Emil Schumacher (* 29. August 1912 in Hagen, Westfalen; † 4. Oktober 1999 in San José, Ibiza) war ein deutscher Maler und Vertreter des Informel.
Leben
Emil Schumacher wurde am 29. August 1912 als drittes Kind von Anna und Emil Schumacher in Hagen geboren. Von 1926 bis 1931 besuchte er die Oberrealschule in Hagen.
Schumacher studierte vom Wintersemester 1931/32 bis zum Ende des Wintersemesters 1933/1934 Werbegrafik an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Dortmund. Von 1935 bis 1939 war er als freier Maler ohne eine Beteiligung an Ausstellungen tätig.
Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurde Schumacher wegen des Vorwurfs des „Kulturbolschewismus“ nicht in die Reichskammer der bildenden Künste aufgenommen. In den Kriegsjahren war er Technischer Zeichner in den Akkumulatoren-Werken, einem Hagener Rüstungsbetrieb. 1941 heiratete er Ursula Klapprott. Unmittelbar nach Kriegsende startet er einen Neubeginn als freier Künstler.
1947 bis 1953
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Schumacher mit kubistischen Landschaften, 1947 hatte er seine erste Einzelausstellung in dem von dem Architekten Rasch eingerichteten Studio für neue Kunst in Wuppertal und wurde Mitbegründer der Künstlervereinigung Junger Westen. 1948 erhielt er den Kunstpreis Junger Westen der Stadt Recklinghausen, im selben Jahr kaufte das Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen zwei seiner Bilder, Stillleben und Stillleben mit Pilzen, an.
In den 1950er Jahren entwickelte er Werke, die nur aus der Farbe lebten, ohne jegliches konstruktives Gerüst. Dominierendes Thema seiner Arbeiten sind die Eigenwertigkeit der Farbe und Farbmaterie.
Ab 1954
1954 beteiligte sich Schumacher an der von Willem Sandberg im Stedelijk Museum, Amsterdam veranstalteten Ausstellung Deutsche Kunst nach 45, dabei wurde zum ersten Mal nach dem Krieg zeitgenössische Kunst aus Deutschland im Ausland gezeigt.
Ab 1955 wurde Schumacher durch erste Ausstellungen und Preise bekannt; seine Teilnahme an der 29. Biennale von Venedig[1] 1961 sowie die Verleihung des Guggenheim Award (National Section) bereits 1958 dokumentieren seinen internationalen Durchbruch.
Im Jahr 1959 war Emil Schumacher Teilnehmer der documenta II in Kassel. Von 1958 bis 1960 hatte er eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg inne. Zwischen 1961 und 1972 war Emil Schumacher Vorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes.[2] Von 1966 bis 1977 war er Professor an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe.
1964 war er mit drei großformatigen Bildern auf der documenta III und im Jahr 1977 auf der documenta 6 in Kassel vertreten. Heute hängen seine Arbeiten zwischen New York und München in vielen wichtigen Museen der Welt. Unter seinen zahlreichen Kunstwerken für den öffentlichen Raum finden sich u.a. großformatige Mosaikarbeiten für die U-Bahn-Station Colosseo in Rom. Er erhielt im Jahr 1982 den Rubenspreis der Stadt Siegen.[3]
Auszeichnungen (Auswahl)
1948: Kunstpreis junger westen der Stadt Recklinghausen
1955: Kunstpreis der Stadt Iserlohn
1956: Konrad-von-Soest-Preis, Münster
1958: Karl-Ernst-Osthaus-Preis, Hagen
1958: Guggenheim Award (National Section), New York
1959: Preis des japanischen Kultusministers anlässlich der V. International Art Exhibition, Tokio
1959: Menzione d´Onore – XI. Premio Lissone
1962: Premio Cardazzo – XXX. Biennale di Venezia
1962: First prize silver medal, Bang Danh-Du
1962: Award – 1st International Arts Exhibition, Saigon
1963: Großer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
1965: 2. Preis der VI. Exposition Internationale de Gravure, Ljubljana
1966: Prize of the Governor of Tokyo – 5th Internationalen Biennal Exhibition of Prints, Tokio
1974: Ibiza '74, Preis der Stadt Ibiza – Graphik-Biennale 1974
In seiner Heimatstadt Hagen entstand 2006 bis 2009 das Kunstquartier Hagen, welches das Osthaus Museum und – zu seinen Ehren – das neu gebaute Emil Schumacher Museum in einem Museumsensemble vereint. Im Juli 2006 begannen die Bauarbeiten für den Neubau sowie den Umbau und die Erweiterung des Osthaus Museums. Die Eröffnung wurde am 28. August 2009 gefeiert. Wissenschaftlicher Leiter des Emil Schumacher Museums ist seit 2011 der Kunsthistoriker Rouven Lotz.
