothko, fue un pintor y grabador nacido en Letonia, que vivió la mayor parte de su vida en los Estados Unidos.

[fr] Mark Rothko

Mark Rothko, né Markuss Rotkovičs le 25 septembre 1903 à Dvinsk (gouvernement de Vitebsk, actuelle Daugavpils en Lettonie) et mort le 25 février 1970 à New York, est un peintre américain. Il est classé parmi les représentants de l'expressionnisme abstrait américain, mais Rothko refusait cette catégorisation jugée « aliénante ».

[it] Mark Rothko

Markus Yakovlevich Rothkowitz, noto anche con lo pseudonimo di Mark Rocka (Daugavpils, 25 settembre 1903 – New York, 25 febbraio 1970), è stato un pittore statunitense di origine ebraico-lettone, spesso classificato come espressionista astratto.

[ru] Ротко, Марк

Марк Ро́тко (англ. Mark Rothko, имя при рождении — Ма́ркус Я́нкелевич Ротко́вич; 25 сентября 1903, Двинск, Витебская губерния, ныне Даугавпилс, Латвия — 25 февраля 1970, Нью-Йорк) — американский художник, ведущий представитель абстрактного экспрессионизма, один из создателей живописи цветового поля.



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