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Bismarckdenkmäler (manchmal auch Bismarcksäulen, Bismarck-Statuen usw. genannt) wurden seit 1868 zu Ehren des langjährigen preußischen Ministerpräsidenten und ersten deutschen Reichskanzlers Otto Fürst von Bismarck an vielen Orten des damaligen Deutschlands (heute teilweise Dänemark, Frankreich, Polen und Russland), in damaligen Kolonien sowie auch auf anderen Kontinenten errichtet.

Erste Bismarck-Statue in Deutschland, aufgestellt 1877 in Hausen nahe Kissingen, siehe Bismarck-Denkmal (Bad Kissingen).
Erste Bismarck-Statue in Deutschland, aufgestellt 1877 in Hausen nahe Kissingen, siehe Bismarck-Denkmal (Bad Kissingen).
Bismarck-Denkmal Hamburg (1906). Gesamthöhe 34,3 m. Figur 14,8 m.
Bismarck-Denkmal Hamburg (1906). Gesamthöhe 34,3 m. Figur 14,8 m.

Geschichte



Bedeutung


Die Bismarckdenkmäler waren sichtbarster und dauerhaftester Ausdruck der Bismarckverehrung bzw. des Bismarck-Kults im Kaiserreich. Größe und Aufwand der realisierten Denkmäler reicht von Gedenktafeln bis hin zu ausgedehnten Anlagen mit mehreren Figurengruppen wie dem Bismarck-Nationaldenkmal in Berlin. Die Flut von Bismarck-Monumenten aller Art war die dritte große Denkmälerwelle des deutschen Kaiserreichs nach den Krieger- und Siegesdenkmälern für die sogenannten „Einigungskriege“ von 1864, 1866 und 1870/71 und den Kaiser-Wilhelm-Denkmälern.

Bismarckdenkmäler richteten sich häufig „gegen das theatralische Machtpathos des Wilhelminismus“, so Thomas Nipperdey. Anders als die Kaiser-Wilhelm-Denkmäler wurden sie häufig von einfachen Bürgern initiiert.[1]


Denkmäler vor 1871


Erster Bismarckturm aus 1869 in Ober Johnsdorf (heute Janówek)
Erster Bismarckturm aus 1869 in Ober Johnsdorf (heute Janówek)

Bereits vor der Reichsgründung, noch zu Zeiten des Norddeutschen Bundes wurden zu Ehren Bismarcks Denkmäler errichtet. Das erste Bismarckdenkmal, ein 12 m hoher Obelisk mit einem marmornen Porträtrelief Bismarcks, stand als private Stiftung des Grafen zu Limburg-Stirum seit der Enthüllung am 5. Juli 1868 auf dessen Gut in Groß Peterwitz in Schlesien.[2] Ein Jahr später wurde in Ober Johnsdorf in Schlesien ein Bismarckturm als Aussichtsturm eingeweiht. Beide Denkmäler entstanden aufgrund privater Initiativen.


Denkmäler 1871 bis 1890


Bismarck, Roon und Moltke in Hohenlockstedt
Bismarck, Roon und Moltke in Hohenlockstedt
Bismarckdenkmal in Pangani Deutsch-Ostafrika 1906
Bismarckdenkmal in Pangani Deutsch-Ostafrika 1906

Schon kurz nach der Reichsgründung 1871 wurde Bismarck denkmalwürdig. Häufig wurde Bismarck nicht allein mit einem Denkmal geehrt, sondern zusammen mit anderen an den Kriegen 1866 und 1870/71 und der Reichsgründung beteiligten Personen wie Wilhelm I., Kronprinz Friedrich, Moltke und Roon in das Bildprogramm der nach 1871 an vielen Orten errichteten Sieges- oder Reichsgründungsdenkmäler einbezogen.

Die ersten öffentlichen Bismarck-Standbilder entstanden ab 1877 (Porträtrelief auf der Canossasäule bei Bad Harzburg). Das erste Denkmal, das Bismarck in ganzer Größe zeigt, war das 1877 aufgestellte Bismarck-Denkmal in Bad Kissingen (Ortsteil Hausen). Am häufigsten anzutreffen waren anfangs bronzene Büsten oder Standbilder. Zumeist zeigten sie auf einem hohen Sockel die überlebensgroße gegossene Gestalt Bismarcks als Militär in Kürassieruniform nach dem Vorbild des zweiten, 1879 enthüllten Bismarck-Standbilds in Köln. Geschmückt wurden mit diesen Denkmälern in der Regel zentrale Plätze von Städten. Zudem wurden über dreißig Bismarck-Brunnen gebaut. Bismarck-Denkmäler wurden auf allen Kontinenten errichtet, meist in den deutschen Kolonien, aber auch in Ländern mit deutschen Auswanderern wie USA und Brasilien.


