Sir Tony Cragg, eigentlich Anthony Douglas Cragg (* 9. April 1949 in Liverpool) ist ein englischer bildender Künstler. Bis Ende Juli 2013 war Cragg Rektor der Kunstakademie Düsseldorf.[1]
Wirbelsäule (1996)Skulpturensammlung ViersenFerryman (1997), Wien 1, Georg-Coch-Platz, vor Otto Wagners PostsparkasseAuf der Lichtung (1997) auf dem Reichowplatz in SennestadtDistant Cousin von 2006, Edelstahl, seit 2012 in Hannover vor der Nord/LB
Leben
Tony Cragg, der Sohn eines Luftfahrtingenieurs, arbeitete nach dem Abitur zunächst als Laborant bei einem Forschungsverband der Gummi-Industrie (National Rubber Producers Research Association), bevor er sich der Kunst zuwandte. Er nahm sein Studium am Gloucestershire College of Art and Design auf, besuchte anschließend die Malklasse der damaligen Wimbledon School of Art, bevor er 1973 an das Royal College of Art in London wechselte.
Während seines Studiums verlagerte sich Tony Craggs Interesse vom Malerischen zum Plastischen; so spannte er beispielsweise Netze aus geknoteten Kordeln über Alltagsgegenstände. Seine Bekanntschaft mit dem Konzeptkünstler Richard Long beeinflusste sein Schaffen in dieser Periode. Auf seinen „Erkundungsreisen“ durch die freie Natur und auf Deponien sammelte Tony Cragg Gegenstände, die ihm als Material und als Anregung für neue Arbeiten dienten: „Zivilisationsmüll trifft auf natürliche Materialien“.
1976 nahm er einen Lehrauftrag an der École des Beaux-Arts in Metz an. Ein Jahr später zog er nach Wuppertal, wo auch heute noch sein Wohnsitz ist. Zwei Jahre lang lebte er völlig zurückgezogen, um sich 1979 mit der Arbeit „New Stones, Newton’s Tones“ – einem Mosaik aus bunten, farblich geordneten und auf dem Boden ausgebreiteten Plastikstücken – in der Kunstszene zurückzumelden.
In den 1980er Jahren war Cragg auf vielen bedeutenden internationalen Ausstellungen vertreten. So zum Beispiel auf der documenta 7 und der documenta 8 in Kassel und auf fünf Biennalen in Venedig, São Paulo und Sydney. Mitte der 1980er Jahre zeichnete sich erneut eine Wende in Tony Craggs Werk ab: Objekte seiner Plastik-Ära wurden durch raumgreifende Bronzeplastiken ersetzt. 1988 erhielt er den britischen Kunstpreis Turner-Preis. Seit Ende der 1980er Jahre widmet sich Tony Cragg auch der Zeichnung.
Ab 1979 lehrte er an der Kunstakademie Düsseldorf, seit 1988 als Professor, um im Jahr 2001 als Professor für Bildhauerei an der Hochschule der Künste in Berlin zu beginnen. Seit 1994 ist er Mitglied an der Royal Academy of Arts in London und seit 2002 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Außerdem wurde er im selben Jahr in den Stand eines Commander of the British Empire (CBE) erhoben. Er war Prorektor und seit 2009 Rektor der Kunstakademie Düsseldorf; in dieser Funktion folgte er Markus Lüpertz. Am 1.August 2013 gab er das Amt an Rita McBride ab.[2] Anfang Februar 2015 wurde er zum Ehrenmitglied der Kunstakademie ernannt.[3]
2009 wurde Anthony Cragg in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste gewählt.
