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Hans Nowak (Pseudonym Henry Cavon; * 15. Mai 1922 in Halle (Saale); † 15. Juli 1996 in Voigtholz-Ahlemissen) war ein deutscher Künstler, der sich in Deutschland und Frankreich überwiegend als Maler und seltener als Bildhauer betätigte. Er setzte sich mit selbst angefertigten Ölfarben und deren Maltechniken auseinander. Er wurde als „Meister der Farbe“ tituliert,[1] während er sich selbst zwischen Impressionismus und Expressionismus verortete. Ab den 1970er-Jahren nutzte er seine Fähigkeiten im Malen von Bildern verschiedener Stilrichtungen sowie diverser Genres, und er ging immer öfter zur abstrakten Malerei über. Zusätzlich schuf er großflächige sakrale Kunstwerke. Eine Kunstaktion machte ihn 1968 weltweit bekannt, aber der akademische Kunstbetrieb ächtete ihn anschließend.[2][3]


Biografie


Hans Nowak wuchs auf zusammen mit seinem älteren Bruder in einer kleinbürgerlichen Familie in Halle im Umkreis der Moritzkirche. Es prägte ihn anfangs seine Großmutter. Seine Mutter Bertha, geborene Edner, die am Stadttheater sang, nahm ihn des Öfteren mit zu den Proben, was ihn früh künstlerisch beeinflusste. Sein Vater August war Schneidermeister, jedoch farbenblind, und Hans Nowak malte früh dessen Schnittmuster aus.[4][5]

Nach der Mittleren Reife wollte er nicht weiter zur Schule gehen, sondern nur noch malen. Dies war sein Traum, dies trieb ihn zeitlebens an. Sein Vater lehnte dies mit den Worten „brotlose Kunst“ ab und schickte ihn nach Bielefeld zu einem Onkel, der dort einen Gärtnereibetrieb hatte.[6] Im 16. Lebensjahr riss Nowak sich von seinem Onkel los. Er fand in Bielefeld eine billige Unterkunft als Untermieter und hielt sich mit Nebentätigkeiten über Wasser. Im selben Haus wohnte der Maler Franz Gerwin, der Nowak in jungen Jahren künstlerisch stark beeindruckte und formte. Gerwin war wiederum Schüler des Impressionisten Lovis Corinth.[7][8]

Gerwin erkannte das Talent des jungen Nowak und meldete diesen in der Werkkunstschule Bielefeld an. Dort und von Gerwin lernte Nowak erstmals den Umgang mit klassischen Ölfarben, aber auch das Zeichnen und die Bildhauerei. Als sich Gerwin künstlerisch den neuen Machthabern des deutschen Reiches zuwendete und Bielefeld verließ, zog Nowak auf dem Fahrrad Richtung München, wo er bei Malerkollegen unterkam. Im Raum München zählten zu seinen Kunstlehrern Sepp Hilz und Paul Mathias Padua, die gleichfalls Lieblingsmaler in der Zeit des Nationalsozialismus waren. Nowak war diese Ideologie fremd, er wollte nur lernen und malen anstatt sich wie andere politisch zu engagieren, um voranzukommen.[5][9]

Im April 1939 wurde er zum Reichsarbeitsdienst einberufen, wo er neben der üblichen Arbeit Porträts anwesender Größen malte. Für weitere Studienzwecke wurde er 1940 wieder nach München freigestellt, hingegen schon 1941 zum Wehrdienst einberufen. Nowak erlebte den Zweiten Weltkrieg unter anderem in Russland, im Baltikum und in Kurland; wo immer er konnte, malte er.[3][7] 1943 wurde Nowak wegen Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung in Warschau zum Tod verurteilt, weil er seine versprengte Einheit nicht aufsuchte, sondern lieber malte. Das Urteil wurde später zu dreieinhalb Jahren Festungshaft im niederschlesischen Glatz abgemildert. Aber ebenfalls in diesem Kerker durfte er bald seiner Passion frönen, lernte zusätzlich von anderen einsitzenden Künstlern und fertigte Auftragsarbeiten für die Soldaten der Wachmannschaft an. Es folgten Bewährungsbataillon und Verwundung durch Granatwirkung am rechten Arm und an der rechten Hand sowie anschließender Verwundetentransport Richtung Berlin.[3][7]

Nach seiner Genesung setzte sich Nowak beim Weitertransport zum Kampfeinsatz an die anrückende Westfront von der Truppe ab und erreichte nach vielen Stationen Braunschweig. Einer der letzten Fliegerangriffe auf diese Stadt hatte zuvor seinen Vater getötet. Hier erlebte er auch das Kriegsende. Durch eine im Krieg nicht behandelte Mittelohrentzündung war Nowak auf dem rechten Ohr danach zeitlebens taub.[4][7]

Nach dem Krieg lebte er ausgebombt mit seiner Familie in Braunschweig, später dann nicht weit entfernt in Vorsfelde. Der Propst der katholischen Aegidienkirche in Braunschweig, Johannes Stuke, förderte und bestärkte Nowak in dieser Zeit darin, großformatige sakrale Kunstwerke zu schaffen.[3][7] Galerien und Kunsthandel wurden nach dem Krieg früh auf ihn aufmerksam, und Nowak konnte sein Leben und das seiner Familie ausschließlich mit seiner Malerei bestreiten. Beim deutschlandweiten Verkauf seiner Gemälde unterstütze ihn sein Bruder und später, nach dessen frühem Tod, eine seiner Stieftöchter.[7]

Ab 1952 zog es ihn immer wieder nach Frankreich. „Nowaks zweites Atelier wurde Paris. Auf dem Mont Martre findet er seine liebenswürdigen Objekte.“[10] Hier entstanden diverse seiner Bilder. Zusätzlich malte er geschätzt 50 Bilder in der Zeitspanne zwischen 1952 und 1955 unter seinem Pseudonym „Henry Cavon“. In dieser Periode begann seine langjährige Verbundenheit mit dem belgischen Porträt- und Landschaftsmaler Adolf Christmann aus Eupen. Dieser malte 1957 ein Kopfporträt von ihm.[4][7] Ebenfalls ein Kopfporträt von Hans Nowak malte der böhmische Künstler Oskar Schmidt (1908–1982). Dieses Werk ist als Tuschzeichnung ausgeführt und befindet sich im Eigentum des Kreismuseums Peine.[11]

Sein künstlerischer Durchbruch gelang Nowak unter dem eigenen Namen 1954 durch seine Beteiligung an der internationalen Ausstellung des Grand Palais an den Champs-Élysées: Unter Hunderten von Künstlern setzte sich Hans Nowak vor der Jury durch. Er war in diesem Jahrgang der einzige Deutsche im Frankreich der Nachkriegszeit, dem dies gelang. Es wurden vier seiner Bilder angenommen, ausgestellt und verkauft. Diesen Erfolg wiederholte er 1955 mit fünf seiner Werke.[3][5]

Die Leistung von Hans Nowak bewirkte ein lebhaftes Medieninteresse. Der Journalist Georg Stefan Troller berichtete 1959 im Fernsehen in „Treffpunkt Studio D“ im NDR über ihn. Direkt in der Sendung durfte Nowak malen und später häufiger auch hinter den Kulissen. Er wurde mit Filmschauspielern und weiteren Journalisten bekannt. Es folgten Ausstellungen im In- und Ausland. Sein kirchlicher Förderer Stuke, inzwischen Domdechant in Hildesheim, ermöglichte es Nowak im Zusammenhang mit einem künstlerischen Wettbewerb, einen Entwurf des Heiligen Joseph im Vatikan einzureichen und auszustellen. Professoren, Kunstsammler und -kenner, wie der Komponist Michael Jary, kauften einen „Nowak“ an.[3][6]

Durch seine künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolge fühlte sich Nowak in seinem Tun bestätigt. Ende der 1950er-Jahre erwarb er ein Haus in Mödesse im Landkreis Peine. Dieses großzügige Haus war Wohnung, Atelier, Ausstellungsraum und diente den dort verkehrenden Theaterleuten aus Braunschweig zum Teil als Probenraum.[5][7]

Der Malerhof in Voigtholz-Ahlemissen, links im Foto die Einfahrt zum Malerhof, in der Mitte die Kapelle und rechts das Atelier mit Showroom
Der Malerhof in Voigtholz-Ahlemissen, links im Foto die Einfahrt zum Malerhof, in der Mitte die Kapelle und rechts das Atelier mit Showroom

1962, als Nowak seine spätere zweite Ehefrau Ingeborg Upmann kennenlernte und zu ihr auf den Upmann-Hof zog, wurde aus diesem alten Bauernhof in Voigtholz-Ahlemissen bei Edemissen der in der Region bekannte Malerhof. Neben dem Umbau des alten Bauernhofs zum Wohnhaus gestaltete er den ehemaligen Kuhstall zu seinem Atelier um. Hier lebte und arbeitete Nowak bis zu seinem Lebensende.[12] Auch andernorts richtete er Ateliers für sich ein, so in Rothenburg ob der Tauber, in Niederbayern oder, nach einem Atelierbrand 1991, in einem leeren Gebäude der damaligen Preussag Stahl AG.[7]

