art.wikisort.org - Gemälde

Search / Calendar

Das Waldstillleben oder Waldbodenstück ist eine besondere Form der Stilllebenmalerei im Holland des 17. Jahrhunderts. Als Hauptvertreter dieser Malerei gilt Otto Marseus van Schrieck.

Stillleben mit Insekten und Amphibien
Otto Marseus van Schrieck, 1662
Öl auf Leinwand
50.7× 68,5cm
Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Bildgegenstände und Interpretation


Dargestellt sind Einblicke in Biotope mit wildwachsenden Blumen, diversen Pflanzen und kleinen Tieren wie Eidechsen, Fröschen und Insekten. Oft handelt es sich dabei um die Vegetation (und Fauna) des Waldbodens oder morastig ländlichen Gebietes. Trotz der naturgetreuen Beobachtung sieht Sybille Ebert-Schifferer die wesentliche Aufgabe dieser Gemälde in der Verbildlichung moralischer Abläufe – bspw. als Vergegenwärtigung des „Kampfes ums Überleben“.[1] Norbert Schneider nimmt eine ähnliche Deutung vor und interpretiert diese Gemälde als „Schauplatz [...], Arena für den Kampf widerstreitender metaphysischer Prinzipien, von Gut und Böse“.[2] Den einzelnen Tieren und Pflanzen kommen dabei positive und negative Eigenschaften gemäß der christlichen Symbolik zu.[3]


Künstler


Wo genau die Wurzeln des Waldstilllebens liegen, ist nicht sicher. Anhaltspunkte gibt es aber bei der Blumenmalerei um die Mitte des 17. Jahrhunderts. Von Jan Davidsz. de Heem sind Gemälde bekannt, in denen er einen Blumenstrauß mit einem Vogelnest kombinierte oder seine Blumen- und Früchteensembles mit Getier auf einem Waldboden darstellte.[1] Als Hauptvertreter des Waldstilllebens gilt aber Otto Marseus van Schrieck. Curt Habicht fielen als Erstem die im Kanon der Stilllebenmalerei recht eigenwillig anmutenden Waldstillleben auf. Er schloss auf einen „Phantast[en] der holländischen Malerei“ als Urheber dieser Gemälde.[4] Allerdings war dem in Nijmegen geborenen Maler auch das Fach der Blumenstillleben nicht fremd, was bspw. das Gemälde Blumenvase mit Schmetterlingen im Palazzo Pitti beweist. Eine wirkliche Mode für die Waldstillleben, die nahezu zwei Jahrzehnte anhielt, löste Marseus van Schrieck nach seiner Rückkehr aus Italien aus.[1] Möglicherweise erhielt er den wesentlichen Impuls für seine Malerei auf seiner 9 Jahre andauernden Reise durch Italien, wobei er u. a. in Rom und Florenz weilte.[5] Ab 1657 in Amsterdam ansässig, beschäftigte sich Marseus van Schrieck mit uneingeschränkter Hingabe der Beobachtung von auf dem Boden existierenden Tieren und Pflanzen des Waldes und der ländlichen Umgebung, was ihm in der schildersbent („Malerbande“, der Vereinigung niederländischer Maler in Rom) den Spitznamen „snuffelaer“ (dt. Schnüffler) einbrachte. Der Künstler legte dafür eigens in der Nähe von Diemen sein „Waterrijck“ (dt. Wasserreich) an – ein morastiges Biotop, in dem er zu Forschungszwecken Pflanzen kultivierte und Insekten züchtete.[6] Seine Beobachtungen und Studien waren die Vorlage für seine Stillleben mit Pilzen und die in mysteriös anmutenden Licht oder Dunkel gehaltenen Waldbodenstücke mit Gestrüpp, Wurzelwerk, wilden Pflanzen, Insekten und Reptilien. Trotz der Künstlichkeit der Szenerie hat der Betrachter das Gefühl – nicht zuletzt auch durch die Verschmelzung von Landschaft und Objektstudie – die offensichtlich arrangierte Sphäre der Stilllebenmalerei verlassen zu haben. Otto Marseus van Schriecks Typus des Waldstilllebens wurde von seinen Schülern Matthias Withoos[7] und Elias van den Broeck[8] weitergeführt, wobei allerdings der landschaftliche Aspekt – auch mit Blick auf den Himmel – stets an Bedeutung gewann. Der Einfluss Marseus van Schriecks ist aber auch in Werken von Jan Davidsz. de Heem, Abraham Mignon und Rachel Ruysch spürbar.[1] In Italien malte Paolo Porpora[9], der auch ein exzellenter Blumenmaler war, Waldbodenstücke in der Manier der Niederländer mit fingiertem Biotop und sich gegenseitig bedrohenden Tieren, die dort als sottobosco (ital. für Unterholz) bekannt wurden.[10]


Literatur



Nachschlagewerke



Monografien und Ausstellungskataloge



Einzelnachweise


  1. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens. (1998), S. 115.
  2. Norbert Schneider: Stilleben. (1989), S. 198.
  3. Norbert Schneider: Stilleben. (1989), S. 195ff.
  4. V. C. Habicht: Ein vergessener Phantast der holländischen Malerei. In: Oud Holland. Nr. 41, 1923/24, S. 33–37.
  5. Zu den Phasen seines Schaffens und zu weiteren biografischen Fakten siehe: Otto Marseus van Schrieck@1@2Vorlage:Toter Link/www.rkd.nl (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in der Datenbank des RKD.
  6. Fred G. Meijer & Adriaan van der Willigen: A dictionary of Dutch and Flemish still-life painters working in oils. (2003), S. 139.
  7. Über Matthias Withoos@1@2Vorlage:Toter Link/www.rkd.nl (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in der Datenbank des RKD.
  8. Über Elias van den Broeck@1@2Vorlage:Toter Link/www.rkd.nl (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in der Datenbank des RKD.
  9. Über Paolo Porpora@1@2Vorlage:Toter Link/www.rkd.nl (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in der Datenbank des RKD.
  10. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens. (1998), S. 198.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии