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Gerhard Schack (* 28. Juli 1929 in Hamburg; † 30. März 2007 ebenda) war ein Hamburger Kunstsammler, Kunsthistoriker, Kurator, Mäzen, Autor und Herausgeber.


Leben



Kindheit und Ausbildung


Schacks Vater, ein Kaufmann, hatte ein Faible für die Kunst von Anselm Feuerbach, Arnold Böcklin und Moritz von Schwind, war aber kein Sammler. Jedoch förderte er früh die Sammelleidenschaft seines Sohnes, der anfangs Holzfigürchen aus dem Erzgebirge sammelte, dann aber als Zehnjähriger japanische Götter aus Elfenbein, oder auch Netsuke.[1] Dann kamen Grafiken hinzu. Im Alter von dreizehn Jahren trat Gerhard Schack der Griffelkunst-Vereinigung Langenhorn bei, die in der Fritz-Schumacher-Schule in der Fritz-Schumacher-Siedlung ihren Sitz hatte. Die ersten Blätter, die er damals erstand, waren drei Lithografien von Alfred Kubin. Später gehörte er bis 1980 dem Beirat und der Jury der Griffelkunst-Vereinigung an.[2][3]

Nach seiner Schulzeit studierte er Kunstgeschichte an der Universität Hamburg bei dem Kunsthistoriker Wolfgang Schöne, der mit seinen Forschungen eine phänomenologisch orientierte und stilgeschichtlich argumentierende Kunstgeschichte vertrat.[4] Er studierte unter anderem die Maler Michelangelo Merisi da Caravaggio, Rembrandt van Rijn und Peter Paul Rubens.[5]


Sammlung


1967 taucht sein Name zum ersten Mal im Hamburger Adressbuch auf. Von ca. 1966 bis zu seinem Tode wohnte er in einem Haus in der Straße Am Ochsenzoll 54 in Hamburg-Langenhorn, in dem seine Mutter bis zu ihrem Tode mitwohnte.[6] Schack, der oft auf seinem Spinett oder seinem Klavier spielte, hatte überall in seinem Haus Werke seiner Sammlung hängen, selbst über der Badewanne und in der Küche. Seine Sammlung umfasste viele Künstler, doch sein erstes Hauptsammelgebiet war das der japanischen Tuschemalerei und Tuschezeichnung sowie des japanischen Holzschnitts oder japanischen Farbholzschnitts von Künstlern wie unter anderen Gyokuen, Hamaguchi Rofu Nangai, Hokumyō Sekkōtei, Isoda Koryūsai, Katsukawa Shun'ei, Katsukawa Shunkō, Katsukawa Shunsen, Katsukawa Shunshō, Katsukawa Shunzan, Katsushika Hokusai, Kawanabe Kyōsai, Keisai Eisen, Keisei Kien, Kikukawa Eishin, Kikukawa Eizan, Kita Busei, Kitagawa Utamaro, Kitagawa Utamaro II, Kitao Shigemasa, Mori Ippō, Nagai Yoshitaki, Nakabayashi Chikukei, Okumura Masanobu, Ônishi Chinnen, Ryūkaen, Ryūsai Shigeharu, Sakuragawa Jihinari, Satō Hodai, Shunbaisai Hokuei, Shungansai Hokushin, Shunshosai Hokuchō, Shunshōsai Hokuju, Shunkōsai Hokushū, Suzuki Harunobu, Tachibana Morikuni, Takashima Chiharu, Takigawa Kunihiro, Tamagawa Shūchō, Tani Bunchō, Teisai Hokuba, Torii Kiyomitsu, Torii Kiyomitsu II, Torii Kiyonaga, Torii Kiyotomo, Totoya Hokkei, Toyohara Kunichika, Tsukioka Kōgyo, Tsukioka Settei, Tsukioka Yoshitoshi, Utagawa Hiroshige, Utagawa Hiroshige III., Utagawa Kunikatsu, Utagawa Kunimaru, Utagawa Kunisada, Utagawa Kuniyasu, Utagawa Kuniyoshi, Utagawa Sadakage, Utagawa Sadamasu (auch Utagawa Kunimasu), Utagawa Toyohiro, Utagawa Toyokiyo und Utagawa Toyokuni. (Wie in Japan üblich, stehen die Familiennamen vor den Vornamen.)

Einige Werke aus Schacks japanischer Sammlung, die sich im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg befinden:

Schacks zweites Hauptsammelgebiet waren malerische und zeichnerische Werke sowie Grafiken von Horst Janssen.


Horst Janssen


In der Griffelkunst-Vereinigung Langenhorn wurde Gerhard Schack auf Horst Janssen aufmerksam, als dieser seine Lithografien Johannes Böse präsentierte. Danach begegneten sie sich sporadisch bei Ausstellungen oder bei gemeinsamen Bekannten. In der Werkstatt von Wolfgang Werkmeister in Hamburg-Rissen lernten sie sich Ende 1969 näher kennen, als der Drucker Hartmut Frielinghaus ihnen dort Andrucke zeigte für die Beilagen der Vorzugsausgaben ihrer jeweiligen Buchprojekte. Schacks Buchprojekt war die von ihm bearbeitete und herausgegebene Neuauflage von Gustav Schieflers Buch Das graphische Werk von Arthur Illies, die 1970 erschien. Schack führte Janssen in die ostasiatische Kunst ein und bewog ihn dazu, nach der Natur zu zeichnen, was beides dessen Kunst beeinflusste. Mit Janssen und dessen damaliger Freundin, der Grafikerin Gesche Tietjen unternahm Schack viele Spaziergänge in den Elbmarschen und reiste mit Janssen im Frühjahr 1971 in das schweizerische Tessin, wo sich Gesche Tietjen zur Erholung aufhielt. Nach kurzer Zeit reiste er wieder ab, um beide alleine zu lassen.

Schack wurde nicht nur ein Freund von Janssen, sondern er fungierte für ihn auch bald als Mittelsmann zur Griffelkunst-Vereinigung, als Verwalter des Janssen-Kontos dort, als Herausgeber der Janssen-Bücher im Christians-Verlag und als Ansprechpartner für Janssen Buchprojekte bei anderen Verlagen. Er überwachte die Qualität der Reproduktionen, wachte über die Produktionen, arrangierte Ausstellungen und hielt Janssen so den Rücken frei, damit dieser sich der künstlerischen Arbeit widmen konnte. Janssen ließ Schack Handlungsspielraum in ästhetischer und finanzieller Hinsicht. Bezahlt wurde Schack mit Probedrucken, die bei Janssens Drucker Frielinghaus anfielen und bestimmte Auflagen von Radierungen und Lithografien, die bei Vorzugsausgaben von einigen Buchprojekten seitens Schack beigelegt wurden. Es existieren Porträts von Gerhard Schack, die Horst Janssen im Laufe der Freundschaft skizzierte, zeichnete oder malte. Eine davon ist die mit Tusche aquarellierte Federzeichnung Gerhard Schack lesend, 23. Juli 1972 mit den Maßen 20,6 × 14,4 cm, die sich im Besitz der Hamburger Kunsthalle befindet.[9]

Ende 1979, Anfang 1980 zerbrach die Freundschaft zwischen Janssen und Schack, der für Janssen schon länger nicht mehr als Anreger für Werke oder Werksreihen galt. Nach einer Denunziation beim Finanzamt sollte Schack auf alle Geschenke, die er von Janssen erhalten hatte, Steuern zahlen. Er wandte sich hilfesuchend an Janssen, mit der Bitte um eine Schätzung des Wertes für das Finanzamt. Womöglich aus Eitelkeit gab dieser eine vergleichsweise hohe Angabe bei der Behörde an und vergrößerte so Schacks Problem. Schack fühlte sich verraten. Zuhause nahm er alle Janssen-Bilder von den Wänden und verschenkte oder verkaufte, woran er weniger hing.

Hinzu kam ein zweites Problem für Schack in Form eines Vorwurfes, der beinhaltete, dass er bei der Griffelkunst-Vereinigung von dem Janssen-Konto Geld veruntreut haben soll, um damit seine Projekte oder seine Tätigkeit selbst zu finanzieren. Ob der Vorwurf auf Fakten beruht oder von seinen Feinden Carl Vogel und Lieselotte Kruglewsky-Anders in die Welt gesetzt wurde, ist kaum mehr rekonstruierbar, weil zu viel Material vernichtet wurde oder nicht zugänglich ist. Aufgrund der Unstimmigkeiten wurde Schack bei der Griffelkunst-Vereinigung 1980 seiner Tätigkeiten enthoben und genötigt, den Schaden auszugleichen. Zudem wurde ihm der Zugang zu den Räumen untersagt. Janssen entzog Schack das Vertretungsrecht. Als Janssen selbst mit Forderungen des Finanzamtes konfrontiert wurde, verwies er, sich verteidigend, auf Schack, der angeblich insgesamt rund 250.000,- DM von der Griffelkunst-Vereinigung bekommen haben soll, um sie bei der Finanzkasse einzuzahlen. Ob Janssens Angaben stimmen, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, da der Vorwurf scheinbar nicht bewiesen wurde und Janssen in ähnlichen Streitigkeiten mit anderen von Dingen ausgegangen sein soll, die nur er als verabredet ansah. Unklar ist auch, wer noch Zugang zu dem Konto hatte.