Mit einer öffentlichen Kunstaktion – siehe die Details dazu unter Werkbeispiele –, in der er seine alt-meisterlichen Maltechniken mit seinen selbst geschaffenen Ölfarben einsetzte, erhöhte er 1968 durch Presseartikel im Nachrichtenmagazin Der Spiegel[13][14] und in vielen anderen Presseorganen seinen Bekanntheitsgrad weiter. Da Nowak diverse Kunstexperten bei dieser Eulenspiegelei blamierte und durch einen Artikel im Stern-Magazin bewusst bloßstellte,[15] siehe dazu auch den Artikel in Die Zeit,[16] mieden ihn anschließend viele Museen sowie andere öffentliche Träger. In Folge kauften diese kaum noch Werke von Nowak an. Kunstkritiker und Restauratoren ächteten ihn gleichfalls, was Nowak im weiteren Leben den öffentlichen künstlerischen Erfolg kostete. Andererseits, durch seine breite internationale Bekanntheit – auch das Life Magazine aus den USA plante über ihn zu berichten[17] – hatte Nowak keine Probleme, seine Werke über Galerien an private Sammler gut zu verkaufen. Er konnte das Leben eines unabhängigen Bohémien führen.[5][18]

Die einzige private, evangelisch-lutherisch gesegnete Kapelle in Niedersachsen errichtete Nowak 1979 zusammen mit ihm bekannten Handwerkern auf dem Malerhof. Eine Renovierung fand nach seinem Tod im Jahr 2005 statt. Die „Lukas-Kapelle“ steht weiterhin der Öffentlichkeit zur Verfügung und hat 40 bis maximal 100 Sitzplätze. Sie wird für Zusammenkünfte des ev.-luth. Kirchenkreises Peine, für Trauungen der Gemeinde Edemissen, für Konzerte oder für sonstige Veranstaltungen genutzt.[19][20] In einer Auswertung aus dem Jahr 2010 gehörte Hans Nowak im Landkreis Peine zu den Personen, nach denen am häufigsten im Internet gesucht wurde.[21]


Privates


Hans Nowak heiratete 1944 in Posen in einer Kriegstrauung Irmgard Johanna Bremer (* 2. August 1924 in Altona; † 17. September 1991 in Murnau). Zusammen hatten sie zwei Töchter, die 1946 bzw. 1950 zur Welt kamen.[4][5] Irmgard Nowak erkrankte nach der Geburt der Kinder an Tuberkulose und wurde häufiger für längere Zeit in Sanatorien behandelt, was das gemeinsame Eheleben stark belastete.[5] Während ihrer langen Abwesenheit kümmerte sich Nowaks Mutter um die Kinder. Wegen der besseren Luftqualität zog Irmgard Nowak 1963 in die Nähe von Garmisch-Partenkirchen. Dort starb sie Jahre später. Während Hans Nowak schon Jahre vorher mit Ingeborg Upmann zusammengelebt hatte, ging er mit ihr im Jahr 1983 seine zweite Ehe ein. Zuvor war er im selben Jahr offiziell von seiner ersten Frau geschieden worden.[4][6] Ingeborg Upmann, geboren am 14. Dezember 1928, brachte zwei Töchter und zwei Söhne mit in ihre Ehe ein.[22] Sie starb am Pfingstmontag 2012. Zuvor führte sie nach dem Tod ihres Ehemannes Besucher durch sein früheres Atelier, über den Malerhof und durch seine Kapelle.[12] Ihre Töchter setzten diese Aufgabe später fort.[23]


Künstlerische Tätigkeit


Zeitlebens prägten der Zweite Weltkrieg und seine Haft im Todestrakt Nowak. Aus der Erinnerung an diese Zeit heraus malte er in späteren Jahren etliche Porträts von Menschen aus Russland und Bilder von Landschaften, die er während seiner Kriegszeit gesehen hatte. Zudem brachte er künstlerisch seine Solidarität mit Verfolgten zum Ausdruck. Auch seine Religiosität und seine Auseinandersetzung mit Gott traten durchgehend während seiner gesamten künstlerischen Schaffenszeit immer wieder zum Vorschein.[3][24]

Nach dem Zweiten Weltkrieg – er hatte keine abgeschlossene akademische Ausbildung – waren seine Porträts, Landschaftsbilder und Stillleben anfangs wenig künstlerisch ausgeprägt und hatten noch keinen besonderen Duktus. Doch Kunstverständige interessierten sich für ihn, und 1946 hatte Nowak seine erste Einzelausstellung. Wenig später fiel eine Jesus-Darstellung in einer weiteren Ausstellung Propst Stuke auf, und dieser beauftragte ihn mit größeren sakralen Kunstwerken.[4][7]

