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Friedrich Brentel (im französischsprachigen Sprachraum bekannt auch als Frédéric Brentel; * 9. Juli 1580 in Lauingen; † 17. Mai 1651 in Straßburg[1]) war ein künstlerisch bedeutender deutscher Kupferstecher, Radierer, Zeichner und Miniaturmaler, der die wichtigste Radiererwerkstatt im Großraum Straßburg am Anfang des 17. Jahrhunderts betrieb.

Brentel bekam zahlreiche Aufträge vom hohen und niederen Adel im Gebiet zwischen Nancy und Stuttgart. Seine Werke wurden gesammelt von den Liebhabern und später von den staatlichen Institutionen, doch verhältnismäßig wenig wurde in die heutige Zeit überliefert – vieles verbrannte z. B. bei dem Brand der Straßburger Bibliothek 1870. In seiner Werkstatt bildete Friedrich Brentel zahlreiche Schüler, darunter Matthäus Merian, aus. Friedrich Brentel war ein Sohn des Miniatur- und Wappenmalers Georg Brentel der Älteren sowie ein Halbbruder der Maler David und Elias Brentel.

Großer Saal im Neuen Lusthaus in Stuttgart (Radierung, 1619)
Großer Saal im Neuen Lusthaus in Stuttgart (Radierung, 1619)
Diana und Aktäon, (Gouache auf Pergament, 1620, Grafikkabinett Straßburg)
Diana und Aktäon, (Gouache auf Pergament, 1620, Grafikkabinett Straßburg)
Landschaft mit Tobias und dem Engel Raphael (Gouache auf Pergament, 1625)
Landschaft mit Tobias und dem Engel Raphael (Gouache auf Pergament, 1625)
Georg Friedrich Herr zu Rappoltstein (Miniatur, vermutlich 1629)
Georg Friedrich Herr zu Rappoltstein (Miniatur, vermutlich 1629)
Horatius Cocles (1630, Grafikkabinett Straßburg)
Horatius Cocles (1630, Grafikkabinett Straßburg)
Flucht aus Ägypten, 1638 (Grafikkabinett Straßburg)
Flucht aus Ägypten, 1638 (Grafikkabinett Straßburg)

Leben


Friedrich Brentel war das erste Kind seines Vaters Georg mit dessen zweiten Ehefrau Anna geb. Gailhofer. Er kam nach Straßburg im Jahre 1587, als siebenjähriger Knabe mit seinen Eltern und jüngeren Geschwistern. Sein Vater ließ sich dort als Maler nieder. Es wird angenommen, dass Friedrich bei seinem Vater seine erste künstlerische Ausbildung bekam. Er kopierte auch Stiche niederländischer Manieristen als lavierte Federzeichnungen (ältestes erhaltenes Beispiel stammt von 1596). Brentel war später in den Niederlanden, wo er gewiss seine subtile Technik der Miniaturmalerei erlernte, doch wann genau dieser Aufenthalt stattfand und bei wem er lernte, ist völlig unbekannt. Seine älteste erhaltene Miniatur stammt erst aus dem Jahr 1618 und trägt zur Erhellung dieser Frage nicht bei. Seine Miniaturen erinnern stilistisch sehr stark an die Miniaturen von Hans Bol.[2]

Am 22. Februar 1601 heiratete Friedrich Brentel ebenfalls in Straßburg Anna Brackenhoffer, Tochter des Rotgerbers Andreas Brackenhoffer und im gleichen Jahr bekam er das Bürgerrecht der Stadt. Aus dieser Ehe hatte er nur zwei Kinder: Hans Friedrich (1602–1636) und Anna Maria (1613–1633). Zunächst arbeitete er in der Werkstatt seines Vaters, die er nach dessen Tod (1610) übernahm. Abgesehen von einigen kurzen Auswärtsaufenthalten blieb er bis zu seinem Lebensende in Straßburg, wo er seine Kunst weiter entwickelte und als bester Maler Straßburgs seiner Zeit berühmt wurde. In den früheren Jahren – bis etwa 1620 – stellte er fast ausschließlich Radierungen her. Erst danach malte er vor allem Miniaturen. Zeichnungen, die aus seiner ganzen Schaffensperiode am zahlreichsten überliefert sind, waren für Brentel meistens nur Skizzen für seine Arbeiten in anderen Techniken.[2]


Werk


Als sein erstes bemerkenswertes Werk wird der Radierungenzyklus Pompe funèbre über die Trauerfeierlichkeiten von Herzog Karl III. von Lothringen angesehen, die in Nancy von Mai bis Juli 1608 stattfanden. Dieser in zierlichem, geistreichem Stil gefertigter Zyklus ist ein wichtiger Beweis der Pracht dieser Feierlichkeiten. Brentel selbst nahm an den Feierlichkeiten nicht teil. Er bekam den Auftrag, Radierungen darüber anzufertigen, erst zwei Jahre danach. Als Grundlage dienten ihm Zeichnungen von Claude la Ruelle und Jean de la Hière. Die Radierungen sind zwar mit dem Namen Brentels signiert, doch stach er die Platten nicht selbst – sein Werk waren die äußerst kunstvollen, detailreichen Vorzeichnungen.[3] Brentel zeigt hier seine Begabung für klare räumliche Gliederung, übersichtliche Darstellung der Menschenmassen und Genauigkeit im Detail.[2] Auf einer Radierung ist neben dem Trauerzug ein einzelner Reiter auf dem Pferd zu sehen, der einen ganz anderen Stil aufweist. Dieser Reiter wird als erster Radierungsversuch des Hofmalers von Nancy, Jacques Bellange, angesehen, der heute vor allem wegen seiner Drucke bekannt ist.

