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Serge Stauffer (* 8. Juni 1929 in Luzern als Werner Oscar Stauffer; † 17. September 1989 in Zürich) war ein Schweizer Künstler und Kunstvermittler. Er war Mitbegründer der F+F Schule für experimentelle Gestaltung in Zürich und Übersetzer der Texte von Marcel Duchamp. Stauffer entwickelte Vorläuferideen künstlerischer Forschung.


Leben und Werk


Stauffer absolvierte von 1952 bis 1955 die Ausbildung zum Fotografen bei Hans Finsler und Alfred Willimann an der Kunstgewerbeschule Zürich KGSZ. In dieser Zeit lernte er seine spätere Frau Doris Kloetzer kennen.

Erste Bekanntheit erlangte Stauffer durch seine Übersetzung des Theaterstücks Die kahle Sängerin von Eugène Ionesco, welches 1956 u. a. mit Daniel Spoerri im Klein-Theater Bern uraufgeführt wurde und 1959 beim Luchterhand Verlag erschien.

Als Fotograf arbeitete Stauffer im grafischen Atelier von Josef Müller-Brockmann und kehrte 1957 als Lehrer für Fotografik und experimentelle Fotografie an die KGSZ zurück. 1957 bis 1964 gestaltete er Ausstellungen, Kataloge und Plakate, und wirkte u. a. bei der von Max Bill organisierten Ausstellung Dokumentation über Marcel Duchamp (1960) im Kunstgewerbemuseum Zürich mit.

Stauffers frühes künstlerisches Werk umfasst unter anderem das Spielobjekt Jardin public, das 1961 beim Moderna Museet in Stockholm erschien. Von 1962 bis 1964 betrieb er anhand von geometrischen Zeichnungen und Fotogrammen umfassende Studien zu optischen Täuschungseffekten, die er geometrisch-optische Täuschungen (g.o.T.) nannte.[1]

1964 bereitete Stauffer zusammen mit Hansjörg Mattmüller den Aufbau einer künstlerischen Experimentierklasse vor. 1965 nahm sie als Klasse Form und Farbe (F+F) ihren Betrieb an der KGSZ auf.[2] Nachdem der von Doris Stauffer eingeführte Kurs Teamwork bei der F+F wieder abgeschafft werden sollte und die Weiterführung der Klasse auch sonst «von unannehmbaren Bedingungen abhängig gemacht» wurde, beschlossen die Klasse und Lehrer im Klassenrat im März 1970 gemeinsam die Auflösung der Klasse F+F und Kündigung der Lehrenden.[3] Gemeinsam überführten darauf Bendicht Fivian, Peter Gygax, Peter Jenny, Hansjörg Mattmüller, Doris Stauffer und Serge Stauffer im Januar 1971 die Klasse F+F in die private Kunstschule F+F Schule für experimentelle Gestaltung.[4] Serge Stauffer und Mattmüller teilten sich die Schulleitung, bis Stauffer 1978 freiwillig ausschied.[5]

Wie Tom Holert beschreibt, suchten Künstler wie Allan Kaprow, Nam June Paik, Asger Jorn oder der Philosoph und Künstler Piero Simondo seit den 1950er und 1960er Jahren nach Möglichkeiten einer künstlerischen Forschung.[6] Auch Stauffer arbeitete schon während seiner Zeit als Lehrer an der KGSZ an Konzepten zu Kunst als Forschung. 1968 hielt er an einer Tagung des Schweizerischen Werkbundes SWB einen Vortrag über den Künstler als Forscher und unter dem Titel Thesen zu Kunst als Forschung präsentierte er seine Überlegungen 1976 während einer Ausstellung der F+F im Foyer des Kunsthauses Zürich.[7] 1978–79 hatte Stauffer einen Lehrauftrag zu «Kunst als Forschung» an der kunsthistorischen Abteilung der Universität Zürich inne. Schliesslich erschien der Aufsatz Kunst als Forschung 1981 in der Publikation Genie gibt′s – Die siebziger Jahre an der F&F Schule für experimentelle Gestaltung.[8]

Von 1956 bis 1967 führte Stauffer einen Briefwechsel mit Marcel Duchamp und erforschte dessen Werk. Dazu veröffentlichte Stauffer 1973 das Buch Ready Made – 180 Aussprüche aus Interviews mit Marcel Duchamp und gab zusammen mit Theo Ruff 1981 Die Schriften – Zu Lebzeiten veröffentlichte Texte mit übersetzten und faksimilierten Texten von Marcel Duchamp heraus. Postum erschien 1992 der von ihm konzipierte Band Marcel Duchamp: Interviews und Statements.

Mit dem Schweizer Künstler und Poeten André Thomkins verband Stauffer eine lebenslange Freundschaft, aus der ein umfangreicher Briefwechsel hervorging. Diese Freundschaft wird dokumentiert in der 1985 erschienenen Thomkins-Monografie Oh! Cet Echo!.

Der Nachlass von Serge Stauffer befindet sich in der Graphischen Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern.[9] Ein weiterer Teil des Nachlasses von Serge Stauffer befindet sich im Duchamp-Kabinett der Staatsgalerie Stuttgart. Stauffers Werk und seine Arbeiten zu «Kunst als Forschung» sind auch Gegenstand eines 2011 lancierten Forschungsprojekts am Institut für Gegenwartskunst der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).[10]


Werke



Herausgeberschaften und Übersetzungen



Artikel und Buchbeiträge



Literatur





Einzelnachweise


  1. Vgl. [Serge Stauffer]: Autobiographie. In: Marcel Duchamp: Interviews und Statements. Gesammelt, übersetzt und annotiert von Serge Stauffer, hrsg. von Ulrike Gauss. Stuttgart: Graphische Sammlung Staatsgalerie Stuttgart, 1992. S. 243f, hier S. 243.
  2. Vgl. Hans-Rudolf Lutz, Hansjörg Mattmüller, Serge Stauffer (Hg.): Experiment F+F 1965–70. Zürich: Verlag H.R. Lutz, [1970].
  3. Vgl. Lutz u. a., 1970, o. S. (Pappelmann-Repport, Kündigungsschreiben der Klasse F+F vom 13. März 1970).
  4. Vgl. Stauffer 1992, S. 244.
  5. Vgl. Stauffer 1992, S. 244.
  6. Vgl. Tom Holert: Künstlerische Forschung: Anatomie einer Konjunktur. In: Texte zur Kunst, no. 82, Jahrgang 20, Juni 2011. S. 38–63. Hier S. 39/41.
  7. Vgl. Stauffer 1992, S. 244. Abgedruckt in: Hansjörg Mattmüller (Hg.): F+F Zürich. Das offene Kunststudium. Bern: Benteli Verlag, 1991. S. 252f.
  8. Serge Stauffer: Kunst als Forschung. In: Genie gibt's. Die siebziger Jahre an der F&F Schule für experimentelle Gestaltung. Hg. von G.J. Lischka, H.J. Mattmüller. Frankfurt am Main: Betzel Verlag, 1981. S. 61–92.
  9. Bestand: Archiv Serge Stauffer. Schweizerische Nationalbibliothek, Graphische Sammlung. Signatur: GS-STAUFFER.
  10. Vgl. Institut für Gegenwartskunst IFCAR, Projekt zu Serge Stauffer, www.ifcar.ch
Personendaten
NAME Stauffer, Serge
ALTERNATIVNAMEN Stauffer, Werner Oskar
KURZBESCHREIBUNG Schweizer Künstler
GEBURTSDATUM 8. Juni 1929
GEBURTSORT Luzern
STERBEDATUM 17. September 1989
STERBEORT Zürich



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