Michael Elmgreen (geb. 1961; Kopenhagen, Dänemark) und Ingar Dragset (geb. 1969; Trondheim, Norwegen) arbeiten seit 1995 als Künstlerduo zusammen. Ihre Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Kunst, Architektur und Design.
Elmgreen & Dragset leben und arbeiten in Berlin. Sie sind bekannt für ihre Kunstwerke, die sich durch Witz und subversiven Humor auszeichnen und auch soziale und kulturelle Anliegen aufgreifen.[1][2]
Leben und Arbeit
Das Duo lernte sich 1994 in Kopenhagen kennen, als der 1961 in der Stadt geborene Michael Elmgreen Gedichte schrieb und aufführte und der 1969 geborene Norweger Ingar Dragset Theater studierte.[3] 1995 begannen sie ihre Zusammenarbeit und zogen 1997 nach Berlin. Im Jahr 2006 kauften sie von der Stadt eine 1000m² große ehemalige Wasserpumpstation aus dem Jahr 1924 im Berliner Bezirk Neukölln[3] und bauten sie zu einem Studio um.[4] 2008 zog Elmgreen nach London, 2015 zog er zurück nach Berlin.[5]
Seit 1997 haben die Künstler eine große Anzahl architektonischer und skulpturaler Installationen in einer fortlaufenden Serie von Arbeiten mit dem Titel 'Powerless Structures'[6] präsentiert, in denen sie die Konventionen des 'White Cube'-Galerieraums transformieren und Galeriegebäude schufen, die von der Decke hingen, in den Boden gesenkt oder auf den Kopf gestellt wurden.[7] Für die Istanbul Biennale 2001 konstruierten sie ein maßstabsgetreues Modell einer typischen modernistischen Kunsthalle, die im Freien zwischen antiken Ruinen in den Boden eingelassen war. Ihre Arbeiten wurde auch auf den Biennalen von Berlin, Istanbul, Liverpool, Moskau, São Paulo, Singapur und Gwangju gezeigt.
Weitere Ausstellungen umfassen die Umwandlung der Bohen Foundation in New York in eine 13th Street U-Bahn-Station im Jahr 2004; ihr bekanntestes Projekt 'Prada Marfa', eine 2005 eröffnete Prada-Boutique mitten in der texanischen Wüste und ihre in der Kunstkritik gefeierte Ausstellung The Welfare Show 2005-2006 in der Serpentine Gallery, London / The Power Plant, Toronto / Bergen Kunsthall, Norwegen / BAWAG Foundation, Wien.[2][8][9][10]
Für die 53. Biennale Venedig 2009 kuratierten sie die Ausstellung The Collectors in den benachbarten dänischen und nordischen Pavillons (zu denen die Länder Norwegen, Schweden und Dänemark gehören), eine beispiellose Verschmelzung zweier internationaler Ausstellungsorte. In ihrer Ausstellung zeigten sie u.a. Kunstwerke der Künstlerkollegen Maurizio Cattelan, Tom of Finland, Han & Him, Laura Horelli, William E. Jones, Terence Koh, Klara Lidén, Jonathan Monk, Nico Muhly, Norway Says, Vibeke Slyngstad, Thora Dolven Balke, Nina Saunders und Wolfgang Tillmans.
Im Jahr 2011 wurde ihre Skulptur 'Powerless Structures, Fig. 101' als Gewinnerin der Fourth Plinth Commission ausgewählt, die auf dem vierten Sockel des Londoner Trafalgar Square ausgestellt werden sollte.[11] Ihre Bronzeskulptur eines Jungen, der auf einem Schaukelpferd reitet, stellt die Tradition in Frage, dass Kriegsdenkmäler entweder Sieg oder Niederlage feiern.[12] Die Arbeit ist nun dauerhaft außerhalb des Arken Museum of Modern Art installiert.[13]
Im Jahr 2013 kuratierten sie in München ein umfangreiches öffentliches Kunstprogramm mit dem Titel A Space Called Public/Hoffentlich Öffentlich[14] und verwandelten die ehemaligen Textilgalerien des Victoria and Albert Museums in das große Familienhaus des fiktiven Architekten Norman Swann.[15] Ihre Ausstellungsreihe Biographie fand 2014-2105 im Astrup Fearnley Museet, Oslo, und in der SMK-National Gallery of Denmark, Kopenhagen, statt. Im Jahr 2015 verwandelte ihre Ausstellung Aéroport Mille Plateaux das PLATEAU Samsung Museum of Art in Seoul in einen Flughafen, inspiriert von den Ideen des Philosophen Gilles Deleuze[16].
Für ihre Einzelausstellung The Well Fair im Jahr 2016 verwandelte das Duo das Ullens Center for Contemporary Art in Peking in eine fiktive Kunstmesse.[17] Ebenfalls 2016 installierten die Künstler 'Van Gogh's Ear' im Rockefeller Center in New York; der neun Meter hohe, leere Swimmingpool steht auf seiner kürzesten Seite aufrecht, unterstützt von einer sichtbaren Konstruktion auf seiner Rückseite.[18]
Die erste große Retrospektive der Künstler in Großbritannien, This is How We Bite Our Tongue, fand 2018 in der Whitechapel Art Gallery in London statt. Die Ausstellung bestand aus einer groß angelegten ortsspezifischen Installation und einer Auswahl ihrer skulpturalen Werke. Der 'Whitechapel Pool', der eigens für die Ausstellung realisiert wurde, verwandelte das Erdgeschoss der Galerie in ein verlassenes öffentliches Schwimmbad, das fiktiv auf das Jahr 1901 datiert ist und mit der Gentrifizierung des Londoner East End in Verbindung steht.[19]
Permanente Installationen
Im Jahr 2003 gewannen Elmgreen & Dragset den Wettbewerb der deutschen Regierung für eine Gedenkstätte im Tiergarten in Berlin zum Gedenken an die schwulen Opfer des Naziregimes, die im Mai 2008 enthüllt wurde.[20][21]
Mehrere ihrer Skulpturen sind jetzt dauerhaft für die Öffentlichkeit installiert, darunter der Auftrag für den vierten Sockel (Fourth Plinth), der jetzt vor dem Arken Museum of Modern Art steht; 'Prada Marfa' (2005), auf dem U.S. Highway 90 in Texas; 'Dilemma', eine ortsspezifische Skulptur eines Jungen auf einem hohen Sprungbrett mit Blick auf einen Fjord am Stadtrand von Oslo und 'Han', eine Skulptur aus poliertem Stahl eines jungen Mannes auf einem Felsen in der Mitte des Hafens in Helsingør, Dänemark.[22] Han wurde 2012 installiert und basiert auf Edvard Eriksens berühmter Statue der kleinen Meerjungfrau. Die Figur 'Han' sitzt in einer ähnlichen Pose und stellt herkömmliche Darstellungen von Männlichkeit in Frage.[23]
Performative Arbeiten
2007 entwickelten Elmgreen & Dragset für Skulptur Projekte Münster 'Drama Queens', ein Theaterstück über die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts mit sechs ferngesteuerten Versionen ikonischer Skulpturen.[24] Während der Frieze Art Fair 2008 inszenierten sie im Londoner Old Vic Theatre 'Drama Queens', diesmal belebt durch die Stimmen bekannter Bühnenstars wie Kevin Spacey.[25]
Preise und Auszeichnungen
Elmgreen & Dragset wurden 2000 für den Hugo-Boss-Preis nominiert, 2002 gewannen sie den Preis der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, Berlin. Die Künstler wurden 2006 mit dem Arken-Kunstpreis ausgezeichnet.[26] 2009 erhielten Elmgreen & Dragset eine besondere Erwähnung auf der Biennale in Venedig für 'The Collectors', ihre sehr aufwendige Ausstellung im dänischen und nordischen Pavillon. Für dieselbe Ausstellung, ebenfalls 2009, erhielten sie den Preis der Kritikerlage/des norwegischen Kritikerverbandes Kunstkritikerprisen/Kunstkritikerpreis.[27]
Im Jahr 2012 gewannen sie eine Eckersberg-Medaille[28] und wurden außerdem mit dem Carl Nielsen og Anne Marie Carl-Nielsens Legat Preis zu ihrer Ausstellung in Den Frie in Kopenhagen ausgezeichnet.[29]
Im Jahr 2015 wurde ihnen die Ehrendoktorwürde der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU) verliehen.[30][31]
2021 wurde dem Künstlerduo der Robert-Jacobsen-Preis zuerkannt.[32]
Einzelausstellungen (Auswahl)
Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, Ebertstraße, in Berlin-Tiergarten
2020
"Elmgreen & Dragset: 2020", EMMA Espoo Museum of Modern Art, Espoo, Finnland
Powerless Structures, Fig. 101, Mayor of London's Fourth Plinth Commission, Trafalgar Square, London, GB, 2012
Han kommissioniert von der Stadt Helsingør, Skulptur in der Mitte des Hafenbeckens als Protagonist in Kulturhavn Kronborg, 2012[52]
Louis Vuitton New Bond Street Maison and Louis Vuitton Librairie, London, 2012
To Whom It May Concern, FIAC HORS LES MURS, Place Vendôme, Paris, 2018[53]
Van Gogh’s Ear, Rockefeller Center, New York, 2016[54]
Kataloge
Elmgreen & Dragset: Sculptures. Hatje Cantz Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-7757-4622-9.
Elmgreen & Dragset. Phaidon, London 2019, ISBN 978-0-7148-7571-2.
This Is How We Bite Our Tongue. Whitechapel Gallery, London 2018, ISBN 978-0-85488-265-6.
15th Istanbul Biennial: a good neighbour: Exhibition and Stories. Istanbul Foundation for Culture and the Arts, Istanbul 2017, ISBN 978-605527537-2.
Die Zugezogenen. Koenig Books, London 2017, ISBN 978-3-96098-193-0.
The Others. König Galerie, Berlin / Koenig Books, London 2017, ISBN 978-3-96098-069-8.