Auch sein Zyklus über die Stuttgarter Feste von 1616 ist nicht weniger interessant. Den Auftrag dazu erteilte der Herzog Johann Friedrich – erst nachträglich – dem damals in Stuttgart arbeitenden Maler Esaias van Hulsen. Wegen Überarbeitung bat dieser Brentel um Hilfe. Van Hulsen beschränkte sich darauf, die Konzeption des Gesamtwerkes auszuarbeiten, alle Abbildungen übergab er Brentel, der den Großteil der Arbeit – 84 Abbildungen übernahm, 8 weitere übernahm Merian. Als Grundlage dienten Brentel Zeichnungen eines Stuttgarter Künstlers, der die Feierlichkeiten gesehen hatte – wahrscheinlich des Hofmalers Georg Donauer. Bei genauer Betrachtung der Abbildungen Brentels offenbart sich die Unterschiedlichkeit deren Ausführung. Brentel stach also auch hier die Platten nicht selbst, sondern beauftragte damit mehrere Radierer. Seine Radierungen in diesem Werk überragen künstlerisch nicht nur die von Merian, sondern auch seine eigenen aus der früheren Zeit. „Die Figuren sind zierlich und beschwingt, in vielfältigen und immer neuen Varianten und Bewegungen und in zarten Umrissen. Die großen Figurengruppen wie auch besonders die phantasievollen köstlichen Triumphwägen sind zu ornamentalen Bildkompositionen geworden, die sich nun zu Szenen zusammenschließen.“[4] Manche Radierung „ist von einer preziösen manieristischen Eleganz, wie man sie in dieser Zeit in der deutschen Graphik nirgends, aber auch sonst nicht leicht findet.“[5]

Obwohl sich in Brentels Werk starke Bezüge zu Herzogtum Württemberg bereits vom Anfang seiner selbständigen Tätigkeit 1601 finden, gibt es keine Hinweise, dass er sich länger in Stuttgart aufgehalten haben konnte. Lediglich 1618 war er dort, als er die Radierung des großen Saals im neuen Stuttgarter Lusthaus anfertigte.[6] Zu gleicher Zeit entstand ein Zyklus der Radierungen, der die ersten Grafen von Württemberg darstellte. Als Vorlagen dienten Brentel Skulpturen von Sem Schlör im Chor der Stuttgarter Stiftskirche. Dieser Zyklus blieb unvollständig: während es 11 Skulpturen von Schlör gibt, besteht der Zyklus Brentels aus nur 8 Radierungen, die in einer sehr kleinen Zahl als Probedrucke abgedruckt wurden.[7]

Nach Pompe funèbre, die den Höhepunkt des Manierismus von Brentel markiert, kommen in Brentels Werk – ähnlich wie bei den französischen Malern – immer mehr klassizistische Elemente auf.[8]


Schüler


Außer dem berühmten Matthäus Merian gehörten zu den Schülern und Mitarbeitern Brentels zum einen einige Mitglieder seiner Familie. Dies waren vor allem seine beiden Kinder Hans Friedrich und Anna Maria. Auch sein Schwager Hans Bühler (der Mann seiner jüngeren Schwester Regina) und sein Schwiegersohn Israel Schwarz waren seine Schüler. Ferner gehörten zu dem Kreis die Miniaturisten Johann Wilhelm Baur, Johann Jakob Besserer und Johann Walter, der Goldschmied und Ornamentstecher Tobias Franckenberger sowie – nur eine kurze Zeit – der Stilllebenmaler Sebastian Stoskopff. Unter ihnen war Johann Wilhelm Baur der bekannteste. Vergleicht man die Arbeiten Baurs mit den Brentels, so stellt man fest, dass nicht nur der Schüler von dem Lehrer profitierte, sondern auch umgekehrt.[9]


Werke (Auswahl)



