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Sofonisba Anguissola (* um 1531/1532 in Cremona; † 16. November 1625 in Palermo) war eine italienische Malerin der Renaissance und die erfolgreichste Künstlerin dieser Epoche.

Sofonisba Anguissola, Selbstporträt, 1554
Sofonisba Anguissola, Selbstporträt, 1554

Leben und Werk



Leben


Sofonisba Anguissola war das älteste von sieben Kindern Amilcare Anguissolas und seiner Frau Bianca Ponzoni (sechs Töchter, ein Sohn). Die Eltern Sofonisbas gehörten beide zu aus dem Handelsbürgertum stammenden, adeligen Familien der Stadt Cremona. Amilcare und Bianca Anguissola erzogen ihre Töchter in einem – für damalige Zeiten – „neuen Sinn“: Sie ließen ihnen eine humanistisch geprägte Bildung zukommen, sowie eine Ausbildung, wie es nur für männliche Familienmitglieder üblich war. Sofonisbas Schwestern Lucia, Europa und Anna Maria wurden Malerinnen, Minerva trat als Literatin auf, Elena wurde Dominikanerin.

Sofonisba selbst, die Älteste, erhielt eine solide künstlerische Ausbildung. Sie studierte unter anderem ab ihrem elften[1] Lebensjahr bei Bernardino Campi[1] und Bernardino Gatti, gen. Il Sojaro. Ihr Vater übernahm das Management seiner begabten Tochter und korrespondierte mit hervorragenden Künstlern jener Zeit (unter anderem Michelangelo), um ihr Aufträge zu verschaffen.[2] All dies war für Frauen in der damaligen Kunst sehr ungewöhnlich.

Selbstporträt, 1556–1557
Selbstporträt, 1556–1557

Sofonisba hatte bereits einen guten Ruf als Porträtmalerin, als sie 1559 auf Empfehlung des Herzogs von Alba, Fernando de Toledo an den spanischen Königshof gerufen wurde, um Philipp II. und seine Familie zu malen und als Hofdame die erst 14-jährige Elisabeth von Valois zu unterrichten. Die junge Königin verbrachte bald die meiste Zeit vor der Staffelei.

Anguissolas erstes Porträt der kindlichen Infantin Isabel war so gut, dass Peter Paul Rubens es kopierte. 1565 malte Anguissola König Philipp II. von Spanien, dem auch das Herzogtum Mailand und damit Cremona, unterstand.

Sofonisba war der Königin Elisabeth auch emotional sehr verbunden. Als Elisabeth 1568 während ihrer dritten Schwangerschaft starb, fiel Sofonisba in Depressionen und bat um ihre Entlassung. In ihrem Vertrag war ihr zugesichert, dass der Hof sich um einen „standesgemäßen“ Mann für die Hofdame umsehen müsse. So verschlug es sie nach Sizilien zu ihrem ersten Ehemann, dem sizilianischen Edelmann Fabrizio di Moncada. Nach dessen Tod zog sie erneut nach Spanien, verliebte sich jedoch unterwegs in den Genuesen Orazio Lomellini, heiratete diesen ohne Erlaubnis des Königs und zog mit ihm nach Genua. Dort begann sie wieder zu malen und gab Malunterricht. 1585 traf sie die Infantin Catalina Micaela wieder, die sie auf ihrem Weg zu ihrem Bräutigam, dem Herzog von Savoyen nach Turin begleitete. Während dieser Reise fertigte sie für ein Bildnis der Braut Skizzen an.

1606 besuchte sie der junge Peter Paul Rubens, der im Auftrag des Herzogs von Mantua in Spanien mehrere ihrer Werke kopiert hatte. Durch eine Augenkrankheit (starke Kurzsichtigkeit) und Rheumatismus behindert, konnte Anguissola in ihren späten Jahren nicht mehr malen. Sie übersiedelte nach Palermo in Sizilien, wo sie der junge Anthonis van Dyck besuchte und die Neunzigjährige in seinem Italienischen Skizzenbuch porträtierte.

Drei Schwestern beim Schachspiel, um 1555
Drei Schwestern beim Schachspiel, um 1555

Bedeutung


Sofonisba Anguissola war zu ihrer Zeit vor allem als Porträtmalerin und als Malerin von Alltags- und Gruppenszenen bekannt, geriet jedoch nach ihrem Tod zu Unrecht bald in Vergessenheit. Da ihr ein Studium der Anatomie nicht möglich war und für Frauen die Arbeit mit großformatigen Leinwänden zur Bearbeitung biblischer oder mythologischer Themen ebenfalls als unstatthaft galt, erweiterte sie den damaligen Kunstbegriff in Bereiche der persönlichen Erfahrung. Dabei malte sie Kinder und Jugendliche psychologisch einfühlsam, und nicht, wie dies häufig vorkam, als kleine Erwachsene und verwendete zu diesem Zweck meist sehr kleinformatige Bildträger.[1]

Das bekannteste Bild ist Drei Schwestern beim Schachspiel von 1555, das als erste Darstellung einer Alltagsszene in der italienischen Malerei gilt. Es zeigt Lucia (links), Minerva (rechts) und Europa (in der Mitte), sowie am rechten Bildrand eine Gouvernante. Nach Ansicht einzelner Kunsthistoriker enthält es mit dem Lachen Europas zudem die erste Darstellung von Schadenfreude in der europäischen Kunst.[1]

Neben der spanischen Königsfamilie malte sie auch viele italienische und spanische Adelige jener Zeit. Ihre Werke fanden Eingang in die Kunstsammlung des Vatikans. Papst Julius III. sowie Papst Pius IV. besaßen einige ihrer Gemälde. Auch der Biograph von Michelangelo, Raffael und Leonardo da Vinci, Giorgio Vasari, brachte ihren Arbeiten großes Interesse entgegen.[3][4]

Darüber hinaus war Sofonisba Anguissola auch als Lehrmeisterin tätig. Als junge Frau unterrichtete sie ihre Schwestern, später in den Vierzigern weitere junge Künstlerinnen.


Werke (Auswahl)



Galerie



Literatur


Belletristik



Commons: Sofonisba Anguissola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Deborah Solomon: Old mistresses move the old masters aside – The Prado in Spain honors two female Renaissance painters. In: A. G. Sulzberger (Hrsg.): The New York Times. New York 19. Dezember 2019, S. 1 f.
  2. Paola Tinagl: Women in Italian Renaissance Art. Gender, Representation, Identity. Manchester University Press, Manchester 1997, ISBN 0-7190-4054-X, S. 14 ff.
  3. Paola Tinagl: Women in Italian Renaissance Art. Gender, Representation, Identity. S. 114.
  4. Haberlik: 50 Klassiker Künstlerinnen. Malerinnen, Bildhauerinnen und Photographinnen. S. 9–10.
  5. Double Portrait of a Boy and Girl of the Attavanti Family, abgerufen am 11. Juni 2018.
  6. Bildnis der Erzherzogin Johanna von Österreich, erzielter Preis € 283.300, abgerufen am 11. Juni 2018
Personendaten
NAME Anguissola, Sofonisba
ALTERNATIVNAMEN Anguisciola, Sofonisba
KURZBESCHREIBUNG italienische Malerin
GEBURTSDATUM um 1531–1532
GEBURTSORT Cremona
STERBEDATUM 16. November 1625
STERBEORT Palermo

На других языках


- [de] Sofonisba Anguissola

[en] Sofonisba Anguissola

Sofonisba Anguissola (c. 1532[1] – 16 November 1625), also known as Sophonisba Angussola or Sophonisba Anguisciola,[2][3] was an Italian Renaissance painter born in Cremona to a relatively poor noble family. She received a well-rounded education that included the fine arts, and her apprenticeship with local painters set a precedent for women to be accepted as students of art. As a young woman, Anguissola traveled to Rome where she was introduced to Michelangelo, who immediately recognized her talent, and to Milan, where she painted the Duke of Alba. The Spanish queen, Elizabeth of Valois, was a keen amateur painter and in 1559 Anguissola was recruited to go to Madrid as her tutor, with the rank of lady-in-waiting. She later became an official court painter to the king, Philip II, and adapted her style to the more formal requirements of official portraits for the Spanish court. After the queen's death, Philip helped arrange an aristocratic marriage for her. She moved to Sicily, and later Pisa and Genoa, where she continued to practice as a leading portrait painter.

[es] Sofonisba Anguissola

Sofonisba Anguissola (Cremona, c. 1535-Palermo, 1625) fue una pintora italiana considerada la primera mujer pintora de éxito del Renacimiento.[1] Cultivó el retrato y el autorretrato, estableciendo nuevas reglas en el ámbito del retrato femenino.[2] A los 27 años se estableció en España, en la corte del rey Felipe II. Se le adjudica un importante papel como eslabón entre el retrato italiano y el español en el siglo XVI, además de notable influencia en el desarrollo posterior de este género en Italia.[2] Su trayectoria resultó un precedente para varias mujeres artistas que habían sido excluidas de la enseñanza académica, de gremios y talleres y del mecenazgo papal, pero que sí encontraron respaldo en las cortes europeas entre los siglos XVI y XVIII.[2][3]

[fr] Sofonisba Anguissola

Sofonisba Anguissola, née à Crémone vers 1532 et morte à Palerme en 1625, est une artiste peintre italienne maniériste.

[it] Sofonisba Anguissola

Sofonisba Anguissola (Cremona, 2 febbraio 1532 – Palermo, 16 novembre 1625) è stata una pittrice italiana del tardo Rinascimento, una delle prime artiste a raggiungere la fama in Europa[1].

[ru] Ангвиссола, Софонисба

Софонисба Ангвиссо́ла (Ангуиссола; итал. Sofonisba Anguissola [anɡwisˈsɔla][6]; ок. 1532, Кремона — 16 ноября 1625, Палермо) — итальянская художница, первая известная художница эпохи Ренессанса.



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