Nicola Schrudde (* 1962 in Bensberg) ist eine deutsche Bildhauerin.
Leben
Nicola Schrudde studierte von 1981 bis 1988 an der Kunstakademie Düsseldorf. Wichtige zusätzliche Impulse und fördernde Kritik erfuhr sie im Umfeld der Akademie durch Bernd Minnich. Sie ist Meisterschülerin von Klaus Rinke. 1985 lebte Nicola Schrudde im Rahmen eines Studienaufenthalts in Kairo, wo sie in engen Kontakt mit Kunst und Kultur der arabischen Welt kam. Nach ihrem Kunststudium entfaltete sie eine intensive internationale Ausstellungstätigkeit. Arbeiten der Künstlerin befinden sich unter anderem in diesen öffentlichen Sammlungen und Museen: Arp Museum (Bahnhof Rolandseck), Remagen, Kunsthaus Nordrhein-Westfalen, Aachen, Kunstmuseum Bonn, Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Städtisches Museum Schloss Salder, Salzgitter, Victoria and Albert Museum, London, Villa Massimo, Rom. Seit 1995 ist Nicola Schrudde auch in der künstlerischen Hochschullehre tätig, mit Dozenturen und Lehraufträgen am Edinburgh College of Art (ECA), der Freien Akademie der Bildenden Künste Essen (fadbk), der Technischen Universität Dortmund und der Universität zu Köln.
Nicola Schrudde ist Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[1] Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.[2]
Werk
Where Ochre Turns to Violet (1997) Caledonian Hall at Royal Botanic Garden, Edinburgh (Foto: Nicola Schrudde)
Im Zentrum des Werks von Nicola Schrudde stehen ortsspezifische Installationen oder Interventionen im Innen- und Aussenraum. Diese konstituieren sich wesentlich aus skulpturalen Elementen und Videos, die zueinander wie zur sie umgebenden Umwelt komplexe räumliche Beziehungen eingehen. Vor dem Hintergrund von Naturbetrachtung entfalten diese konstellativen Rauminstallationen eine Tendenz zur Kontemplation. Die Künstlerin selbst spricht in diesem Zusammenhang von »Ereignissen der Stille«.[3] Im Umfeld des bildhauerischen Werkprozesses entstehen auch Arbeiten aus den Bereichen Fotografie und Malerei.
Ellipsoide Plastik
[ Haus / Silber / für #7 ] (2013)
Skulpturenpark Köln (Foto: Nicola Schrudde)
Bereits nach ihrer Rückkehr aus Ägypten Mitte der 1980er Jahre begann Nicola Schrudde mit dem traditionellen Werkstoff Ton zu arbeiten. Hierdurch gehört sie zu den Ersten im Kontext der zeitgenössischen bildenden Kunst, die diesem längere Zeit »verpönten«[4] Material wieder eine wichtige Rolle zuerkannten. Eine Besonderheit im Schaffen Nicola Schruddes ist es, dass sie in bestimmten Werkgruppen auch bei größeren plastischen Volumina den Ton nicht brennt, sondern allein durch Trocknung aushärten lässt. In Analogie zum Ton als substanzielle Grundlage für das plastische Werk von Nicola Schrudde, gibt es in diesem auch eine Grundform, aus der sich als elementares Formprinzip nahezu alle plastischen Arbeiten der Künstlerin konstituieren. Diese Elementarform ist eine Art unregelmäßiges Ellipsoid; weshalb das plastische Œuvre Nicola Schruddes als ellipsoide Plastik[5] benennbar ist. Die nach dieser Grundform gestalteten Einzelskulpturen werden aufgrund ihrer bewegt geformten Oberflächen wie auch durch ihre zwischen verschiedenen Werkgruppen variierenden Farbwerte oftmals mit Naturphänomenen assoziiert.
Internes Terrain
Glanz der Nacht (2012) Lehmbruck-Museum, Duisburg (Foto: Dejan Sarić/Nicola Schrudde)
In den plastisch-installativen Arbeiten von Nicola Schrudde werden häufig Cluster von einzelnen ellipsoiden Skulpturen zu komplexen Konstellationen vereinigt. Mit dem Ende der 1990er-Jahre erweitert Nicola Schrudde ihr installatives Grundkonzept um die Dimension gezielter Illumination. Gleichzeitig erfolgt eine Integration von skulptural-räumlich eingesetzten Projektionen auf Licht modifizierende Materialien wie Glas- oder Aluminiumplatten. Das Bildmaterial dieser Projektionen entstammt ihrer etwa zur gleichen Zeit begonnenen »Sammlung der Blätter«; hierbei handelt es sich um gefilmte Blätter oder Blattformationen, die durch ihre fortwährend ruckartige, sakkadengleiche Bewegung auf den visuellen Wahrnehmungsprozess des Menschen referieren. Nicola Schruddes Installationen hinterlassen den Gesamteindruck »interner Landschaften«, die konzeptionelle Parallelen zum japanischen Steingarten oder auch hinsichtlich ihrer planvollen Sichtachsen zum englischen Landschaftsgarten aufweisen.