Zeichnungen



Sammelwerke

Minerva (Zeichnung aus einem Stammbuch vom 12. Februar 1607)
Minerva (Zeichnung aus einem Stammbuch vom 12. Februar 1607)
Landschaft mit Dorf und Burg (Federzeichnung laviert)
Landschaft mit Dorf und Burg (Federzeichnung laviert)
Beweinung Christi (Zeichnung nach einem Werk aus dem Umkreis Hans Baldungs)
Beweinung Christi (Zeichnung nach einem Werk aus dem Umkreis Hans Baldungs)
Gräfin Anna von Leiningen (Vorzeichnung zum Gemälde, 1629)
Gräfin Anna von Leiningen (Vorzeichnung zum Gemälde, 1629)
Ausschnitt aus Pompe funèbre (Radierung, 1611)
Ausschnitt aus Pompe funèbre (Radierung, 1611)
Stuttgarter Hoffeste (Radierung, 1617)
Stuttgarter Hoffeste (Radierung, 1617)
Der Parnass (Radierung, 1617)
Der Parnass (Radierung, 1617)
Graf Ulrich III. von Württemberg (Radierung, 1618)
Graf Ulrich III. von Württemberg (Radierung, 1618)
Landschaft mit Dorf und Burg (Federzeichng laviert)
Landschaft mit Dorf und Burg (Federzeichng laviert)
Taufe Christi (Federzeichnung laviert)
Taufe Christi (Federzeichnung laviert)
Triumph Davids (Federzeichnung laviert)
Triumph Davids (Federzeichnung laviert)
Agathe Frau zu Rappoltstein als hleilige Agatha (Miniatur 1629)
Agathe Frau zu Rappoltstein als hleilige Agatha (Miniatur 1629)
Friedrich Graf von Solms-Rödelheim (Miniatur 1629)
Friedrich Graf von Solms-Rödelheim (Miniatur 1629)
Turmbau zu Babel (Federzeichnung laviert, um 1630)
Turmbau zu Babel (Federzeichnung laviert, um 1630)
Anna Maria von Baden-Durlach (Miniatur 1645)
Anna Maria von Baden-Durlach (Miniatur 1645)

Weitere Zeichnungen


Radierungen



Miniaturen



Schriften



Ausstellungen (mit Katalogen)



Anmerkungen und Einzelnachweise


  1. Wolfgang Wegner: Untersuchungen ..., S. 110
  2. Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 14, S. 133
  3. Wolfgang Wegner: Untersuchungen ...., S. 120
  4. Werner Fleischhauer: Renaissance ..., S. 382–83
  5. Wolfgang Wegner: Untersuchungen ...., S. 123
  6. Werner Fleischhauer: Renaissance ..., S. 383
  7. Wolfgang Wegner: Untersuchungen ...., S. 124
  8. Wolfgang Wegner: Untersuchungen ...., S. 122
  9. Wolfgang Wegner: Untersuchungen ..., S. 144–45
  10. Abbildung bei: F. W. H. Hollstein: German Engravings, Etchings and Woodcuts, Bd. IV, Amsterdam o. J. – Friedrich Warnecke: Heraldische Kunstblätter, 2. Lieferung, Görlitz 1877, Bl. 51
  11. erwähnt bei Hans Rott: Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof, Karlsruhe 1917, S. 68, doch um 1960 nicht mehr nachweisbar
  12. Abbildung bei: Dienende Kirche. Festschrift für Landesbischof D. Julius Bender, Karlsruhe 1963, S. 318
  13. Am 7. September 1618 im großen Saal des neuen Lusthauses in Stuttgart.
  14. Abbildung bei: Hans Haug: L’Art en Alsace, 1962, Abb. 205
  15. Abbildung und Besprechung in: „Deutscher Herold“ 41, 1910, S. 201
  16. Ausführliche Beschreibung in: V. Leroquais: Les livres d’heures manuscrits de la Bibliothèque nationale, Bd. 2, Paris 1927

Bibliographie




Commons: Friedrich Brentel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten
NAME Brentel, Friedrich
ALTERNATIVNAMEN Brentel, Frédéric; Brentelius, Fridericus; Brendel, Friedrich; Brintel Friedrich
KURZBESCHREIBUNG deutscher Radierer, Zeichner und Miniaturmaler
GEBURTSDATUM 9. Juli 1580
GEBURTSORT Lauingen
STERBEDATUM 17. Mai 1651
STERBEORT Straßburg

На других языках


- [de] Friedrich Brentel

[en] Friedrich Brentel

Friedrich Brentel (1580–1651) was a German printmaker in engraving and etching, and miniature painter. He was born in Lauingen and became a citizen of Strasbourg in 1601. His principal work is a set of plates for The Funeral of Charles III, Duke of Lorraine and the Royal entry of his son as the new duke, published at Nancy in 1611. They are from the designs of Claude de La Ruelle and Jean La Hire, and are etched in a slight, spirited manner. One plate has a single horse and rider, out of a large group in a procession, done in a very different style, which is thought to be the first venture into etching of the Nancy court painter Jacques Bellange, now known mainly for his prints. Other notable plates of his are a View of the large Hall at Stuttgart (1619) and John Frederick I., Elector of Saxony (1609).

[fr] Friedrich Brentel

Friedrich[1] Brentel, né en 1580 à Lauingen (Pfalz-Neuburg; aujourd’hui Bavière) et mort en 1651 à Strasbourg (Alsace), est un graveur et un peintre miniaturiste bavarois.

[it] Friedrich Brentel

Friedrich Brentel noto anche come Friederich o Frédéric (Lauingen, 1580 – Strasburgo, 1651) è stato un incisore e pittore tedesco specializzato in miniature.



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