Denkmäler 1890 bis 1898


Unmittelbar nach Bismarcks Entlassung 1890 gründeten sich in mehreren Orten Komitees, die die Errichtung repräsentativer Denkmäler planten. Die Zahl der Denkmalsetzungen stieg nun allmählich an. Gleichzeitig wurden auch neue Denkmalformen konzipiert. Das bis dahin größte Standbild war das 1898 enthüllte Bismarckdenkmal Elberfeld. Wenige Denkmäler zeigen Bismarck als private Person wie z. B. das Leipziger Bismarckdenkmal, das ihn als Jäger mit seinem Hund Tyras darstellte.

Mehr und mehr wurden statt der konventionellen Büsten oder Standbilder Bismarcktürme im mittelalterlichen Stil gebaut. Diese wurden im Gegensatz zu den figürlichen Denkmälern außerorts auf erhöhten Punkten errichtet.


Denkmäler und Bismarck-Türme nach 1898


Turmtypus Götterdämmerung
Turmtypus Götterdämmerung

Nach seinem Tod 1898 nahm Bismarcks ohnehin schon enorme Popularität noch einmal zu und damit auch die Zahl der Denkmalprojekte. Auch gestalterisch bedeutete das Jahr 1898 einen Einschnitt. Mehrfach wurde die Figur Bismarcks statt in der bisher üblichen zeitgenössischen Tracht in einer mittelalterlich anmutenden Rüstung dargestellt. Die Formensprache der Denkmäler wurde vielfach archaischer und es wurden wesentlich mehr architektonische Monumente erbaut.

Treppenaufstieg in einem Bismarckturm vom Typus Götterdämmerung (Hildesheim)
Treppenaufstieg in einem Bismarckturm vom Typus Götterdämmerung (Hildesheim)

Der Architekt Wilhelm Kreis schuf 1899 (also ein Jahr nach Bismarcks Tod) für einen Wettbewerb der „Deutschen Studentenschaft“ einen grundlegenden Musterentwurf „Götterdämmerung“ in Form einer wuchtigen Feuersäule, der von der Jury mit dem 1. Preis prämiert wurde. Dieser Musterentwurf wurde bis 1911 mit individuellen Unterschieden mehr als 40 Mal ausgeführt und kommt damit einem Typenbau nahe. In vielen Orten lehnte man aber einen Bau nach diesem Einheitsentwurf ab. Unabhängig von der architektonischen Gestaltung sollten nach der Idee der Studentenschaft auf allen Bismarcksäulen auf dem Turmkopf Feuerschalen installiert werden, die an bestimmten Tagen zu Ehren des ehemaligen Reichskanzlers – gleich einem Netzwerk in ganz Deutschland – brennen sollten. Auf 167 Bismarcktürmen wurden tatsächlich Befeuerungsvorrichtungen für unterschiedliche Brennstoffe angebracht. Da man sich nicht auf einen gemeinsamen Tag der Befeuerung einigen konnte (Bismarcks Geburtstag am 1. April lag in den Semesterferien), setzte sich diese Netzwerk-Idee nicht durch. Finanziert wurden die Bismarcksäulen meist durch Spenden (vor allem aus dem Bürgertum). Als Baumaterial sollte jeweils Gestein der näheren Umgebung (zum Beispiel Granit oder Sandstein) verwendet werden. Insgesamt 240 Bismarcktürme wurden als Aussichtstürme bzw. Feuersäulen errichtet.

Krönender Höhepunkt aller Bismarck-Monumente sollte eigentlich das sogenannte Bismarck-National-Denkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück werden, das anlässlich der Jahrhundertfeier am 1. April 1915 eingeweiht werden sollte. Seit 1907 war man mit Planungen beschäftigt und 1910 wurde ein allgemeiner Wettbewerb durchgeführt, bei dem 379 Beiträge eingingen und den das Duo Hermann Hahn und German Bestelmeyer gewann.[3] Das Projekt wurde aber – bedingt durch die ausufernden, stark kontroversen Diskussionen um das Wettbewerbsergebnis[4] und den Ausbruch des Ersten Weltkriegs – nie ausgeführt.

Viele Bismarckdenkmäler haben den Zweiten Weltkrieg und die anschließenden politischen Veränderungen nicht überdauert, sie wurden für die Rüstungsproduktion eingeschmolzen, bei Bombardierungen vernichtet oder nach 1945 entfernt. Heute gibt es vielerorts Vereine, die vorhandene Bismarcktürme und Bismarcksäulen pflegen beziehungsweise Geldmittel für eine Sanierung sammeln.