Arbeitete Nowak zuvor eher naturalistisch, so änderte sich der Malstil seiner Stadt- und Landschaftsbilder während seines ersten Aufenthalts in Frankreich Anfang der 1950er-Jahre wesentlich: Es war eine deutlich impressionistische Malweise erkennbar. Seine Bilder aus Paris, insbesondere die, mit denen er unter seinem Pseudonym experimentierte, ähneln stark der Maltechnik und dem Duktus von Constantin Kluge. Dieser malte zur selben Zeit in der Stadt mit etwas kräftigeren Farben, während die von Nowak noch blasser wirkten.[4][25]

Bei seinem Pseudonym wurde aus Hans ein Henry, und seinen Nachnamen schrieb er einfach umgedreht. Wobei – um den Namen französischer klingen zu lassen – schrittweise aus dem K ein C sowie später aus dem W ein V wurde.[4][26]

Eine Zeit lang wurden die Arbeiten von Nowak pastoser, er arbeitete verstärkt mit Malspachteln, siehe sein Bild Pas de deux aus dem Jahr 1961 oder den Joueur d’orgue aus dem Jahr 1959.[26][27] Diese Maltechnik, beeinflusst durch seinen Bekannten Christmann, vertiefte er in späteren Jahren aber nicht weiter – sie findet sich aber in seinen Werken gelegentlich mindestens bis in die frühen 80er-Jahre. Hingegen tauchte das Motiv des Drehorgelspielers bis in die 1970er-Jahre immer wieder bei ihm auf.[4][28]

Eine Einladung zur Teilnahme am Cercle Volney 1955 erhielt er nicht, da er zu dieser Zeit noch nicht informell arbeitete und keiner der damaligen Künstlergruppen angehörte. Dies war ein typischer Wesenszug für Nowak, denn auch in späteren Jahren scherte er sich nicht um die Meinung von Künstlergruppen oder um den akademischen Kunstbetrieb.[4] Er hatte seinen eigenen Kosmos und zog seine künstlerische Sicht durch, sah sich nicht rückwärts gewendet. 1973 äußerte er, nach seiner Meinung „könne man Abstraktes nur machen, wenn man Naturalistisches schon beherrsche.“[7][29]

Einen anderen Strang seiner Entwicklung beobachtete man bei Nowak an seinen Bildern von Studienreisen nach Worpswede, in die Niederlande, in die Heide und zum Teufelsmoor: Hielt er seine jeweiligen Bilder zu Beginn der 1950er-Jahren noch in diversen Brauntönen, so wurden sie mit der Zeit heller und auch deutlich farbiger. Ebenfalls war zu registrieren, dass er sich zu Beginn noch eng an die ursprüngliche Form der Gegenstände hielt, was hingegen nach und nach abebbte.[4][25]

Auch bei diesem Entwicklungsstrang luden sich seine Landschaftsbilder über die Jahre immer stärker atmosphärisch auf, sein Pinselstrich wurde immer souveräner und, je älter er wurde, immer impressionistischer.

Wilhelm Köhler urteilte 1965 über den Malstil von Hans Nowak: „Degas malte so. Nowak ist auf seine Art robuster und doch mit dem Hauch feinster Stimmungen.“ So auch sein Bild Londoner Impression, das etwa um 1967 entstand und die Tower Bridge im Nebel darstellte. Es erinnerte vom Duktus her stark an Claude Monet.[4] Der Höhepunkt dieser Entwicklung gipfelte in seiner Kunstaktion Ende 1968. Dazu setzte er sich zuvor über viele Jahre mit selbst angefertigten Ölfarben und mit den Maltechniken verstorbener europäischer Maler auseinander. Er experimentierte tausendfach mit Pigmenten, Leinöl, Mischtechniken, Malzusätzen und Emulgatoren und entwickelte eigene Rezepturen für seine Farben. Die üblichen käuflichen Ölfarben aus der Tube genügten seinen künstlerischen Ansprüchen überhaupt nicht.[26][30]

Seine Ächtung durch viele Museen und den akademischen Kunstbetrieb nach seiner Kunstaktion hinderten Nowak nicht, seine Fähigkeiten in den Folgejahren systematisch in Bezug auf seine selbst hergestellten Ölfarben weiterzuentwickeln.[4] So begeisterte er sich etwa zwischen 1975 und 1980 für das Malen von Begriffen. Er malte das abstrakte Ölgemälde Lichtgeschwindigkeit. 1978 stellte er das Gemälde Goldene Haube vor. De facto war dieses Bild ein weiterer Entwicklungsschritt mit seinen eigenen Farbrezepturen, hin zu seinen Reproduktionen Alter Meister im folgenden Jahrzehnt.[31][24]

Als das Gemälde Jakobssegen von Rembrandt, das im Kasseler Schloss Wilhelmshöhe hängt, 1977 durch einen Säureanschlag beschädigt wurde, bot Nowak seine Hilfe zur Restauration an. Wegen seiner Ächtung wurde dies höflich abgelehnt. Er erzürnte sich später über die aus seiner Sicht dilettantischen Restaurierungsarbeiten, da diese nicht mit den alten Ölfarben zur Zeit Rembrandts realisiert wurden, die Nowak mittels seiner Rezepturen herstellen konnte. Typisch für ihn, er interpretierte die Bildgestaltung neu und malte anschließend seinen eigenen Jakobssegen, nach seinem Verständnis nun mit den richtigen Farben.[4][32] Nach der Beschädigung der Nachtwache von Rembrandt im Amsterdamer Rijksmuseum kritisierte Nowak die Restaurierung[33] anschließend als „Tagwache“ und meinte „Sie haben alles falsch gemacht“.[30]

In seiner Kapelle kreierte er ab 1980 ein Triptychon und weitere großflächige religiöse Werke. Zwischen den Jahren 1984 und 1987 malte er 39 Reproduktionen von Werken alter verstorbener Meister, die im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen waren, darunter Werke von Rembrandt, Rubens, Goya, Corinth, van Gogh, Renoir oder Catena. Diese Werke signierte er mit deren Signatur, fügte aber unter einer Deckschicht zusätzlich aus Bleipigmenten seine eigene Signatur hinzu, denn er wollte kein Fälscher sein. In verschiedenen Kirchen realisierte er zudem großflächige sakrale Gemälde.[3]

Parallel malte er nach dem Geschmack des Publikums eine sehr große Anzahl von Bildern, die sich gut verkaufen ließen, beispielsweise diverse Motive von Stillleben oder von Landschaftsbildern, geschätzt über 10.000 Werke über alle Jahrzehnte. Diese Werke sicherten seine Existenz. Diese Bilder ermöglichten es ihm aber erst, etwa ab den 1970er-Jahren, seine künstlerische Stilrichtung expressionistisch auszuweiten. So malte er die London Bridge – in London aus Sicherheitsgründen nachts und in der Dämmerung mit rotem Licht beleuchtet – als Rote Brücke sowohl expressionistisch als auch impressionistisch. Je nach Stimmung war er nun in der Lage, seinen Malstil zu variieren und malte zusätzlich auch abstrakt.[4]

Hans Nowak, Peiner Eule (1992)
Hans Nowak, Peiner Eule (1992)

Er brachte seine vielfältigen Gedanken in unzähligen Motiven auf die Leinwand. Er malte sowohl im Atelier als auch en plein air.[4] Dazu gehörten Lithografien und Gemälde weiblicher Akte, Motive aus der Zirkuswelt, Szenen aus der Industrie- und Arbeitswelt, Landschaftsbilder, Stillleben, Porträts, mystische, satirische oder abstrakte Bilder. Bei seinen Bildern standen meist seine eigenen Farben im Vordergrund, nicht so sehr das Motiv oder die Stilrichtung.[3][4]

Nowak hatte eine Freude am Malen, suchte Harmonie und Schönheit.[4] Da war kein schwermütiges Hadern mit künstlerischen Themen oder der Angst vor der Zukunft. Der Kunstkritiker Peter Lufft sagte über ihn: „Hans Nowak ist ein Urmaler, der aus unverbrauchter Grundkraft heraus schafft.“[29][24]

Seine Auseinandersetzung mit Gott, seine Religiosität, hinderten ihn indes nicht, durch künstlerische Werke scharfe Kritik aus seiner Perspektive an der Doppelmoral von kirchlichen Einrichtungen und anderen Institutionen zu üben. Es entstanden Werke in den 1980er- bzw. Anfang der 1990er-Jahre wie Versuch, Gott zu malen, Das arrogante Schwein, Der Tanz ums goldene Kalb, Jesus liebt Dich und Der fette Teufel und der Engel in Tempera auf Karton. Teilweise ging seine provokante Kritik mit Bild- und Textausschnitten in seinen Bildern in gemalte Satire über. Er wollte damit an der Gleichgültigkeit rütteln, die viele in Bezug auf die Religion und auf die Flüchtlingsfrage hatten.[4][34]

Gegen Ende seiner Schaffenszeit distanzierte sich Hans Nowak rückblickend von seiner Kunstaktion aus dem Jahr 1968, sie war ihm „eher peinlich“.[3] Dafür wagte sich Nowak in dieser Phase immer öfter an Skulpturen, sowohl aus Bronze, aus Schlagmetall, aus Marmor-Zement oder auch aus Naturstein. Sein Tod verhinderte weitere geplante Skulpturen.[4]


Werkbeispiele und Studienaufenthalte (Auswahl)



Titelangaben, Signatur und Datierung seiner Werke


Die Werke von Nowak sind so gut wie immer signiert. Seine Signaturen variierten im Laufe der Zeit. Seine ersten Bilder nach dem Krieg signierte er nur mit „Nowak“ in Druckschrift, um anschließend überzugehen in „HNowak“. Ab etwa 1959 signierte er dann in Schreibschrift ohne seinen Vornamen, wenig später so gut wie immer mit Vor- und Nachnamen. Eine ähnliche Entwicklung war bei seinem Pseudonym feststellbar.

Verborgen unter Malschichten signierte er seine Repliken und Neuschöpfungen alter Werke europäischer Maler zusätzlich mit Bleiweiß unter seinem Namen. Damit wollte er vermeiden, als Fälscher dazustehen.

Nowak kümmerte sich kaum um die organisatorische Verwaltung seiner Werke. So fehlen häufig zu seinen Werken Datumsangaben, auch auf der Rückseite der Leinwände. Diverse Angaben seiner vielen Ausstellungen sind auf die eigenen Kataloge zurückzuführen, jedoch sind entsprechende Orts- und Datumsangaben nicht mehr auffindbar oder durch den Atelierbrand zerstört.

Titelangaben sind bei Nowak ebenfalls nicht immer zu finden. Anfangs findet man eine Ortsangabe unter seiner Signatur. Später findet sich manchmal auf der Rückseite der Leinwand eine Ortsangabe oder eine Titelangabe. Des Weiteren helfen von Galerien auf den Rückseiten der Rahmen von Nowaks Bildern hinterlegte Angaben bzw. Rechnungen zur zeitlichen Orientierung.[4][7]


Angaben zu seinen Studienaufenthalten


Die Bestimmung seiner diversen Studienaufenthalte, die zeitlich manchmal kurz oder spontan gerieten, ist sehr lückenhaft. Viele seiner Studienorte besuchte Nowak immer wieder auf, insbesondere Paris. Hinzu kommt, dass er nicht selten seine Eindrücke aus Studienaufenthalten nicht unmittelbar in Bildern vor Ort verarbeitete, sondern sehr viel später anhand von seinen Skizzenblöcken, von Fotos oder aus der Erinnerung.[4]

Der Atelierbrand und das anschließende Löschwasser zerstörten wichtige Gemälde, Dokumente (u. a. auch betr. Ehrendoktorwürde) und damit viele Quellenangaben über Nowak sowie seine detaillierten Unterlagen zu seinen Studienaufenthalten.[7]


Werkbeispiele und Studienaufenthalte, 1945 bis 1951



Werkbeispiele und Studienaufenthalte, 1952 bis 1965



Werkbeispiele und Studienaufenthalte, 1966 bis 1980



Werkbeispiele und Studienaufenthalte, 1981 bis 1996



Werke in Museen, in Kirchen und in öffentlichem Besitz (Auswahl)


Hans Nowak, Glückssäule (1989) in Vechelde
Hans Nowak, Glückssäule (1989) in Vechelde

Ausstellungen (Auswahl)



Ausstellungen zu seinen Lebzeiten



Ausstellungen nach seinem Tod



Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)