The Well Fair. Elmgreen & Dragset. Koenig Books, London / Ullens Center for Contemporary Art, Beijing 2016, ISBN 978-3-86335-895-2.
Aéroport Mille Plateaux. Elmgreen & Dragset. PLATEAU, Samsung Museum of Art, Seoul 2015, ISBN 978-89-85468-52-7.
Biography. Elmgreen & Dragset. Hatje Cantz, Ostfildern 2014, ISBN 978-3-7757-3865-1.
Gunnar B. Kvaran, Kjersti Solbakken (Hrsg.): Biography. Elmgreen & Dragset. Archive Books, Berlin 2014, ISBN 978-3-943620-18-4.
Elmgreen & Dragset (Hrsg.): A Space Called Public. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2013, ISBN 978-3-86335-439-8.
Peter Weibel, Andreas F. Beitin (Hrsg.): Elmgreen & Dragset: Trilogy. ZKM Center for Art and Media, Karlsruhe. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2011, ISBN 978-3-86560-908-3.
Anita Iannacchione (Hrsg.): Elmgreen & Dragset: Performances: 1995–2011. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2011, ISBN 978-3-86335-099-4.
Anna Stüler (Hrsg.): Elmgreen & Dragset: This is the First Day of My Life. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7757-2050-2.
Home is the Place You Left. Elmgreen & Dragset. Trondheim Kunstmuseum. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2008, ISBN 978-3-86560-473-6.
Prada Marfa. Elmgreen & Dragset. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2007, ISBN 978-3-86560-195-7.
The Welfare Show. Elmgreen & Dragset. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2006, ISBN 3-88375-967-8.
Zwischen anderen Ereignissen. Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig 2000, ISBN 3-9806753-5-1.
Powerless Structures. Portikus, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-928071-62-9.
Einzelnachweise
Hans Werner Holzwarth:100 zeitgenössische Künstler. Taschen, Köln 2009, ISBN 978-3-8365-1490-3, S.164.
Last Chance: Elmgreen & Dragset At Victoria Miro, London.(Nicht mehr online verfügbar.)In:The Saatchi Gallery.7.November 2008,archiviertvomOriginalam20.Dezember 2013;abgerufen am 8.Februar 2009(englisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/magazine.saatchionline.com
Daniel Kunitz:In the Studio: Elmgreen & Dragset. Hrsg.: Art & Auction. 22.November 2012.
Samila Wenin:Art through irony.In:The Bangkok Post.15.September 2008,abgerufen am 8.Februar 2009(englisch).
Nadja Sayej:Michael Elmgreen and Ingar Dragset: The Welfare Show.(Nicht mehr online verfügbar.)In:Parachute: Contemporary Art Magazine.1.Juli 2006,archiviertvomOriginalam21.Mai 2013;abgerufen am 8.Februar 2009(englisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.parachute.ca
Rachel Campbell-Johnston:We were only being boring.In:The Times.London: News International Limited,24.Januar 2006,abgerufen am 8.Februar 2009(englisch).
Elmgreen & Dragset: Van Gogh's Ear, April 13 - June 2, 2016.(Nicht mehr online verfügbar.)In:Rockefeller Center, New York.ArchiviertvomOriginalam10.August 2020;abgerufen am 6.Juli 2020(englisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rockefellercenter.com
Tildelinger af medaljer.In:Akademieraadet.ArchiviertvomOriginalam2.Februar 2015;abgerufen am 25.Januar 2014.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.akademiraadet.dk
Carl Nielsens and Anne Marie Carl-Nielsens Grant 2012.(Nicht mehr online verfügbar.)In:Den Frie.ArchiviertvomOriginalam24.Februar 2016;abgerufen am 18.Februar 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nielsen-legat.dk
Alberta Ferretti A Side Effects Un Abito Per Una Statua Di Elmgreen & Dragset...In:Sfilate.ArchiviertvomOriginalam9.September 2012;abgerufen am 26.Dezember 2009(italienisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sfilate.it
Elmgreen & Dragset, This is the First Day of My Life.In:Malmö Konsthall.3.März 2007,archiviertvomOriginalam20.Dezember 2014;abgerufen am 19.Juni 2009.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.konsthall.malmo.se
Elmgreen &Dragset: The Incidental Self.In:Taka Ishii Gallery, (Apr 22 – May 20, 2006).ArchiviertvomOriginalam6.Januar 2010;abgerufen am 8.Februar 2009.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.takaishiigallery.com
Lars Bang Larsen:Whiteout.(Nicht mehr online verfügbar.)In:frieze magazine.6.Juni 2000,archiviertvomOriginalam2.Dezember 2008;abgerufen am 8.Februar 2009.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.frieze.com
TBA21.In:Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Vienna.Abgerufen am 31.Oktober 2019.
Kunsthalle Praha.In:Prague, Czech Republic.Abgerufen am 31.Oktober 2019.
Adrian Searle:Elmgreen and Dragset: Private view with Adrian Searle. In: Guardian News and Media (Hrsg.): The Guardian. London 31.Oktober 2008 (theguardian.com[abgerufen am 8.Februar 2009]). (Podcast)
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