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Josef Albers (* 19. März 1888 in Bottrop; † 25. März 1976 in New Haven, Connecticut) war ein deutscher Maler, Kunsttheoretiker und -pädagoge.

Josef Albers, Zeichnung von Ida Berger
Josef Albers, Zeichnung von Ida Berger

Leben



Herkunft und Bildung


Josef Albers wuchs als Sohn des Malermeisters Lorenz Albers und seiner Frau Magdalena in Bottrop auf. Nach der Präparandenschule Langenhorst[1] von 1902 bis 1905 besuchte er von 1905 bis 1908 das Lehrerseminar in Büren und unterrichtete bis 1913 als Volksschullehrer in Bottrop, Dülmen und Stadtlohn.[2] 1908 sah er zum ersten Mal Werke von Paul Cézanne und Henri Matisse im Folkwang Museum in Hagen. Durch Piet Mondrian inspiriert, malte er 1913 sein erstes abstraktes Bild. Nach dem Studium an der Königlichen Kunstschule in Berlin von 1913 bis 1915 sowie der Kunstgewerbeschule in Essen von 1916 bis 1919 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in Berlin und 1919–1920 bei Franz von Stuck an der Kunstakademie in München.


Bauhaus


Josef-Albers-Fenster im Grassi Museum Leipzig (Foto: 2016)
Josef-Albers-Fenster im Grassi Museum Leipzig (Foto: 2016)

1920 besuchte Albers den Vorkurs am Bauhaus Weimar von Johannes Itten, der die künstlerischen Grundlagen für das handwerkliche Gestalten in den Bauhauswerkstätten vermittelte, arbeitete abgesehen von seinen Fotografien und Gebrauchsgegenständen seitdem abstrakt und anschließend in der Werkstatt für Glasmalerei, die ab 1924 zur Werkstatt für Wandmalerei am Bauhaus gehörte. Dort fertigte er Assemblagen und wurde Werkmeister für Glas. Er lehrte von 1923 bis 1928 unter Walter Gropius nach dem Abschied von Itten zunächst als Jungmeister und ab 1925 als Bauhausmeister neben László Moholy-Nagy im Vorkurs, den er von 1928 bis 1933 unter Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe allein weiterführte.[3] Zusätzlich zum Vorkurs übernahm er die Möbelwerkstatt am Bauhaus von Marcel Breuer, als dieser 1928 mit Walter Gropius das Bauhaus verließ. Albers leitete in seiner Lehre stets Formen und Funktionen aus den Eigenschaften von Materialien und ihren Möglichkeiten ab. 1925 zog er mit dem Bauhaus nach Dessau um und heiratete Annelise Fleischmann, die spätere Textilkünstlerin Anni Albers. 1927 schuf er das Ensemble von 18 Glasfenstern im Leipziger Grassi Museum, das 1943 zerstört und 2011 rekonstruiert wurde. 1930, als Ludwig Mies van der Rohe die Leitung des Bauhauses übernahm, wurde Albers dessen Stellvertreter. 1932 hatte er seine erste umfassende Einzelausstellung mit seinen Glasarbeiten von 1926 bis 1932 im Bauhaus Dessau und lehrte nach dem Umzug des Lehrbetriebs in Berlin von Oktober 1932 bis zur Schließung des Bauhauses unter den Nationalsozialisten im April 1933 zusätzlich Zeichnen und Schrift.[4] Noch im selben Jahr flohen Albers und seine Frau Anni Albers mit Unterstützung von Philip Johnson in die USA.

1937 wurde in der Aktion „Entartete Kunst“ der von Albers 1923 entworfene Einband der Bauhaus-Mappe „Neue europäische Graphik. Deutsche Künstler“ aus dem Breslauer Schlesisches Museum der Bildenden Künste, der Städtische Kunstsammlung Chemnitz, dem Schlossmuseum Weimar, dem Städtisches Kunst- und Gewerbemuseum Dortmund und dem Nassauisches Landesmuseum Wiesbaden beschlagnahmt und vernichtet.[5]

Studium und Lehre am Black Mountain College: Richard Buckminster Fuller (Mitte) und Josef Albers (links), 1948
Studium und Lehre am Black Mountain College: Richard Buckminster Fuller (Mitte) und Josef Albers (links), 1948

Black Mountain College und Yale University


Auf dessen Empfehlung gingen sie an die 1933 von dem Altphilologen John Andrew Rice gegründete Kunsthochschule Black Mountain College[6] in North Carolina, wo Albers ab dem 28. November 1933 bis 1949 auch in Projektstudien zusammen mit dem ehemaligen Assistenten von Oskar Schlemmer, Alexander Schawinsky, Richard Buckminster Fuller, John Cage, Merce Cunningham wie vielen anderen Künstlern lehrte und 1948/49 Rektor war.[7] Seine Schüler waren dort: Robert Rauschenberg, Donald Judd und Kenneth Noland. Von 1934 bis 1936 gehörte er der Pariser Künstlergruppe Abstraction-Création an. 1935 unternahmen Josef und Anni Albers ihren ersten Kuba- und Mexiko-Besuch von den vierzehn Studienreisen nach Lateinamerika, durch dessen indigene Bau- und Webkunst sie beeindruckt und ihr späteres Schaffen beeinflusst wurden.[8] 1939 nahmen sie die amerikanische Staatsbürgerschaft an.