Literatur und Ausstellungskataloge





Einzelnachweise


  1. E. T.: Meister der Farbe. In: Bremer Bürgerzeitung. Bremen 29. April 1961.
  2. o.A.: Gemälde von Hans Nowak. Hrsg.: Gemeinde Vechelde, Ausstellungsunterlagen. Vechelde 9. April 2010.
  3. Jürgen Dieckhoff & Wolfgang Glandt: Vom Maler Hans Nowak ein Bild sich zu machen. Druckhaus Schlaeger Peine, Peine 1992.
  4. Elke Nowak: Vita Hans Nowak. In: elke.nowak.de. Abgerufen am 8. Juli 2021.
  5. Manfred Urnau: Braunschweiger Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Kapitel Hans Nowak. Hrsg.: Reinhard Bein. Band 4. Löwendruck Bertram, Braunschweig 2020, ISBN 978-3-9807022-1-8.
  6. Peiner Allgemeine Zeitung vom 19. Juli 2016, Peiner Künstler Hans Nowak starb vor 20 Jahren
  7. Hans Nowak: Ein Leben wie ein Tag. Autobiographie. Typoskript in Eigenverlag, Peine 1995, S. 320.
  8. Volker Beuckelmann: Innenstadt stand für Corinth-Schüler Modell. In: Der Westen. 8. April 2013, abgerufen am 26. November 2020.
  9. Björn Lewalter: Hans Nowak und Rolf Hank. Hrsg.: Kunst-Schaefer. Wiesbaden 2015.
  10. Heinrich Schmedding: Der Maler Hans Nowak. Hrsg.: Wilhelm Köhler, Heinrich Schmedding. Selbstverlag Hans Nowak, Braunschweig und Berlin 1970.
  11. Ulrika Evers: 25,84, Ein Raum für Kunst, 25 Jahre Kunst-Ankäufe 1988–2013, 84 KünstlerInnen. Hrsg.: Kreismuseum Peine. Peine 2013, ISBN 978-3-930462-22-3.
  12. wos: Inge Nowak: Ein bewegtes Leben ist zu Ende gegangen. Peiner Allgemeine Zeitung Online, 30. Mai 2012, abgerufen am 26. November 2020.
  13. o.A.: Kultur, Malerei, Monet C.W. 94. In: Rudolf Augstein (Hrsg.): Der Spiegel. Nr. 47. Spiegel-Verlag Rudolf Augstein, Hamburg 1968.
  14. o.A.: Rückspiegel, Der Spiegel berichtete … in Nr. 47/1968 Malerei - Monet. In: Rudolf Augstein (Hrsg.): Der Spiegel. Nr. 49. Spiegel-Verlag Rudolf Augstein, Hamburg 1968.
  15. Peter-Hannes Lehmann, Herbert Uniewski: Ich fälschte den Monet von Braunschweig. In: Henri Nannen (Hrsg.): Stern-Magazin. Nr. 49. Gruner + Jahr, Hamburg 8. Dezember 1968.
  16. Detlef Sprickmann Kerkerinck: Märchenerzähler als Eulenspiegel. In: Die Zeit. Nr. 49. Hamburg 8. Dezember 1968.
  17. Wirbel um Flohmarkt-Monet. In: Weser-Kurier. Nr. 284. Bremer Tageszeitungen AG, Bremen 2. Dezember 1968.
  18. Eckhard Schimpf: Es gibt Storys, die kann man öfter erzählen – wie diese zum Beispiel. Braunschweiger Zeitung, 31. Januar 2014, abgerufen am 26. November 2020.
  19. o.A.: Kapelle in Voigtholz. ev.-luth. Kirchenkreis Peine, abgerufen am 26. November 2020.
  20. o.A.: Heiraten in Voigtholz-Ahlemissen. Gemeinde Edemissen, abgerufen am 26. November 2020.
  21. Katja Dartsch: Das sind die bekanntesten Menschen aus dem Landkreis Peine. Braunschweiger Zeitung, 14. Mai 2010, abgerufen am 26. November 2020.
  22. Brigitte Vogel: Das Werk ihres Mannes begleitet sie jeden Tag. In: Peiner Allgemeine Zeitung. Edemissen-Voigtholz 13. Dezember 2008.
  23. Bettina Stenftenagel: Der Malerhof von Hans Nowak wird Malschule. Braunschweiger Zeitung, 24. September 2014, abgerufen am 26. November 2020.
  24. Jürgen Dieckhoff: Peiner Heimatkalender 1980. Hrsg.: Peiner Allgemeine Zeitung. 10. Kalenderjahrgang. Peine 1980.
  25. Hans Nowak – Alle Informationen über den Maler Hans Nowak. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  26. Wilhelm Köhler: Hans Nowak. Karl E. Ruth, Braunschweig 1962.
  27. Société des Artistes Français (Hrsg.): Ausstellungskatalog des Salon des Artistes Français. Jahrgänge 1959, 1960, 1961, 1962 und 1963. Paris (Im Jahrgang 1959 wurde der Name falsch mit Novak geschrieben; in Folgejahren richtig mit Nowak).
  28. he: Ein Virtuose aller Stile und ihrer Meister. In: Braunschweiger Zeitung. 17. Juli 1996.