Beispiele



Erhaltene Denkmale



Standbilder, Büsten, Gedenktafeln


Das Bismarck-Standbild in Kiel
Das Bismarck-Standbild in Kiel
Das Bismarck-Denkmal in Bad Urach
Das Bismarck-Denkmal in Bad Urach
Gedenktafel in Itzehoe
Gedenktafel in Itzehoe
Bismarck-Nationaldenkmal in Berlin
Bismarck-Nationaldenkmal in Berlin
Restauriertes Jung-Bismarckdenkmal in Bad Kösen. Enthüllt 2006
Restauriertes Jung-Bismarckdenkmal in Bad Kösen. Enthüllt 2006
Langerwehe – Bismarckdenkmal im Landschaftsgarten Kammerbusch
Langerwehe – Bismarckdenkmal im Landschaftsgarten Kammerbusch
Bismarckstein am Hermannsdenkmal in Detmold
Bismarckstein am Hermannsdenkmal in Detmold
Bismarckdenkmal Karlsruhe, Bismarckstraße
Bismarckdenkmal Karlsruhe, Bismarckstraße

Im Ausland



Bismarcktürme



Nicht erhaltene Denkmale


Bismarckdenkmal in Frankfurt am Main
Bismarckdenkmal in Frankfurt am Main
Bismarckdenkmal in Dortmund
Bismarckdenkmal in Dortmund
Ehemaliges Denkmal mit Reichshund Tyras II im Johannapark in Leipzig
Ehemaliges Denkmal mit Reichshund Tyras II im Johannapark in Leipzig
Bismarkrelief am Bismarckbrunnen auf dem Südermarkt in Flensburg
Bismarkrelief am Bismarckbrunnen auf dem Südermarkt in Flensburg
Bismarckdenkmal in Oppeln auf dem Bahnhofsplatz
Bismarckdenkmal in Oppeln auf dem Bahnhofsplatz

Standbilder, Büsten, Gedenktafeln



Brasilien


Hessen


Brandenburg

ehemaliges Bismarck-Denkmal in Ruhland, 1945 zerstört
ehemaliges Bismarck-Denkmal in Ruhland, 1945 zerstört

Mecklenburg-Vorpommern


Niedersachsen


Nordrhein-Westfalen


Sachsen


Sachsen-Anhalt


Schleswig-Holstein


Thüringen


Polen


Russland


Tansania

Bismarckdenkmal in Tanga (zwischen 1906 und 1918)
Bismarckdenkmal in Tanga (zwischen 1906 und 1918)

Siehe auch



Literatur




Commons: Bismarckdenkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866–1918. Band II: Machtstaat vor der Demokratie. Beck, München 1992, S. 599 f.
  2. Illustrirte Zeitung. Nr. 1307 vom 18. Juli 1868, S. 51.
  3. Max Schmid: Hundert Entwürfe aus dem Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück-Bingen. Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Düsseldorf 1911 (Digitalisat der ULB Düsseldorf).
  4. Max Dessoir, Hermann Muthesius: Das Bismarck-Nationaldenkmal. Eine Erörterung des Wettbewerbes. Eugen Diederichs, Jena 1912.
  5. Statues Hither & Dither: Bad Bentheim
  6. Statues Hither & Dither: Bad Pyrmont
  7. Statues Hither & Dither: Bielefeld
  8. Statues Hither & Dither: Detmold
  9. Statues Hither & Dither: Eberbach
  10. Andreas von Seggern: „… eine besonders ernste Pflicht gerade der Bergedorfer…“ Zum Bismarck-Denkmal im Schloßpark. In: Lichtwark-Heft Nr. 70, Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf 2005, ISSN 1862-3549
  11. Statues Hither & Dither: Hamburg
  12. Statues Hither & Dither: Hann. Münden
  13. Statues Hither & Dither: Lienen
  14. Statues Hither & Dither: München
  15. Stadt-München.net
  16. Statues Hither & Dither: Norden
  17. www.ffmhist.de
  18. Horst Bormann: Die Elster-Chronik weiß es noch . . . Ruhland vor 100 Jahren: Bismark-Eiche und Bismarck-Denkmal. In: Amtsblatt Amt Ruhland. 6/1995, S. 8.
  19. Elster-Chronik. April 1895 und Juni 1895.
  20. bahnhofsvorstadt.de
  21. Leipzig-Lexikon
  22. Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2005, S. 424.
  23. Reinhold Brunner: Das war das 20. Jahrhundert in Eisenach. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-970-1, S. 65.
  24. 1895: Reichskanzler und Ministerpräsident Otto Fürst von Bismarck
  25. Bismarckdenkmal auf NordhausenWiki
  26. Sieglinde Seele: Breslaus Bismarck-Denkmäler. (Memento vom 29. Dezember 2007 im Internet Archive) Mannheim/ Berlin 2007, auf: breslau-wroclaw.de
  27. Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler. Michael Imhof, Petersberg 2005, S. 300.
  28. Ryszard Emmerling: 100 alte Postkarten von Oppeln 1897–1938. Adan, Opole, S. 41.
  29. Die Weltkarte. Otto-von-Bismarck-Stiftung, abgerufen am 3. Juli 2021.

На других языках


- [de] Bismarckdenkmal

[en] Bismarck monument

From 1868 onwards, Bismarck monuments were erected in many parts of the German Empire in honour of the long-serving Prussian minister-president and first German Reichskanzler, Prince Otto von Bismarck. Today some of these monuments are on the soil of other countries including France, Poland and Russia as well as the former German colonies on other continents.



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