Werke in Museen in Deutschland (Auswahl)
Berlin: Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Bochum: Kunstmuseum Bochum, Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, Situation Kunst (für Max Imdahl)
1982: Arpha, Öl und Sand auf Holz, 170 × 124,5 cm, Kunstsammlung Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main
Literatur (Auswahl)
Emil Schumacher – Räder:Werk, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Dortmund 2018, ISBN 978-3-86206-719-0
Emil Schumacher – Pastorale –Bukolische Szenen, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Dortmund 2016, ISBN 978-3-86206-667-4
Emil Schumacher – Reisebilder aus dem Orient, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Dortmund 2016, ISBN 978-3-86206-590-5
Emil Schumacher – Boscone – Faszination Baum, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Dortmund 2016, ISBN 978-3-86206-551-6
Emil Schumacher – Bild und Material, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), zugl. Ausst.-kat.: "Objet Trouvé", Hagen, Dortmund 2015, ISBN 978-3-86206-489-2
Emil Schumacher – 1945 – Wiedersehen in den Trümmern, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Dortmund 2015, ISBN 978-3-86206-465-6
Norbert Kricke und Emil Schumacher – Positionen in Plastik und Malerei nach 1945, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Bönen 2013, ISBN 978-3-86206-315-4
Young-Jae Lee und Emil Schumacher, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Bönen 2013, ISBN 978-3-86206-272-0
Emil Schumacher – Sommerfreuden, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Bönen 2013, ISBN 978-3-86206-280-5
Emil Schumacher – Frei wie ein Vogel, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, Bönen 2012, ISBN 978-3-86206-218-8
„Malerei ist gesteigertes Leben“ – Emil Schumacher im internationalen Kontext, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen, München 2012, ISBN 978-3-7774-5801-4
Brüder Grimm, Schneeweißchen und Rosenrot mit Illustrationen von Emil Schumacher aus dem Jahr 1948, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Köln 2012, ISBN 978-3-86832-091-6
Ernst-Gerhard Güse: Emil Schumacher. Das Erlebnis des Unbekannten. Ostfildern 2012. (= Schriften der Emil Schumacher Stiftung, Bd. 2.), ISBN 978-3-7757-2082-3
Schumacher – Afrika. Die Bilder Schumachers im Dialog mit Monumental-Skulpturen aus dem Nigerdelta, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Hagen 2011, ISBN 978-3-9811930-3-9
Emil Schumacher – Kreatur Pferd, Ulrich Schumacher/Rouven Lotz (Hrsg.), Ausst.-kat.: Warendorf, Bönen 2011, ISBN 978-3-86206-141-9
Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): Emil Schumacher. Leben in der Malerei. Gespräche und Texte. Ostfildern 2008. (= Schriften der Emil Schumacher Stiftung, Bd. 1.)
Emil Schumacher. Der Erde näher als den Sternen. Malerei 1936–1999. Hirmer, München 2007, ISBN 978-3-7774-3585-5.
Hans Gercke, Peter Anselm Riedl, Christoph Zuschlag (Hrsg.). Emil Schumacher. Letzte Bilder 1997–1999. Ausstellungskatalog Heidelberg, Köln 2000.
Peter Prange:Schumacher, Emil. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S.734–736(Digitalisat).
Schumacher, Emil. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts.Band4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S.234.
Christoph Zuschlag: Der unbekannte Schumacher. Ein wiederentdecktes Wandbild in Hagen. In: Weltkunst, 65, 1995, Nr. 24, S. 3498–3500.
Michael Klant/Christoph Zuschlag (Hrsg.): Emil Schumacher im Gespräch. „Der Erde näher als den Sternen“. Stuttgart 1992.
Christoph Zuschlag: „Alle Malerei ist Zerstörung“. Anmerkungen zu einem Aspekt des Werks Emil Schumachers. In: Kunstpresse, August 1992, S. 30–33.
Werner Schmalenbach: Emil Schumacher. Köln 1981, ISBN 3-7701-1269-5
Verdienstordenträgerinnen und -träger seit 1986.(Nicht mehr online verfügbar.)Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen,archiviertvomOriginalam10.Juli 2017;abgerufen am 11.März 2017.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.land.nrw
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