1950 wechselte Albers an die Yale-Universität und leitete von 1950 bis 1959 das Art Department. Seine Schüler dort waren u. a. Eva Hesse, Richard Serra, Richard Anuszkiewicz und Julian Stanczak.[9] Dazu übernahm er zahlreiche Gastdozenturen (so in Harvard, Hartford, Havanna und Santiago de Chile). In den Jahren 1954 und 1955 lehrte er als Gastprofessor an der neu gegründeten Hochschule für Gestaltung in Ulm, die an die Lehrmethoden des Bauhauses Dessau anknüpfte und von Max Bill geleitet wurde.


Werk und Würdigung


Hommage to the Square aus dem Josef-Albers-Museum auf einer 100-Pfennig-Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost, 1993
Hommage to the Square aus dem Josef-Albers-Museum auf einer 100-Pfennig-Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost, 1993

Albers experimentierte mit Farben, Formen, Linien, Flächen und ihren Wechselwirkungen auf die kognitive wie subjektive, visuelle Wahrnehmung: „Nur der Schein trügt nicht“. Er hatte wie Piet Mondrian großen Einfluss auf die Entwicklung der amerikanischen Malerei.[10] Sein Werk zählt zur konkreten Kunst, mit seinen geometrisch-optischen Täuschungen neben dem von Victor Vasarely zu den Wegbereitern der Op-Art und mit seiner berühmten Hommage to the Square[11] zum Hard Edge. Mit dieser Serie dokumentiert er seine Untersuchungen über das Zusammenwirken (interaction of color, 1971)[12] von drei bis vier ineinandergefügten, ungemischt auf den Bildträger gespachtelten, quadratischen Farbflächen, deren Artikel-Nummern er auf der Rückseite der Bilder vermerkte, um zu verdeutlichen, dass ein Betrachter Farben für sich und miteinander je nach Umgebung völlig unterschiedlich wahrnimmt.[13]

Josef Albers war Teilnehmer der documenta 1 im Jahr 1955 und der 4. documenta 1968 in Kassel. 1958 zeichnete ihn der Bundespräsident mit dem Verdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland aus. Insbesondere der Westfälische Kunstverein unter der Leitung von Peter Leo und Dieter Honisch setzte sich für das Schaffen Albers ein und stellte es aus. 1968 erhielt er den großen Preis der Dritten Bienal Americana Grabado, Santiago, Chile; den Großen Preis für Malerei des Landes Nordrhein-Westfalen, und eröffnete im April die Wanderausstellung Albers im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kultur, die bis Januar 1970 durch Europa reiste. 1968 wurde Albers in die American Academy of Arts and Letters, 1973 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 1970 wurde er Ehrenbürger seiner Heimatstadt Bottrop. 1971 ehrte ihn das Metropolitan Museum of Art, New York, als ersten lebenden Künstler mit einer Retrospektive und gründete Albers die gemeinnützige Gesellschaft The Josef & Anni Albers Foundation, um das Sehvermögen durch Kunst zu erwecken und zu fördern.[14] 1976 wurde in Bottrop das bisherige Städtische Neusprachliche Mädchengymnasium in Josef-Albers-Gymnasium umbenannt.[15] 1983 wohnte Anni Albers der Eröffnung des Josef-Albers-Museum im Quadrat Bottrop bei und schenkte dem Museum Werke aus dem Nachlass ihres Mannes Josef.[16]


Werke


Seine bekanntesten Werke sind:[17]

Josef Albers, Zwei Supraporten (1972) am alten Standort über dem Haupteingang des Erweiterungsbaus des  Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kultur Münster (1974–2009), (Foto 2006)
Josef Albers, Zwei Supraporten (1972) am alten Standort über dem Haupteingang des Erweiterungsbaus des Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kultur Münster (1974–2009), (Foto 2006)

Sonderausstellungen



Schriften (Auswahl)