Auszeichnungen (Auswahl)
1991: Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds, Bonn
1993: Förderpreis für Bildende Kunst der Landeshauptstadt Düsseldorf
1994 und 2003: Förderstipendium der Kunststiftung NRW
1995–1997: Fellowship der Henry Moore Foundation am Edinburgh College of Art (ECA)
1997: The Hope Scott Trust (Projektförderung), Edinburgh
1998: Stipendium Olevano Romano der Deutschen Akademie Rom – Villa Massimo
2000: Residency, Delfina Studio Trust, London
2003: Publikationsförderung der Stiftung Kunstfonds, Bonn
2009: Aufenthaltsstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen am European Ceramic Work Center (ekwc), ‘s-Hertogenbosch
2019: Stipendium der Stiftung Bartels Fondation, Basel
Ausstellungen (Auswahl)
1994: Nicola Schrudde, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf
1996: Nähe & Ferne, Sofia Art Gallery (City Gallery), Sofia
1997: Saldo, Kunstmuseum Düsseldorf
1997: Nicola Schrudde – Where Ochre Turns to Violet, Caledonian Hall at Royal Botanic Garden, Edinburgh
1997: Nicola Schrudde – Where Ochre Turns to Violet, Angel Row Gallery, Nottingham
1997: Nicola Schrudde – Where Ochre Turns to Violet, Oriel Mostyn Gallery, Llandudno (Wales)
1997: Table Work, Gallery A (kuratiert von William Alsop und Mel Gooding), London
1998: Nicola Schrudde – Verschiedene Sorten Grün, Villa Massimo, Rom
2022: [ CUFH ] Eine malerische Landschaftsinszenierung von Nicola Schrudde, Flottmann-Hallen, Herne
Literatur
Florian Blaschke/Michael Krajewski: Nicola Schrudde im Gespräch, in: Glanz der Nacht – Installation für das Lehmbruckmuseum, Lehmbruck-Museum, Duisburg, 2012
Martin Bochynek/Raimund Stecker (Hrsg.): Im Gespräch mit Nicola Schrudde, in: Nicola Schrudde, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, 1994, ISBN 3-925974-38-5
Maria Engels (Text): Nicola Schrudde. Räume / Silber und Grün, Kunst aus Nordrhein-Westfalen, Aachen, 2012, ISBN 978-3-00038-840-8
Mel Gooding: Where Ochre Turns to Violet – Blue, Pink, Green (engl.), in: Ceramic Review, Issue 166 (S. 26–27), Ceramic Review Publishing Ltd., London, 1997
Mel Gooding: A Text for the Paintings, in: caranicino (dt./engl.), Parerga/EMH Arts Publications, Berlin/London, 2003, ISBN 3-930450-79-8
Nadia Ismail: Die Aura der Nacht, in: Nicola Schrudde – Videoinstallation mit Skulpturen, MMIII Kunstverein Mönchengladbach, Mönchengladbach, 2009
Heinz-Norbert Jocks: Die Entdeckung der Sinnlichkeit, in: Nicola Schrudde, Forum Bilker Straße, Düsseldorf, 1994
Friedrich Meschede (Hrsg.): Köln Skulptur #7, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2013, ISBN 978-3-86335-469-5
Jürgen Partenheimer/Nicola Schrudde: 23 Telephone Calls between Nümbrecht and Edinburgh over a Selection of Text, in: Nicola Schrudde – Where Ochre Turns to Violet (engl.), Edinburgh College of Art (ECA), Edinburgh, 1997, ISBN 978-0-95311-580-8
Bill Scott: Postscript, in: Nicola Schrudde – Where Ochre Turns to Violet (engl.), Edinburgh College of Art (ECA), Edinburgh, 1997, ISBN 978-0-95311-580-8
Schrudde, Nicola im Mitgliederverzeichnis auf Website des Deutschen Künstlerbundes, abgerufen am 4. März 2016.
Biografische Daten: Nicola Schrudde – Info auf Website der Künstlerin, abgerufen am 4. März 2016.
Nicola Schrudde: Distanz. Statement, in: artist's statements auf Website der Künstlerin, abgerufen am 21. Mai 2021.
Deutsche Presse-Agentur: Künstler entdecken die Keramik wieder, in: Focus Online vom 18. Dezember 2013, München; abgerufen am 22. April 2016.
Ellipsoide Plastik: begriffliche Neubildung im Rahmen des vorliegenden Artikels. Abgeleitet von »Ellipsoid«(gr.), »ellipsoid«(adj.) im Sinne von: »Form oder Gestalt eines Ellipsoids aufweisend, einem Ellipsoid ähnlich«.
Ausstellungsverzeichnis: Nicola Schrudde – Info auf Website der Künstlerin, abgerufen am 7. Mai 2018.
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