Im Laufe der 80er Jahre ließ Janssen Grüße an Schack überbringen, der jedoch nicht reagierte. Erst im Vorfeld ihres 60. Geburtstages und eines Jubiläums der Griffelkunst-Vereinigung lebte der Kontakt wieder auf, doch blieb Schack bei Treffen immer etwas reserviert. Im August 1995 starb Horst Janssen, im Dezember des Jahres sein Drucker Hartmut Frielinghaus, der ebenfalls Sammler Janssens Werke war.[10]

Am 7. Februar 1997 stellte Gerhard Schack seine Janssen-Kollektion der Hamburger Kunsthalle als Dauerleihgabe zu Verfügung, die in dem Jahr den Neubau der Galerie der Gegenwart mit dem Janssen-Kabinett eröffnete. In den ersten beiden Ausstellungen des Janssen-Kabinetts 1997 wurden Werke aus der Schack-Sammlung gezeigt. Im selben Jahr erwarb die Hamburger Kunsthalle mit Unterstützung privater Spender und der Kulturstiftung der Länder aus dem Nachlass von Hartmut Frielinghaus eine der wichtigsten Werkgruppen Janssens. In der dritten Ausstellung des Janssen-Kabinetts 1997 wurden ab Ende Oktober erste Werke aus der Sammlung Frielinghaus gezeigt.


Vermächtnis


Kissenstein von Gerhard Schack, Friedhof Ohlsdorf, Hamburg
Kissenstein von Gerhard Schack, Friedhof Ohlsdorf, Hamburg

Schack starb am 30. März 2007 in Hamburg[11] und wurde auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg beigesetzt (Planquadrat AC 21, Grabnummer 29–31). Auf seinem Kissenstein am Grab stehen die lateinischen Worte „ars longa, vita brevis“.

Er hinterließ der Hamburger Kunsthalle seine Janssen-Kollektion von ca. 3300 Blatt sowie auch Schriften und Fotografien. Der Förderkreis Horst Janssen in der Hamburger Kunsthalle plant den Nachlass in den nächsten Jahren vollständig zu erfassen und zu digitalisieren.[12] Dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg vermachte Gerhard Schack ca. 3000 japanische Tuschezeichnungen, Tuschemalereien und Holzschnitte.[13] 409 davon sind bisher digitalisiert in der Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Sammlung Online ansehbar.


Ausstellungen (Auswahl)



Publikationen (Auswahl)


Als Autor:

Beteiligungen:

Als Herausgeber:


Literatur




Commons: Gerhard Schack – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Nachweis, Artikel Das Vermächtnis des Sammlers Gerhard Schack im Hamburger Abendblatt vom 1. April 2008
  2. Lieselotte Kruglewsky-Anders (Hrsg.): Graphik im 20. Jahrhundert – 50 Jahre Griffelkunst. Edition Griffelkunst Hamburg, Hamburg 1977, S. 60
  3. Harald Rüggeberg (Hrsg.): Griffelkunst – Verzeichnis der Editionen 1976–2000, Band I, 1976–1988, Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V., Hamburg 2002, ISBN 3-9804397-6-3, S. 490
  4. Artikel Kunstgeschichte studieren an der Universität Hamburg auf der Website www.portalkunstgeschichte.de
  5. Artikel Gerhard Schacks Traum von den Schmetterlingen in der Welt am Sonntag vom 23. März 2003
  6. Gerhard Schack im Hamburger Adressbuch von 1967
  7. Jizō Bosatsu in Religion in Japan, ein Web-Handbuch auf der Website der Universität Wien
  8. Weißpigment (Memento vom 25. März 2016 im Internet Archive)
  9. Anklickbare und damit vergrößerbare Abbildung der Federzeichnung Gerhard Schack lesend, 23. Juli 1972
  10. Gerhard Schack in Horst Janssen – Ein Leben von Henning Albrecht, Rowohlt Verlag 2016 (Leseprobe)
  11. Sterbedatum und Sterbeort in der Zeitschrift Der Spiegel vom 7. April 2007
  12. Der Förderkreis auf der Website der Hamburger Kunsthalle
  13. Erwähnung des Vermächtnis auf der Website des Museums für Kunst und Gewerbe
  14. Die Ausstellung auf der Website des Detlefsen-Museums
  15. Artikel Bunte Göttinnen: "Die Geliebten des Don Juan" in der Kunsthalle in der Zeitung Die Welt vom 20. April 2007
  16. Artikel Spielbälle aus dem fernen Osten, NWZ Online, 7. September 2007
Personendaten
NAME Schack, Gerhard
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kunstsammler
GEBURTSDATUM 28. Juli 1929
GEBURTSORT Hamburg
STERBEDATUM 30. März 2007
STERBEORT Hamburg



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