Literatur




Commons: Josef Albers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Westfälische Nachrichten: Josef Albers im Heinrich-Neuy-Bauhausmuseum. Jetzt kommt ein wahrer Meister. WN, 8. Oktober 2014, abgerufen am 12. Mai 2018.
  2. MünsterlandZeitung.de: Kunstwerk des Monats Wie Josef Albers Stadtlohn sah. MünsterlandZeitung.de, 17. März 2011, abgerufen am 12. Mai 2018.
  3. Josef & Anni Albers Foundation, abgerufen am 15. März 2016.
  4. Bauhaus Online (Memento vom 25. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 15. März 2016.
  5. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion „Entartete Kunst“, Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin
  6. Maria Becker: Wo soll Kunst entstehen, wenn nicht in der Natur? Das Black Mountain College war eine der folgenreichsten Schulen für die Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Studierenden sollten mehr lernen als nur Kunst. NZZ, 9. Mai 2018, abgerufen am 12. Mai 2018.
  7. Josef Albers: Photographien 1928 - 1955. Hrsg.: Marianne Stockebrand. Schirmer/Mosel, München 1992, ISBN 3-88814-470-1, S. 127.
  8. Brenda Danilowitz, Heinz Liesbrock (Hrsg.): Anni und Josef Albers, Begegnungen mit Lateinamerika (Katalog). Josef Albers Museum Bottrop 2007.
  9. art et culture: Josef Albers 1888–1976 teaching at Yale,1955. youtube, 15. Dezember 2017, abgerufen am 12. Mai 2018 (englisch).
  10. Heinz Liesbrock: Anni und Josef Albers, Begegnungen mit Lateinamerika (Katalog). Hrsg.: Brenda Danilowitz, Heinz Liesbrock. Josef Albers Museum Bottrop 2007, S. 7.
  11. The Josef & Anni Albers Foundation: hommage to the square. Abgerufen am 12. Mai 2018 (englisch).
  12. The Josef & Anni Albers Foundation: interaction of color. Abgerufen am 12. Mai 2018 (englisch).
  13. Katharina Cichosch: Farbe denken? Vom revolutionären Gehalt Josef Albers. 19. Juli 2016, abgerufen am 30. Mai 2018.
  14. The Josef & Anni Albers Foundation: Mission. The Josef & Anni Albers Foundation, 2018, abgerufen am 31. Mai 2018 (englisch).
  15. Josef-Albers-Gymnasium: Schulgeschichte. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
  16. Josel Albers: Formulation : Articulation. Thames & Hudson, London 2006, ISBN 978-0-500-23828-8, S. 165.
  17. The Josef & Anni Albers Foundation: Josef Albers, selected works. The Josef & Anni Albers Foundation, 2018, abgerufen am 31. Mai 2018.
  18. Albers: Kombinationsschrift. Abgerufen am 28. Mai 2019.
  19. The Josef & Anni Albers Foundation: Homages to the square. The Josef & Anni Albers Foundation, 2018, abgerufen am 3. Mai 2018.
  20. The Josef & Anni Albers Foundation: structural constellations. The Josef & Anni Albers Foundation, 2018, abgerufen am 31. Mai 2018.
  21. Josef Albers Museum Quadrat Bottrop Aktuell: Kunst als Erfahrung. Josef Albers als Lehrer - der Maler und seine Schüler 15. Dezember bis 30. März 2014 (Memento vom 14. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 15. März 2016
  22. Solomon R. Guggenheim New York: Josef Albers in Mexico, abgerufen am 3. November 2017
  23. FAZ Frankfurter Allgemeine vom 1. Januar 2018: Josef Albers im Guggenheim. Gelobtes Land der Abstraktion, von Michael Watzka, abgerufen am 2. Januar 2018
  24. Villa Hügel Essen Homepage (Memento vom 5. Juli 2018 im Internet Archive), abgerufen am 2. Mai 2021
  25. Der Tagesspiegel vom 10. Oktober 2021: Anni und Josef Albers im Musée D’Art Moderne de Paris. Große Kunst, große Liebe, von Rüdiger Schaper, abgerufen am 10. Oktober 2021
Personendaten
NAME Albers, Josef
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler, Kunsttheoretiker und -pädagoge
GEBURTSDATUM 19. März 1888
GEBURTSORT Bottrop
STERBEDATUM 25. März 1976
STERBEORT New Haven, Connecticut

На других языках


- [de] Josef Albers

[en] Josef Albers

Josef Albers (/ˈælbərz, ˈɑːl-/; German: [ˈalbɐs]; March 19, 1888 – March 25, 1976)[1] was a German-born artist and educator. The first living artist to be given a solo shows at MoMA[2] and at the Metropolitan Museum of Art in New York,[3] he taught at the Bauhaus and Black Mountain College, headed Yale University's department of design, and is considered one of the most influential teachers of the visual arts in the twentieth century.

[es] Josef Albers

Josef Albers (19 de marzo de 1888 - 25 de marzo de 1976) fue un artista y profesor alemán cuyo trabajo, tanto en Europa como en los Estados Unidos, creó la base de algunos de los programas de educación artística más influyentes del siglo XX. Su esposa fue la también artista Anni Albers.

[fr] Josef Albers

Josef Albers, né le 19 mars 1888 à Bottrop en province de Westphalie et mort le 25 mars 1976 à New Haven aux États-Unis, est un peintre et enseignant de l'art.

[it] Josef Albers

Josef Albers (Bottrop, 19 marzo 1888 – New Haven, 26 marzo 1976) è stato un pittore tedesco.

[ru] Альберс, Джозеф

Джозеф (Йозеф) Альберс (нем. Josef Albers; 19 марта 1888, Ботроп — 25 марта 1976, Нью-Хейвен, штат Коннектикут) — немецкий и американский художник, дизайнер, поэт, теоретик и преподаватель.[6]



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