  29. di: Nach „Monet“ und „Rembrandt“ aus Voigtholz nur noch Nowak. In: Peiner Allgemeine Zeitung. 31. August 1973.
  30. Harry Drewes: Rembrandt aus Eiern, Butter und Quark. In: Henri Nannen (Hrsg.): STERN-Magazin. Gruner + Jahr, Hamburg 2. Dezember 1976.
  31. Hans Nowak in Selbstverlag, Ausstellungsunterlagen 1978.
  32. di: Ausstellung auf dem Malerhof: 70 neue Nowaks sind zu sehen. In: Peiner Allgemeine Zeitung. Edemissen-Voigtholz 30. November 1979.
  33. Kritik an der Restauration der "Nachtwache". In: Dr. Neinhous-Verlag (Hrsg.): Zeitschrift für alte und neue Kunst. Band 29, 1977.
  34. fw: Der schwierige Versuch, Gott zu malen. In: Peiner Allgemeine Zeitung. Edemissen 27. Mai 1997.
  35. Hans Nowak: Altarbild Petri Fischzug. Abgerufen am 16. Dezember 2020.
  36. o.A.: Von Albrecht Dürer bis Otto Dix. In: Peiner Allgemeine Zeitung. 16. Oktober 1964.
  37. Jürgen Dieckhoff: Hans Nowak foppte namhafte Kunst-Experten. In: Peiner Allgemeine Zeitung – Spezial. Teil 2. Voigtholz-Ahlemissen 27. Juli 2016.
  38. di: Innensicht, Abstraktionen und durchblitzender Humor. In: Peiner Allgemeine Zeitung. 20. November 1992.
  39. Franz Westing: Ein außergewöhnlicher Künstler und Mensch. In: Peiner Allgemeine Zeitung. 16. Juli 1996.
  40. web: Ab morgen Weihnachtsausstellung in der Remise. In: Peiner Allgemeine Zeitung. Vechelde 19. November 2010.
  41. o.A.: Kirchengemeinde Hastenbeck-Voremberg. Kirchenkreis Hameln-Pyrmont, abgerufen am 9. Januar 2022.
  42. Der Kirchenkreis Peine, Superintendent Johannes Küllig (Hrsg.): Kirchen im Kirchenkreis Peine. Schiemann, Wendeburg, Mai 1996.
  43. Hubert Olbrich: Zucker-Museum 1904 bis 2004. Beiträge zum Jubiläumsjahr. Hrsg.: TU Berlin, Universitätsbibliothek. Band 3. Berlin 2004.
  44. Jürgen Dieckhoff: Edemissen - Mensch sein in der Wohlfühlgemeinde. Hrsg.: Gemeinde Edemissen. 1. Auflage. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 1999.
  45. Detlef Neuhaus: Hans Nowak - Bergpredigt - Wandbild - St.-Bernward-Kirche in Eddesse. Abgerufen am 13. Dezember 2020.
  46. Harald Meyer: Jugendplatz in Vechelde – Kindheitswünsche werden wahr. In: Braunschweiger Zeitung. Vechelde 27. August 2020.
  47. o.A.: Organisation der Industrie. Bild der Peiner Eule. Industrie+Wirtschafts-Verein für Peine und Umgebung e.V., abgerufen am 26. November 2020.
  48. Nicole Laskowski: Stadtführung: Oasen der Ruhe. 10. Juli 2017, abgerufen am 26. November 2020.
  49. Edgar H. Puvogel, Brief an Hans Nowak vom 21. Mai 1960, in der Ausstellungskorrespondenz des Paula Modersohn-Becker-Museums
  50. H. Carl (Hrsg.): Kunstchronik. Band 14, 1961.
  51. o.A.: Ausstellung nach Bremen. In: Peiner Allgemeine Zeitung. 13. August 1964.
  52. Berthold Roland, Norbert Suhr: Wie sehen Künstler Martin Luther 1983. Hrsg.: Mittelrheinisches Landesmuseum Mainz. Mainz 1983.
  53. san: Nowak-Bilder sorgen für heftige Diskussionen. In: Peiner Allgemeine Zeitung. Vechelde 3. November 1997.
  54. o.A.: ANSICHTSSACHE. Hans Nowak - ein Malerleben in Peine. Kreismuseum Peine, abgerufen am 15. Mai 2022.
  55. Hans-Joachim W. E. Schellmann, Manfred Wockel (Hrsg.): Who is Who? IBP Intercontinental Book and Publishing in Deutschland, Berlin 1983, ISBN 3-923590-00-8.
  56. mey: Hans Nowak in Gesellschaft von Nolde und Beckmann. In: Braunschweiger Zeitung. Peine/Vechelde 8. August 2003.
Personendaten
NAME Nowak, Hans
ALTERNATIVNAMEN Cavon, Henry (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Künstler, Maler und Skulpteur
GEBURTSDATUM 15. Mai 1922
GEBURTSORT Halle (Saale)
STERBEDATUM 15. Juli 1996
STERBEORT Voigtholz-Ahlemissen



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