Zu Craggs ersten für den Außenbereich geschaffenen Werken gehören die Early Forms von 1990 vor dem Wuppertaler Von der Heydt-Museum und die Plastik Wirbelsäule von 1996 neben der Kreisverwaltung Viersen.[4]
Im August 2013 wurde in Wuppertal vor dem historischen Zoo-Hauptgebäude das erste Denkmal Tony Craggs aufgestellt. Die Skulptur heißt Domagk und erinnert an die Erfindung des ersten nutzbaren Antibiotikums, für das Gerhard Domagk den Nobelpreis für Medizin erhielt.[5] Im Juni 2014 wurde in der Fußgängerzone der Bonner Innenstadt die sechs Meter hohe Bronzeplastik Mean Average (dt.: Mittlerer Durchschnitt) im Beisein des Künstlers, des Bonner Oberbürgermeisters Jürgen Nimptsch und des Alt-Bundeskanzlers Gerhard Schröder enthüllt.[6]
Am 30. Juni 2020 wurde in Berlin die Erweiterung des Marie-Elisabeth-Lüders-Haus mit einer 6m Hohen Skulptur von Tony Cragg zur Luisenstraße hin abgeschlossen.[7][8]
Zum 75. Geburtstag der Wochenzeitung Die Zeit schuf er die Skulptur Type Face.[9]
Am 19. Oktober 2022 wurde in Remscheid-Lennep die Skulptur Jakobsweg enthüllt. Sie wurde eigens für den Pilgerweg der Jakobs-Pilger geschaffen, der durch den Ort verläuft. Die etwa 3,2m hohe und 600kg schwere Skulptur steht auf dem Munsterplatz. In ihrer Gestaltung greift sie den Jakobsweg auf, der sich matt auf dem ansonsten polierten Edelstahl absetzt. Eigentümer des Kunstwerks sind die Pilgerfreunde. Tony Cragg verzichtete für die Skulptur auf sein Honorar.[10][11]
2006 erwarb der Bildhauer in Wuppertal einen 15 Hektar großen verwilderten Park mit der denkmalgeschützten Villa Waldfrieden, dem ehemaligen Wohnsitz von Kurt Herberts, um hier den Skulpturenpark Waldfrieden aufzubauen. Um sich dem Projekt widmen zu können, gab er seine Professur an der Universität der Künste in Berlin (UdK) auf und wechselte an die Düsseldorfer Kunstakademie. Im September 2008 wurde der Skulpturenpark eröffnet. Er zeigt Werke von Tony Cragg und anderen internationalen Bildhauern sowie wechselnde Sonderausstellungen.[12]
2017: Tony Cragg: Esculturas y Dibujos, Museo Nacional de Bellas Artes in Havanna/ Kuba, 7. April bis 12. Juni 2017, Katalog in spanischer Sprache; danach bis 22. Oktober 2017: Museum Ludwig Koblenz mit dem Titel Tony Cragg. Sculptures and Works on Paper, Katalog in deutscher Sprache.
2022: Tony Cragg - Sculpture: Body and Soul, Albertina, Wien, 7. Juli bis 6. November 2022[24]
Schriften
In and Out of Material. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2006, ISBN 978-3-86560-130-8.
Second Nature. Dumont, Köln 2009, ISBN 978-3-8321-9165-8.
Literatur
Peter Kastner: Anthony Cragg. Wirbelsäule – the articulated column in der Skulpturensammlung Viersen. Viersen 1996, ISBN 3-9805339-0-5.
Christiane Müller: Tony Cragg: In: Sabine Selchow (Red.): Künstler im Wuppertal. 76 Porträts. Herausgegeben vom Kulturamt der Stadt Wuppertal. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1983, ISBN 3-87294-230-1, S. 32–33.
Brigitte Reinhardt (Hrsg.): Tony Cragg – „Spiel nach draußen“. Skulpturen im öffentlichen Raum; [Ausstellung Tony Cragg – Spiel nach Draußen, Skulpturen im Öffentlichen Raum; 26. April bis 21. Juni 1998, Ulmer Museum], Ulmer Museum, Ulm 1998, ISBN 3-928738-16-X.
Johann-Karl Schmidt: Tony Cragg, "Spyrogyra". Cantz, Ostfildern 1999.
Hella Nußbaum, Hermann J. Mahlberg: Vom Haus Waldfrieden zum Skulpturenpark, Müller und Busmann, Wuppertal, ISBN 978-3-941217-01-0.
Irene Netta, Ursula Keltz:75 Jahre Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München. Hrsg.: Helmut Friedel. Eigenverlag der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München 2004, ISBN 3-88645-157-7, S.229.
Von der Heydt-Museum (Mementodes Originals vom 25. April 2016 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/vdh.netgate1.net
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